Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 7. Berlin, 1848.§. 342. Restitution. Wirkungen. ganz einfache Natur, wie z. B. die Schenkung, wozu einMinderjähriger beredet worden ist, so kann jene Regel als ausreichend gelten, indem eben nur die einzelne Handlung in ihren Folgen rückgängig zu machen ist. Allein viele, ja die meisten Aenderungen des Rechtszustandes haben eine so einfache Natur nicht, indem sie vielmehr aus gegenseitigen Leistungen, also aus Vortheilen und Nachtheilen auf beiden Seiten, zusammengesetzt sind. Für alle diese Fälle nun gilt die allgemeine und natür- Durch ein empfangenes Darlehen kann ein Minder- (a) L. 24 §. 4 de min. (4. 4),
"ut unusquisque in integrum jus suum recipiat" -- L. 29 ex qu. caus. (4. 6) "videlicet ne cui officium publicum vel damno, vel compendio sit". -- L. 1 pr. C. de reputat. (2. 48.). "Qui restituitur, sicut in damno mo- rari non debet, ita nec in lucro." -- Gleichbedeutend ist die Vorschrift, daß bei einem zwei- seitigen Vertrag der Verletzte nur die Wahl hat, ob das Geschäft ganz gelten oder ganz nicht gelten soll. L. 13 §. 27. 28 de act. emti (19. 1). §. 342. Reſtitution. Wirkungen. ganz einfache Natur, wie z. B. die Schenkung, wozu einMinderjähriger beredet worden iſt, ſo kann jene Regel als ausreichend gelten, indem eben nur die einzelne Handlung in ihren Folgen rückgängig zu machen iſt. Allein viele, ja die meiſten Aenderungen des Rechtszuſtandes haben eine ſo einfache Natur nicht, indem ſie vielmehr aus gegenſeitigen Leiſtungen, alſo aus Vortheilen und Nachtheilen auf beiden Seiten, zuſammengeſetzt ſind. Für alle dieſe Fälle nun gilt die allgemeine und natür- Durch ein empfangenes Darlehen kann ein Minder- (a) L. 24 §. 4 de min. (4. 4),
„ut unusquisque in integrum jus suum recipiat“ — L. 29 ex qu. caus. (4. 6) „videlicet ne cui officium publicum vel damno, vel compendio sit“. — L. 1 pr. C. de reputat. (2. 48.). „Qui restituitur, sicut in damno mo- rari non debet, ita nec in lucro.“ — Gleichbedeutend iſt die Vorſchrift, daß bei einem zwei- ſeitigen Vertrag der Verletzte nur die Wahl hat, ob das Geſchäft ganz gelten oder ganz nicht gelten ſoll. L. 13 §. 27. 28 de act. emti (19. 1). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0287" n="265"/><fw place="top" type="header">§. 342. Reſtitution. Wirkungen.</fw><lb/> ganz einfache Natur, wie z. B. die Schenkung, wozu ein<lb/> Minderjähriger beredet worden iſt, ſo kann jene Regel als<lb/> ausreichend gelten, indem eben nur die einzelne Handlung<lb/> in ihren Folgen rückgängig zu machen iſt. Allein viele, ja<lb/> die meiſten Aenderungen des Rechtszuſtandes haben eine ſo<lb/> einfache Natur nicht, indem ſie vielmehr aus gegenſeitigen<lb/> Leiſtungen, alſo aus Vortheilen und Nachtheilen auf beiden<lb/> Seiten, zuſammengeſetzt ſind.</p><lb/> <p>Für alle dieſe Fälle nun gilt die allgemeine und natür-<lb/> liche Regel, daß der urſprüngliche Zuſtand nach allen Seiten<lb/> hin wiederhergeſtellt werden muß <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 24 §. 4 <hi rendition="#i">de min.</hi> (4. 4),<lb/> „ut <hi rendition="#i">unusquisque</hi> in integrum jus<lb/> suum recipiat“ — <hi rendition="#i">L.</hi> 29 <hi rendition="#i">ex qu.<lb/> caus.</hi> (4. 6) „videlicet ne cui<lb/> officium publicum <hi rendition="#i">vel damno,<lb/> vel compendio</hi> sit“. — <hi rendition="#i">L.</hi> 1 <hi rendition="#i">pr.<lb/> C. de reputat.</hi> (2. 48.). „Qui<lb/> restituitur, sicut <hi rendition="#i">in damno</hi> mo-<lb/> rari non debet, ita <hi rendition="#i">nec in<lb/> lucro.“</hi></hi> — Gleichbedeutend iſt die<lb/> Vorſchrift, daß bei einem zwei-<lb/> ſeitigen Vertrag der Verletzte nur<lb/> die Wahl hat, ob das Geſchäft<lb/> ganz gelten oder ganz nicht gelten<lb/> ſoll. <hi rendition="#aq">L. 13 §. 27. 28 <hi rendition="#i">de act. emti</hi></hi><lb/> (19. 1).</note>. Eine Anwendung<lb/><choice><sic>anf</sic><corr>auf</corr></choice> die wichtigſten einzelnen Fälle wird dieſe Regel in das<lb/> rechte Licht ſetzen.</p><lb/> <p>Durch ein empfangenes <hi rendition="#g">Darlehen</hi> kann ein Minder-<lb/> jähriger in Nachtheil verſetzt ſeyn, indem er das empfangene<lb/> Geld verloren oder verſchwendet hat; dann führt die Re-<lb/> ſtitution dahin, daß er Nichts zurückbezahlt (§ 319 Note <hi rendition="#aq">d</hi>).<lb/> Hat er das Geld nicht gerade verſchwendet, ſondern an<lb/> einen unvermögenden Schuldner geliehen, ſo wird er da-<lb/> durch geſchützt, daß er ſich durch Ceſſion der Klage gegen<lb/> dieſen Schuldner mit ſeinem Gläubiger abfindet. Hat er<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0287]
§. 342. Reſtitution. Wirkungen.
ganz einfache Natur, wie z. B. die Schenkung, wozu ein
Minderjähriger beredet worden iſt, ſo kann jene Regel als
ausreichend gelten, indem eben nur die einzelne Handlung
in ihren Folgen rückgängig zu machen iſt. Allein viele, ja
die meiſten Aenderungen des Rechtszuſtandes haben eine ſo
einfache Natur nicht, indem ſie vielmehr aus gegenſeitigen
Leiſtungen, alſo aus Vortheilen und Nachtheilen auf beiden
Seiten, zuſammengeſetzt ſind.
Für alle dieſe Fälle nun gilt die allgemeine und natür-
liche Regel, daß der urſprüngliche Zuſtand nach allen Seiten
hin wiederhergeſtellt werden muß (a). Eine Anwendung
auf die wichtigſten einzelnen Fälle wird dieſe Regel in das
rechte Licht ſetzen.
Durch ein empfangenes Darlehen kann ein Minder-
jähriger in Nachtheil verſetzt ſeyn, indem er das empfangene
Geld verloren oder verſchwendet hat; dann führt die Re-
ſtitution dahin, daß er Nichts zurückbezahlt (§ 319 Note d).
Hat er das Geld nicht gerade verſchwendet, ſondern an
einen unvermögenden Schuldner geliehen, ſo wird er da-
durch geſchützt, daß er ſich durch Ceſſion der Klage gegen
dieſen Schuldner mit ſeinem Gläubiger abfindet. Hat er
(a) L. 24 §. 4 de min. (4. 4),
„ut unusquisque in integrum jus
suum recipiat“ — L. 29 ex qu.
caus. (4. 6) „videlicet ne cui
officium publicum vel damno,
vel compendio sit“. — L. 1 pr.
C. de reputat. (2. 48.). „Qui
restituitur, sicut in damno mo-
rari non debet, ita nec in
lucro.“ — Gleichbedeutend iſt die
Vorſchrift, daß bei einem zwei-
ſeitigen Vertrag der Verletzte nur
die Wahl hat, ob das Geſchäft
ganz gelten oder ganz nicht gelten
ſoll. L. 13 §. 27. 28 de act. emti
(19. 1).
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