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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849.

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§. 381. VI. Formen der Rechtsgeschäfte (Locus regit actum).

Die Beweiskraft eines Handelsbuches ist zu beurtheilen
nach dem Gesetz des Ortes, an welchem das Buch geführt
wird (f). Zwar scheint diese Beweiskraft dem Prozeßrecht
anzugehören, und daher dem Gesetz des Gerichtsortes unter-
worfen werden zu müssen. Allein die Beweiskraft ist hier
unzertrennlich verbunden mit der Form und Wirksamkeit des
Rechtsgeschäfts selbst, welche hierin als das Ueberwiegende
betrachtet werden muß. Der Fremde, der sich mit dem
Kaufmann eines Ortes, an welchem Handelsbücher gelten,
einläßt, unterwirft sich dem örtlichen Recht derselben.

Die formelle Gültigkeit jeder einzelnen, unter einem
Wechsel stehenden Unterschrift ist zu beurtheilen nach dem
Recht des Ortes, an welchem diese Unterschrift darunter ge-
setzt wird (g).

IV. Die wichtigste, und von jeher am meisten be-
sprochene, Anwendung unsrer Regel ist die auf die Ab-
fassung eines Testaments, wenn sich der Testator zufällig
außer seinem Wohnsitze befindet. Hierüber ist, was die
Regel selbst betrifft, schon längst allgemeine Uebereinstimmung
vorhanden (h).


bewegliche Sachen anerkannt, auch
wenn vor Preußischen Gerichten
geklagt wird. I. 5 § 148.
(f) Urtheil des Ober-Apella-
tionsgerichts zu Cassel 1826.
Seuffert Archiv B. 1 Num. 132.
(g) Urtheil des Revisionshofes
zu Berlin 1844. Seuffert Archiv
B. 2 Num. 121.
(h) Rodenburg Tit. 2 C. 3
§ 1--3. Vinnius selectae quaest.
II. 19. Hert.
§ 23. Wächter
II. S. 368--380. Zur Zeit des
Durantis war die Frage noch
sehr bestritten. Speculum II.
tit. de instrum. edit. § 12
Num.
16.
23*
§. 381. VI. Formen der Rechtsgeſchäfte (Locus regit actum).

Die Beweiskraft eines Handelsbuches iſt zu beurtheilen
nach dem Geſetz des Ortes, an welchem das Buch geführt
wird (f). Zwar ſcheint dieſe Beweiskraft dem Prozeßrecht
anzugehören, und daher dem Geſetz des Gerichtsortes unter-
worfen werden zu müſſen. Allein die Beweiskraft iſt hier
unzertrennlich verbunden mit der Form und Wirkſamkeit des
Rechtsgeſchäfts ſelbſt, welche hierin als das Ueberwiegende
betrachtet werden muß. Der Fremde, der ſich mit dem
Kaufmann eines Ortes, an welchem Handelsbücher gelten,
einläßt, unterwirft ſich dem örtlichen Recht derſelben.

Die formelle Gültigkeit jeder einzelnen, unter einem
Wechſel ſtehenden Unterſchrift iſt zu beurtheilen nach dem
Recht des Ortes, an welchem dieſe Unterſchrift darunter ge-
ſetzt wird (g).

IV. Die wichtigſte, und von jeher am meiſten be-
ſprochene, Anwendung unſrer Regel iſt die auf die Ab-
faſſung eines Teſtaments, wenn ſich der Teſtator zufällig
außer ſeinem Wohnſitze befindet. Hierüber iſt, was die
Regel ſelbſt betrifft, ſchon längſt allgemeine Uebereinſtimmung
vorhanden (h).


bewegliche Sachen anerkannt, auch
wenn vor Preußiſchen Gerichten
geklagt wird. I. 5 § 148.
(f) Urtheil des Ober-Apella-
tionsgerichts zu Caſſel 1826.
Seuffert Archiv B. 1 Num. 132.
(g) Urtheil des Reviſionshofes
zu Berlin 1844. Seuffert Archiv
B. 2 Num. 121.
(h) Rodenburg Tit. 2 C. 3
§ 1—3. Vinnius selectae quaest.
II. 19. Hert.
§ 23. Wächter
II. S. 368—380. Zur Zeit des
Durantis war die Frage noch
ſehr beſtritten. Speculum II.
tit. de instrum. edit. § 12
Num.
16.
23*
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[355/0377] §. 381. VI. Formen der Rechtsgeſchäfte (Locus regit actum). Die Beweiskraft eines Handelsbuches iſt zu beurtheilen nach dem Geſetz des Ortes, an welchem das Buch geführt wird (f). Zwar ſcheint dieſe Beweiskraft dem Prozeßrecht anzugehören, und daher dem Geſetz des Gerichtsortes unter- worfen werden zu müſſen. Allein die Beweiskraft iſt hier unzertrennlich verbunden mit der Form und Wirkſamkeit des Rechtsgeſchäfts ſelbſt, welche hierin als das Ueberwiegende betrachtet werden muß. Der Fremde, der ſich mit dem Kaufmann eines Ortes, an welchem Handelsbücher gelten, einläßt, unterwirft ſich dem örtlichen Recht derſelben. Die formelle Gültigkeit jeder einzelnen, unter einem Wechſel ſtehenden Unterſchrift iſt zu beurtheilen nach dem Recht des Ortes, an welchem dieſe Unterſchrift darunter ge- ſetzt wird (g). IV. Die wichtigſte, und von jeher am meiſten be- ſprochene, Anwendung unſrer Regel iſt die auf die Ab- faſſung eines Teſtaments, wenn ſich der Teſtator zufällig außer ſeinem Wohnſitze befindet. Hierüber iſt, was die Regel ſelbſt betrifft, ſchon längſt allgemeine Uebereinſtimmung vorhanden (h). (e) (f) Urtheil des Ober-Apella- tionsgerichts zu Caſſel 1826. Seuffert Archiv B. 1 Num. 132. (g) Urtheil des Reviſionshofes zu Berlin 1844. Seuffert Archiv B. 2 Num. 121. (h) Rodenburg Tit. 2 C. 3 § 1—3. Vinnius selectae quaest. II. 19. Hert. § 23. Wächter II. S. 368—380. Zur Zeit des Durantis war die Frage noch ſehr beſtritten. Speculum II. tit. de instrum. edit. § 12 Num. 16. (e) bewegliche Sachen anerkannt, auch wenn vor Preußiſchen Gerichten geklagt wird. I. 5 § 148. 23*

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/377>, abgerufen am 18.07.2024.