Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849.Buch III. Herrschaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen. ganz ohne Unterschied von den Italienischen Städten, vor-getragen (c). Eben so auch die Anwendung dieses Rechts auf die städtischen Lasten, so wie auf die einzelnen Befrei- ungen von diesen Lasten (vacatio und immunitas) (d). So vielfachen und unzweideutigen Zeugnissen gegen- Hieran schließt sich folgende, zum Verständniß unserer (c) L. 1 § 2. L. 37 pr. ad mun. (50. 1) (Ilium, Delphi, Pontus). L. 2 C. de municip. (10. 38) (Aquitanische Städte). L. 7 § 10 de interd. et releg. (48. 22). (d) L. 8 pr. L. 10 § 1 de vacat. (50. 5), L. 5 § 1 de j. immunitatis (50. 6). (e) L. 190 de V. S. (50. 16)
"Provinciales eos accipere de. bemus, qui in provincia domi- cilium habent, non eos, qui in provincia oriundi sunt." Diese Stelle, wie so viele andere desselben Titels, hat nur in den Digesten einen falschen Schein von Allge- meinheit, anstatt daß sie ursprüng- lich nur von einer ganz einzelnen Anwendung verstanden werden sollte, die nur jetzt nicht mit Sicherheit zu ermitteln ist. Vgl. über diese Stelle: Gundlingiana St. 31 N. 2 S. 34--43. Conradi par- erga p. 488--506. Hollweg Versuche S. 6. -- Bei dem Ehe- verbot zwischen den Römischen Provinzialbeamten und den Pro- vinzialinnen heißt es in L. 38 pr. de ritu nupt. (23. 2) gerade um- gekehrt: "inde oriundam, vel ibi domicilium habentem uxo- rem ducere non potest", wobei es ganz willkürlich ist, wenn Manche das vel durch id est erklären wollen. Buch III. Herrſchaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen. ganz ohne Unterſchied von den Italieniſchen Städten, vor-getragen (c). Eben ſo auch die Anwendung dieſes Rechts auf die ſtädtiſchen Laſten, ſo wie auf die einzelnen Befrei- ungen von dieſen Laſten (vacatio und immunitas) (d). So vielfachen und unzweideutigen Zeugniſſen gegen- Hieran ſchließt ſich folgende, zum Verſtändniß unſerer (c) L. 1 § 2. L. 37 pr. ad mun. (50. 1) (Ilium, Delphi, Pontus). L. 2 C. de municip. (10. 38) (Aquitaniſche Städte). L. 7 § 10 de interd. et releg. (48. 22). (d) L. 8 pr. L. 10 § 1 de vacat. (50. 5), L. 5 § 1 de j. immunitatis (50. 6). (e) L. 190 de V. S. (50. 16)
„Provinciales eos accipere de. bemus, qui in provincia domi- cilium habent, non eos, qui in provincia oriundi sunt.“ Dieſe Stelle, wie ſo viele andere deſſelben Titels, hat nur in den Digeſten einen falſchen Schein von Allge- meinheit, anſtatt daß ſie urſprüng- lich nur von einer ganz einzelnen Anwendung verſtanden werden ſollte, die nur jetzt nicht mit Sicherheit zu ermitteln iſt. Vgl. über dieſe Stelle: Gundlingiana St. 31 N. 2 S. 34—43. Conradi par- erga p. 488—506. Hollweg Verſuche S. 6. — Bei dem Ehe- verbot zwiſchen den Römiſchen Provinzialbeamten und den Pro- vinzialinnen heißt es in L. 38 pr. de ritu nupt. (23. 2) gerade um- gekehrt: „inde oriundam, vel ibi domicilium habentem uxo- rem ducere non potest“, wobei es ganz willkürlich iſt, wenn Manche das vel durch id est erklären wollen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0074" n="52"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">III.</hi> Herrſchaft der Rechtsregeln. Kap. <hi rendition="#aq">I.</hi> Örtliche Gränzen.</fw><lb/> ganz ohne Unterſchied von den Italieniſchen Städten, vor-<lb/> getragen <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 1 § 2. <hi rendition="#i">L.</hi> 37 <hi rendition="#i">pr. ad<lb/> mun.</hi></hi> (50. 1) (Ilium, Delphi,<lb/> Pontus). <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 2 <hi rendition="#i">C. de municip.</hi></hi><lb/> (10. 38) (Aquitaniſche Städte).<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 7 § 10 <hi rendition="#i">de interd. et releg.</hi></hi><lb/> (48. 22).</note>. Eben ſo auch die Anwendung dieſes Rechts<lb/> auf die ſtädtiſchen Laſten, ſo wie auf die einzelnen Befrei-<lb/> ungen von dieſen Laſten (<hi rendition="#aq">vacatio</hi> und <hi rendition="#aq">immunitas</hi>) <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 8 <hi rendition="#i">pr. L.</hi> 10 § 1 <hi rendition="#i">de<lb/> vacat.</hi> (50. 5), <hi rendition="#i">L.</hi> 5 § 1 <hi rendition="#i">de j.<lb/> immunitatis</hi></hi> (50. 6).</note>.</p><lb/> <p>So vielfachen und unzweideutigen Zeugniſſen gegen-<lb/> über würde mit Unrecht eine Stelle des <hi rendition="#g">Ulpian</hi> gel-<lb/> tend gemacht werden, zum Beweiſe, daß in den Provinzen<lb/> überhaupt kein <hi rendition="#aq">jus originis,</hi> ſondern nur allein das <hi rendition="#aq">domi-<lb/> cilium,</hi> beachtet worden wäre <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 190 <hi rendition="#i">de V. S.</hi> (50. 16)<lb/> „Provinciales eos accipere de.<lb/> bemus, qui in provincia domi-<lb/> cilium habent, <hi rendition="#i">non eos, qui in<lb/> provincia oriundi sunt.</hi>“</hi> Dieſe<lb/> Stelle, wie ſo viele andere deſſelben<lb/> Titels, hat nur in den Digeſten<lb/> einen falſchen Schein von Allge-<lb/> meinheit, anſtatt daß ſie urſprüng-<lb/> lich nur von einer ganz einzelnen<lb/> Anwendung verſtanden werden ſollte,<lb/> die nur jetzt nicht mit Sicherheit<lb/> zu ermitteln iſt. Vgl. über dieſe<lb/> Stelle: <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Gundlingiana</hi></hi> St. 31<lb/><hi rendition="#aq">N.</hi> 2 S. 34—43. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Conradi</hi> par-<lb/> erga p.</hi> 488—506. <hi rendition="#g">Hollweg</hi><lb/> Verſuche S. 6. — Bei dem Ehe-<lb/> verbot zwiſchen den Römiſchen<lb/> Provinzialbeamten und den Pro-<lb/> vinzialinnen heißt es in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 38 <hi rendition="#i">pr.<lb/> de ritu nupt.</hi></hi> (23. 2) gerade um-<lb/> gekehrt: <hi rendition="#aq">„inde oriundam, <hi rendition="#i">vel</hi><lb/> ibi domicilium habentem uxo-<lb/> rem ducere non potest“,</hi> wobei<lb/> es ganz willkürlich iſt, wenn<lb/> Manche das <hi rendition="#aq">vel</hi> durch <hi rendition="#aq">id est</hi><lb/> erklären wollen.</note>.</p><lb/> <p>Hieran ſchließt ſich folgende, zum Verſtändniß unſerer<lb/> Rechtsquellen nicht unwichtige, Bemerkung über den Sprach-<lb/> gebrauch, welche die Bedeutung der Ausdrücke <hi rendition="#aq">municipium</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">municeps</hi> zum Gegenſtand hat. — Die urſprüng-<lb/> liche Bedeutung dieſer Ausdrücke iſt nicht blos in neueren<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0074]
Buch III. Herrſchaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen.
ganz ohne Unterſchied von den Italieniſchen Städten, vor-
getragen (c). Eben ſo auch die Anwendung dieſes Rechts
auf die ſtädtiſchen Laſten, ſo wie auf die einzelnen Befrei-
ungen von dieſen Laſten (vacatio und immunitas) (d).
So vielfachen und unzweideutigen Zeugniſſen gegen-
über würde mit Unrecht eine Stelle des Ulpian gel-
tend gemacht werden, zum Beweiſe, daß in den Provinzen
überhaupt kein jus originis, ſondern nur allein das domi-
cilium, beachtet worden wäre (e).
Hieran ſchließt ſich folgende, zum Verſtändniß unſerer
Rechtsquellen nicht unwichtige, Bemerkung über den Sprach-
gebrauch, welche die Bedeutung der Ausdrücke municipium
und municeps zum Gegenſtand hat. — Die urſprüng-
liche Bedeutung dieſer Ausdrücke iſt nicht blos in neueren
(c) L. 1 § 2. L. 37 pr. ad
mun. (50. 1) (Ilium, Delphi,
Pontus). L. 2 C. de municip.
(10. 38) (Aquitaniſche Städte).
L. 7 § 10 de interd. et releg.
(48. 22).
(d) L. 8 pr. L. 10 § 1 de
vacat. (50. 5), L. 5 § 1 de j.
immunitatis (50. 6).
(e) L. 190 de V. S. (50. 16)
„Provinciales eos accipere de.
bemus, qui in provincia domi-
cilium habent, non eos, qui in
provincia oriundi sunt.“ Dieſe
Stelle, wie ſo viele andere deſſelben
Titels, hat nur in den Digeſten
einen falſchen Schein von Allge-
meinheit, anſtatt daß ſie urſprüng-
lich nur von einer ganz einzelnen
Anwendung verſtanden werden ſollte,
die nur jetzt nicht mit Sicherheit
zu ermitteln iſt. Vgl. über dieſe
Stelle: Gundlingiana St. 31
N. 2 S. 34—43. Conradi par-
erga p. 488—506. Hollweg
Verſuche S. 6. — Bei dem Ehe-
verbot zwiſchen den Römiſchen
Provinzialbeamten und den Pro-
vinzialinnen heißt es in L. 38 pr.
de ritu nupt. (23. 2) gerade um-
gekehrt: „inde oriundam, vel
ibi domicilium habentem uxo-
rem ducere non potest“, wobei
es ganz willkürlich iſt, wenn
Manche das vel durch id est
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