haben,1) wohin die Sterbenden zu ihren Vätern versammelt werden, und diese Vorstellung
wesentlich eine ägyptische ist, nur bei dem Aufenthalte in Aegypten unter den Juden aufgekommen und
angenommen worden sein kann, ist es gewiss zulässig und gerechtfertigt auch die jüdische Todtenklage
als mit aus Aegypten herübergebracht anzusehen und von ihrem Inhalt, von ihrer Redeweise auf den
Inhalt und die Redeweise der ägyptischen Todtenklage zurückzuschliessen. Jeremias, welcher dem König
Jojakim. droht, dass er nicht in der üblichen Weise werde zur Erde bestattet. werden, sagt dafür 22,
18 mit andern Worten: "Ferner spricht der Herr also wider Jehojakim, den Sohn Josias, den König
Juda: Man wird ihn nicht beweinen: Ach, mein Bruder, oder, ach meine Schwester! man wird ihn auch
nicht beweinen: Weh Herr! oder, weh seiner Herrlichkeit! sondern er wird wie ein Esel begraben,
verschleppt und verworfen werden, fern von den Thoren Jerusalems" - Auch in den neutestamentlichen
Schriften findet sich öfters die Anrede: "Mein Bruder" , oder "Meine Brüder". oder auch die Benennung
Bruder und Schwester, z. B. in der Epistel Jacobi im Eingange von Kap. II und III, ferner Kap. I. 9
und 19, - II. 2,14 und 15, - III. 10, - IV. 11, - V. 7, 12 und 19, - in der dritten Epistel Johannis
3, 5 und 10, - in der Epistel Pauli Kap. II. 11, 12 und 17, - III. 1, - X. 19, - XIII. 1 u. s. w.,
was in Verbindung mit manchen andern Umständen die Vermuthung veranlasst und begründet hat, dass
Christus und die ersten Christen mit den Mysterien Aegyptens oder der jüdischen Essäer und
ägyptischen Therapeuten in Verbindung gestanden und unter sich als Brüder und Schwestern verbunden
gewesen seien, einen Bruder- und Schwesternbund gebildet haben. In der Epistel Pauli XIII. 1 wird
namentlich der Wunsch ausgesprochen, dass die brüderliche Liebe bleiben möge. Will man nun auch der
Ansicht nicht beitreten, dass die ersten Christen einen geheimen religiösen Bruder- und
Schwesternbund
1) In Psalm 89 heisst
es: Wer ist's, der lebt, und den Tod nicht schaut, Der seine Seele rettet vor der Gewalt der
Unterwelt.
haben,1) wohin die Sterbenden zu ihren Vätern versammelt werden, und diese Vorstellung
wesentlich eine ägyptische ist, nur bei dem Aufenthalte in Aegypten unter den Juden aufgekommen und
angenommen worden sein kann, ist es gewiss zulässig und gerechtfertigt auch die jüdische Todtenklage
als mit aus Aegypten herübergebracht anzusehen und von ihrem Inhalt, von ihrer Redeweise auf den
Inhalt und die Redeweise der ägyptischen Todtenklage zurückzuschliessen. Jeremias, welcher dem König
Jojakim. droht, dass er nicht in der üblichen Weise werde zur Erde bestattet. werden, sagt dafür 22,
18 mit andern Worten: „Ferner spricht der Herr also wider Jehojakim, den Sohn Josias, den König
Juda: Man wird ihn nicht beweinen: Ach, mein Bruder, oder, ach meine Schwester! man wird ihn auch
nicht beweinen: Weh Herr! oder, weh seiner Herrlichkeit! sondern er wird wie ein Esel begraben,
verschleppt und verworfen werden, fern von den Thoren Jerusalems“ – Auch in den neutestamentlichen
Schriften findet sich öfters die Anrede: „Mein Bruder“ , oder „Meine Brüder“. oder auch die Benennung
Bruder und Schwester, z. B. in der Epistel Jacobi im Eingange von Kap. II und III, ferner Kap. I. 9
und 19, – II. 2,14 und 15, – III. 10, – IV. 11, – V. 7, 12 und 19, – in der dritten Epistel Johannis
3, 5 und 10, – in der Epistel Pauli Kap. II. 11, 12 und 17, – III. 1, – X. 19, – XIII. 1 u. s. w.,
was in Verbindung mit manchen andern Umständen die Vermuthung veranlasst und begründet hat, dass
Christus und die ersten Christen mit den Mysterien Aegyptens oder der jüdischen Essäer und
ägyptischen Therapeuten in Verbindung gestanden und unter sich als Brüder und Schwestern verbunden
gewesen seien, einen Bruder- und Schwesternbund gebildet haben. In der Epistel Pauli XIII. 1 wird
namentlich der Wunsch ausgesprochen, dass die brüderliche Liebe bleiben möge. Will man nun auch der
Ansicht nicht beitreten, dass die ersten Christen einen geheimen religiösen Bruder- und
Schwesternbund
1) In Psalm 89 heisst
es: Wer ist’s, der lebt, und den Tod nicht schaut, Der seine Seele rettet vor der Gewalt der
Unterwelt.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0105"n="89"/><lb/>
haben,<noteplace="foot"n="1)">In Psalm 89 heisst
es: Wer ist’s, der lebt, und den Tod nicht schaut,<lb/>
Der seine Seele rettet vor der Gewalt der
Unterwelt.</note> wohin die Sterbenden zu ihren Vätern versammelt werden, und diese Vorstellung
wesentlich eine ägyptische ist, nur bei dem Aufenthalte in Aegypten unter den Juden aufgekommen und
angenommen worden sein kann, ist es gewiss zulässig und gerechtfertigt auch die jüdische Todtenklage
als mit aus Aegypten herübergebracht anzusehen und von ihrem Inhalt, von ihrer Redeweise auf den
Inhalt und die Redeweise der ägyptischen Todtenklage zurückzuschliessen. Jeremias, welcher dem König
Jojakim. droht, dass er nicht in der üblichen Weise werde zur Erde bestattet. werden, sagt dafür 22,
18 mit andern Worten: „Ferner spricht der Herr also wider Jehojakim, den Sohn Josias, den König
Juda: Man wird ihn nicht beweinen: Ach, mein Bruder, oder, ach meine Schwester! man wird ihn auch
nicht beweinen: Weh Herr! oder, weh seiner Herrlichkeit! sondern er wird wie ein Esel begraben,
verschleppt und verworfen werden, fern von den Thoren Jerusalems“– Auch in den neutestamentlichen
Schriften findet sich öfters die Anrede: „Mein Bruder“ , oder „Meine Brüder“. oder auch die Benennung
Bruder und Schwester, z. B. in der Epistel Jacobi im Eingange von Kap. II und III, ferner Kap. I. 9
und 19, – II. 2,14 und 15, – III. 10, – IV. 11, – V. 7, 12 und 19, – in der dritten Epistel Johannis
3, 5 und 10, – in der Epistel Pauli Kap. II. 11, 12 und 17, – III. 1, – X. 19, – XIII. 1 u. s. w.,
was in Verbindung mit manchen andern Umständen die Vermuthung veranlasst und begründet hat, dass
Christus und die ersten Christen mit den Mysterien Aegyptens oder der jüdischen Essäer und
ägyptischen Therapeuten in Verbindung gestanden und unter sich als Brüder und Schwestern verbunden
gewesen seien, einen Bruder- und Schwesternbund gebildet haben. In der Epistel Pauli XIII. 1 wird
namentlich der Wunsch ausgesprochen, dass die brüderliche Liebe bleiben möge. Will man nun auch der
Ansicht nicht beitreten, dass die ersten Christen einen geheimen religiösen Bruder- und
Schwesternbund
</p></div></body></text></TEI>
[89/0105]
haben, 1) wohin die Sterbenden zu ihren Vätern versammelt werden, und diese Vorstellung wesentlich eine ägyptische ist, nur bei dem Aufenthalte in Aegypten unter den Juden aufgekommen und angenommen worden sein kann, ist es gewiss zulässig und gerechtfertigt auch die jüdische Todtenklage als mit aus Aegypten herübergebracht anzusehen und von ihrem Inhalt, von ihrer Redeweise auf den Inhalt und die Redeweise der ägyptischen Todtenklage zurückzuschliessen. Jeremias, welcher dem König Jojakim. droht, dass er nicht in der üblichen Weise werde zur Erde bestattet. werden, sagt dafür 22, 18 mit andern Worten: „Ferner spricht der Herr also wider Jehojakim, den Sohn Josias, den König Juda: Man wird ihn nicht beweinen: Ach, mein Bruder, oder, ach meine Schwester! man wird ihn auch nicht beweinen: Weh Herr! oder, weh seiner Herrlichkeit! sondern er wird wie ein Esel begraben, verschleppt und verworfen werden, fern von den Thoren Jerusalems“ – Auch in den neutestamentlichen Schriften findet sich öfters die Anrede: „Mein Bruder“ , oder „Meine Brüder“. oder auch die Benennung Bruder und Schwester, z. B. in der Epistel Jacobi im Eingange von Kap. II und III, ferner Kap. I. 9 und 19, – II. 2,14 und 15, – III. 10, – IV. 11, – V. 7, 12 und 19, – in der dritten Epistel Johannis 3, 5 und 10, – in der Epistel Pauli Kap. II. 11, 12 und 17, – III. 1, – X. 19, – XIII. 1 u. s. w., was in Verbindung mit manchen andern Umständen die Vermuthung veranlasst und begründet hat, dass Christus und die ersten Christen mit den Mysterien Aegyptens oder der jüdischen Essäer und ägyptischen Therapeuten in Verbindung gestanden und unter sich als Brüder und Schwestern verbunden gewesen seien, einen Bruder- und Schwesternbund gebildet haben. In der Epistel Pauli XIII. 1 wird namentlich der Wunsch ausgesprochen, dass die brüderliche Liebe bleiben möge. Will man nun auch der Ansicht nicht beitreten, dass die ersten Christen einen geheimen religiösen Bruder- und Schwesternbund
1) In Psalm 89 heisst es: Wer ist’s, der lebt, und den Tod nicht schaut,
Der seine Seele rettet vor der Gewalt der Unterwelt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/105>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.