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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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XVI.
Das Sommerjohannisfest als Rosenfest.

Seit den ältesten Zeiten der Menschheit bis herab auf die Gegenwart pflegte und pflegt die Zeit der blühenden und verblühenden Blumen und besonders der schönsten und herrlichsten aller Blumen, der Rosen, festlich gefeiert zu werden, sei es als Fest der Freude über den wieder zurückgekehrten und wieder blühenden Frühling und Sommer, sei es als Fest der Klage und der Trauer über die schon wieder dahinwelkenden und dahinsterbenden Blumen und Rosen, oder als beides zugleich, als Fest des Lebens und des Todes. Da die ursprüngliche Religion der Menschen die Anbetung und Verehrung des in seiner Schöpfung, in dem Erden- und Naturleben sich offenbarenden und verkündenden Gottes ist, mussten sich auch die religiösen Feste des Alterthums an den Jahreslauf , an den Wechsel der Sonne und Natur anschliessen und waren entweder Freudenfeste über die wiederkommende und beglückende Sonne mit dem wiederkeimenden und blühenden Naturleben, oder Trauerfeste über die scheidende und geschiedene Sonne mit dem dahinsterbenden und gestorbenen Leben der Natur. Indem der Mensch frohlockend und wehklagend dem Sonnen- und Erdenleben folgt, mit der Sonne und Natur lebt und stirbt, fallen von selbst alle religiösen Feste der ältesten Völker in die 4 Hauptepochen oder 4 Hauptabschnitte des Jahres, der scheinbaren Sonnenbahn, die doppelte Tag und Nachtgleiche und die doppelte Sonnenwende. Die Feste sind entweder Aequinoctial- oder Solstitialfeste. Sie sollen die Freude und den Dank aussprechen über den Jahressegen, über den blühenden Frühling und reichen Sommer, oder die Trauer und den Schmerz über den verwelkenden Herbst und den kalten und eisigen Winter, und sind durchaus das frohe und traurige Bild der jedesmaligen Tag- und Nachtgleiche und Sonnenwende. Besonders hat schon


XVI.
Das Sommerjohannisfest als Rosenfest.

Seit den ältesten Zeiten der Menschheit bis herab auf die Gegenwart pflegte und pflegt die Zeit der blühenden und verblühenden Blumen und besonders der schönsten und herrlichsten aller Blumen, der Rosen, festlich gefeiert zu werden, sei es als Fest der Freude über den wieder zurückgekehrten und wieder blühenden Frühling und Sommer, sei es als Fest der Klage und der Trauer über die schon wieder dahinwelkenden und dahinsterbenden Blumen und Rosen, oder als beides zugleich, als Fest des Lebens und des Todes. Da die ursprüngliche Religion der Menschen die Anbetung und Verehrung des in seiner Schöpfung, in dem Erden- und Naturleben sich offenbarenden und verkündenden Gottes ist, mussten sich auch die religiösen Feste des Alterthums an den Jahreslauf , an den Wechsel der Sonne und Natur anschliessen und waren entweder Freudenfeste über die wiederkommende und beglückende Sonne mit dem wiederkeimenden und blühenden Naturleben, oder Trauerfeste über die scheidende und geschiedene Sonne mit dem dahinsterbenden und gestorbenen Leben der Natur. Indem der Mensch frohlockend und wehklagend dem Sonnen- und Erdenleben folgt, mit der Sonne und Natur lebt und stirbt, fallen von selbst alle religiösen Feste der ältesten Völker in die 4 Hauptepochen oder 4 Hauptabschnitte des Jahres, der scheinbaren Sonnenbahn, die doppelte Tag und Nachtgleiche und die doppelte Sonnenwende. Die Feste sind entweder Aequinoctial- oder Solstitialfeste. Sie sollen die Freude und den Dank aussprechen über den Jahressegen, über den blühenden Frühling und reichen Sommer, oder die Trauer und den Schmerz über den verwelkenden Herbst und den kalten und eisigen Winter, und sind durchaus das frohe und traurige Bild der jedesmaligen Tag- und Nachtgleiche und Sonnenwende. Besonders hat schon

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 wieder blühenden Frühling und Sommer, sei es als Fest der Klage und der Trauer über die schon wieder
 dahinwelkenden und dahinsterbenden Blumen und Rosen, oder als beides zugleich, als Fest des Lebens
 und des Todes. Da die ursprüngliche Religion der Menschen die Anbetung und Verehrung des in seiner
 Schöpfung, in dem Erden- und Naturleben sich offenbarenden und verkündenden Gottes ist, mussten sich
 auch die religiösen Feste des Alterthums an den Jahreslauf , an den Wechsel der Sonne und Natur
 anschliessen und waren entweder Freudenfeste über die wiederkommende und beglückende Sonne mit dem
 wiederkeimenden und blühenden Naturleben, oder Trauerfeste über die scheidende und geschiedene Sonne
 mit dem dahinsterbenden und gestorbenen Leben der Natur. Indem der Mensch frohlockend und wehklagend
 dem Sonnen- und Erdenleben folgt, mit der Sonne und Natur lebt und stirbt, fallen von selbst alle
 religiösen Feste der ältesten Völker in die 4 Hauptepochen oder 4 Hauptabschnitte des Jahres, der
 scheinbaren Sonnenbahn, die doppelte Tag und Nachtgleiche und die doppelte Sonnenwende. Die Feste
 sind entweder Aequinoctial- oder Solstitialfeste. Sie sollen die Freude und den Dank aussprechen
 über den Jahressegen, über den blühenden Frühling und reichen Sommer, oder die Trauer und den
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[180/0196] XVI. Das Sommerjohannisfest als Rosenfest. Seit den ältesten Zeiten der Menschheit bis herab auf die Gegenwart pflegte und pflegt die Zeit der blühenden und verblühenden Blumen und besonders der schönsten und herrlichsten aller Blumen, der Rosen, festlich gefeiert zu werden, sei es als Fest der Freude über den wieder zurückgekehrten und wieder blühenden Frühling und Sommer, sei es als Fest der Klage und der Trauer über die schon wieder dahinwelkenden und dahinsterbenden Blumen und Rosen, oder als beides zugleich, als Fest des Lebens und des Todes. Da die ursprüngliche Religion der Menschen die Anbetung und Verehrung des in seiner Schöpfung, in dem Erden- und Naturleben sich offenbarenden und verkündenden Gottes ist, mussten sich auch die religiösen Feste des Alterthums an den Jahreslauf , an den Wechsel der Sonne und Natur anschliessen und waren entweder Freudenfeste über die wiederkommende und beglückende Sonne mit dem wiederkeimenden und blühenden Naturleben, oder Trauerfeste über die scheidende und geschiedene Sonne mit dem dahinsterbenden und gestorbenen Leben der Natur. Indem der Mensch frohlockend und wehklagend dem Sonnen- und Erdenleben folgt, mit der Sonne und Natur lebt und stirbt, fallen von selbst alle religiösen Feste der ältesten Völker in die 4 Hauptepochen oder 4 Hauptabschnitte des Jahres, der scheinbaren Sonnenbahn, die doppelte Tag und Nachtgleiche und die doppelte Sonnenwende. Die Feste sind entweder Aequinoctial- oder Solstitialfeste. Sie sollen die Freude und den Dank aussprechen über den Jahressegen, über den blühenden Frühling und reichen Sommer, oder die Trauer und den Schmerz über den verwelkenden Herbst und den kalten und eisigen Winter, und sind durchaus das frohe und traurige Bild der jedesmaligen Tag- und Nachtgleiche und Sonnenwende. Besonders hat schon

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/196>, abgerufen am 24.11.2024.