Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.in den nördlicheren arischen Gegenden haben, woselbst es vier Jahreszeiten wirklich gab. Nach Köppen soll übrigens die indische Weltperiode mit den vier Weltaltern .nur ein grosser Welttag, ein Juga-Tag sein, nämlich die Morgendämmerung, der Tag, die Abenddämmerung und die Nacht der Welt, was doch nicht wesentlich verschieden ist voll dem Frühling, Sommer, Herbste und Winter der Welt. Gegen das Ende des Kalijuga soll Wischnu in seiner zehnten Incarnation (Kalkjawataram) auf einem weissen Pferde erscheinen, die Sünde vernichten, die Sünder richten und die Tugendhaften belohnen, worauf diese Welt in Trümmer gehen und eine neue bessere Welt entstehen soll.1) Dieses weisse Pferd des Wischnu soll nach Furtwängler, die Idee des Todes, S. 3 ff., das Todtenpferd sein, welches in den Mythen der indogermanischen Völker eine ausserordentlich wichtige Rolle spiele. Die Ideen von Furtwängler sind höchst ansprechend und geistreich durchgeführt, auch wenn man denselben nicht überall zustimmen kann. Die zum Tode geleitenden und den Tod bringenden Götter und Göttinnen reiten schwarze Pferde, die zum ewigen Leben und Lichte führenden dagegen weisse, so schon z. B. die indischen Dioskuren oder Aswini d. i. Rossegötter, der finstere Kumaras und der glänzende Aswa, die Söhne des Sonnengottes Surya und der Mondsgöttin Aswini, des Tages und der Nacht. Die schreckliche Kali, die Gemahlin des Todtengottes Civa, sitzt auf dem schwarzen Höllenpferde. Am Ende des letzten Jug erscheint der grosse und göttliche Befreier und Erlöser Wischnu auf dem weissen Rosse Kalenki oder selbst als Ross Kalki, um die Wiedergestaltung einer neuen, reineren und besseren Welt nach Vertilgung der unreinen materiellen Welt, zu vollbringen, wie der Erlöser Christus als das weisse Lamm mit der siegreichen Fahne des Triumphes in dem neuen oder himmlischen Jerusalem erscheint. Auffallend ist übrigens, dass Furtwängler bei aller tiefsinnigen Speculation nicht dazu gelangt ist, in dem weissen und schwarzen Pferde der Götter die schnell dahineilenden, die mit Pferdesschnelligkeit ziehende und fliegende Wolke, den Segler der 1) Wollheim, Mythologie des alten Indien, Berlin 1856, S. 69.
in den nördlicheren arischen Gegenden haben, woselbst es vier Jahreszeiten wirklich gab. Nach Köppen soll übrigens die indische Weltperiode mit den vier Weltaltern .nur ein grosser Welttag, ein Juga-Tag sein, nämlich die Morgendämmerung, der Tag, die Abenddämmerung und die Nacht der Welt, was doch nicht wesentlich verschieden ist voll dem Frühling, Sommer, Herbste und Winter der Welt. Gegen das Ende des Kalijuga soll Wischnu in seiner zehnten Incarnation (Kalkjawatâram) auf einem weissen Pferde erscheinen, die Sünde vernichten, die Sünder richten und die Tugendhaften belohnen, worauf diese Welt in Trümmer gehen und eine neue bessere Welt entstehen soll.1) Dieses weisse Pferd des Wischnu soll nach Furtwängler, die Idee des Todes, S. 3 ff., das Todtenpferd sein, welches in den Mythen der indogermanischen Völker eine ausserordentlich wichtige Rolle spiele. Die Ideen von Furtwängler sind höchst ansprechend und geistreich durchgeführt, auch wenn man denselben nicht überall zustimmen kann. Die zum Tode geleitenden und den Tod bringenden Götter und Göttinnen reiten schwarze Pferde, die zum ewigen Leben und Lichte führenden dagegen weisse, so schon z. B. die indischen Dioskuren oder Aswini d. i. Rossegötter, der finstere Kumaras und der glänzende Aswa, die Söhne des Sonnengottes Surya und der Mondsgöttin Aswini, des Tages und der Nacht. Die schreckliche Kali, die Gemahlin des Todtengottes Çiva, sitzt auf dem schwarzen Höllenpferde. Am Ende des letzten Jug erscheint der grosse und göttliche Befreier und Erlöser Wischnu auf dem weissen Rosse Kalenki oder selbst als Ross Kalki, um die Wiedergestaltung einer neuen, reineren und besseren Welt nach Vertilgung der unreinen materiellen Welt, zu vollbringen, wie der Erlöser Christus als das weisse Lamm mit der siegreichen Fahne des Triumphes in dem neuen oder himmlischen Jerusalem erscheint. Auffallend ist übrigens, dass Furtwängler bei aller tiefsinnigen Speculation nicht dazu gelangt ist, in dem weissen und schwarzen Pferde der Götter die schnell dahineilenden, die mit Pferdesschnelligkeit ziehende und fliegende Wolke, den Segler der 1) Wollheim, Mythologie des alten Indien, Berlin 1856, S. 69.
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in den nördlicheren arischen Gegenden haben, woselbst es vier Jahreszeiten wirklich gab. Nach Köppen soll übrigens die indische Weltperiode mit den vier Weltaltern .nur ein grosser Welttag, ein Juga-Tag sein, nämlich die Morgendämmerung, der Tag, die Abenddämmerung und die Nacht der Welt, was doch nicht wesentlich verschieden ist voll dem Frühling, Sommer, Herbste und Winter der Welt. Gegen das Ende des Kalijuga soll Wischnu in seiner zehnten Incarnation (Kalkjawatâram) auf einem weissen Pferde erscheinen, die Sünde vernichten, die Sünder richten und die Tugendhaften belohnen, worauf diese Welt in Trümmer gehen und eine neue bessere Welt entstehen soll. 1) Dieses weisse Pferd des Wischnu soll nach Furtwängler, die Idee des Todes, S. 3 ff., das Todtenpferd sein, welches in den Mythen der indogermanischen Völker eine ausserordentlich wichtige Rolle spiele. Die Ideen von Furtwängler sind höchst ansprechend und geistreich durchgeführt, auch wenn man denselben nicht überall zustimmen kann. Die zum Tode geleitenden und den Tod bringenden Götter und Göttinnen reiten schwarze Pferde, die zum ewigen Leben und Lichte führenden dagegen weisse, so schon z. B. die indischen Dioskuren oder Aswini d. i. Rossegötter, der finstere Kumaras und der glänzende Aswa, die Söhne des Sonnengottes Surya und der Mondsgöttin Aswini, des Tages und der Nacht. Die schreckliche Kali, die Gemahlin des Todtengottes Çiva, sitzt auf dem schwarzen Höllenpferde. Am Ende des letzten Jug erscheint der grosse und göttliche Befreier und Erlöser Wischnu auf dem weissen Rosse Kalenki oder selbst als Ross Kalki, um die Wiedergestaltung einer neuen, reineren und besseren Welt nach Vertilgung der unreinen materiellen Welt, zu vollbringen, wie der Erlöser Christus als das weisse Lamm mit der siegreichen Fahne des Triumphes in dem neuen oder himmlischen Jerusalem erscheint. Auffallend ist übrigens, dass Furtwängler bei aller tiefsinnigen Speculation nicht dazu gelangt ist, in dem weissen und schwarzen Pferde der Götter die schnell dahineilenden, die mit Pferdesschnelligkeit ziehende und fliegende Wolke, den Segler der
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/204>, abgerufen am 20.07.2024. |