Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.trat, wie Bunsen durch eine beigefügte astronomische Karte des Professor Heiss in Münster veranschaulicht hat. Das astrale Svmbol des Stieres für die wiedererwachende Zeugungskraft der Natur, für die Sonne in der Frühlingsnachtgleiche, kann daher nach Bunsen bei den Chaldäern und überhaupt in Asien nicht über das Jahr 3500 vor Chr. hinaus gehen. Nach dieser astralen Symbolik ist der Stier in Asien, in Aegypten und Griechenland das vielgebrauchte Symbol und Attribut der zeugenden und lebengebenden Götter und Göttinnen, der Frühlingsgottheiten, des wiederauflebenden Sonnen- und Erdlebens, der asiatischen Venus unter ihren verschiedenen Gestaltungen und Benennungen und der ägyptischen Hathor. 1) Die ägyptischen Widdersphynxe sind durchaus nur das Symbol der Sonne im Widder, der Frühlingssonne. Selbst in dem jüdischen Jehovadienste scheint der Stier als Symbol des Schöpfers und Erzeugers gebraucht worden zu sein und die vier Hörner an dem Opferaltare des salomonischen Tempels können nur hierauf bezogen werden, wie auch der griechische Dionysos und die griechischen Flussgötter solche Stiefhörner tragen.2) Eben damit hängt zusammen, dass die Juden das Jahr anfingen und das Frühlings-, das Osterfest feierten, wenn die Sonne im Sternbilde des Widders stand,3) wie überhaupt die drei höchsten religiösen Feste der Juden blose an den Jahreslauf sich genau anschliessende Naturfeste waren: das Frühlings- (Passah- oder Oster-), das Erndte- (Pfingst-) und das Herbst- (Laubhütten-) Fest. Auch die Römer begannen zuerst das Jahr mit dem Frühlingsgotte und Monate Mars, dem der Akerstier geheiligt war4) und dessen Priestercollegien, die Salier, zwölf Mitglieder, zählten. Dass in vielen symbolischen Darstellungen der Alten ein Löwe einen Stier tödtet, hatte gewiss ursprünglich nur den astralen Sinn, dass die in dem Sternbilde des Löwen angekommene Sonne, die Gluthhitze des Sommers, den blühenden Frühling, den schönen Jüngling 1) Lajard, a. a. O.,
S. 188. 2) Preller, griech. Mythologie, I, S.
442. 3) Dunker,
Geschichte des Alterthums, I. (1855) S. 515. 4) Preller, röm. Mythologie, S. 299 u. 300.
trat, wie Bunsen durch eine beigefügte astronomische Karte des Professor Heiss in Münster veranschaulicht hat. Das astrale Svmbol des Stieres für die wiedererwachende Zeugungskraft der Natur, für die Sonne in der Frühlingsnachtgleiche, kann daher nach Bunsen bei den Chaldäern und überhaupt in Asien nicht über das Jahr 3500 vor Chr. hinaus gehen. Nach dieser astralen Symbolik ist der Stier in Asien, in Aegypten und Griechenland das vielgebrauchte Symbol und Attribut der zeugenden und lebengebenden Götter und Göttinnen, der Frühlingsgottheiten, des wiederauflebenden Sonnen- und Erdlebens, der asiatischen Venus unter ihren verschiedenen Gestaltungen und Benennungen und der ägyptischen Hathor. 1) Die ägyptischen Widdersphynxe sind durchaus nur das Symbol der Sonne im Widder, der Frühlingssonne. Selbst in dem jüdischen Jehovadienste scheint der Stier als Symbol des Schöpfers und Erzeugers gebraucht worden zu sein und die vier Hörner an dem Opferaltare des salomonischen Tempels können nur hierauf bezogen werden, wie auch der griechische Dionysos und die griechischen Flussgötter solche Stiefhörner tragen.2) Eben damit hängt zusammen, dass die Juden das Jahr anfingen und das Frühlings-, das Osterfest feierten, wenn die Sonne im Sternbilde des Widders stand,3) wie überhaupt die drei höchsten religiösen Feste der Juden blose an den Jahreslauf sich genau anschliessende Naturfeste waren: das Frühlings- (Passah- oder Oster-), das Erndte- (Pfingst-) und das Herbst- (Laubhütten-) Fest. Auch die Römer begannen zuerst das Jahr mit dem Frühlingsgotte und Monate Mars, dem der Akerstier geheiligt war4) und dessen Priestercollegien, die Salier, zwölf Mitglieder, zählten. Dass in vielen symbolischen Darstellungen der Alten ein Löwe einen Stier tödtet, hatte gewiss ursprünglich nur den astralen Sinn, dass die in dem Sternbilde des Löwen angekommene Sonne, die Gluthhitze des Sommers, den blühenden Frühling, den schönen Jüngling 1) Lajard, a. a. O.,
S. 188. 2) Preller, griech. Mythologie, I, S.
442. 3) Dunker,
Geschichte des Alterthums, I. (1855) S. 515. 4) Preller, röm. Mythologie, S. 299 u. 300.
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trat, wie Bunsen durch eine beigefügte astronomische Karte des Professor Heiss in Münster veranschaulicht hat. Das astrale Svmbol des Stieres für die wiedererwachende Zeugungskraft der Natur, für die Sonne in der Frühlingsnachtgleiche, kann daher nach Bunsen bei den Chaldäern und überhaupt in Asien nicht über das Jahr 3500 vor Chr. hinaus gehen. Nach dieser astralen Symbolik ist der Stier in Asien, in Aegypten und Griechenland das vielgebrauchte Symbol und Attribut der zeugenden und lebengebenden Götter und Göttinnen, der Frühlingsgottheiten, des wiederauflebenden Sonnen- und Erdlebens, der asiatischen Venus unter ihren verschiedenen Gestaltungen und Benennungen und der ägyptischen Hathor. 1) Die ägyptischen Widdersphynxe sind durchaus nur das Symbol der Sonne im Widder, der Frühlingssonne. Selbst in dem jüdischen Jehovadienste scheint der Stier als Symbol des Schöpfers und Erzeugers gebraucht worden zu sein und die vier Hörner an dem Opferaltare des salomonischen Tempels können nur hierauf bezogen werden, wie auch der griechische Dionysos und die griechischen Flussgötter solche Stiefhörner tragen. 2) Eben damit hängt zusammen, dass die Juden das Jahr anfingen und das Frühlings-, das Osterfest feierten, wenn die Sonne im Sternbilde des Widders stand, 3) wie überhaupt die drei höchsten religiösen Feste der Juden blose an den Jahreslauf sich genau anschliessende Naturfeste waren: das Frühlings- (Passah- oder Oster-), das Erndte- (Pfingst-) und das Herbst- (Laubhütten-) Fest. Auch die Römer begannen zuerst das Jahr mit dem Frühlingsgotte und Monate Mars, dem der Akerstier geheiligt war 4) und dessen Priestercollegien, die Salier, zwölf Mitglieder, zählten. Dass in vielen symbolischen Darstellungen der Alten ein Löwe einen Stier tödtet, hatte gewiss ursprünglich nur den astralen Sinn, dass die in dem Sternbilde des Löwen angekommene Sonne, die Gluthhitze des Sommers, den blühenden Frühling, den schönen Jüngling
1) Lajard, a. a. O., S. 188.
2) Preller, griech. Mythologie, I, S. 442.
3) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. (1855) S. 515.
4) Preller, röm. Mythologie, S. 299 u. 300.
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