Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.sollte der Geist und Gott Abrahams, Jahveh (Jehovah) sein. Abrahams Weltanschauung bildete einen heiligen Stamm, die des Moses ein grosses freies Volk. Das Volk und der Staat der Hebräer ist wirklich das einzige Volk und der Staat Gottes, da kein anderes Volk und kein anderer Staat des ganzen Alterthums sich in solcher Weise die Erfüllung des Willens Gottes, die Verbreitung des göttlichen Rathes von Recht und Wahrheit auf der Erde zum Staatsgrundsatze gemacht hatte. Es durchweht der Geist Gottes unverkennbar das hebräische Volk und erhebt es aus allen Leiden und Drangsalen. Der Grundgedanke der mosaischen Gesetzgebung war, dass der Mensch Gott über alles und den Nächsten wie sich selbst lieben solle; diese Nächstenliebe sollte alle Menschen, auch die Fremdlinge umfassen. In der letztern Hinsicht enthält das Deuteronomium X. 18, 19 den schönen Spruch: "Der Herr schaffet Recht den Waisen und den Wittwen und hat die Fremdlinge lieb, dass er ihnen Speise und Kleider gebe. Darum sollet ihr auch die Fremdlinge lieben, denn Fremdlinge seid ihr gewesen in Aegyptenland." - Den Glauben und das Gesetz des einen Gottes, der sittlichen Freiheit und der göttlichen Weltordnung verkündeten nach Moses bei den Hebräern vorzüglich die Propheten oder die Seher und unter ihnen vor allem Jeremias, der Knecht Gottes, der furchtlose Prediger vor dem Volke, vor den Grossen und vor dem Könige selbst, welcher die Brüder lieb hat, und stets betet für das Volk und die heilige Stadt. Das hebräische Volk ist untrennbar mit der Weltgeschichte, mit der heutigen Menschheit dadurch verbunden, dass es jenen Glauben, jenes Gesetz unter allen Stürmen und Verirrungen bewahrt und den Hellenen und Römern und durch sie den Germanen überbracht hat. Christus, das unvergängliche Vorbild des Menschen, welcher für die Menschheit allein lebte und starb, machte den einzigen Gott der Juden zum einzigen Gotte aller Menschen und Völker, der Menschheit, indem er aus dem jüdischen Glauben alles blos Nationale entfernte und denselben zum rein- und allgemein-menschlichen umgestaltete. Mit Christus stirbt das Judenthum und über seinem Grabe sollte der Geist und Gott Abrahams, Jahveh (Jehovah) sein. Abrahams Weltanschauung bildete einen heiligen Stamm, die des Moses ein grosses freies Volk. Das Volk und der Staat der Hebräer ist wirklich das einzige Volk und der Staat Gottes, da kein anderes Volk und kein anderer Staat des ganzen Alterthums sich in solcher Weise die Erfüllung des Willens Gottes, die Verbreitung des göttlichen Rathes von Recht und Wahrheit auf der Erde zum Staatsgrundsatze gemacht hatte. Es durchweht der Geist Gottes unverkennbar das hebräische Volk und erhebt es aus allen Leiden und Drangsalen. Der Grundgedanke der mosaischen Gesetzgebung war, dass der Mensch Gott über alles und den Nächsten wie sich selbst lieben solle; diese Nächstenliebe sollte alle Menschen, auch die Fremdlinge umfassen. In der letztern Hinsicht enthält das Deuteronomium X. 18, 19 den schönen Spruch: „Der Herr schaffet Recht den Waisen und den Wittwen und hat die Fremdlinge lieb, dass er ihnen Speise und Kleider gebe. Darum sollet ihr auch die Fremdlinge lieben, denn Fremdlinge seid ihr gewesen in Aegyptenland.“ – Den Glauben und das Gesetz des einen Gottes, der sittlichen Freiheit und der göttlichen Weltordnung verkündeten nach Moses bei den Hebräern vorzüglich die Propheten oder die Seher und unter ihnen vor allem Jeremias, der Knecht Gottes, der furchtlose Prediger vor dem Volke, vor den Grossen und vor dem Könige selbst, welcher die Brüder lieb hat, und stets betet für das Volk und die heilige Stadt. Das hebräische Volk ist untrennbar mit der Weltgeschichte, mit der heutigen Menschheit dadurch verbunden, dass es jenen Glauben, jenes Gesetz unter allen Stürmen und Verirrungen bewahrt und den Hellenen und Römern und durch sie den Germanen überbracht hat. Christus, das unvergängliche Vorbild des Menschen, welcher für die Menschheit allein lebte und starb, machte den einzigen Gott der Juden zum einzigen Gotte aller Menschen und Völker, der Menschheit, indem er aus dem jüdischen Glauben alles blos Nationale entfernte und denselben zum rein- und allgemein-menschlichen umgestaltete. Mit Christus stirbt das Judenthum und über seinem Grabe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0300" n="284"/> sollte der Geist und Gott Abrahams, Jahveh (Jehovah) sein. Abrahams Weltanschauung bildete einen heiligen Stamm, die des Moses ein grosses freies Volk. Das Volk und der Staat der Hebräer ist wirklich das einzige Volk und der Staat Gottes, da kein anderes Volk und kein anderer Staat des ganzen Alterthums sich in solcher Weise die Erfüllung des Willens Gottes, die Verbreitung des göttlichen Rathes von Recht und Wahrheit auf der Erde zum Staatsgrundsatze gemacht hatte. Es durchweht der Geist Gottes unverkennbar das hebräische Volk und erhebt es aus allen Leiden und Drangsalen. Der Grundgedanke der mosaischen Gesetzgebung war, dass der Mensch Gott über alles und den Nächsten wie sich selbst lieben solle; diese Nächstenliebe sollte alle Menschen, auch die Fremdlinge umfassen.</p> <p> In der letztern Hinsicht enthält das Deuteronomium X. 18, 19 den schönen Spruch: „Der Herr schaffet Recht den Waisen und den Wittwen und hat die Fremdlinge lieb, dass er ihnen Speise und Kleider gebe. Darum sollet ihr auch die Fremdlinge lieben, denn Fremdlinge seid ihr gewesen in Aegyptenland.“ – Den Glauben und das Gesetz des einen Gottes, der sittlichen Freiheit und der göttlichen Weltordnung verkündeten nach Moses bei den Hebräern vorzüglich die Propheten oder die Seher und unter ihnen vor allem Jeremias, der Knecht Gottes, der furchtlose Prediger vor dem Volke, vor den Grossen und vor dem Könige selbst, welcher die Brüder lieb hat, und stets betet für das Volk und die heilige Stadt. Das hebräische Volk ist untrennbar mit der Weltgeschichte, mit der heutigen Menschheit dadurch verbunden, dass es jenen Glauben, jenes Gesetz unter allen Stürmen und Verirrungen bewahrt und den Hellenen und Römern und durch sie den Germanen überbracht hat.</p> <p> Christus, das unvergängliche Vorbild des Menschen, welcher für die Menschheit allein lebte und starb, machte den einzigen Gott der Juden zum einzigen Gotte aller Menschen und Völker, der Menschheit, indem er aus dem jüdischen Glauben alles blos Nationale entfernte und denselben zum rein- und allgemein-menschlichen umgestaltete. Mit Christus stirbt das Judenthum und über seinem Grabe </p> </div> </body> </text> </TEI> [284/0300]
sollte der Geist und Gott Abrahams, Jahveh (Jehovah) sein. Abrahams Weltanschauung bildete einen heiligen Stamm, die des Moses ein grosses freies Volk. Das Volk und der Staat der Hebräer ist wirklich das einzige Volk und der Staat Gottes, da kein anderes Volk und kein anderer Staat des ganzen Alterthums sich in solcher Weise die Erfüllung des Willens Gottes, die Verbreitung des göttlichen Rathes von Recht und Wahrheit auf der Erde zum Staatsgrundsatze gemacht hatte. Es durchweht der Geist Gottes unverkennbar das hebräische Volk und erhebt es aus allen Leiden und Drangsalen. Der Grundgedanke der mosaischen Gesetzgebung war, dass der Mensch Gott über alles und den Nächsten wie sich selbst lieben solle; diese Nächstenliebe sollte alle Menschen, auch die Fremdlinge umfassen.
In der letztern Hinsicht enthält das Deuteronomium X. 18, 19 den schönen Spruch: „Der Herr schaffet Recht den Waisen und den Wittwen und hat die Fremdlinge lieb, dass er ihnen Speise und Kleider gebe. Darum sollet ihr auch die Fremdlinge lieben, denn Fremdlinge seid ihr gewesen in Aegyptenland.“ – Den Glauben und das Gesetz des einen Gottes, der sittlichen Freiheit und der göttlichen Weltordnung verkündeten nach Moses bei den Hebräern vorzüglich die Propheten oder die Seher und unter ihnen vor allem Jeremias, der Knecht Gottes, der furchtlose Prediger vor dem Volke, vor den Grossen und vor dem Könige selbst, welcher die Brüder lieb hat, und stets betet für das Volk und die heilige Stadt. Das hebräische Volk ist untrennbar mit der Weltgeschichte, mit der heutigen Menschheit dadurch verbunden, dass es jenen Glauben, jenes Gesetz unter allen Stürmen und Verirrungen bewahrt und den Hellenen und Römern und durch sie den Germanen überbracht hat.
Christus, das unvergängliche Vorbild des Menschen, welcher für die Menschheit allein lebte und starb, machte den einzigen Gott der Juden zum einzigen Gotte aller Menschen und Völker, der Menschheit, indem er aus dem jüdischen Glauben alles blos Nationale entfernte und denselben zum rein- und allgemein-menschlichen umgestaltete. Mit Christus stirbt das Judenthum und über seinem Grabe
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