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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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bracht; die vier Bilder oder Symbole haben acht Koua oder weitere Fügungen und Zusammensetzungen hervorgebracht." - So begegnet uns in dem ältesten heiligen Buche des östlichen Asiens dasselbe Weltprinzip der Ruhe und Bewegung, der Unwandelbarkeit und der Wandelbarkeit, welches in der Maurerei die beiden heiligen Worte und Säulen Jakin und Boaz aussprechen, und wofür der Ormuzd, und Ahriman des Zendvolkes, Licht und Finsterniss, - sowie Osiris und die Isis der Aegypter, Sonne und Mond, Himmel und Erde, - ja selbst Christus und der Satan, Himmel und Hölle, nur ein verwandter und anderer Ausdruck sind. Mit dem dreieinigen Gott der Weisheit, Stärke und Schönheit, - oder der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft hat die Maurerei auch den Dualismus als das grosse Weltprinzip, - als die beiden Säulen, welche die Welt tragen, von der Urmenschheit ererbt und forterhalten. Ebenso wird der kundige Maurer die schon bei den Chinesen vorkommende heilige oder symbolische Vierzahl nicht übersehen.

Die heiligen Schriften der Inder sind die aus vier Büchern bestehenden und in einem veralteten Sanskrit geschriebenen Vedas. Es sind vier Vedas als die vier Worte der vier Munde des Brahma, ähnlich wie die Christen vier Evangelien haben. Die Vierzahl ist eine symbolische und soll auf das nach den vier Weltgegenden sich gleichmässig ausbreitende Wort und Licht von Brahma und Christus hindeuten. Die Vedas beginnen mit den Worten: "Es gibt nur einen einzigen Gott, Brahma, allmächtig, ewig; allgegenwärtig, die grosse Seele, von welcher alle übrigen Götter nur Theile sind." Nach den Veden, deren Alter bis in das 18. Jahrhundert vor Chr. hinaufreichen mag,1) schuf Brahma vier Arten Menschen, wovon jede eine

1) Björnstjerna, die Theogonie, Philosophie und Kosmogonie der Hindus, S. 26; Dunker, Gesehichte des Alterthums, II. S. 118. Nach Dunker zeigt der Inhalt der Veden und die Stufenfolge der religiösen Anschauungen, welche in denselben niedergelegt sind, dass zwischen den ältesten und jüngsten derselben einige Jahrhunderte liegen, weshalb die Entstehung der Lieder der Veden zwischen 1800 und 1500 Jahre vor Chr. gesetzt werden kann, indem die jüngsten Vedenlieder der Zeit von 1500 vor Chr. angehören.

bracht; die vier Bilder oder Symbole haben acht Koua oder weitere Fügungen und Zusammensetzungen hervorgebracht.“ – So begegnet uns in dem ältesten heiligen Buche des östlichen Asiens dasselbe Weltprinzip der Ruhe und Bewegung, der Unwandelbarkeit und der Wandelbarkeit, welches in der Maurerei die beiden heiligen Worte und Säulen Jakin und Boaz aussprechen, und wofür der Ormuzd, und Ahriman des Zendvolkes, Licht und Finsterniss, – sowie Osiris und die Isis der Aegypter, Sonne und Mond, Himmel und Erde, – ja selbst Christus und der Satan, Himmel und Hölle, nur ein verwandter und anderer Ausdruck sind. Mit dem dreieinigen Gott der Weisheit, Stärke und Schönheit, – oder der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft hat die Maurerei auch den Dualismus als das grosse Weltprinzip, – als die beiden Säulen, welche die Welt tragen, von der Urmenschheit ererbt und forterhalten. Ebenso wird der kundige Maurer die schon bei den Chinesen vorkommende heilige oder symbolische Vierzahl nicht übersehen.

Die heiligen Schriften der Inder sind die aus vier Büchern bestehenden und in einem veralteten Sanskrit geschriebenen Vêdas. Es sind vier Vêdas als die vier Worte der vier Munde des Brahma, ähnlich wie die Christen vier Evangelien haben. Die Vierzahl ist eine symbolische und soll auf das nach den vier Weltgegenden sich gleichmässig ausbreitende Wort und Licht von Brahma und Christus hindeuten. Die Vêdas beginnen mit den Worten: „Es gibt nur einen einzigen Gott, Brahma, allmächtig, ewig; allgegenwärtig, die grosse Seele, von welcher alle übrigen Götter nur Theile sind.“ Nach den Veden, deren Alter bis in das 18. Jahrhundert vor Chr. hinaufreichen mag,1) schuf Brahma vier Arten Menschen, wovon jede eine

1) Björnstjerna, die Theogonie, Philosophie und Kosmogonie der Hindus, S. 26; Dunker, Gesehichte des Alterthums, II. S. 118. Nach Dunker zeigt der Inhalt der Veden und die Stufenfolge der religiösen Anschauungen, welche in denselben niedergelegt sind, dass zwischen den ältesten und jüngsten derselben einige Jahrhunderte liegen, weshalb die Entstehung der Lieder der Veden zwischen 1800 und 1500 Jahre vor Chr. gesetzt werden kann, indem die jüngsten Vedenlieder der Zeit von 1500 vor Chr. angehören.
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[318/0334] bracht; die vier Bilder oder Symbole haben acht Koua oder weitere Fügungen und Zusammensetzungen hervorgebracht.“ – So begegnet uns in dem ältesten heiligen Buche des östlichen Asiens dasselbe Weltprinzip der Ruhe und Bewegung, der Unwandelbarkeit und der Wandelbarkeit, welches in der Maurerei die beiden heiligen Worte und Säulen Jakin und Boaz aussprechen, und wofür der Ormuzd, und Ahriman des Zendvolkes, Licht und Finsterniss, – sowie Osiris und die Isis der Aegypter, Sonne und Mond, Himmel und Erde, – ja selbst Christus und der Satan, Himmel und Hölle, nur ein verwandter und anderer Ausdruck sind. Mit dem dreieinigen Gott der Weisheit, Stärke und Schönheit, – oder der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft hat die Maurerei auch den Dualismus als das grosse Weltprinzip, – als die beiden Säulen, welche die Welt tragen, von der Urmenschheit ererbt und forterhalten. Ebenso wird der kundige Maurer die schon bei den Chinesen vorkommende heilige oder symbolische Vierzahl nicht übersehen. Die heiligen Schriften der Inder sind die aus vier Büchern bestehenden und in einem veralteten Sanskrit geschriebenen Vêdas. Es sind vier Vêdas als die vier Worte der vier Munde des Brahma, ähnlich wie die Christen vier Evangelien haben. Die Vierzahl ist eine symbolische und soll auf das nach den vier Weltgegenden sich gleichmässig ausbreitende Wort und Licht von Brahma und Christus hindeuten. Die Vêdas beginnen mit den Worten: „Es gibt nur einen einzigen Gott, Brahma, allmächtig, ewig; allgegenwärtig, die grosse Seele, von welcher alle übrigen Götter nur Theile sind.“ Nach den Veden, deren Alter bis in das 18. Jahrhundert vor Chr. hinaufreichen mag, 1) schuf Brahma vier Arten Menschen, wovon jede eine 1) Björnstjerna, die Theogonie, Philosophie und Kosmogonie der Hindus, S. 26; Dunker, Gesehichte des Alterthums, II. S. 118. Nach Dunker zeigt der Inhalt der Veden und die Stufenfolge der religiösen Anschauungen, welche in denselben niedergelegt sind, dass zwischen den ältesten und jüngsten derselben einige Jahrhunderte liegen, weshalb die Entstehung der Lieder der Veden zwischen 1800 und 1500 Jahre vor Chr. gesetzt werden kann, indem die jüngsten Vedenlieder der Zeit von 1500 vor Chr. angehören.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/334>, abgerufen am 22.11.2024.