Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.habe und woher das Wort Verstrickung1) stamme; in den englischen Steinmetzhütten habe sich dieser uranfängliche und älteste Gebrauch erhalten, während er sich in den deutschen Hütten wahrscheinlich schon vor der Reformation verloren. Ueber den Gebrauch und die Bedeutung des Strickes, welcher in den Logen des neu-englischen Systems nicht mehr angewandt wird2) und der in verschiedenen Umgestaltungen gegenwärtig noch in den höhern Graden der schottischen Maurerei vorkommt, ist sodann ferner zu vergleichen, was unter dem Worte "Strick" in Lenning's Encyklopädie sich darüber zusammengestellt findet. Das bei Lenning Angeführte darf deshalb hier mit Stillschweigen übergangen werden, weil es durchaus keinen geschichtlichen Werth hat, nichts Altes und aus den frühern Zeiten Ueberliefertes enthält, sondern unzweifelhaft ein Erzeugniss des vorigen Jahrhunderts mit zum Theil wahrhaft widersinnigen symbolischen Deutungen ist, da man den wahren Sinn des maurerischen symbolischen Strickes nicht erkannt, ja kaum geahnt hatte. Um zu zeigen, zu welchen symbolischen Missgriffen man durch die Unkenntniss in dieser Beziehung verleitet worden sei, mag aus dem ungedruckten maurerischen Nachlasse des im Jahr 1762 zu Malans in Graubünden gebornen und dort im Jahre 1834 verstorbenen Dichters Salis hervorgehoben werden, dass zu seiner Zeit, d. h. zwischen 1780 - 1790, in Frankreich in dem Grade der Elaus der Strick (la corde) also erklärt wurde: "La corde est le symbole, que les pierres ne peuvent parvenir au haut de l'edifice que par son secours," was allerdings eine sehr ausgewählte Symbolik ist. Aus den eleusinischen Geheimnissen darf wohl als hierher gehörend angeführt werden, dass die Mysten sich von den Uneingeweihten nicht blos durch die Bekränzung mit Myrthen, sondern auch durch Fäden, vielleicht von Krokusfarbe, unterschieden, die sie um den rechten Arm und den linken Fuss gebunden trugen. Schömann, griech. Alterthümer, II. S. 347, glaubt, dass Cultusbeamte aus dem Geschlechte 1) Nach
Schmeller, bayerisches Wörterbuch, III. S. 682, ist Verstrickung = Verpflichtung, Bündniss, Arrest,
Gefängniss; verstricken = verbinden, verpflichten. 2) Krause, a. a. O., I. 2. S. 290.
habe und woher das Wort Verstrickung1) stamme; in den englischen Steinmetzhütten habe sich dieser uranfängliche und älteste Gebrauch erhalten, während er sich in den deutschen Hütten wahrscheinlich schon vor der Reformation verloren. Ueber den Gebrauch und die Bedeutung des Strickes, welcher in den Logen des neu-englischen Systems nicht mehr angewandt wird2) und der in verschiedenen Umgestaltungen gegenwärtig noch in den höhern Graden der schottischen Maurerei vorkommt, ist sodann ferner zu vergleichen, was unter dem Worte „Strick“ in Lenning’s Encyklopädie sich darüber zusammengestellt findet. Das bei Lenning Angeführte darf deshalb hier mit Stillschweigen übergangen werden, weil es durchaus keinen geschichtlichen Werth hat, nichts Altes und aus den frühern Zeiten Ueberliefertes enthält, sondern unzweifelhaft ein Erzeugniss des vorigen Jahrhunderts mit zum Theil wahrhaft widersinnigen symbolischen Deutungen ist, da man den wahren Sinn des maurerischen symbolischen Strickes nicht erkannt, ja kaum geahnt hatte. Um zu zeigen, zu welchen symbolischen Missgriffen man durch die Unkenntniss in dieser Beziehung verleitet worden sei, mag aus dem ungedruckten maurerischen Nachlasse des im Jahr 1762 zu Malans in Graubünden gebornen und dort im Jahre 1834 verstorbenen Dichters Salis hervorgehoben werden, dass zu seiner Zeit, d. h. zwischen 1780 – 1790, in Frankreich in dem Grade der Elûs der Strick (la corde) also erklärt wurde: „La corde est le symbole, que les pierres ne peuvent parvenir au haut de l’edifice que par son secours,“ was allerdings eine sehr ausgewählte Symbolik ist. Aus den eleusinischen Geheimnissen darf wohl als hierher gehörend angeführt werden, dass die Mysten sich von den Uneingeweihten nicht blos durch die Bekränzung mit Myrthen, sondern auch durch Fäden, vielleicht von Krokusfarbe, unterschieden, die sie um den rechten Arm und den linken Fuss gebunden trugen. Schömann, griech. Alterthümer, II. S. 347, glaubt, dass Cultusbeamte aus dem Geschlechte 1) Nach
Schmeller, bayerisches Wörterbuch, III. S. 682, ist Verstrickung = Verpflichtung, Bündniss, Arrest,
Gefängniss; verstricken = verbinden, verpflichten. 2) Krause, a. a. O., I. 2. S. 290.
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habe und woher das Wort Verstrickung 1) stamme; in den englischen Steinmetzhütten habe sich dieser uranfängliche und älteste Gebrauch erhalten, während er sich in den deutschen Hütten wahrscheinlich schon vor der Reformation verloren. Ueber den Gebrauch und die Bedeutung des Strickes, welcher in den Logen des neu-englischen Systems nicht mehr angewandt wird 2) und der in verschiedenen Umgestaltungen gegenwärtig noch in den höhern Graden der schottischen Maurerei vorkommt, ist sodann ferner zu vergleichen, was unter dem Worte „Strick“ in Lenning’s Encyklopädie sich darüber zusammengestellt findet. Das bei Lenning Angeführte darf deshalb hier mit Stillschweigen übergangen werden, weil es durchaus keinen geschichtlichen Werth hat, nichts Altes und aus den frühern Zeiten Ueberliefertes enthält, sondern unzweifelhaft ein Erzeugniss des vorigen Jahrhunderts mit zum Theil wahrhaft widersinnigen symbolischen Deutungen ist, da man den wahren Sinn des maurerischen symbolischen Strickes nicht erkannt, ja kaum geahnt hatte. Um zu zeigen, zu welchen symbolischen Missgriffen man durch die Unkenntniss in dieser Beziehung verleitet worden sei, mag aus dem ungedruckten maurerischen Nachlasse des im Jahr 1762 zu Malans in Graubünden gebornen und dort im Jahre 1834 verstorbenen Dichters Salis hervorgehoben werden, dass zu seiner Zeit, d. h. zwischen 1780 – 1790, in Frankreich in dem Grade der Elûs der Strick (la corde) also erklärt wurde: „La corde est le symbole, que les pierres ne peuvent parvenir au haut de l’edifice que par son secours,“ was allerdings eine sehr ausgewählte Symbolik ist.
Aus den eleusinischen Geheimnissen darf wohl als hierher gehörend angeführt werden, dass die Mysten sich von den Uneingeweihten nicht blos durch die Bekränzung mit Myrthen, sondern auch durch Fäden, vielleicht von Krokusfarbe, unterschieden, die sie um den rechten Arm und den linken Fuss gebunden trugen. Schömann, griech. Alterthümer, II. S. 347, glaubt, dass Cultusbeamte aus dem Geschlechte
1) Nach Schmeller, bayerisches Wörterbuch, III. S. 682, ist Verstrickung = Verpflichtung, Bündniss, Arrest, Gefängniss; verstricken = verbinden, verpflichten.
2) Krause, a. a. O., I. 2. S. 290.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/349>, abgerufen am 19.06.2024. |