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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Schöne, gibt dem menschlichen Leben die Freiheit und Schönheit, das Recht und die Kunst. Dieses Mass muss der Mensch in sich selbst durch Selbsterkenntniss, durch Berathung des eigenen Gewissens suchen und finden; daher auch schon die sieben griechischen Weisen geboten hatten und nach ihnen an die Wand des Apollo-Tempels zu Delphi geschrieben war: "Erkenne dich selbst. Nichts zu viel!" , wie mit den sieben Weisen auch Pindar gesungen hatte: "Es geziemt, in sich selber stets auf das Mass zu schauen." In dem gleichen Sinne fordert die Maurerei von dem Gesellen neben der Mässigung die Selbsterkenntniss, die letztere als die Bedingung der erstern. Die menschliche Freiheit besteht allein in der freiwilligen Unterwerfung unter das Mass, unter das Gesetz, - ist die Selbstbezwingung, die gesetzliche Ordnung, die Liebe zu Gott und dem Vaterlande. Das Gesetz ist der allwaltende Herrscher Gottes und der Menschen.

Meine sehr lieben neu aufgenommenen BBr. Gesellen! Möchte Ihre maurerische Grabschrift einst gleich derjenigen des Leonidas und der mit ihm bei Thermopylä gefallenen Helden Sparta's lauten dürfen:

"Fremdling geh und verkünde den Spartiaten, wir ruhn hier,
Weil wir ihrem Gebot blieben zum Tode getreu."

Bleiben auch Sie bis zum Tode dem Gebote der Maurerei getreu, wird Ihnen das Grab leicht und der ewige Todtenrichter nicht furchtbar sein!



XXVII.
Der Osten.

Die Lichtgläubigen und Lichtsuchenden mussten nothwendig und vor Allem den Blick nach Osten richten, denn aus Osten kam ja nach der dunkelsten Nacht mit jedem

Schöne, gibt dem menschlichen Leben die Freiheit und Schönheit, das Recht und die Kunst. Dieses Mass muss der Mensch in sich selbst durch Selbsterkenntniss, durch Berathung des eigenen Gewissens suchen und finden; daher auch schon die sieben griechischen Weisen geboten hatten und nach ihnen an die Wand des Apollo-Tempels zu Delphi geschrieben war: „Erkenne dich selbst. Nichts zu viel!“ , wie mit den sieben Weisen auch Pindar gesungen hatte: „Es geziemt, in sich selber stets auf das Mass zu schauen.“ In dem gleichen Sinne fordert die Maurerei von dem Gesellen neben der Mässigung die Selbsterkenntniss, die letztere als die Bedingung der erstern. Die menschliche Freiheit besteht allein in der freiwilligen Unterwerfung unter das Mass, unter das Gesetz, – ist die Selbstbezwingung, die gesetzliche Ordnung, die Liebe zu Gott und dem Vaterlande. Das Gesetz ist der allwaltende Herrscher Gottes und der Menschen.

Meine sehr lieben neu aufgenommenen BBr. Gesellen! Möchte Ihre maurerische Grabschrift einst gleich derjenigen des Leonidas und der mit ihm bei Thermopylä gefallenen Helden Sparta’s lauten dürfen:

„Fremdling geh und verkünde den Spartiaten, wir ruhn hier,
Weil wir ihrem Gebot blieben zum Tode getreu.“

Bleiben auch Sie bis zum Tode dem Gebote der Maurerei getreu, wird Ihnen das Grab leicht und der ewige Todtenrichter nicht furchtbar sein!



XXVII.
Der Osten.

Die Lichtgläubigen und Lichtsuchenden mussten nothwendig und vor Allem den Blick nach Osten richten, denn aus Osten kam ja nach der dunkelsten Nacht mit jedem

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[392/0408] Schöne, gibt dem menschlichen Leben die Freiheit und Schönheit, das Recht und die Kunst. Dieses Mass muss der Mensch in sich selbst durch Selbsterkenntniss, durch Berathung des eigenen Gewissens suchen und finden; daher auch schon die sieben griechischen Weisen geboten hatten und nach ihnen an die Wand des Apollo-Tempels zu Delphi geschrieben war: „Erkenne dich selbst. Nichts zu viel!“ , wie mit den sieben Weisen auch Pindar gesungen hatte: „Es geziemt, in sich selber stets auf das Mass zu schauen.“ In dem gleichen Sinne fordert die Maurerei von dem Gesellen neben der Mässigung die Selbsterkenntniss, die letztere als die Bedingung der erstern. Die menschliche Freiheit besteht allein in der freiwilligen Unterwerfung unter das Mass, unter das Gesetz, – ist die Selbstbezwingung, die gesetzliche Ordnung, die Liebe zu Gott und dem Vaterlande. Das Gesetz ist der allwaltende Herrscher Gottes und der Menschen. Meine sehr lieben neu aufgenommenen BBr. Gesellen! Möchte Ihre maurerische Grabschrift einst gleich derjenigen des Leonidas und der mit ihm bei Thermopylä gefallenen Helden Sparta’s lauten dürfen: „Fremdling geh und verkünde den Spartiaten, wir ruhn hier, Weil wir ihrem Gebot blieben zum Tode getreu.“ Bleiben auch Sie bis zum Tode dem Gebote der Maurerei getreu, wird Ihnen das Grab leicht und der ewige Todtenrichter nicht furchtbar sein! XXVII. Der Osten. Die Lichtgläubigen und Lichtsuchenden mussten nothwendig und vor Allem den Blick nach Osten richten, denn aus Osten kam ja nach der dunkelsten Nacht mit jedem

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/408>, abgerufen am 22.11.2024.