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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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den Säulen vor dem Tempel Salomos und vor dem Dome zu Würzburg, vor oder in der christlichen Kirche zu Tyrus und in der Maurerloge tyrisch, phönicisch seien und dort die Sonne und den Mond, Baal und Astarte, den kretischen Minos und die Britomartis, den griechischen Apollo und die Artemis, den ägyptischen Osiris und die Isis eigentlich symbolisirt haben. - Der Tempel Salomo's war so aufgestellt, dass der Eingang mit der Vorhalle und den beiden Seiten Jakin und Boaz davor nach Osten blickte, das Allerheiligste mit der Bundeslade sich mithin im Westen befand,1) was Bähr daraus zu erklären sucht, dass das Tempelviereck habe orientirt und daher dessen vordere Seite nach Osten gewendet sein müssen. Bei den Christen war es von der frühesten Zeit an Regel,2) den Kirchen die Richtung gegen Morgen zu geben, so dass also der Eingang gegen Westen blickte, die das Gebäude abschliessende Koncha mit dem Hauptaltare aber gegen Osten, wie auch die Betenden sich überhaupt nach Osten zu wenden pflegten, bei der Taufe der Erwachsenen der Blick eben dahin gerichtet war, - endlich die Verstorbenen mit ebenfalls dahin gewendetem Gesicht in das Grab gelegt wurden. Zur Erklärung dieser Gebräuche der alten Christen bemerkt Bähr a. a. O. S. 311 u. 12: "Osten ist die Himmelsgegend, wo das Licht aufgeht und der neue Tag anbricht; im Osten ist der "Aufgang aus der Höhe" (Luk. 1, 78), die "Sonne der Gerechtigkeit" (Mal. 4, 2), das "Licht der Welt" (Joh. 8, 12; Jes. 9,2) erschienen, und hat einen neuen Tag gebracht (Röm. 13, 12), welcher Verbote und Unterpfand des zukünftigen neuen Morgens und Tages der ewigen Herrlichkeit ist, der anbrechen wird mit der Erscheinung des Herrn, des Aufgangs aus der Höhe, wenn er wiederkommt, um seine Verheissungen an seiner Gemeinde zu erfüllen (2. Tim. 4, 8)." - Augustinus de serm. dom. 2. 18 sagt: "Cum ad orationem stamus, ad orientem convertimur, unde coelum surgit, non tamquam ibi habitet deus, sed ut

1) Bähr, der salomonische Tempel, Karlsruhe 1848, S. 97.
2) Vergl. Mone, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, III. S. 5 unten.
2) Vergl. Mone, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, III. S. 5 unten.

den Säulen vor dem Tempel Salomos und vor dem Dome zu Würzburg, vor oder in der christlichen Kirche zu Tyrus und in der Maurerloge tyrisch, phönicisch seien und dort die Sonne und den Mond, Baal und Astarte, den kretischen Minos und die Britomartis, den griechischen Apollo und die Artemis, den ägyptischen Osiris und die Isis eigentlich symbolisirt haben. – Der Tempel Salomo’s war so aufgestellt, dass der Eingang mit der Vorhalle und den beiden Seiten Jakin und Boaz davor nach Osten blickte, das Allerheiligste mit der Bundeslade sich mithin im Westen befand,1) was Bähr daraus zu erklären sucht, dass das Tempelviereck habe orientirt und daher dessen vordere Seite nach Osten gewendet sein müssen. Bei den Christen war es von der frühesten Zeit an Regel,2) den Kirchen die Richtung gegen Morgen zu geben, so dass also der Eingang gegen Westen blickte, die das Gebäude abschliessende Koncha mit dem Hauptaltare aber gegen Osten, wie auch die Betenden sich überhaupt nach Osten zu wenden pflegten, bei der Taufe der Erwachsenen der Blick eben dahin gerichtet war, – endlich die Verstorbenen mit ebenfalls dahin gewendetem Gesicht in das Grab gelegt wurden. Zur Erklärung dieser Gebräuche der alten Christen bemerkt Bähr a. a. O. S. 311 u. 12: „Osten ist die Himmelsgegend, wo das Licht aufgeht und der neue Tag anbricht; im Osten ist der „Aufgang aus der Höhe“ (Luk. 1, 78), die „Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal. 4, 2), das „Licht der Welt“ (Joh. 8, 12; Jes. 9,2) erschienen, und hat einen neuen Tag gebracht (Röm. 13, 12), welcher Verbote und Unterpfand des zukünftigen neuen Morgens und Tages der ewigen Herrlichkeit ist, der anbrechen wird mit der Erscheinung des Herrn, des Aufgangs aus der Höhe, wenn er wiederkommt, um seine Verheissungen an seiner Gemeinde zu erfüllen (2. Tim. 4, 8).“ – Augustinus de serm. dom. 2. 18 sagt: „Cum ad orationem stamus, ad orientem convertimur, unde coelum surgit, non tamquam ibi habitet deus, sed ut

1) Bähr, der salomonische Tempel, Karlsruhe 1848, S. 97.
2) Vergl. Mone, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, III. S. 5 unten.
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 gegen Osten, wie auch die Betenden sich überhaupt nach Osten zu wenden pflegten, bei der Taufe der
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[413/0429] den Säulen vor dem Tempel Salomos und vor dem Dome zu Würzburg, vor oder in der christlichen Kirche zu Tyrus und in der Maurerloge tyrisch, phönicisch seien und dort die Sonne und den Mond, Baal und Astarte, den kretischen Minos und die Britomartis, den griechischen Apollo und die Artemis, den ägyptischen Osiris und die Isis eigentlich symbolisirt haben. – Der Tempel Salomo’s war so aufgestellt, dass der Eingang mit der Vorhalle und den beiden Seiten Jakin und Boaz davor nach Osten blickte, das Allerheiligste mit der Bundeslade sich mithin im Westen befand, 1) was Bähr daraus zu erklären sucht, dass das Tempelviereck habe orientirt und daher dessen vordere Seite nach Osten gewendet sein müssen. Bei den Christen war es von der frühesten Zeit an Regel, 2) den Kirchen die Richtung gegen Morgen zu geben, so dass also der Eingang gegen Westen blickte, die das Gebäude abschliessende Koncha mit dem Hauptaltare aber gegen Osten, wie auch die Betenden sich überhaupt nach Osten zu wenden pflegten, bei der Taufe der Erwachsenen der Blick eben dahin gerichtet war, – endlich die Verstorbenen mit ebenfalls dahin gewendetem Gesicht in das Grab gelegt wurden. Zur Erklärung dieser Gebräuche der alten Christen bemerkt Bähr a. a. O. S. 311 u. 12: „Osten ist die Himmelsgegend, wo das Licht aufgeht und der neue Tag anbricht; im Osten ist der „Aufgang aus der Höhe“ (Luk. 1, 78), die „Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal. 4, 2), das „Licht der Welt“ (Joh. 8, 12; Jes. 9, 2) erschienen, und hat einen neuen Tag gebracht (Röm. 13, 12), welcher Verbote und Unterpfand des zukünftigen neuen Morgens und Tages der ewigen Herrlichkeit ist, der anbrechen wird mit der Erscheinung des Herrn, des Aufgangs aus der Höhe, wenn er wiederkommt, um seine Verheissungen an seiner Gemeinde zu erfüllen (2. Tim. 4, 8).“ – Augustinus de serm. dom. 2. 18 sagt: „Cum ad orationem stamus, ad orientem convertimur, unde coelum surgit, non tamquam ibi habitet deus, sed ut 1) Bähr, der salomonische Tempel, Karlsruhe 1848, S. 97. 2) Vergl. Mone, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, III. S. 5 unten. 2) Vergl. Mone, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, III. S. 5 unten.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/429>, abgerufen am 22.11.2024.