Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.berührt worden ist. Ohne Zweifel war dieses eine neue Kirche und Loge einweihende Feuer wenigstens früher ein sogenanntes Nothfeuer, d. h. auf feierliche Weise durch Reibung oder auf ähnliche Art gewonnenes reines Himmelsfeuer.1) Zur Hervorbringung des Nothfeuers bediente man sich auch eines Rades mit neun Speichen, das von Osten nach Westen gewälzt ein Bild der Sonne war. Auch wurden neunerlei Kräuter in die Flamme geworfen. Die Nennzahl, besonders wenn sie bei den Frühlingsfeuern, den Fastnachts-, Oster- und Mai- oder Walpurgisfeuern vorkommt, darf wohl auf das nach dem dreimonatlichen Winterschlafe der Natur, des Hiram, wiederbeginnende 9monatliche Natur- und Sonnenleben, die neun treuen Gesellen des Hiram bezogen werden. Hieran schliesst sich, dass die alten Germanen die Nothfeuer auch aus neunerlei Holz, und besonders indem 81 der kräftigsten Jünglinge an einem neuen Seile den Bohrer in einem mit neun Speichen versehenen Rade, dem Sonnenrade, schnell drehten, neu gewannen oder entzündeten.2) Dieses symbolische Sonnenrad kommt auch in Indien häufig vor und heisst hier Sauryasya cakramsin den Veden, das griechische [fremdsprachliches Material].3) Von diesem Sonnenrade, [fremdsprachliches Material], sind auch bei den Griechen die Kyklopen, welche dem Zeus seine Donnerkeile schmieden und die nur die personificirten Gewittererscheinungen sind, benannt, denn Kyklope bedeutet das Kreisauge, das Radauge.4) Daher haben die Kyklopen gleich den ihnen verwandten indischen Raxasa ein grosses Stirnauge, sind die durch die Gewitterwolken hindurchbrechende, sich hindurchringende titanische Sonne. An die Kyklopen reiht sich auch Ixion, der Radträger oder Achsenträger von sanskr. axan, axa, lat. axis, d. i. die Achse, das Rad, das Auge (der Sonne 5)). Mit den neun germanischen Kräu- 1) Vergl. auch Simrok, deutsche Mythol., S. 555
ff. 2) Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 45 u. 48 ff. 3) Kuhn,
a. a. O. S. 53 ff. 4) Kuhn, a. a. O., S. 68; Schwartz, Ursprung der
Mythologie, S. 15 ff. u. 192 ff. In Uebereinstimmung mit Kuhn und Schwartz deutete auch schon früher
W. Grimm, die Sage des Polyphem, Berlin 1857, S. 27, dessen Auge. 5) Kuhn, S. 69, Anm.
berührt worden ist. Ohne Zweifel war dieses eine neue Kirche und Loge einweihende Feuer wenigstens früher ein sogenanntes Nothfeuer, d. h. auf feierliche Weise durch Reibung oder auf ähnliche Art gewonnenes reines Himmelsfeuer.1) Zur Hervorbringung des Nothfeuers bediente man sich auch eines Rades mit neun Speichen, das von Osten nach Westen gewälzt ein Bild der Sonne war. Auch wurden neunerlei Kräuter in die Flamme geworfen. Die Nennzahl, besonders wenn sie bei den Frühlingsfeuern, den Fastnachts-, Oster- und Mai- oder Walpurgisfeuern vorkommt, darf wohl auf das nach dem dreimonatlichen Winterschlafe der Natur, des Hiram, wiederbeginnende 9monatliche Natur- und Sonnenleben, die neun treuen Gesellen des Hiram bezogen werden. Hieran schliesst sich, dass die alten Germanen die Nothfeuer auch aus neunerlei Holz, und besonders indem 81 der kräftigsten Jünglinge an einem neuen Seile den Bohrer in einem mit neun Speichen versehenen Rade, dem Sonnenrade, schnell drehten, neu gewannen oder entzündeten.2) Dieses symbolische Sonnenrad kommt auch in Indien häufig vor und heisst hier Sûryasya cakramsin den Veden, das griechische [fremdsprachliches Material].3) Von diesem Sonnenrade, [fremdsprachliches Material], sind auch bei den Griechen die Kyklopen, welche dem Zeus seine Donnerkeile schmieden und die nur die personificirten Gewittererscheinungen sind, benannt, denn Kyklope bedeutet das Kreisauge, das Radauge.4) Daher haben die Kyklopen gleich den ihnen verwandten indischen Râxasa ein grosses Stirnauge, sind die durch die Gewitterwolken hindurchbrechende, sich hindurchringende titanische Sonne. An die Kyklopen reiht sich auch Ixion, der Radträger oder Achsenträger von sanskr. axan, axa, lat. axis, d. i. die Achse, das Rad, das Auge (der Sonne 5)). Mit den neun germanischen Kräu- 1) Vergl. auch Simrok, deutsche Mythol., S. 555
ff. 2) Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 45 u. 48 ff. 3) Kuhn,
a. a. O. S. 53 ff. 4) Kuhn, a. a. O., S. 68; Schwartz, Ursprung der
Mythologie, S. 15 ff. u. 192 ff. In Uebereinstimmung mit Kuhn und Schwartz deutete auch schon früher
W. Grimm, die Sage des Polyphem, Berlin 1857, S. 27, dessen Auge. 5) Kuhn, S. 69, Anm.
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berührt worden ist. Ohne Zweifel war dieses eine neue Kirche und Loge einweihende Feuer wenigstens früher ein sogenanntes Nothfeuer, d. h. auf feierliche Weise durch Reibung oder auf ähnliche Art gewonnenes reines Himmelsfeuer. 1) Zur Hervorbringung des Nothfeuers bediente man sich auch eines Rades mit neun Speichen, das von Osten nach Westen gewälzt ein Bild der Sonne war. Auch wurden neunerlei Kräuter in die Flamme geworfen. Die Nennzahl, besonders wenn sie bei den Frühlingsfeuern, den Fastnachts-, Oster- und Mai- oder Walpurgisfeuern vorkommt, darf wohl auf das nach dem dreimonatlichen Winterschlafe der Natur, des Hiram, wiederbeginnende 9monatliche Natur- und Sonnenleben, die neun treuen Gesellen des Hiram bezogen werden. Hieran schliesst sich, dass die alten Germanen die Nothfeuer auch aus neunerlei Holz, und besonders indem 81 der kräftigsten Jünglinge an einem neuen Seile den Bohrer in einem mit neun Speichen versehenen Rade, dem Sonnenrade, schnell drehten, neu gewannen oder entzündeten. 2) Dieses symbolische Sonnenrad kommt auch in Indien häufig vor und heisst hier Sûryasya cakramsin den Veden, das griechische _ . 3) Von diesem Sonnenrade, _ , sind auch bei den Griechen die Kyklopen, welche dem Zeus seine Donnerkeile schmieden und die nur die personificirten Gewittererscheinungen sind, benannt, denn Kyklope bedeutet das Kreisauge, das Radauge. 4) Daher haben die Kyklopen gleich den ihnen verwandten indischen Râxasa ein grosses Stirnauge, sind die durch die Gewitterwolken hindurchbrechende, sich hindurchringende titanische Sonne. An die Kyklopen reiht sich auch Ixion, der Radträger oder Achsenträger von sanskr. axan, axa, lat. axis, d. i. die Achse, das Rad, das Auge (der Sonne 5)). Mit den neun germanischen Kräu-
1) Vergl. auch Simrok, deutsche Mythol., S. 555 ff.
2) Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 45 u. 48 ff.
3) Kuhn, a. a. O. S. 53 ff.
4) Kuhn, a. a. O., S. 68; Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 15 ff. u. 192 ff. In Uebereinstimmung mit Kuhn und Schwartz deutete auch schon früher W. Grimm, die Sage des Polyphem, Berlin 1857, S. 27, dessen Auge.
5) Kuhn, S. 69, Anm.
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