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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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lich vorschrieb, dass man die Altäre der Götter mit dem rechten Fusse voran, betreten solle. Virgil sagt daher: dexter adi, von der rechten Seite nahe, indem diese bei Griechen und Römern als die günstige und glückbringende galt. Der bekräftigende Handschlag wird ebenso überall, besonders bei den Griechen, Römern und Germanen1) mit der rechten Hand ertheilt, und im Griechischen heisst daher [fremdsprachliches Material] die rechte Hand, der Handschlag, das Versprechen und der Vertrag., - selbst Stärke und Hülfe bei dem Krieger, weil auch diese auf dem Gebrauche der rechten Hand und des rechten Armes beruhte. Ganz dieselben Bedeutungen hat auch im Lateinischen dextra. Das Deutsche recht hängt nach Schmeller wohl genetisch mit rectus zusammen. - Im Mittelhochdeutschen heisst rihten, richten, in eine gerade Linie bringen (dirigere), nach dem Richtmasse aufstellen, abthun, zu Ende bringen, schlichten, gütlich beilegen, ausführen, urtheilen (judicare), rechtsprechen u. s. w. Vgl. Ziemann, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter: rihten und rihte, und Schmeller, bayerisches Wörterbuch, Thl. III. S. 15 unter: gerechen, und S. 20 unter: recht. Die rihte, ahd. rihti, bezeichnet die gerade Richtung, die Richtschnur, die Geradheit, die Ordnung (directio, rectitudo, trames, regula). Nach Wackernagel, altdeutsches Wörterbuch, bedeutet reht, recht, in gerader Linie, moral, gut, gerecht, - jurist. gesetzlich, recht, - wahr u. s. f. Der Anfang und der Schluss des Weges, der Reise der Maurer mit dem rechten Fusse geben zugleich die Bürgschaft, den Beweis für den zurückgelegten rechten und heiligen Weg nach Osten zwischen der Mittags- und Mitternachtsseite mit dem Ausgange auf der rechten Seite von Abend aus. Der maurerische Weg, die maurerischen Schritte sind daher zugleich und nothwendig ein Wandeln nach dem Osten, ein Verlangen nach Gott und nach dem ewigen Lichte, welche eben im Osten gedacht und geglaubt werden.

In dem dreifachen, fünffachen und siebenfachen Schritte des Lehrlings, des Gesellen und des Meisters sind zugleich seine Vorbereitungs- und Bildungsjahre, seine Altersjahre

1) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 138.

lich vorschrieb, dass man die Altäre der Götter mit dem rechten Fusse voran, betreten solle. Virgil sagt daher: dexter adi, von der rechten Seite nahe, indem diese bei Griechen und Römern als die günstige und glückbringende galt. Der bekräftigende Handschlag wird ebenso überall, besonders bei den Griechen, Römern und Germanen1) mit der rechten Hand ertheilt, und im Griechischen heisst daher [fremdsprachliches Material] die rechte Hand, der Handschlag, das Versprechen und der Vertrag., – selbst Stärke und Hülfe bei dem Krieger, weil auch diese auf dem Gebrauche der rechten Hand und des rechten Armes beruhte. Ganz dieselben Bedeutungen hat auch im Lateinischen dextra. Das Deutsche recht hängt nach Schmeller wohl genetisch mit rectus zusammen. – Im Mittelhochdeutschen heisst rihten, richten, in eine gerade Linie bringen (dirigere), nach dem Richtmasse aufstellen, abthun, zu Ende bringen, schlichten, gütlich beilegen, ausführen, urtheilen (judicare), rechtsprechen u. s. w. Vgl. Ziemann, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter: rihten und rihte, und Schmeller, bayerisches Wörterbuch, Thl. III. S. 15 unter: gerechen, und S. 20 unter: recht. Die rihte, ahd. rihti, bezeichnet die gerade Richtung, die Richtschnur, die Geradheit, die Ordnung (directio, rectitudo, trames, regula). Nach Wackernagel, altdeutsches Wörterbuch, bedeutet rëht, recht, in gerader Linie, moral, gut, gerecht, – jurist. gesetzlich, recht, – wahr u. s. f. Der Anfang und der Schluss des Weges, der Reise der Maurer mit dem rechten Fusse geben zugleich die Bürgschaft, den Beweis für den zurückgelegten rechten und heiligen Weg nach Osten zwischen der Mittags- und Mitternachtsseite mit dem Ausgange auf der rechten Seite von Abend aus. Der maurerische Weg, die maurerischen Schritte sind daher zugleich und nothwendig ein Wandeln nach dem Osten, ein Verlangen nach Gott und nach dem ewigen Lichte, welche eben im Osten gedacht und geglaubt werden.

In dem dreifachen, fünffachen und siebenfachen Schritte des Lehrlings, des Gesellen und des Meisters sind zugleich seine Vorbereitungs- und Bildungsjahre, seine Altersjahre

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[435/0451] lich vorschrieb, dass man die Altäre der Götter mit dem rechten Fusse voran, betreten solle. Virgil sagt daher: dexter adi, von der rechten Seite nahe, indem diese bei Griechen und Römern als die günstige und glückbringende galt. Der bekräftigende Handschlag wird ebenso überall, besonders bei den Griechen, Römern und Germanen 1) mit der rechten Hand ertheilt, und im Griechischen heisst daher _ die rechte Hand, der Handschlag, das Versprechen und der Vertrag., – selbst Stärke und Hülfe bei dem Krieger, weil auch diese auf dem Gebrauche der rechten Hand und des rechten Armes beruhte. Ganz dieselben Bedeutungen hat auch im Lateinischen dextra. Das Deutsche recht hängt nach Schmeller wohl genetisch mit rectus zusammen. – Im Mittelhochdeutschen heisst rihten, richten, in eine gerade Linie bringen (dirigere), nach dem Richtmasse aufstellen, abthun, zu Ende bringen, schlichten, gütlich beilegen, ausführen, urtheilen (judicare), rechtsprechen u. s. w. Vgl. Ziemann, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter: rihten und rihte, und Schmeller, bayerisches Wörterbuch, Thl. III. S. 15 unter: gerechen, und S. 20 unter: recht. Die rihte, ahd. rihti, bezeichnet die gerade Richtung, die Richtschnur, die Geradheit, die Ordnung (directio, rectitudo, trames, regula). Nach Wackernagel, altdeutsches Wörterbuch, bedeutet rëht, recht, in gerader Linie, moral, gut, gerecht, – jurist. gesetzlich, recht, – wahr u. s. f. Der Anfang und der Schluss des Weges, der Reise der Maurer mit dem rechten Fusse geben zugleich die Bürgschaft, den Beweis für den zurückgelegten rechten und heiligen Weg nach Osten zwischen der Mittags- und Mitternachtsseite mit dem Ausgange auf der rechten Seite von Abend aus. Der maurerische Weg, die maurerischen Schritte sind daher zugleich und nothwendig ein Wandeln nach dem Osten, ein Verlangen nach Gott und nach dem ewigen Lichte, welche eben im Osten gedacht und geglaubt werden. In dem dreifachen, fünffachen und siebenfachen Schritte des Lehrlings, des Gesellen und des Meisters sind zugleich seine Vorbereitungs- und Bildungsjahre, seine Altersjahre 1) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 138.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/451>, abgerufen am 22.11.2024.