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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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und sein Himmel ist nur ein indischer Walhalla, ein indischer Königshof, 1) da ursprünglich die arischen Inder, bis sie die verweichlichenden Gangesländer erobert und sich in ihnen bleibend niedergelassen hatten, ein eben so tapferes und streitbares Volk waren als die Germanen.

Von den Germanen und den Indern und allen verwandten arischen Volksstämmen unterscheiden sich die Baktrer, - die Baktrer, Meder und Perser, - das unrichtig sog. Zend-Volk, 2) indem sie sich von ihren Ursitzen am wenigsten entfernten und am frühesten sich dem Ackerbau zuwandten, ohne wohl anfänglich grössere Städte, nie eigentliches städtisches Leben gehabt zu haben und nach uralter germanischer Weise sich überall da niederlassend, wo die Berge und Thäler, Wälder und Haine, Quellen und Flüsse eine zur Niederlassung geeignete Stelle boten. Vielleicht kann daraus die Eigenthümlichkeit des baktrischen Lichtglaubens und Gestirndienstes erklärt werden, dass die Baktrer weder ein eigentliches eroberndes Kriegsvolk, noch ein eigentliches städtebauendes, sondern ein einfaches, ackerbauendes Volk auf den hohen Bergen und Bergabhängen Centralasiens waren und daher am höchsten schätzten den Ackerbau und was ihn fördern konnte. Anfangs hatten die Baktrer mit den arischen Indern dieselben Licht- und Gewittergottheiten, aber eine Spaltung und Veränderung trat ein, sobald die Baktrer das Schwert mit dem Pfluge vertauschten, die arischen Inder aber zu kämpfen und zu erobern, tiefer in Indien einzudringen fortfuhren. Die verschiedene Lebensrichtung und Lebensbeschäftigung musste die sonst verwandten Stämme auch in religiösen Dingen scheiden, die Götter eines jeden Stammes anders gestalten. In dieser Zeit des Ueberganges und der beginnenden Entzweiung trat [...] zwischen 3000 und 2000 Jahren v. Chr., - nach Spiegel, Avesta I. S. 44, in vorhistorischer Zeit unter den Baktrern Zoroaster, Zarathustra als religiöser Reformator auf, indem er die Kämpfe der alten Licht- und Gewittergötter gegen die

1) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 772.
2) Spiegel, Avesta 1. S. 45; Haug, die Gathas des Zarathustra, S. VII.

und sein Himmel ist nur ein indischer Walhalla, ein indischer Königshof, 1) da ursprünglich die arischen Inder, bis sie die verweichlichenden Gangesländer erobert und sich in ihnen bleibend niedergelassen hatten, ein eben so tapferes und streitbares Volk waren als die Germanen.

Von den Germanen und den Indern und allen verwandten arischen Volksstämmen unterscheiden sich die Baktrer, – die Baktrer, Meder und Perser, – das unrichtig sog. Zend-Volk, 2) indem sie sich von ihren Ursitzen am wenigsten entfernten und am frühesten sich dem Ackerbau zuwandten, ohne wohl anfänglich grössere Städte, nie eigentliches städtisches Leben gehabt zu haben und nach uralter germanischer Weise sich überall da niederlassend, wo die Berge und Thäler, Wälder und Haine, Quellen und Flüsse eine zur Niederlassung geeignete Stelle boten. Vielleicht kann daraus die Eigenthümlichkeit des baktrischen Lichtglaubens und Gestirndienstes erklärt werden, dass die Baktrer weder ein eigentliches eroberndes Kriegsvolk, noch ein eigentliches städtebauendes, sondern ein einfaches, ackerbauendes Volk auf den hohen Bergen und Bergabhängen Centralasiens waren und daher am höchsten schätzten den Ackerbau und was ihn fördern konnte. Anfangs hatten die Baktrer mit den arischen Indern dieselben Licht- und Gewittergottheiten, aber eine Spaltung und Veränderung trat ein, sobald die Baktrer das Schwert mit dem Pfluge vertauschten, die arischen Inder aber zu kämpfen und zu erobern, tiefer in Indien einzudringen fortfuhren. Die verschiedene Lebensrichtung und Lebensbeschäftigung musste die sonst verwandten Stämme auch in religiösen Dingen scheiden, die Götter eines jeden Stammes anders gestalten. In dieser Zeit des Ueberganges und der beginnenden Entzweiung trat […] zwischen 3000 und 2000 Jahren v. Chr., – nach Spiegel, Avesta I. S. 44, in vorhistorischer Zeit unter den Baktrern Zoroaster, Zarathustra als religiöser Reformator auf, indem er die Kämpfe der alten Licht- und Gewittergötter gegen die

1) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 772.
2) Spiegel, Avesta 1. S. 45; Haug, die Gâthâs des Zarathustra, S. VII.
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 anfänglich grössere Städte, nie eigentliches städtisches Leben gehabt zu haben und nach uralter
 germanischer Weise sich überall da niederlassend, wo die Berge und Thäler, Wälder und Haine, Quellen
 und Flüsse eine zur Niederlassung geeignete Stelle boten. Vielleicht kann daraus die
 Eigenthümlichkeit des baktrischen Lichtglaubens und Gestirndienstes erklärt werden, dass die Baktrer
 weder ein eigentliches eroberndes Kriegsvolk, noch ein eigentliches städtebauendes, sondern ein
 einfaches, ackerbauendes Volk auf den hohen Bergen und Bergabhängen Centralasiens waren und daher am
 höchsten schätzten den Ackerbau und was ihn fördern konnte. Anfangs hatten die Baktrer mit den
 arischen Indern dieselben Licht- und Gewittergottheiten, aber eine Spaltung und Veränderung trat
 ein, sobald die Baktrer das Schwert mit dem Pfluge vertauschten, die arischen Inder aber zu kämpfen
 und zu erobern, tiefer in Indien einzudringen fortfuhren. Die verschiedene Lebensrichtung und
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[38/0054] und sein Himmel ist nur ein indischer Walhalla, ein indischer Königshof, 1) da ursprünglich die arischen Inder, bis sie die verweichlichenden Gangesländer erobert und sich in ihnen bleibend niedergelassen hatten, ein eben so tapferes und streitbares Volk waren als die Germanen. Von den Germanen und den Indern und allen verwandten arischen Volksstämmen unterscheiden sich die Baktrer, – die Baktrer, Meder und Perser, – das unrichtig sog. Zend-Volk, 2) indem sie sich von ihren Ursitzen am wenigsten entfernten und am frühesten sich dem Ackerbau zuwandten, ohne wohl anfänglich grössere Städte, nie eigentliches städtisches Leben gehabt zu haben und nach uralter germanischer Weise sich überall da niederlassend, wo die Berge und Thäler, Wälder und Haine, Quellen und Flüsse eine zur Niederlassung geeignete Stelle boten. Vielleicht kann daraus die Eigenthümlichkeit des baktrischen Lichtglaubens und Gestirndienstes erklärt werden, dass die Baktrer weder ein eigentliches eroberndes Kriegsvolk, noch ein eigentliches städtebauendes, sondern ein einfaches, ackerbauendes Volk auf den hohen Bergen und Bergabhängen Centralasiens waren und daher am höchsten schätzten den Ackerbau und was ihn fördern konnte. Anfangs hatten die Baktrer mit den arischen Indern dieselben Licht- und Gewittergottheiten, aber eine Spaltung und Veränderung trat ein, sobald die Baktrer das Schwert mit dem Pfluge vertauschten, die arischen Inder aber zu kämpfen und zu erobern, tiefer in Indien einzudringen fortfuhren. Die verschiedene Lebensrichtung und Lebensbeschäftigung musste die sonst verwandten Stämme auch in religiösen Dingen scheiden, die Götter eines jeden Stammes anders gestalten. In dieser Zeit des Ueberganges und der beginnenden Entzweiung trat zwischen 3000 und 2000 Jahren v. Chr., – nach Spiegel, Avesta I. S. 44, in vorhistorischer Zeit unter den Baktrern Zoroaster, Zarathustra als religiöser Reformator auf, indem er die Kämpfe der alten Licht- und Gewittergötter gegen die 1) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 772. 2) Spiegel, Avesta 1. S. 45; Haug, die Gâthâs des Zarathustra, S. VII.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/54>, abgerufen am 21.11.2024.