Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.traten, und sie hiessen daher auch seebim, d. i. Wölfe oder Schakale, ähnlich wie Hirten und Wächter. Der Anubis machte später in jeder Isisprocession den Herold und in der sullanischen Zeit rettete sich, wie Appian erzählt, ein gewisser Volusius dadurch, dass er den Hundekopf des Anubis aufsetzte und sich so als ägyptischen Priester verkleidete.1) In gewissem Sinne ist jeder Gottesdienst ein dramatischer, indem er Gott und seinen Himmel, das Leben und Leiden, die Grösse und den Ruhm Gottes versinnlichen und namentlich der Priester der Vertreter Gottes sein soll; jedoch ist ein Gottesdienst nach dem besonderen Glauben und nach der besonderen Gelegenheit dramatischer, sinnbildlicher und darin auch ergreifender als der andere. Man denke nur an die Feier der Osterwoche zu Rom, an die Feier eines Hochamtes und einer Todtenmesse, des Christ-, des Oster-, Pfingst- und Fronleichnamsfestes bei den Katholiken überhaupt. Ueber die indischen Mysterien, die wir hier noch glauben berühren zu sollen und die natürlich nicht blos bei den Brahmanen und Buddhisten, sondern auch bei den verschiedenen Secten derselben verschieden waren und sind, auch gewiss im Laufe der Zeiten eine grössere oder geringere Umwandlung erlitten haben, besitzen wir keine weitere Nachrichten und können deshalb einzig auf Dasjenige verweisen, was darüber Br. Leutbecher in Nr. 45 ff. der Bauhütte für 1860 berichtet hat, obwohl sein Bericht nur mit grosser Vorsicht und nicht ohne Misstrauen aufgenommen werden darf. Die indischen Mysterien, d. h. die Mysterien der indischen Brahmanen sollen vier Grade haben, welche Tschar Ascherun genannt werden. Die Mitglieder der einzelnen Grade heissen nach ihrer Reihenfolge: Brahmak' arin, Grihastha oder nach Leutbecher Grahafta, Banperisth oder Vanaprastha, Sannjasin oder Bhixu; es sind die vier Stadien des Lebens oder acrama, eigentlich Ruhe, Rastort, daher auch Einsiedelei, des Gesetzbuches des Manu,2) nämlich des Schülers (Brahmak' arin), des Familienvaters oder Hausbewohners 1) Knötel, a. a. O., S. 103. 2) Lassen, a. a. O., I. S. 580, Anm. 2.
traten, und sie hiessen daher auch seebim, d. i. Wölfe oder Schakale, ähnlich wie Hirten und Wächter. Der Anubis machte später in jeder Isisprocession den Herold und in der sullanischen Zeit rettete sich, wie Appian erzählt, ein gewisser Volusius dadurch, dass er den Hundekopf des Anubis aufsetzte und sich so als ägyptischen Priester verkleidete.1) In gewissem Sinne ist jeder Gottesdienst ein dramatischer, indem er Gott und seinen Himmel, das Leben und Leiden, die Grösse und den Ruhm Gottes versinnlichen und namentlich der Priester der Vertreter Gottes sein soll; jedoch ist ein Gottesdienst nach dem besonderen Glauben und nach der besonderen Gelegenheit dramatischer, sinnbildlicher und darin auch ergreifender als der andere. Man denke nur an die Feier der Osterwoche zu Rom, an die Feier eines Hochamtes und einer Todtenmesse, des Christ-, des Oster-, Pfingst- und Fronleichnamsfestes bei den Katholiken überhaupt. Ueber die indischen Mysterien, die wir hier noch glauben berühren zu sollen und die natürlich nicht blos bei den Brahmanen und Buddhisten, sondern auch bei den verschiedenen Secten derselben verschieden waren und sind, auch gewiss im Laufe der Zeiten eine grössere oder geringere Umwandlung erlitten haben, besitzen wir keine weitere Nachrichten und können deshalb einzig auf Dasjenige verweisen, was darüber Br. Leutbecher in Nr. 45 ff. der Bauhütte für 1860 berichtet hat, obwohl sein Bericht nur mit grosser Vorsicht und nicht ohne Misstrauen aufgenommen werden darf. Die indischen Mysterien, d. h. die Mysterien der indischen Brahmanen sollen vier Grade haben, welche Tschar Ascherun genannt werden. Die Mitglieder der einzelnen Grade heissen nach ihrer Reihenfolge: Brahmak’ ârin, Grihastha oder nach Leutbecher Grahafta, Banperisth oder Vânaprastha, Sannjâsin oder Bhixu; es sind die vier Stadien des Lebens oder âcrama, eigentlich Ruhe, Rastort, daher auch Einsiedelei, des Gesetzbuches des Manu,2) nämlich des Schülers (Brahmak’ ârin), des Familienvaters oder Hausbewohners 1) Knötel, a. a. O., S. 103. 2) Lassen, a. a. O., I. S. 580, Anm. 2.
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traten, und sie hiessen daher auch seebim, d. i. Wölfe oder Schakale, ähnlich wie Hirten und Wächter. Der Anubis machte später in jeder Isisprocession den Herold und in der sullanischen Zeit rettete sich, wie Appian erzählt, ein gewisser Volusius dadurch, dass er den Hundekopf des Anubis aufsetzte und sich so als ägyptischen Priester verkleidete. 1) In gewissem Sinne ist jeder Gottesdienst ein dramatischer, indem er Gott und seinen Himmel, das Leben und Leiden, die Grösse und den Ruhm Gottes versinnlichen und namentlich der Priester der Vertreter Gottes sein soll; jedoch ist ein Gottesdienst nach dem besonderen Glauben und nach der besonderen Gelegenheit dramatischer, sinnbildlicher und darin auch ergreifender als der andere. Man denke nur an die Feier der Osterwoche zu Rom, an die Feier eines Hochamtes und einer Todtenmesse, des Christ-, des Oster-, Pfingst- und Fronleichnamsfestes bei den Katholiken überhaupt.
Ueber die indischen Mysterien, die wir hier noch glauben berühren zu sollen und die natürlich nicht blos bei den Brahmanen und Buddhisten, sondern auch bei den verschiedenen Secten derselben verschieden waren und sind, auch gewiss im Laufe der Zeiten eine grössere oder geringere Umwandlung erlitten haben, besitzen wir keine weitere Nachrichten und können deshalb einzig auf Dasjenige verweisen, was darüber Br. Leutbecher in Nr. 45 ff. der Bauhütte für 1860 berichtet hat, obwohl sein Bericht nur mit grosser Vorsicht und nicht ohne Misstrauen aufgenommen werden darf. Die indischen Mysterien, d. h. die Mysterien der indischen Brahmanen sollen vier Grade haben, welche Tschar Ascherun genannt werden. Die Mitglieder der einzelnen Grade heissen nach ihrer Reihenfolge: Brahmak’ ârin, Grihastha oder nach Leutbecher Grahafta, Banperisth oder Vânaprastha, Sannjâsin oder Bhixu; es sind die vier Stadien des Lebens oder âcrama, eigentlich Ruhe, Rastort, daher auch Einsiedelei, des Gesetzbuches des Manu, 2) nämlich des Schülers (Brahmak’ ârin), des Familienvaters oder Hausbewohners
1) Knötel, a. a. O., S. 103.
2) Lassen, a. a. O., I. S. 580, Anm. 2.
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