Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.in Nro. 46 der Bauhütte kurz bemerkt, ist den bekannten philosophischen Systemen der Inder entnommen und durchaus keine Geheimlehre, weshalb wir dasselbe hier nicht weiter berühren. Auch von sinesischen Mysterien spricht Leutbecher zuletzt, woraus blos hervorgehoben werden mag, dass die sinesischen Einweihungsgrotten, welche bei den Tempeln in der Mitte eines Hains und nahe bei einem Wasserstrome sich befanden, mit grossen Spiegeln sollen versehen gewesen sein, damit der Einzuweihende darin sich selbst schaue, wie die Gottheit sein Herz durchschaut; der Spiegel sei das Sinnbild des allsehenden Auges des Gottes Tensio-dai-Sin gewesen. Im Wesentlichen sollen die sinesischen wie auch die japanesischen Mysterien den indischen nachgebildet gewesen sein. Auch sind hier die altbretonischen Sänger -. oder Dichterzünfte zu berühren. Will, the Poets of great Britain from Chaucer to Baily, Leipzig 1844, S. VIII der Einleitung, sagt darüber: "Die altbretonische Poesie war eine Wissenschaft im strengsten Sinne des Wortes, die noch dazu zunftmässig erlernt werden musste und nur ebenso zunftmässig ausgeübt werden durfte. Ihre Jünger waren die Träger der Wissenschaft überhaupt und die Poesie eben das Gefäss, worin sie jene aufbewahrten. Sie mussten sich wenigstens drei Jahre dem Studium derselben gewidmet haben, dann wurde ihnen erst der unterste Grad zu Theil, der eines Clerw (l. Cleruhr) oder eines fahrenden Sängers, der sich seine Zuhörer nur im niederen Volke zu suchen hatte. Wer den höchsten Grad erwerben wollte, bedurfte dazu eines zwölfjährigen Studiums. Einem Examen mussten sich Alle am Ende eines jeden Trienniums unterwerfen und von diesem und von dem Siege bei den Wettgesängen hing es ab, ob ihnen die Stufe eines Prududd oder Hof-Barden und die eines Teluwr (l. Telu-uhr) oder Barden des Mittelstandes zu Theil wurde. Ueberhaupt spielte die Zahl drei, sowohl in ihrer Hierarchie wie in der Ausübung ihrer Kunst und endlich in ihrer Poetik eine überaus wichtige Rolle. An den drei Hauptfesten am Hofe musste der Prududd singen, aber erst das dritte Lied; zwei Lieder vorher, eines zum Preise Gottes , das andere zur Verherrlichung des Fürsten, lagen dem Pencerdd (ein Barde, der den Studien in Nro. 46 der Bauhütte kurz bemerkt, ist den bekannten philosophischen Systemen der Inder entnommen und durchaus keine Geheimlehre, weshalb wir dasselbe hier nicht weiter berühren. Auch von sinesischen Mysterien spricht Leutbecher zuletzt, woraus blos hervorgehoben werden mag, dass die sinesischen Einweihungsgrotten, welche bei den Tempeln in der Mitte eines Hains und nahe bei einem Wasserstrome sich befanden, mit grossen Spiegeln sollen versehen gewesen sein, damit der Einzuweihende darin sich selbst schaue, wie die Gottheit sein Herz durchschaut; der Spiegel sei das Sinnbild des allsehenden Auges des Gottes Tensio-dai-Sin gewesen. Im Wesentlichen sollen die sinesischen wie auch die japanesischen Mysterien den indischen nachgebildet gewesen sein. Auch sind hier die altbretonischen Sänger –. oder Dichterzünfte zu berühren. Will, the Poets of great Britain from Chaucer to Baily, Leipzig 1844, S. VIII der Einleitung, sagt darüber: „Die altbretonische Poesie war eine Wissenschaft im strengsten Sinne des Wortes, die noch dazu zunftmässig erlernt werden musste und nur ebenso zunftmässig ausgeübt werden durfte. Ihre Jünger waren die Träger der Wissenschaft überhaupt und die Poesie eben das Gefäss, worin sie jene aufbewahrten. Sie mussten sich wenigstens drei Jahre dem Studium derselben gewidmet haben, dann wurde ihnen erst der unterste Grad zu Theil, der eines Clerw (l. Cleruhr) oder eines fahrenden Sängers, der sich seine Zuhörer nur im niederen Volke zu suchen hatte. Wer den höchsten Grad erwerben wollte, bedurfte dazu eines zwölfjährigen Studiums. Einem Examen mussten sich Alle am Ende eines jeden Trienniums unterwerfen und von diesem und von dem Siege bei den Wettgesängen hing es ab, ob ihnen die Stufe eines Prududd oder Hof-Barden und die eines Teluwr (l. Telu-uhr) oder Barden des Mittelstandes zu Theil wurde. Ueberhaupt spielte die Zahl drei, sowohl in ihrer Hierarchie wie in der Ausübung ihrer Kunst und endlich in ihrer Poetik eine überaus wichtige Rolle. An den drei Hauptfesten am Hofe musste der Prududd singen, aber erst das dritte Lied; zwei Lieder vorher, eines zum Preise Gottes , das andere zur Verherrlichung des Fürsten, lagen dem Pencerdd (ein Barde, der den Studien <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0646" n="630"/> in Nro. 46 der Bauhütte kurz bemerkt, ist den bekannten philosophischen Systemen der Inder entnommen und durchaus keine Geheimlehre, weshalb wir dasselbe hier nicht weiter berühren. Auch von sinesischen Mysterien spricht Leutbecher zuletzt, woraus blos hervorgehoben werden mag, dass die sinesischen Einweihungsgrotten, welche bei den Tempeln in der Mitte eines Hains und nahe bei einem Wasserstrome sich befanden, mit grossen Spiegeln sollen versehen gewesen sein, damit der Einzuweihende darin sich selbst schaue, wie die Gottheit sein Herz durchschaut; der Spiegel sei das Sinnbild des allsehenden Auges des Gottes Tensio-dai-Sin gewesen. Im Wesentlichen sollen die sinesischen wie auch die japanesischen Mysterien den indischen nachgebildet gewesen sein.</p> <p> Auch sind hier die altbretonischen Sänger –. oder Dichterzünfte zu berühren. Will, the Poets of great Britain from Chaucer to Baily, Leipzig 1844, S. VIII der Einleitung, sagt darüber: „Die altbretonische Poesie war eine Wissenschaft im strengsten Sinne des Wortes, die noch dazu zunftmässig erlernt werden musste und nur ebenso zunftmässig ausgeübt werden durfte. Ihre Jünger waren die Träger der Wissenschaft überhaupt und die Poesie eben das Gefäss, worin sie jene aufbewahrten. Sie mussten sich wenigstens drei Jahre dem Studium derselben gewidmet haben, dann wurde ihnen erst der unterste Grad zu Theil, der eines Clerw (l. Cleruhr) oder eines fahrenden Sängers, der sich seine Zuhörer nur im niederen Volke zu suchen hatte. Wer den höchsten Grad erwerben wollte, bedurfte dazu eines zwölfjährigen Studiums. Einem Examen mussten sich Alle am Ende eines jeden Trienniums unterwerfen und von diesem und von dem Siege bei den Wettgesängen hing es ab, ob ihnen die Stufe eines Prududd oder Hof-Barden und die eines Teluwr (l. Telu-uhr) oder Barden des Mittelstandes zu Theil wurde. Ueberhaupt spielte die Zahl drei, sowohl in ihrer Hierarchie wie in der Ausübung ihrer Kunst und endlich in ihrer Poetik eine überaus wichtige Rolle. An den drei Hauptfesten am Hofe musste der Prududd singen, aber erst das dritte Lied; zwei Lieder vorher, eines zum Preise Gottes , das andere zur Verherrlichung des Fürsten, lagen dem Pencerdd (ein Barde, der den Studien </p> </div> </body> </text> </TEI> [630/0646]
in Nro. 46 der Bauhütte kurz bemerkt, ist den bekannten philosophischen Systemen der Inder entnommen und durchaus keine Geheimlehre, weshalb wir dasselbe hier nicht weiter berühren. Auch von sinesischen Mysterien spricht Leutbecher zuletzt, woraus blos hervorgehoben werden mag, dass die sinesischen Einweihungsgrotten, welche bei den Tempeln in der Mitte eines Hains und nahe bei einem Wasserstrome sich befanden, mit grossen Spiegeln sollen versehen gewesen sein, damit der Einzuweihende darin sich selbst schaue, wie die Gottheit sein Herz durchschaut; der Spiegel sei das Sinnbild des allsehenden Auges des Gottes Tensio-dai-Sin gewesen. Im Wesentlichen sollen die sinesischen wie auch die japanesischen Mysterien den indischen nachgebildet gewesen sein.
Auch sind hier die altbretonischen Sänger –. oder Dichterzünfte zu berühren. Will, the Poets of great Britain from Chaucer to Baily, Leipzig 1844, S. VIII der Einleitung, sagt darüber: „Die altbretonische Poesie war eine Wissenschaft im strengsten Sinne des Wortes, die noch dazu zunftmässig erlernt werden musste und nur ebenso zunftmässig ausgeübt werden durfte. Ihre Jünger waren die Träger der Wissenschaft überhaupt und die Poesie eben das Gefäss, worin sie jene aufbewahrten. Sie mussten sich wenigstens drei Jahre dem Studium derselben gewidmet haben, dann wurde ihnen erst der unterste Grad zu Theil, der eines Clerw (l. Cleruhr) oder eines fahrenden Sängers, der sich seine Zuhörer nur im niederen Volke zu suchen hatte. Wer den höchsten Grad erwerben wollte, bedurfte dazu eines zwölfjährigen Studiums. Einem Examen mussten sich Alle am Ende eines jeden Trienniums unterwerfen und von diesem und von dem Siege bei den Wettgesängen hing es ab, ob ihnen die Stufe eines Prududd oder Hof-Barden und die eines Teluwr (l. Telu-uhr) oder Barden des Mittelstandes zu Theil wurde. Ueberhaupt spielte die Zahl drei, sowohl in ihrer Hierarchie wie in der Ausübung ihrer Kunst und endlich in ihrer Poetik eine überaus wichtige Rolle. An den drei Hauptfesten am Hofe musste der Prududd singen, aber erst das dritte Lied; zwei Lieder vorher, eines zum Preise Gottes , das andere zur Verherrlichung des Fürsten, lagen dem Pencerdd (ein Barde, der den Studien
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/646>, abgerufen am 21.06.2024. |