Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

sittlichen Welt zugleich zu deuten, denn der merkwürdigen Sculptur auf einem grossen viereckigen Steine in der Nähe der Ruinen von Leptis magna, welche Barth S. 84 abbildlich mittheilt, kann kaum eine andere Deutung gegeben werden, als dass sie den Kampf des Licht- und Sonnengottes gegen die Schlange des Bösen, - oder, wenn das Pferd mit dem menschlichen Kopfe oder Oberleibe ein Centaur sein sollte, der Naturkräfte überhaupt darstelle. Wir würden also auch hier mithrischen, zarathustrischen, chaldäisch-arischen Vorstellungen und Symbolen begegnen, welche durch die Phönicier nach Afrika hinüber getragen worden waren. Die beiden gewaltigen Säulen bezeichnen die im ewigen Wechsel unwandelbare und ewige Gottheit. Auf die beiden 18' hohen Obelisken, abgerundet nach oben, welche in dem grossen Vorhofe des Tempels des Bel und der Derketo oder Atargatis, nach Lucian des Zeus und der Hera, zu Hieropolis in Syrien standen, musste jedes Jahr zwei Mal ein Priester hinaufsteigen und sieben Tage oben verbleiben. 1)

Die beiden Säulen der Maurer, welche auch häufig zwei Kugeln als Symbole der Erde und des Himmels, der Welt tragen, sind zugleich verwandt mit den drei Pfeilern, welche die Loge d. i. die Welt stützen und tragen. Gott ist der allmächtige Baumeister und Erhalter oder Träger der Welt. In alten Druidentempeln erscheinen nach Krause, Kunsturkunden II., 1. S. 472, wirklich diese drei symbolischen Steinpfeiler, wogegen dieselben bei den Maurern durch die drei ersten Vorsteher symbolisirt werden. Auch die nordischen und deutschen Asen bedeuten die Balken oder die Säulen und bezeichnen die Götter als Wage- und Tragebalken des Weltalls. 2) Ein solcher Wage- und Tragebalken des Weltalls ist auch der griechische Atlas. Ein eigenthümlicher symbolischer Gedanke war es, diesen das Himmelsgewölbe tragenden Atlas der deutschen Uebersetzung der vierten Ausgabe des Anderson'schen Konstitutionenbuches als Titelkupfer mit Unterschrift beizufügen: "Omnia mea mecum Porto" (sic). - Endlich darf wohl

1) Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 332.
2) Simrok, deutsche Mythologie, S. 198.

sittlichen Welt zugleich zu deuten, denn der merkwürdigen Sculptur auf einem grossen viereckigen Steine in der Nähe der Ruinen von Leptis magna, welche Barth S. 84 abbildlich mittheilt, kann kaum eine andere Deutung gegeben werden, als dass sie den Kampf des Licht- und Sonnengottes gegen die Schlange des Bösen, – oder, wenn das Pferd mit dem menschlichen Kopfe oder Oberleibe ein Centaur sein sollte, der Naturkräfte überhaupt darstelle. Wir würden also auch hier mithrischen, zarathustrischen, chaldäisch-arischen Vorstellungen und Symbolen begegnen, welche durch die Phönicier nach Afrika hinüber getragen worden waren. Die beiden gewaltigen Säulen bezeichnen die im ewigen Wechsel unwandelbare und ewige Gottheit. Auf die beiden 18’ hohen Obelisken, abgerundet nach oben, welche in dem grossen Vorhofe des Tempels des Bel und der Derketo oder Atargatis, nach Lucian des Zeus und der Hera, zu Hieropolis in Syrien standen, musste jedes Jahr zwei Mal ein Priester hinaufsteigen und sieben Tage oben verbleiben. 1)

Die beiden Säulen der Maurer, welche auch häufig zwei Kugeln als Symbole der Erde und des Himmels, der Welt tragen, sind zugleich verwandt mit den drei Pfeilern, welche die Loge d. i. die Welt stützen und tragen. Gott ist der allmächtige Baumeister und Erhalter oder Träger der Welt. In alten Druidentempeln erscheinen nach Krause, Kunsturkunden II., 1. S. 472, wirklich diese drei symbolischen Steinpfeiler, wogegen dieselben bei den Maurern durch die drei ersten Vorsteher symbolisirt werden. Auch die nordischen und deutschen Asen bedeuten die Balken oder die Säulen und bezeichnen die Götter als Wage- und Tragebalken des Weltalls. 2) Ein solcher Wage- und Tragebalken des Weltalls ist auch der griechische Atlas. Ein eigenthümlicher symbolischer Gedanke war es, diesen das Himmelsgewölbe tragenden Atlas der deutschen Uebersetzung der vierten Ausgabe des Anderson’schen Konstitutionenbuches als Titelkupfer mit Unterschrift beizufügen: „Omnia mea mecum Porto“ (sic). – Endlich darf wohl

1) Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 332.
2) Simrok, deutsche Mythologie, S. 198.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0082" n="66"/>
sittlichen
 Welt zugleich zu deuten, denn der merkwürdigen Sculptur auf einem grossen viereckigen Steine in der
 Nähe der Ruinen von Leptis magna, welche Barth S. 84 abbildlich mittheilt, kann kaum eine andere
 Deutung gegeben werden, als dass sie den Kampf des Licht- und Sonnengottes gegen die Schlange des
 Bösen, &#x2013; oder, wenn das Pferd mit dem menschlichen Kopfe oder Oberleibe ein Centaur sein sollte, der
 Naturkräfte überhaupt darstelle. Wir würden also auch hier mithrischen, zarathustrischen,
 chaldäisch-arischen Vorstellungen und Symbolen begegnen, welche durch die Phönicier nach Afrika
 hinüber getragen worden waren. Die beiden gewaltigen Säulen bezeichnen die im ewigen Wechsel
 unwandelbare und ewige Gottheit. Auf die beiden 18&#x2019; hohen Obelisken, abgerundet nach oben, welche in
 dem grossen Vorhofe des Tempels des Bel und der Derketo oder Atargatis, nach Lucian des Zeus und der
 Hera, zu Hieropolis in Syrien standen, musste jedes Jahr zwei Mal ein Priester hinaufsteigen und
 sieben Tage oben verbleiben. <note place="foot" n="1)">Braun, Geschichte der Kunst, I. S.
 332.</note></p>
        <p> Die beiden Säulen der Maurer, welche auch häufig zwei Kugeln als Symbole der Erde und des
 Himmels, der Welt tragen, sind zugleich verwandt mit den drei Pfeilern, welche die Loge d. i. die
 Welt stützen und tragen. Gott ist der allmächtige Baumeister und Erhalter oder Träger der Welt. In
 alten Druidentempeln erscheinen nach Krause, Kunsturkunden II., 1. S. 472, wirklich diese drei
 symbolischen Steinpfeiler, wogegen dieselben bei den Maurern durch die drei ersten Vorsteher
 symbolisirt werden. Auch die nordischen und deutschen Asen bedeuten die Balken oder die Säulen und
 bezeichnen die Götter als Wage- und Tragebalken des Weltalls. <note place="foot" n="2)">Simrok,
 deutsche Mythologie, S. 198.</note> Ein solcher Wage- und Tragebalken des Weltalls ist auch der
 griechische Atlas. Ein eigenthümlicher symbolischer Gedanke war es, diesen das Himmelsgewölbe
 tragenden Atlas der deutschen Uebersetzung der vierten Ausgabe des Anderson&#x2019;schen
 Konstitutionenbuches als Titelkupfer mit Unterschrift beizufügen: &#x201E;Omnia mea mecum Porto&#x201C; (sic). &#x2013;
 Endlich darf wohl
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0082] sittlichen Welt zugleich zu deuten, denn der merkwürdigen Sculptur auf einem grossen viereckigen Steine in der Nähe der Ruinen von Leptis magna, welche Barth S. 84 abbildlich mittheilt, kann kaum eine andere Deutung gegeben werden, als dass sie den Kampf des Licht- und Sonnengottes gegen die Schlange des Bösen, – oder, wenn das Pferd mit dem menschlichen Kopfe oder Oberleibe ein Centaur sein sollte, der Naturkräfte überhaupt darstelle. Wir würden also auch hier mithrischen, zarathustrischen, chaldäisch-arischen Vorstellungen und Symbolen begegnen, welche durch die Phönicier nach Afrika hinüber getragen worden waren. Die beiden gewaltigen Säulen bezeichnen die im ewigen Wechsel unwandelbare und ewige Gottheit. Auf die beiden 18’ hohen Obelisken, abgerundet nach oben, welche in dem grossen Vorhofe des Tempels des Bel und der Derketo oder Atargatis, nach Lucian des Zeus und der Hera, zu Hieropolis in Syrien standen, musste jedes Jahr zwei Mal ein Priester hinaufsteigen und sieben Tage oben verbleiben. 1) Die beiden Säulen der Maurer, welche auch häufig zwei Kugeln als Symbole der Erde und des Himmels, der Welt tragen, sind zugleich verwandt mit den drei Pfeilern, welche die Loge d. i. die Welt stützen und tragen. Gott ist der allmächtige Baumeister und Erhalter oder Träger der Welt. In alten Druidentempeln erscheinen nach Krause, Kunsturkunden II., 1. S. 472, wirklich diese drei symbolischen Steinpfeiler, wogegen dieselben bei den Maurern durch die drei ersten Vorsteher symbolisirt werden. Auch die nordischen und deutschen Asen bedeuten die Balken oder die Säulen und bezeichnen die Götter als Wage- und Tragebalken des Weltalls. 2) Ein solcher Wage- und Tragebalken des Weltalls ist auch der griechische Atlas. Ein eigenthümlicher symbolischer Gedanke war es, diesen das Himmelsgewölbe tragenden Atlas der deutschen Uebersetzung der vierten Ausgabe des Anderson’schen Konstitutionenbuches als Titelkupfer mit Unterschrift beizufügen: „Omnia mea mecum Porto“ (sic). – Endlich darf wohl 1) Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 332. 2) Simrok, deutsche Mythologie, S. 198.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/82
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/82>, abgerufen am 24.11.2024.