deutungsvoll die Perlenschnur der Welten. In der erhobenen rechten Hand trägt das Gebilde das daraus herabfliessende Wasser des Lebens und deutet damit an, dass der Geist und das Wort, die That und das Leben vom Himmel stamme, von Oben komme. Die gesenkte linke Hand reicht eine beschriebene Olla mit dem Auge Gottes oben darüber oder ein Palmblatt als Symbol der vier Veden, der göttlichen Lehre herab, denn auch alles Wissen ist ein Geschenk des Himmels. Die erhobene linke Hand hält das speichenlose Feuerrad Wischnus, den Blitzstern, Kiakra, Tschakra oder Schakran genannt, welches sich ewig in sich selbst umschwingt und der Gottheit lebendigstes Bild ist. Abwärts gerichtet sind die Symbole dreier Hände, der Urquell des Wassers und des Lebens, die Perlenschnur der Welten und das viergetheilte heilige Buch; einzig das Feuerrad Wischnus wird emporgetragen, gewiss zum ahnungsvollen Symbole, dass von der Erde auf, aus der Welt der Mensch nach Gottes Willen und Lehre in den Himmel zurückkehren solle. Fra Paolino berichtet, dass die ältesten indischen Könige sich des Feuerrades als eines Seepters bedient und daher den Namen Kiakrarartri, Radlenker, Weltlenker getragen haben. Der Lenker der Welten, der Lenker des Weltrades, der Führer, der König der Könige und der Meister ist Gott, - das Licht, das da war, da ist und da sein wird. Verständlicher und doch kürzer als Bücher reden die Symbole der Brahmanen. Zugleich liegt hier ganz unzweifelhaft vor, dass wenigstens bei den Indern die Ewigkeitschlange nicht das Geringste mit dem Blitze zu thun habe, indem dieselbe ja schon das Weltei, den Weltkeim, die ideale Schöpfung umfasst oder vor Brahma, vor der Schöpfung mit dem Blitze da ist. Deshalb finden wir auch auf anderen Bildern, z. B. Müller, Taf. I. Fig. 3, die das Weltei umschlingende Schlange noch schlafend. Auf einem andern Brahmbilde, worauf Brahm über die Möglichkeit der Schöpfung nachsinnt, liegt das Weltei goldstrahlend im wogenden Weltmeere oder Chaos und darüber erhebt sich, schwebt gleichsam die Ewigkeitsschlange, der Geist Gottes.1) Auf diesem Bilde hat ausser-
1) Müller, Taf. I. Fig. 4.
deutungsvoll die Perlenschnur der Welten. In der erhobenen rechten Hand trägt das Gebilde das daraus herabfliessende Wasser des Lebens und deutet damit an, dass der Geist und das Wort, die That und das Leben vom Himmel stamme, von Oben komme. Die gesenkte linke Hand reicht eine beschriebene Olla mit dem Auge Gottes oben darüber oder ein Palmblatt als Symbol der vier Veden, der göttlichen Lehre herab, denn auch alles Wissen ist ein Geschenk des Himmels. Die erhobene linke Hand hält das speichenlose Feuerrad Wischnus, den Blitzstern, Kiakra, Tschakra oder Schakran genannt, welches sich ewig in sich selbst umschwingt und der Gottheit lebendigstes Bild ist. Abwärts gerichtet sind die Symbole dreier Hände, der Urquell des Wassers und des Lebens, die Perlenschnur der Welten und das viergetheilte heilige Buch; einzig das Feuerrad Wischnus wird emporgetragen, gewiss zum ahnungsvollen Symbole, dass von der Erde auf, aus der Welt der Mensch nach Gottes Willen und Lehre in den Himmel zurückkehren solle. Fra Paolino berichtet, dass die ältesten indischen Könige sich des Feuerrades als eines Seepters bedient und daher den Namen Kiakrarartri, Radlenker, Weltlenker getragen haben. Der Lenker der Welten, der Lenker des Weltrades, der Führer, der König der Könige und der Meister ist Gott, – das Licht, das da war, da ist und da sein wird. Verständlicher und doch kürzer als Bücher reden die Symbole der Brahmanen. Zugleich liegt hier ganz unzweifelhaft vor, dass wenigstens bei den Indern die Ewigkeitschlange nicht das Geringste mit dem Blitze zu thun habe, indem dieselbe ja schon das Weltei, den Weltkeim, die ideale Schöpfung umfasst oder vor Brahma, vor der Schöpfung mit dem Blitze da ist. Deshalb finden wir auch auf anderen Bildern, z. B. Müller, Taf. I. Fig. 3, die das Weltei umschlingende Schlange noch schlafend. Auf einem andern Brahmbilde, worauf Brahm über die Möglichkeit der Schöpfung nachsinnt, liegt das Weltei goldstrahlend im wogenden Weltmeere oder Chaos und darüber erhebt sich, schwebt gleichsam die Ewigkeitsschlange, der Geist Gottes.1) Auf diesem Bilde hat ausser-
1) Müller, Taf. I. Fig. 4.
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deutungsvoll die Perlenschnur der Welten. In der erhobenen rechten Hand trägt das Gebilde das daraus herabfliessende Wasser des Lebens und deutet damit an, dass der Geist und das Wort, die That und das Leben vom Himmel stamme, von Oben komme. Die gesenkte linke Hand reicht eine beschriebene Olla mit dem Auge Gottes oben darüber oder ein Palmblatt als Symbol der vier Veden, der göttlichen Lehre herab, denn auch alles Wissen ist ein Geschenk des Himmels. Die erhobene linke Hand hält das speichenlose Feuerrad Wischnus, den Blitzstern, Kiakra, Tschakra oder Schakran genannt, welches sich ewig in sich selbst umschwingt und der Gottheit lebendigstes Bild ist. Abwärts gerichtet sind die Symbole dreier Hände, der Urquell des Wassers und des Lebens, die Perlenschnur der Welten und das viergetheilte heilige Buch; einzig das Feuerrad Wischnus wird emporgetragen, gewiss zum ahnungsvollen Symbole, dass von der Erde auf, aus der Welt der Mensch nach Gottes Willen und Lehre in den Himmel zurückkehren solle. Fra Paolino berichtet, dass die ältesten indischen Könige sich des Feuerrades als eines Seepters bedient und daher den Namen Kiakrarartri, Radlenker, Weltlenker getragen haben. Der Lenker der Welten, der Lenker des Weltrades, der Führer, der König der Könige und der Meister ist Gott, – das Licht, das da war, da ist und da sein wird. Verständlicher und doch kürzer als Bücher reden die Symbole der Brahmanen. Zugleich liegt hier ganz unzweifelhaft vor, dass wenigstens bei den Indern die Ewigkeitschlange nicht das Geringste mit dem Blitze zu thun habe, indem dieselbe ja schon das Weltei, den Weltkeim, die ideale Schöpfung umfasst oder vor Brahma, vor der Schöpfung mit dem Blitze da ist. Deshalb finden wir auch auf anderen Bildern, z. B. Müller, Taf. I. Fig. 3, die das Weltei umschlingende Schlange noch schlafend. Auf einem andern Brahmbilde, worauf Brahm über die Möglichkeit der Schöpfung nachsinnt, liegt das Weltei goldstrahlend im wogenden Weltmeere oder Chaos und darüber erhebt sich, schwebt gleichsam die Ewigkeitsschlange, der Geist Gottes.<noteplace="foot"n="1)">Müller, Taf. I. Fig. 4.<lb/></note> Auf diesem Bilde hat ausser-
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deutungsvoll die Perlenschnur der Welten. In der erhobenen rechten Hand trägt das Gebilde das daraus herabfliessende Wasser des Lebens und deutet damit an, dass der Geist und das Wort, die That und das Leben vom Himmel stamme, von Oben komme. Die gesenkte linke Hand reicht eine beschriebene Olla mit dem Auge Gottes oben darüber oder ein Palmblatt als Symbol der vier Veden, der göttlichen Lehre herab, denn auch alles Wissen ist ein Geschenk des Himmels. Die erhobene linke Hand hält das speichenlose Feuerrad Wischnus, den Blitzstern, Kiakra, Tschakra oder Schakran genannt, welches sich ewig in sich selbst umschwingt und der Gottheit lebendigstes Bild ist. Abwärts gerichtet sind die Symbole dreier Hände, der Urquell des Wassers und des Lebens, die Perlenschnur der Welten und das viergetheilte heilige Buch; einzig das Feuerrad Wischnus wird emporgetragen, gewiss zum ahnungsvollen Symbole, dass von der Erde auf, aus der Welt der Mensch nach Gottes Willen und Lehre in den Himmel zurückkehren solle. Fra Paolino berichtet, dass die ältesten indischen Könige sich des Feuerrades als eines Seepters bedient und daher den Namen Kiakrarartri, Radlenker, Weltlenker getragen haben. Der Lenker der Welten, der Lenker des Weltrades, der Führer, der König der Könige und der Meister ist Gott, – das Licht, das da war, da ist und da sein wird. Verständlicher und doch kürzer als Bücher reden die Symbole der Brahmanen. Zugleich liegt hier ganz unzweifelhaft vor, dass wenigstens bei den Indern die Ewigkeitschlange nicht das Geringste mit dem Blitze zu thun habe, indem dieselbe ja schon das Weltei, den Weltkeim, die ideale Schöpfung umfasst oder vor Brahma, vor der Schöpfung mit dem Blitze da ist. Deshalb finden wir auch auf anderen Bildern, z. B. Müller, Taf. I. Fig. 3, die das Weltei umschlingende Schlange noch schlafend. Auf einem andern Brahmbilde, worauf Brahm über die Möglichkeit der Schöpfung nachsinnt, liegt das Weltei goldstrahlend im wogenden Weltmeere oder Chaos und darüber erhebt sich, schwebt gleichsam die Ewigkeitsschlange, der Geist Gottes. 1) Auf diesem Bilde hat ausser-
1) Müller, Taf. I. Fig. 4.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/106>, abgerufen am 24.02.2025.
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