naltugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, wobei Saraswadi den Glauben, Bhawani (als Pflanzerin der Lebenskeime in dem Schosse des Grabes und zugleich als Thatenvergelterin jenseits) die Hoffnung und Lakschmini - ihrer ganzen symbolischen Natur gemäss - die Liebe, also eine eigentliche Charitas repräsentire. - Auch die Schlange des Bösen kennen die Inder. So theilt z. B. Müller, Taf. I. Fig. 115, ein Bild mit, welches den Kampf zwischen dem guten und dem bösen Genius um die Seele des Menschen darstellt. Aus dem Genius des Bösen wächst eine Schlange hervor und streckt sich drohend über das Haupt empor; der böse Genius ist aber selbst die böse Schlange, die böse Lust und Leidenschaft, der Kakodämon in des Menschen Brust. Sonderbarer Weise will aber Müller auch hier die Schlange als einen Agathodämon betrachten, der in Prüfung der Tugend ihren Werth erhöhe und dieselbe zum Kampf reize, um ihren Sieg zu verherrliehen und die Macht der moralischen Freiheit, die Allgewalt des sittlichen Willensvermögens zu erproben.
Das Ei ist nur ein anderes Symbol des irdischen Lebens, - der Materie oder Erde, aus welcher Alles kommt, wie auch noch viele Ueberreste des deutschen Aberglaubens beweisen. Hühner aus Gründonnerstags- (Frühlings-) Eiern werden sehr hübsch buntscheckig und verändern alle Jahre ihre Farbe. Wer am Charfreitage nüchtern ein Ei isst, das am grünen Donnerstage gelegt wurde, bleibt für dieses Jahr vor Leibschaden bewahrt. Bei den Indern legt die Pirkirti, die göttliche Güte in Gestalt einer Henne mit einem Kuhkopfe das Weltei.1) Auf einem andern Oumbilde, Haranguerbehahbilde wird in der siebentheiligen Unterweltshöhle dieses Weltei von der geflügelten, zum Kreise geringelten giftigen, feuergekrönten Schlange des Bösen mit dem Rachen erfasst2) und diese Schlange ist nur das Symbol des Irdischen, in welches die himmlischen Lichtseelen zu ihrer Prüfung herabsteigen müssen. Deshalb erhebt sich über der Unterwelt und Oberwelt, über der Erde und dem Irdischen die Gottheit als der vierzehn-
1) Müller, Taf. II. F. 13.
2) Müller, TaL II. Fig. 19, vergl. mit Fig. 20.
naltugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, wobei Saraswadi den Glauben, Bhawani (als Pflanzerin der Lebenskeime in dem Schosse des Grabes und zugleich als Thatenvergelterin jenseits) die Hoffnung und Lakschmini – ihrer ganzen symbolischen Natur gemäss – die Liebe, also eine eigentliche Charitas repräsentire. – Auch die Schlange des Bösen kennen die Inder. So theilt z. B. Müller, Taf. I. Fig. 115, ein Bild mit, welches den Kampf zwischen dem guten und dem bösen Genius um die Seele des Menschen darstellt. Aus dem Genius des Bösen wächst eine Schlange hervor und streckt sich drohend über das Haupt empor; der böse Genius ist aber selbst die böse Schlange, die böse Lust und Leidenschaft, der Kakodämon in des Menschen Brust. Sonderbarer Weise will aber Müller auch hier die Schlange als einen Agathodämon betrachten, der in Prüfung der Tugend ihren Werth erhöhe und dieselbe zum Kampf reize, um ihren Sieg zu verherrliehen und die Macht der moralischen Freiheit, die Allgewalt des sittlichen Willensvermögens zu erproben.
Das Ei ist nur ein anderes Symbol des irdischen Lebens, – der Materie oder Erde, aus welcher Alles kommt, wie auch noch viele Ueberreste des deutschen Aberglaubens beweisen. Hühner aus Gründonnerstags- (Frühlings-) Eiern werden sehr hübsch buntscheckig und verändern alle Jahre ihre Farbe. Wer am Charfreitage nüchtern ein Ei isst, das am grünen Donnerstage gelegt wurde, bleibt für dieses Jahr vor Leibschaden bewahrt. Bei den Indern legt die Pirkirti, die göttliche Güte in Gestalt einer Henne mit einem Kuhkopfe das Weltei.1) Auf einem andern Oumbilde, Haranguerbehahbilde wird in der siebentheiligen Unterweltshöhle dieses Weltei von der geflügelten, zum Kreise geringelten giftigen, feuergekrönten Schlange des Bösen mit dem Rachen erfasst2) und diese Schlange ist nur das Symbol des Irdischen, in welches die himmlischen Lichtseelen zu ihrer Prüfung herabsteigen müssen. Deshalb erhebt sich über der Unterwelt und Oberwelt, über der Erde und dem Irdischen die Gottheit als der vierzehn-
1) Müller, Taf. II. F. 13.
2) Müller, TaL II. Fig. 19, vergl. mit Fig. 20.
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naltugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, wobei Saraswadi den Glauben, Bhawani (als Pflanzerin der Lebenskeime in dem Schosse des Grabes und zugleich als Thatenvergelterin jenseits) die Hoffnung und Lakschmini – ihrer ganzen symbolischen Natur gemäss – die Liebe, also eine eigentliche Charitas repräsentire. – Auch die Schlange des Bösen kennen die Inder. So theilt z. B. Müller, Taf. I. Fig. 115, ein Bild mit, welches den Kampf zwischen dem guten und dem bösen Genius um die Seele des Menschen darstellt. Aus dem Genius des Bösen wächst eine Schlange hervor und streckt sich drohend über das Haupt empor; der böse Genius ist aber selbst die böse Schlange, die böse Lust und Leidenschaft, der Kakodämon in des Menschen Brust. Sonderbarer Weise will aber Müller auch hier die Schlange als einen Agathodämon betrachten, der in Prüfung der Tugend ihren Werth erhöhe und dieselbe zum Kampf reize, um ihren Sieg zu verherrliehen und die Macht der moralischen Freiheit, die Allgewalt des sittlichen Willensvermögens zu erproben.</p><p>
Das Ei ist nur ein anderes Symbol des irdischen Lebens, – der Materie oder Erde, aus welcher Alles kommt, wie auch noch viele Ueberreste des deutschen Aberglaubens beweisen. Hühner aus Gründonnerstags- (Frühlings-) Eiern werden sehr hübsch buntscheckig und verändern alle Jahre ihre Farbe. Wer am Charfreitage nüchtern ein Ei isst, das am grünen Donnerstage gelegt wurde, bleibt für dieses Jahr vor Leibschaden bewahrt. Bei den Indern legt die Pirkirti, die göttliche Güte in Gestalt einer Henne mit einem Kuhkopfe das Weltei.<noteplace="foot"n="1)">Müller, Taf. II. F. 13.<lb/></note> Auf einem andern Oumbilde, Haranguerbehahbilde wird in der siebentheiligen Unterweltshöhle dieses Weltei von der geflügelten, zum Kreise geringelten giftigen, feuergekrönten Schlange des Bösen mit dem Rachen erfasst<noteplace="foot"n="2)">Müller, TaL II. Fig. 19, vergl. mit Fig. 20.<lb/></note> und diese Schlange ist nur das Symbol des Irdischen, in welches die himmlischen Lichtseelen zu ihrer Prüfung herabsteigen müssen. Deshalb erhebt sich über der Unterwelt und Oberwelt, über der Erde und dem Irdischen die Gottheit als der vierzehn-
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naltugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, wobei Saraswadi den Glauben, Bhawani (als Pflanzerin der Lebenskeime in dem Schosse des Grabes und zugleich als Thatenvergelterin jenseits) die Hoffnung und Lakschmini – ihrer ganzen symbolischen Natur gemäss – die Liebe, also eine eigentliche Charitas repräsentire. – Auch die Schlange des Bösen kennen die Inder. So theilt z. B. Müller, Taf. I. Fig. 115, ein Bild mit, welches den Kampf zwischen dem guten und dem bösen Genius um die Seele des Menschen darstellt. Aus dem Genius des Bösen wächst eine Schlange hervor und streckt sich drohend über das Haupt empor; der böse Genius ist aber selbst die böse Schlange, die böse Lust und Leidenschaft, der Kakodämon in des Menschen Brust. Sonderbarer Weise will aber Müller auch hier die Schlange als einen Agathodämon betrachten, der in Prüfung der Tugend ihren Werth erhöhe und dieselbe zum Kampf reize, um ihren Sieg zu verherrliehen und die Macht der moralischen Freiheit, die Allgewalt des sittlichen Willensvermögens zu erproben.
Das Ei ist nur ein anderes Symbol des irdischen Lebens, – der Materie oder Erde, aus welcher Alles kommt, wie auch noch viele Ueberreste des deutschen Aberglaubens beweisen. Hühner aus Gründonnerstags- (Frühlings-) Eiern werden sehr hübsch buntscheckig und verändern alle Jahre ihre Farbe. Wer am Charfreitage nüchtern ein Ei isst, das am grünen Donnerstage gelegt wurde, bleibt für dieses Jahr vor Leibschaden bewahrt. Bei den Indern legt die Pirkirti, die göttliche Güte in Gestalt einer Henne mit einem Kuhkopfe das Weltei. 1) Auf einem andern Oumbilde, Haranguerbehahbilde wird in der siebentheiligen Unterweltshöhle dieses Weltei von der geflügelten, zum Kreise geringelten giftigen, feuergekrönten Schlange des Bösen mit dem Rachen erfasst 2) und diese Schlange ist nur das Symbol des Irdischen, in welches die himmlischen Lichtseelen zu ihrer Prüfung herabsteigen müssen. Deshalb erhebt sich über der Unterwelt und Oberwelt, über der Erde und dem Irdischen die Gottheit als der vierzehn-
1) Müller, Taf. II. F. 13.
2) Müller, TaL II. Fig. 19, vergl. mit Fig. 20.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/109>, abgerufen am 24.02.2025.
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