köpfige Baum des ewigen Lebens, als die Seele aller Seelen, in deren Lichtschosse und Lichtmeere die einzelnen Menschenseelen als Lichtfunken schwimmen und ruhen; dieses geistige Milchmeer, als Lebensbaum gestaltet, ist gekrönt von der dreistrahligen Gottheit, bildet den Thron derselben. Das Bild selbst ist zugleich dreigetheilt, bildet gleichsam einen Hauptaltar, den himmlischen reinen Lebensbaum, das Geisterreich mit der bösen Erde und den bösen Menschen, und zwei Nebenaltäre , auf denen vor einem Feuerleuchter der Urmann und das Urweib, Adam und Eva, Meschia und Meschiane, anbetend knieen, unter dem Weibe die Symbole des empfangenden Wassers und unter dem Manne des zeugenden Feuers. Der ganze brahmanische Gott- und Menschenglauben, seine tiefste Metaphysik ist in diesem Bilde niedergelegt. Eben so bedeutungsvoll ist ein Prajagatbild,1) der Symboltypus des göttlichen Weltbildungstriebes, der göttlichen Weltbaumeisterslust mit Selbst-Ich-Erkenntniss, Ahankar. Es trägt in dem Schosse das geborstene Weltei, aus welchem das zwölfgetheilte Sonneinzeitbild strahlend hervorbricht und auf welches der dreigetheilte Schöpfungs- und Belebungshauch niederfällt; auf dem Weltei stehen oder knieen die daraus hervorgegangenen guten und bösen göttlichen Geister (die Dewtas und Djenian's) und der Mensch oder der Mann und das Weib. Ferner schliesst sich an ein Trimurtibild, auf dem sich aus dem in dem Weltmeere schwimmenden Weltei der dreiästige Lebensbaum mit einer Sonne in jedem Aste als Symbol der Trimurti erhebt; die drei Aeste umstrahlt und umfasst zugleich vereinigend eine Sonne, die Dreisonne der Trinität, welche die dreimal grössere Brahmsonne hier zur Tetras vollendet,2) Noch näher in unsern Vorstellumskreis tritt, das Symbol der göttlichen Zeugungskraft, ein von zwei mit Zweigen umwundenen gekrönten Schlangen getragener Weltlingam, woran unten in den zu einem Knoten verschlungenen Schwänzen der Schlangen das Fünfeck des Wischnu hängt.3) Diesem
1) Müller, Taf. II. Fig. 21.
2) Müller, Taf. Il. Fig. 44, vergl. mit Fig. 45.
3) Müller, Taf. II. Fig. 58.
köpfige Baum des ewigen Lebens, als die Seele aller Seelen, in deren Lichtschosse und Lichtmeere die einzelnen Menschenseelen als Lichtfunken schwimmen und ruhen; dieses geistige Milchmeer, als Lebensbaum gestaltet, ist gekrönt von der dreistrahligen Gottheit, bildet den Thron derselben. Das Bild selbst ist zugleich dreigetheilt, bildet gleichsam einen Hauptaltar, den himmlischen reinen Lebensbaum, das Geisterreich mit der bösen Erde und den bösen Menschen, und zwei Nebenaltäre , auf denen vor einem Feuerleuchter der Urmann und das Urweib, Adam und Eva, Meschia und Meschiane, anbetend knieen, unter dem Weibe die Symbole des empfangenden Wassers und unter dem Manne des zeugenden Feuers. Der ganze brahmanische Gott- und Menschenglauben, seine tiefste Metaphysik ist in diesem Bilde niedergelegt. Eben so bedeutungsvoll ist ein Prajagatbild,1) der Symboltypus des göttlichen Weltbildungstriebes, der göttlichen Weltbaumeisterslust mit Selbst-Ich-Erkenntniss, Ahankar. Es trägt in dem Schosse das geborstene Weltei, aus welchem das zwölfgetheilte Sonneinzeitbild strahlend hervorbricht und auf welches der dreigetheilte Schöpfungs- und Belebungshauch niederfällt; auf dem Weltei stehen oder knieen die daraus hervorgegangenen guten und bösen göttlichen Geister (die Dewtas und Djenian’s) und der Mensch oder der Mann und das Weib. Ferner schliesst sich an ein Trimurtibild, auf dem sich aus dem in dem Weltmeere schwimmenden Weltei der dreiästige Lebensbaum mit einer Sonne in jedem Aste als Symbol der Trimurti erhebt; die drei Aeste umstrahlt und umfasst zugleich vereinigend eine Sonne, die Dreisonne der Trinität, welche die dreimal grössere Brahmsonne hier zur Tetras vollendet,2) Noch näher in unsern Vorstellumskreis tritt, das Symbol der göttlichen Zeugungskraft, ein von zwei mit Zweigen umwundenen gekrönten Schlangen getragener Weltlingam, woran unten in den zu einem Knoten verschlungenen Schwänzen der Schlangen das Fünfeck des Wischnu hängt.3) Diesem
1) Müller, Taf. II. Fig. 21.
2) Müller, Taf. Il. Fig. 44, vergl. mit Fig. 45.
3) Müller, Taf. II. Fig. 58.
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köpfige Baum des ewigen Lebens, als die Seele aller Seelen, in deren Lichtschosse und Lichtmeere die einzelnen Menschenseelen als Lichtfunken schwimmen und ruhen; dieses geistige Milchmeer, als Lebensbaum gestaltet, ist gekrönt von der dreistrahligen Gottheit, bildet den Thron derselben. Das Bild selbst ist zugleich dreigetheilt, bildet gleichsam einen Hauptaltar, den himmlischen reinen Lebensbaum, das Geisterreich mit der bösen Erde und den bösen Menschen, und zwei Nebenaltäre , auf denen vor einem Feuerleuchter der Urmann und das Urweib, Adam und Eva, Meschia und Meschiane, anbetend knieen, unter dem Weibe die Symbole des empfangenden Wassers und unter dem Manne des zeugenden Feuers. Der ganze brahmanische Gott- und Menschenglauben, seine tiefste Metaphysik ist in diesem Bilde niedergelegt. Eben so bedeutungsvoll ist ein Prajagatbild,<noteplace="foot"n="1)">Müller, Taf. II. Fig. 21.<lb/></note> der Symboltypus des göttlichen Weltbildungstriebes, der göttlichen Weltbaumeisterslust mit Selbst-Ich-Erkenntniss, Ahankar. Es trägt in dem Schosse das geborstene Weltei, aus welchem das zwölfgetheilte Sonneinzeitbild strahlend hervorbricht und auf welches der dreigetheilte Schöpfungs- und Belebungshauch niederfällt; auf dem Weltei stehen oder knieen die daraus hervorgegangenen guten und bösen göttlichen Geister (die Dewtas und Djenian’s) und der Mensch oder der Mann und das Weib. Ferner schliesst sich an ein Trimurtibild, auf dem sich aus dem in dem Weltmeere schwimmenden Weltei der dreiästige Lebensbaum mit einer Sonne in jedem Aste als Symbol der Trimurti erhebt; die drei Aeste umstrahlt und umfasst zugleich vereinigend eine Sonne, die Dreisonne der Trinität, welche die dreimal grössere Brahmsonne hier zur Tetras vollendet,<noteplace="foot"n="2)">Müller, Taf. Il. Fig. 44, vergl. mit Fig. 45.<lb/></note> Noch näher in unsern Vorstellumskreis tritt, das Symbol der göttlichen Zeugungskraft, ein von zwei mit Zweigen umwundenen gekrönten Schlangen getragener Weltlingam, woran unten in den zu einem Knoten verschlungenen Schwänzen der Schlangen das Fünfeck des Wischnu hängt.<noteplace="foot"n="3)">Müller, Taf. II. Fig. 58.<lb/></note> Diesem
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köpfige Baum des ewigen Lebens, als die Seele aller Seelen, in deren Lichtschosse und Lichtmeere die einzelnen Menschenseelen als Lichtfunken schwimmen und ruhen; dieses geistige Milchmeer, als Lebensbaum gestaltet, ist gekrönt von der dreistrahligen Gottheit, bildet den Thron derselben. Das Bild selbst ist zugleich dreigetheilt, bildet gleichsam einen Hauptaltar, den himmlischen reinen Lebensbaum, das Geisterreich mit der bösen Erde und den bösen Menschen, und zwei Nebenaltäre , auf denen vor einem Feuerleuchter der Urmann und das Urweib, Adam und Eva, Meschia und Meschiane, anbetend knieen, unter dem Weibe die Symbole des empfangenden Wassers und unter dem Manne des zeugenden Feuers. Der ganze brahmanische Gott- und Menschenglauben, seine tiefste Metaphysik ist in diesem Bilde niedergelegt. Eben so bedeutungsvoll ist ein Prajagatbild, 1) der Symboltypus des göttlichen Weltbildungstriebes, der göttlichen Weltbaumeisterslust mit Selbst-Ich-Erkenntniss, Ahankar. Es trägt in dem Schosse das geborstene Weltei, aus welchem das zwölfgetheilte Sonneinzeitbild strahlend hervorbricht und auf welches der dreigetheilte Schöpfungs- und Belebungshauch niederfällt; auf dem Weltei stehen oder knieen die daraus hervorgegangenen guten und bösen göttlichen Geister (die Dewtas und Djenian’s) und der Mensch oder der Mann und das Weib. Ferner schliesst sich an ein Trimurtibild, auf dem sich aus dem in dem Weltmeere schwimmenden Weltei der dreiästige Lebensbaum mit einer Sonne in jedem Aste als Symbol der Trimurti erhebt; die drei Aeste umstrahlt und umfasst zugleich vereinigend eine Sonne, die Dreisonne der Trinität, welche die dreimal grössere Brahmsonne hier zur Tetras vollendet, 2) Noch näher in unsern Vorstellumskreis tritt, das Symbol der göttlichen Zeugungskraft, ein von zwei mit Zweigen umwundenen gekrönten Schlangen getragener Weltlingam, woran unten in den zu einem Knoten verschlungenen Schwänzen der Schlangen das Fünfeck des Wischnu hängt. 3) Diesem
1) Müller, Taf. II. Fig. 21.
2) Müller, Taf. Il. Fig. 44, vergl. mit Fig. 45.
3) Müller, Taf. II. Fig. 58.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/110>, abgerufen am 24.02.2025.
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