Ganesa neben den betenden Frauen das Symbol, dass
allein die Frömmigkeit, das feste Gottvertrauen, die in
Weisheit sich bescheidende Demuth Stärke gewähre; alle menschliche Stärke und Weisheit soll und wird vor Gott anbetend in den Staub sinken. Unmittelbar über dem Haupte des Ganesa und zu seiner Krone wölbet sich das Sternenzelt in einem Kreisabschnitte, das blaue Himmelszelt der Maurerloge; ihm zur Seite aber stehen, wieder ganz nach der maurerischen Anordnung, die leuchtende Sonne und der leuchtende Mond. Auf der untern rechten Seite des tragenden Thronthieres grünet ein Palmbaum, die maurerische Akazie, welchen Baum Müller auf die Geistesfruchtbarkeit des Ganesa deuten will, wohl aber das einfache Lebenssymbol ist; rechts dem Baume entsprechend stehen zwei schlanke enge Säulen, welche eine Querdecke mit einem Halbkuppeldache tragen und worüber auffallender Weise Müller Nichts bemerkt hat. Mit den gelöseten Fesseln der Begierde und dem Seepter der Selbstbeherrschung trifft endlich noch zusammen, dass dem Elephantenhaupte des Ganesa auch der Stosszahn der Begierde abgebrochen ist. Den gelöseten, den zerrissenen Fesseln des Ganesa stehen entgegen die Fesseln oder zwei Schlangen der Sinnlichkeit und des Bösen, welche auf einem Bilde des Sana, einer Ciwa-Jama-Modification, den Sana um schlingen und zugleich den Sünder als seine Gewissensbisse zwischen ihren Rachen emportragen1) wie sie sonst das Ei halten. Diese Schlangen des Sana bestätigen zugleich die oben von dem Symbole der Fessel, versuchte Schlangendeutung. So trägt auch die schwarze und böse Mundewi, als die Göttin des Unfriedens, des Unheils und Lebenshasses, ein Schlangenhaar über der Krone und Schlangen umwinden ihre beiden Arme; sie reitet auf einem Esel, im ganzen Oriente dem Symbole des rohen Muthes und der bösen Lust, - Todtenköpfe, zieren ihren fliegenden Mantel, die sie umgebende Leibbinde und in der Fahne führt sie einen Raben, als Symbol des dunkelen Todes.2) Es dürfte bei den Indern kaum ein Symbol
1) Müller. Taf. III. Fig. 99.
2) Müller, Taf. III. Fig. 100.
Ganesa neben den betenden Frauen das Symbol, dass
allein die Frömmigkeit, das feste Gottvertrauen, die in
Weisheit sich bescheidende Demuth Stärke gewähre; alle menschliche Stärke und Weisheit soll und wird vor Gott anbetend in den Staub sinken. Unmittelbar über dem Haupte des Ganesa und zu seiner Krone wölbet sich das Sternenzelt in einem Kreisabschnitte, das blaue Himmelszelt der Maurerloge; ihm zur Seite aber stehen, wieder ganz nach der maurerischen Anordnung, die leuchtende Sonne und der leuchtende Mond. Auf der untern rechten Seite des tragenden Thronthieres grünet ein Palmbaum, die maurerische Akazie, welchen Baum Müller auf die Geistesfruchtbarkeit des Ganesa deuten will, wohl aber das einfache Lebenssymbol ist; rechts dem Baume entsprechend stehen zwei schlanke enge Säulen, welche eine Querdecke mit einem Halbkuppeldache tragen und worüber auffallender Weise Müller Nichts bemerkt hat. Mit den gelöseten Fesseln der Begierde und dem Seepter der Selbstbeherrschung trifft endlich noch zusammen, dass dem Elephantenhaupte des Ganesa auch der Stosszahn der Begierde abgebrochen ist. Den gelöseten, den zerrissenen Fesseln des Ganesa stehen entgegen die Fesseln oder zwei Schlangen der Sinnlichkeit und des Bösen, welche auf einem Bilde des Sana, einer Çiwa-Jama-Modification, den Sana um schlingen und zugleich den Sünder als seine Gewissensbisse zwischen ihren Rachen emportragen1) wie sie sonst das Ei halten. Diese Schlangen des Sana bestätigen zugleich die oben von dem Symbole der Fessel, versuchte Schlangendeutung. So trägt auch die schwarze und böse Mundewi, als die Göttin des Unfriedens, des Unheils und Lebenshasses, ein Schlangenhaar über der Krone und Schlangen umwinden ihre beiden Arme; sie reitet auf einem Esel, im ganzen Oriente dem Symbole des rohen Muthes und der bösen Lust, – Todtenköpfe, zieren ihren fliegenden Mantel, die sie umgebende Leibbinde und in der Fahne führt sie einen Raben, als Symbol des dunkelen Todes.2) Es dürfte bei den Indern kaum ein Symbol
1) Müller. Taf. III. Fig. 99.
2) Müller, Taf. III. Fig. 100.
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Ganesa neben den betenden Frauen das Symbol, dass
allein die Frömmigkeit, das feste Gottvertrauen, die in
Weisheit sich bescheidende Demuth Stärke gewähre; alle menschliche Stärke und Weisheit soll und wird vor Gott anbetend in den Staub sinken. Unmittelbar über dem Haupte des Ganesa und zu seiner Krone wölbet sich das Sternenzelt in einem Kreisabschnitte, das blaue Himmelszelt der Maurerloge; ihm zur Seite aber stehen, wieder ganz nach der maurerischen Anordnung, die leuchtende Sonne und der leuchtende Mond. Auf der untern rechten Seite des tragenden Thronthieres grünet ein Palmbaum, die maurerische Akazie, welchen Baum Müller auf die Geistesfruchtbarkeit des Ganesa deuten will, wohl aber das einfache Lebenssymbol ist; rechts dem Baume entsprechend stehen zwei schlanke enge Säulen, welche eine Querdecke mit einem Halbkuppeldache tragen und worüber auffallender Weise Müller Nichts bemerkt hat. Mit den gelöseten Fesseln der Begierde und dem Seepter der Selbstbeherrschung trifft endlich noch zusammen, dass dem Elephantenhaupte des Ganesa auch der Stosszahn der Begierde abgebrochen ist. Den gelöseten, den zerrissenen Fesseln des Ganesa stehen entgegen die Fesseln oder zwei Schlangen der Sinnlichkeit und des Bösen, welche auf einem Bilde des Sana, einer Çiwa-Jama-Modification, den Sana um schlingen und zugleich den Sünder als seine Gewissensbisse zwischen ihren Rachen emportragen<noteplace="foot"n="1)">Müller. Taf. III. Fig. 99.<lb/></note> wie sie sonst das Ei halten. Diese Schlangen des Sana bestätigen zugleich die oben von dem Symbole der Fessel, versuchte Schlangendeutung. So trägt auch die schwarze und böse Mundewi, als die Göttin des Unfriedens, des Unheils und Lebenshasses, ein Schlangenhaar über der Krone und Schlangen umwinden ihre beiden Arme; sie reitet auf einem Esel, im ganzen Oriente dem Symbole des rohen Muthes und der bösen Lust, – Todtenköpfe, zieren ihren fliegenden Mantel, die sie umgebende Leibbinde und in der Fahne führt sie einen Raben, als Symbol des dunkelen Todes.<noteplace="foot"n="2)"> Müller, Taf. III. Fig. 100.<lb/></note> Es dürfte bei den Indern kaum ein Symbol
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Ganesa neben den betenden Frauen das Symbol, dass allein die Frömmigkeit, das feste Gottvertrauen, die in Weisheit sich bescheidende Demuth Stärke gewähre; alle menschliche Stärke und Weisheit soll und wird vor Gott anbetend in den Staub sinken. Unmittelbar über dem Haupte des Ganesa und zu seiner Krone wölbet sich das Sternenzelt in einem Kreisabschnitte, das blaue Himmelszelt der Maurerloge; ihm zur Seite aber stehen, wieder ganz nach der maurerischen Anordnung, die leuchtende Sonne und der leuchtende Mond. Auf der untern rechten Seite des tragenden Thronthieres grünet ein Palmbaum, die maurerische Akazie, welchen Baum Müller auf die Geistesfruchtbarkeit des Ganesa deuten will, wohl aber das einfache Lebenssymbol ist; rechts dem Baume entsprechend stehen zwei schlanke enge Säulen, welche eine Querdecke mit einem Halbkuppeldache tragen und worüber auffallender Weise Müller Nichts bemerkt hat. Mit den gelöseten Fesseln der Begierde und dem Seepter der Selbstbeherrschung trifft endlich noch zusammen, dass dem Elephantenhaupte des Ganesa auch der Stosszahn der Begierde abgebrochen ist. Den gelöseten, den zerrissenen Fesseln des Ganesa stehen entgegen die Fesseln oder zwei Schlangen der Sinnlichkeit und des Bösen, welche auf einem Bilde des Sana, einer Çiwa-Jama-Modification, den Sana um schlingen und zugleich den Sünder als seine Gewissensbisse zwischen ihren Rachen emportragen 1) wie sie sonst das Ei halten. Diese Schlangen des Sana bestätigen zugleich die oben von dem Symbole der Fessel, versuchte Schlangendeutung. So trägt auch die schwarze und böse Mundewi, als die Göttin des Unfriedens, des Unheils und Lebenshasses, ein Schlangenhaar über der Krone und Schlangen umwinden ihre beiden Arme; sie reitet auf einem Esel, im ganzen Oriente dem Symbole des rohen Muthes und der bösen Lust, – Todtenköpfe, zieren ihren fliegenden Mantel, die sie umgebende Leibbinde und in der Fahne führt sie einen Raben, als Symbol des dunkelen Todes. 2) Es dürfte bei den Indern kaum ein Symbol
1) Müller. Taf. III. Fig. 99.
2) Müller, Taf. III. Fig. 100.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/113>, abgerufen am 24.02.2025.
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