eine unterbrochene Mahnung und Aufforderung sein, innerlich ein anderer und besserer Mensch zu werden, das bei der Aufnahme in den Orden abgelegte Gelübde durch die Reinheit und Heiligkeit seiner Gedanken, Worte und Werke zu erfüllen. In den höhern Graden der Maurerei, in der ritterlichen Maurerei, also namentlich in der stricten Observanz und in dem rectificirten Systeme derselben, trugen und tragen in dem bezeichneten Sinne die Mitglieder gleichfalls besondere Ordensnamen, wie dieses bekanntlich auch bei den Illuminanten der Fall gewesen.
Die neue weisse Kleidung und der neue Name als Symbole der angestrebten sittlichen und geistigen Neugeburt der Aufzunehmenden ergaben sich in den Mysterien und den daraus hervorgegangenen Verbindungen natürlich oder von selbst aus dem Naturereignisse, aus dem Naturfeste oder der Jahresfeier, woran die ganze Aufnahme angelehnt war. Der Aufzunehmende wird als ein Bild der im Winterschlafe befangenen Natur, der im Winter entfernten und erstorbenen Sonne und Sonnenkraft in das Grab gelegt und soll gleich der wiederkehrenden Frühlingssonne, gleich der neu aufkeimenden und aufblühenden Frühlingserde, sich mit neuem Lichte, mit neuer Pracht und Kraft, mit dem Kleide der neu strahlenden Sonne und der wieder blühenden Blumen aus dem Grabe erheben. Beerdigt wird der todte Winter, die durch den Winter getödtete Natur, die abgestorbene Sonne; aus dem Grabe aufersteht der blühende Frühling, die wieder auflebende Frühlingserde, die zurückkehrende und neues Leben gewinnende Sonne. Die Aufnahme ist ein Frühlingsfest, das Fest des wiedererwachenden Frühlings, das Fest der nie ersterbenden und ewig sich verjüngenden Naturkraft; die Aufnahme ist in der That und Wahrheit ein Osterfest, das Fest der Wiederauferstehung der Natur und des Geistes. Das verlorne Meisterwort ist zunächst die im Herbst und Winter ersterbeilde und erstorbene Natur- und Sonnenkraft, welche im Frühlinge schöner und mächtiger wiederkehren und neues Leben über die ganze Erde ausgiessen wird.
Das verlorne Meisterwort, welches wieder gefunden werden muss, ist der erschlagene Meister, die geschwundene
eine unterbrochene Mahnung und Aufforderung sein, innerlich ein anderer und besserer Mensch zu werden, das bei der Aufnahme in den Orden abgelegte Gelübde durch die Reinheit und Heiligkeit seiner Gedanken, Worte und Werke zu erfüllen. In den höhern Graden der Maurerei, in der ritterlichen Maurerei, also namentlich in der stricten Observanz und in dem rectificirten Systeme derselben, trugen und tragen in dem bezeichneten Sinne die Mitglieder gleichfalls besondere Ordensnamen, wie dieses bekanntlich auch bei den Illuminanten der Fall gewesen.
Die neue weisse Kleidung und der neue Name als Symbole der angestrebten sittlichen und geistigen Neugeburt der Aufzunehmenden ergaben sich in den Mysterien und den daraus hervorgegangenen Verbindungen natürlich oder von selbst aus dem Naturereignisse, aus dem Naturfeste oder der Jahresfeier, woran die ganze Aufnahme angelehnt war. Der Aufzunehmende wird als ein Bild der im Winterschlafe befangenen Natur, der im Winter entfernten und erstorbenen Sonne und Sonnenkraft in das Grab gelegt und soll gleich der wiederkehrenden Frühlingssonne, gleich der neu aufkeimenden und aufblühenden Frühlingserde, sich mit neuem Lichte, mit neuer Pracht und Kraft, mit dem Kleide der neu strahlenden Sonne und der wieder blühenden Blumen aus dem Grabe erheben. Beerdigt wird der todte Winter, die durch den Winter getödtete Natur, die abgestorbene Sonne; aus dem Grabe aufersteht der blühende Frühling, die wieder auflebende Frühlingserde, die zurückkehrende und neues Leben gewinnende Sonne. Die Aufnahme ist ein Frühlingsfest, das Fest des wiedererwachenden Frühlings, das Fest der nie ersterbenden und ewig sich verjüngenden Naturkraft; die Aufnahme ist in der That und Wahrheit ein Osterfest, das Fest der Wiederauferstehung der Natur und des Geistes. Das verlorne Meisterwort ist zunächst die im Herbst und Winter ersterbeilde und erstorbene Natur- und Sonnenkraft, welche im Frühlinge schöner und mächtiger wiederkehren und neues Leben über die ganze Erde ausgiessen wird.
Das verlorne Meisterwort, welches wieder gefunden werden muss, ist der erschlagene Meister, die geschwundene
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0142"n="122"/>
eine unterbrochene Mahnung und Aufforderung sein, innerlich ein anderer und besserer Mensch zu werden, das bei der Aufnahme in den Orden abgelegte Gelübde durch die Reinheit und Heiligkeit seiner Gedanken, Worte und Werke zu erfüllen. In den höhern Graden der Maurerei, in der ritterlichen Maurerei, also namentlich in der stricten Observanz und in dem rectificirten Systeme derselben, trugen und tragen in dem bezeichneten Sinne die Mitglieder gleichfalls besondere Ordensnamen, wie dieses bekanntlich auch bei den Illuminanten der Fall gewesen.</p><p>
Die neue weisse Kleidung und der neue Name als Symbole der angestrebten sittlichen und geistigen Neugeburt der Aufzunehmenden ergaben sich in den Mysterien und den daraus hervorgegangenen Verbindungen natürlich oder von selbst aus dem Naturereignisse, aus dem Naturfeste oder der Jahresfeier, woran die ganze Aufnahme angelehnt war. Der Aufzunehmende wird als ein Bild der im Winterschlafe befangenen Natur, der im Winter entfernten und erstorbenen Sonne und Sonnenkraft in das Grab gelegt und soll gleich der wiederkehrenden Frühlingssonne, gleich der neu aufkeimenden und aufblühenden Frühlingserde, sich mit neuem Lichte, mit neuer Pracht und Kraft, mit dem Kleide der neu strahlenden Sonne und der wieder blühenden Blumen aus dem Grabe erheben. Beerdigt wird der todte Winter, die durch den Winter getödtete Natur, die abgestorbene Sonne; aus dem Grabe aufersteht der blühende Frühling, die wieder auflebende Frühlingserde, die zurückkehrende und neues Leben gewinnende Sonne. Die Aufnahme ist ein Frühlingsfest, das Fest des wiedererwachenden Frühlings, das Fest der nie ersterbenden und ewig sich verjüngenden Naturkraft; die Aufnahme ist in der That und Wahrheit ein Osterfest, das Fest der Wiederauferstehung der Natur und des Geistes. Das verlorne Meisterwort ist zunächst die im Herbst und Winter ersterbeilde und erstorbene Natur- und Sonnenkraft, welche im Frühlinge schöner und mächtiger wiederkehren und neues Leben über die ganze Erde ausgiessen wird.</p><p>
Das verlorne Meisterwort, welches wieder gefunden werden muss, ist der erschlagene Meister, die geschwundene
</p></div></body></text></TEI>
[122/0142]
eine unterbrochene Mahnung und Aufforderung sein, innerlich ein anderer und besserer Mensch zu werden, das bei der Aufnahme in den Orden abgelegte Gelübde durch die Reinheit und Heiligkeit seiner Gedanken, Worte und Werke zu erfüllen. In den höhern Graden der Maurerei, in der ritterlichen Maurerei, also namentlich in der stricten Observanz und in dem rectificirten Systeme derselben, trugen und tragen in dem bezeichneten Sinne die Mitglieder gleichfalls besondere Ordensnamen, wie dieses bekanntlich auch bei den Illuminanten der Fall gewesen.
Die neue weisse Kleidung und der neue Name als Symbole der angestrebten sittlichen und geistigen Neugeburt der Aufzunehmenden ergaben sich in den Mysterien und den daraus hervorgegangenen Verbindungen natürlich oder von selbst aus dem Naturereignisse, aus dem Naturfeste oder der Jahresfeier, woran die ganze Aufnahme angelehnt war. Der Aufzunehmende wird als ein Bild der im Winterschlafe befangenen Natur, der im Winter entfernten und erstorbenen Sonne und Sonnenkraft in das Grab gelegt und soll gleich der wiederkehrenden Frühlingssonne, gleich der neu aufkeimenden und aufblühenden Frühlingserde, sich mit neuem Lichte, mit neuer Pracht und Kraft, mit dem Kleide der neu strahlenden Sonne und der wieder blühenden Blumen aus dem Grabe erheben. Beerdigt wird der todte Winter, die durch den Winter getödtete Natur, die abgestorbene Sonne; aus dem Grabe aufersteht der blühende Frühling, die wieder auflebende Frühlingserde, die zurückkehrende und neues Leben gewinnende Sonne. Die Aufnahme ist ein Frühlingsfest, das Fest des wiedererwachenden Frühlings, das Fest der nie ersterbenden und ewig sich verjüngenden Naturkraft; die Aufnahme ist in der That und Wahrheit ein Osterfest, das Fest der Wiederauferstehung der Natur und des Geistes. Das verlorne Meisterwort ist zunächst die im Herbst und Winter ersterbeilde und erstorbene Natur- und Sonnenkraft, welche im Frühlinge schöner und mächtiger wiederkehren und neues Leben über die ganze Erde ausgiessen wird.
Das verlorne Meisterwort, welches wieder gefunden werden muss, ist der erschlagene Meister, die geschwundene
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/142>, abgerufen am 24.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.