Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.In dem Allerheiligsten des salomonischen Tempels standen aufrecht neben der quer oder von Norden nach Süden stehenden1) Bundeslade zwei kolossale Cherubim mit ausgebreiteten Flügeln. Sie waren von wildem Oelbaumholz geschnitzt und noch wie Alles in dem Allerheiligsten und Heiligen, oder wie die Decke, die Wände und der Fussbaden, mit starkem Goldblech oder mit Goldtafeln überzogen,2) so dass, wie das Buch der Könige I. 6, 21 ff. sagte das ganze Haus mit Gold überzogen war. Das Gold ist aber hier nur das Symbol des Lichtes; die Wohnung strahlt im Golde, weil Gott im ewigen Lichte wohnt, das ewige Licht ist. Schon nach dem Zendavesta sitzen am Ormuzd und Bahman auf einem goldenen Thron und Bahman hat einen Goldrock. Bei den Indern trägt der vedische Gott Varuna, der Gott des himmlischen Gewässers, des blauen Aethers, ein goldenes Panzer.3) In der griechischen Mythologie schmückt Zeus den Apollo nach seiner Geburt mit goldener Mitra und Lyra. Die griechische Hera wird die goldthronende ([fremdsprachliches Material]) genannt.4) Auch die christliche Maria trägt als Himmelskönigin eine goldene Krone. Das verhüllte und verschlossene vergoldete Allerheiligste des salomonischen Tempels soll also nur den grossen Gedanken symbolisch ausdrücken, dass Gott das unsichtbare und unnahbare ewige Licht ist. In Uebereinstimmung hiermit steht es, dass Johannes, da er im Geiste den Thron Gottes in dem Himmel erschauet, eigentlich nur ein unendlich strahlendes Licht sieht, welches Licht eben der Thron Gottes, Gott selbst ist. Johannes sagt in seiner Offenbarung: "Und alsbald war ich im Geiste: und siehe, ein Thron stand in dem Himmel; und auf dem Thron sass Einer. Und der darauf sass, war wie der Stein Jaspis und Sardis anzusehen; und ein Regenbogen war rings um den Thron, anzusehen wie ein Smaragd." - Der salomonische Tempel war durchaus nur eine Verherrlichung Gottes, eine mög- 1) I. Könige, 8, 8; Baehr, S. 160. 2) Baehr, S. 110 und 111. 3) Lassen. indische Alterthumskunde, I. S. 759. 4) Crenzer, Symbolik, II., S. 566, Anm. 192.
In dem Allerheiligsten des salomonischen Tempels standen aufrecht neben der quer oder von Norden nach Süden stehenden1) Bundeslade zwei kolossale Cherubim mit ausgebreiteten Flügeln. Sie waren von wildem Oelbaumholz geschnitzt und noch wie Alles in dem Allerheiligsten und Heiligen, oder wie die Decke, die Wände und der Fussbaden, mit starkem Goldblech oder mit Goldtafeln überzogen,2) so dass, wie das Buch der Könige I. 6, 21 ff. sagte das ganze Haus mit Gold überzogen war. Das Gold ist aber hier nur das Symbol des Lichtes; die Wohnung strahlt im Golde, weil Gott im ewigen Lichte wohnt, das ewige Licht ist. Schon nach dem Zendavesta sitzen am Ormuzd und Bahman auf einem goldenen Thron und Bahman hat einen Goldrock. Bei den Indern trägt der vedische Gott Varuna, der Gott des himmlischen Gewässers, des blauen Aethers, ein goldenes Panzer.3) In der griechischen Mythologie schmückt Zeus den Apollo nach seiner Geburt mit goldener Mitra und Lyra. Die griechische Hera wird die goldthronende ([fremdsprachliches Material]) genannt.4) Auch die christliche Maria trägt als Himmelskönigin eine goldene Krone. Das verhüllte und verschlossene vergoldete Allerheiligste des salomonischen Tempels soll also nur den grossen Gedanken symbolisch ausdrücken, dass Gott das unsichtbare und unnahbare ewige Licht ist. In Uebereinstimmung hiermit steht es, dass Johannes, da er im Geiste den Thron Gottes in dem Himmel erschauet, eigentlich nur ein unendlich strahlendes Licht sieht, welches Licht eben der Thron Gottes, Gott selbst ist. Johannes sagt in seiner Offenbarung: „Und alsbald war ich im Geiste: und siehe, ein Thron stand in dem Himmel; und auf dem Thron sass Einer. Und der darauf sass, war wie der Stein Jaspis und Sardis anzusehen; und ein Regenbogen war rings um den Thron, anzusehen wie ein Smaragd.“ – Der salomonische Tempel war durchaus nur eine Verherrlichung Gottes, eine mög- 1) I. Könige, 8, 8; Baehr, S. 160. 2) Baehr, S. 110 und 111. 3) Lassen. indische Alterthumskunde, I. S. 759. 4) Crenzer, Symbolik, II., S. 566, Anm. 192.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0164" n="144"/> <p>In dem Allerheiligsten des salomonischen Tempels standen aufrecht neben der quer oder von Norden nach Süden stehenden<note place="foot" n="1)">I. Könige, 8, 8; Baehr, S. 160.<lb/></note> Bundeslade zwei kolossale Cherubim mit ausgebreiteten Flügeln. Sie waren von wildem Oelbaumholz geschnitzt und noch wie Alles in dem Allerheiligsten und Heiligen, oder wie die Decke, die Wände und der Fussbaden, mit starkem Goldblech oder mit Goldtafeln überzogen,<note place="foot" n="2)">Baehr, S. 110 und 111.<lb/></note> so dass, wie das Buch der Könige I. 6, 21 ff. sagte das ganze Haus mit Gold überzogen war. Das Gold ist aber hier nur das Symbol des Lichtes; die Wohnung strahlt im Golde, weil Gott im ewigen Lichte wohnt, das ewige Licht ist. Schon nach dem Zendavesta sitzen am Ormuzd und Bahman auf einem goldenen Thron und Bahman hat einen Goldrock. Bei den Indern trägt der vedische Gott Varuna, der Gott des himmlischen Gewässers, des blauen Aethers, ein goldenes Panzer.<note place="foot" n="3)">Lassen. indische Alterthumskunde, I. S. 759.<lb/></note> In der griechischen Mythologie schmückt Zeus den Apollo nach seiner Geburt mit goldener Mitra und Lyra. Die griechische Hera wird die goldthronende (<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>) genannt.<note place="foot" n="4)">Crenzer, Symbolik, II., S. 566, Anm. 192.<lb/></note> Auch die christliche Maria trägt als Himmelskönigin eine goldene Krone. Das verhüllte und verschlossene vergoldete Allerheiligste des salomonischen Tempels soll also nur den grossen Gedanken symbolisch ausdrücken, dass Gott das unsichtbare und unnahbare ewige Licht ist. In Uebereinstimmung hiermit steht es, dass Johannes, da er im Geiste den Thron Gottes in dem Himmel erschauet, eigentlich nur ein unendlich strahlendes Licht sieht, welches Licht eben der Thron Gottes, Gott selbst ist. Johannes sagt in seiner Offenbarung: „Und alsbald war ich im Geiste: und siehe, ein Thron stand in dem Himmel; und auf dem Thron sass Einer. Und der darauf sass, war wie der Stein Jaspis und Sardis anzusehen; und ein Regenbogen war rings um den Thron, anzusehen wie ein Smaragd.“ – Der salomonische Tempel war durchaus nur eine Verherrlichung Gottes, eine mög- </p> </div> </body> </text> </TEI> [144/0164]
In dem Allerheiligsten des salomonischen Tempels standen aufrecht neben der quer oder von Norden nach Süden stehenden 1) Bundeslade zwei kolossale Cherubim mit ausgebreiteten Flügeln. Sie waren von wildem Oelbaumholz geschnitzt und noch wie Alles in dem Allerheiligsten und Heiligen, oder wie die Decke, die Wände und der Fussbaden, mit starkem Goldblech oder mit Goldtafeln überzogen, 2) so dass, wie das Buch der Könige I. 6, 21 ff. sagte das ganze Haus mit Gold überzogen war. Das Gold ist aber hier nur das Symbol des Lichtes; die Wohnung strahlt im Golde, weil Gott im ewigen Lichte wohnt, das ewige Licht ist. Schon nach dem Zendavesta sitzen am Ormuzd und Bahman auf einem goldenen Thron und Bahman hat einen Goldrock. Bei den Indern trägt der vedische Gott Varuna, der Gott des himmlischen Gewässers, des blauen Aethers, ein goldenes Panzer. 3) In der griechischen Mythologie schmückt Zeus den Apollo nach seiner Geburt mit goldener Mitra und Lyra. Die griechische Hera wird die goldthronende (_ ) genannt. 4) Auch die christliche Maria trägt als Himmelskönigin eine goldene Krone. Das verhüllte und verschlossene vergoldete Allerheiligste des salomonischen Tempels soll also nur den grossen Gedanken symbolisch ausdrücken, dass Gott das unsichtbare und unnahbare ewige Licht ist. In Uebereinstimmung hiermit steht es, dass Johannes, da er im Geiste den Thron Gottes in dem Himmel erschauet, eigentlich nur ein unendlich strahlendes Licht sieht, welches Licht eben der Thron Gottes, Gott selbst ist. Johannes sagt in seiner Offenbarung: „Und alsbald war ich im Geiste: und siehe, ein Thron stand in dem Himmel; und auf dem Thron sass Einer. Und der darauf sass, war wie der Stein Jaspis und Sardis anzusehen; und ein Regenbogen war rings um den Thron, anzusehen wie ein Smaragd.“ – Der salomonische Tempel war durchaus nur eine Verherrlichung Gottes, eine mög-
1) I. Könige, 8, 8; Baehr, S. 160.
2) Baehr, S. 110 und 111.
3) Lassen. indische Alterthumskunde, I. S. 759.
4) Crenzer, Symbolik, II., S. 566, Anm. 192.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |