Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.Dieses Geheimniss der ägyptischen Priester hatte in Aegypten selbst, Pythagoras1) in zweiundzwanzig Jahren angestrengten und mühevollen Studiums erlernt und erhalten und in seinem Bunde den Versuch gemacht, das ägptische Priestergeheimniss der geheimen geistigen Herrschaft auch auf dem griechischen Boden unter ihm selbst als ägyptisch-griechischem Oberpriester, thronend auf der Pyramidenspitze des Bundes und der Bundesgrade, zu verwirklichen und zu üben. Allein schon waren die Griechen in Unteritalien oder in Grossgriechenland zu gebildet und zu einsichtig, um die geheime Herrschaftsabsicht des Pythagoras nicht alsbald mehr oder weniger klar zu erkennen und zu fühlen und ihr durch die gewaltsame Zertrümmerung seines Bundes und seiner durch ihn beginnenden Herrschaft entgegenzutreten. Es ist unbegreiflich, dass bisher der letzte und höchste, der verborgenste Zweck der geistlichen Mysterieneinrichtungen des Alterthums, zumal Aegyp- 1) Die kleine Abhandlung von Oppel, Redner der Loge Sokrates zur Standhaftigkeit: Pythagoras und die Freimaurerei, Frankfurt a. M. 1861, ist zwar wohl gemeint, jedoch nicht nur ohne allen wissenschaflichen Werth, sondern voll grober geschichtlicher Irrthümer. Nach Oppel ist Pythagoras im Jahre 586 v. Chr. geboren und starb um das Jahr 504 v. Chr. Die letzten Spuren des pythagoreischen Bundes, welcher namentlich auch durch Apollonios von Tyana in Kappadocien hohes Ansehen erlangte, finden wir um das J. 300 n. Chr. Geburt, nachdem er mit Unterbrechungen 800 Jahre geblüht hatte. Erst Pythagoras brachte bei den Griechen Spaziergänge zur Pflege der Gesundheit auf. Pythagoras und seine Schüler erwarben sich hohe medicinische Kenntnisse, um sich jedoch mit den Ansichten seines Volkes nicht in schroffen Widerspruch zu setzen, musste er Beschwörungen und dergleichen vornehmen, wie auch noch heutigen Tages die Aerzte Manches thun, wovon sie selbst heinen andern Nutzen erwarten, als den, dass der Kranke befriedigt wird. Pythagoras hatte keine Gütergemeinschaft eingeführt, die Freundschaft seiner Jünger, welche bei den Alten sprichwörtlich geworden war, that das in rührendster Weise. Der pythagoreische Bund war ein politischer Orden und zu Kroton liefen täglich von allen Weltgegenden Nachrichten und Anfragen ein: Sollen wir dieses Bündnis abschliessen? Auf wessen Hülfe könnten wir bei ausbrechendem Kriege rechnen? Auf wessen Seite sollen wir uns wenden? Die Abhandlung schliesst nach Aristoxenes mit einer Fabel, welehe den lieben Frankfurter Brüdern und standhaften Sokratikern als ein wahres Beispiel der treuen pythagoreischen Freundschaft dargelegt und empfohlen wird.
Dieses Geheimniss der ägyptischen Priester hatte in Aegypten selbst, Pythagoras1) in zweiundzwanzig Jahren angestrengten und mühevollen Studiums erlernt und erhalten und in seinem Bunde den Versuch gemacht, das ägptische Priestergeheimniss der geheimen geistigen Herrschaft auch auf dem griechischen Boden unter ihm selbst als ägyptisch-griechischem Oberpriester, thronend auf der Pyramidenspitze des Bundes und der Bundesgrade, zu verwirklichen und zu üben. Allein schon waren die Griechen in Unteritalien oder in Grossgriechenland zu gebildet und zu einsichtig, um die geheime Herrschaftsabsicht des Pythagoras nicht alsbald mehr oder weniger klar zu erkennen und zu fühlen und ihr durch die gewaltsame Zertrümmerung seines Bundes und seiner durch ihn beginnenden Herrschaft entgegenzutreten. Es ist unbegreiflich, dass bisher der letzte und höchste, der verborgenste Zweck der geistlichen Mysterieneinrichtungen des Alterthums, zumal Aegyp- 1) Die kleine Abhandlung von Oppel, Redner der Loge Sokrates zur Standhaftigkeit: Pythagoras und die Freimaurerei, Frankfurt a. M. 1861, ist zwar wohl gemeint, jedoch nicht nur ohne allen wissenschaflichen Werth, sondern voll grober geschichtlicher Irrthümer. Nach Oppel ist Pythagoras im Jahre 586 v. Chr. geboren und starb um das Jahr 504 v. Chr. Die letzten Spuren des pythagoreischen Bundes, welcher namentlich auch durch Apollonios von Tyana in Kappadocien hohes Ansehen erlangte, finden wir um das J. 300 n. Chr. Geburt, nachdem er mit Unterbrechungen 800 Jahre geblüht hatte. Erst Pythagoras brachte bei den Griechen Spaziergänge zur Pflege der Gesundheit auf. Pythagoras und seine Schüler erwarben sich hohe medicinische Kenntnisse, um sich jedoch mit den Ansichten seines Volkes nicht in schroffen Widerspruch zu setzen, musste er Beschwörungen und dergleichen vornehmen, wie auch noch heutigen Tages die Aerzte Manches thun, wovon sie selbst heinen andern Nutzen erwarten, als den, dass der Kranke befriedigt wird. Pythagoras hatte keine Gütergemeinschaft eingeführt, die Freundschaft seiner Jünger, welche bei den Alten sprichwörtlich geworden war, that das in rührendster Weise. Der pythagoreische Bund war ein politischer Orden und zu Kroton liefen täglich von allen Weltgegenden Nachrichten und Anfragen ein: Sollen wir dieses Bündnis abschliessen? Auf wessen Hülfe könnten wir bei ausbrechendem Kriege rechnen? Auf wessen Seite sollen wir uns wenden? Die Abhandlung schliesst nach Aristoxenes mit einer Fabel, welehe den lieben Frankfurter Brüdern und standhaften Sokratikern als ein wahres Beispiel der treuen pythagoreischen Freundschaft dargelegt und empfohlen wird.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0247" n="227"/> <p> Dieses Geheimniss der ägyptischen Priester hatte in Aegypten selbst, Pythagoras<note place="foot" n="1)">Die kleine Abhandlung von Oppel, Redner der Loge Sokrates zur Standhaftigkeit: Pythagoras und die Freimaurerei, Frankfurt a. M. 1861, ist zwar wohl gemeint, jedoch nicht nur ohne allen wissenschaflichen Werth, sondern voll grober geschichtlicher Irrthümer. Nach Oppel ist Pythagoras im Jahre 586 v. Chr. geboren und starb um das Jahr 504 v. Chr. Die letzten Spuren des pythagoreischen Bundes, welcher namentlich auch durch Apollonios von Tyana in Kappadocien hohes Ansehen erlangte, finden wir um das J. 300 n. Chr. Geburt, nachdem er mit Unterbrechungen 800 Jahre geblüht hatte. Erst Pythagoras brachte bei den Griechen Spaziergänge zur Pflege der Gesundheit auf. Pythagoras und seine Schüler erwarben sich hohe medicinische Kenntnisse, um sich jedoch mit den Ansichten seines Volkes nicht in schroffen Widerspruch zu setzen, musste er Beschwörungen und dergleichen vornehmen, wie auch noch heutigen Tages die Aerzte Manches thun, wovon sie selbst heinen andern Nutzen erwarten, als den, dass der Kranke befriedigt wird. Pythagoras hatte keine Gütergemeinschaft eingeführt, die Freundschaft seiner Jünger, welche bei den Alten sprichwörtlich geworden war, that das in rührendster Weise. Der pythagoreische Bund war ein <hi rendition="#g">politischer</hi> <hi rendition="#b">Orden</hi> und zu Kroton liefen täglich von allen Weltgegenden Nachrichten und Anfragen ein: Sollen wir dieses Bündnis abschliessen? Auf wessen Hülfe könnten wir bei ausbrechendem Kriege rechnen? Auf wessen Seite sollen wir uns wenden? Die Abhandlung schliesst nach Aristoxenes mit einer Fabel, welehe den lieben Frankfurter Brüdern und standhaften Sokratikern als ein wahres Beispiel der treuen pythagoreischen Freundschaft dargelegt und empfohlen wird.<lb/></note> in zweiundzwanzig Jahren angestrengten und mühevollen Studiums erlernt und erhalten und in seinem Bunde den Versuch gemacht, das ägptische Priestergeheimniss der geheimen geistigen Herrschaft auch auf dem griechischen Boden unter ihm selbst als ägyptisch-griechischem Oberpriester, thronend auf der Pyramidenspitze des Bundes und der Bundesgrade, zu verwirklichen und zu üben. Allein schon waren die Griechen in Unteritalien oder in Grossgriechenland zu gebildet und zu einsichtig, um die geheime Herrschaftsabsicht des Pythagoras nicht alsbald mehr oder weniger klar zu erkennen und zu fühlen und ihr durch die gewaltsame Zertrümmerung seines Bundes und seiner durch ihn beginnenden Herrschaft entgegenzutreten. Es ist unbegreiflich, dass bisher der letzte und höchste, der verborgenste Zweck der geistlichen Mysterieneinrichtungen des Alterthums, zumal Aegyp- </p> </div> </body> </text> </TEI> [227/0247]
Dieses Geheimniss der ägyptischen Priester hatte in Aegypten selbst, Pythagoras 1) in zweiundzwanzig Jahren angestrengten und mühevollen Studiums erlernt und erhalten und in seinem Bunde den Versuch gemacht, das ägptische Priestergeheimniss der geheimen geistigen Herrschaft auch auf dem griechischen Boden unter ihm selbst als ägyptisch-griechischem Oberpriester, thronend auf der Pyramidenspitze des Bundes und der Bundesgrade, zu verwirklichen und zu üben. Allein schon waren die Griechen in Unteritalien oder in Grossgriechenland zu gebildet und zu einsichtig, um die geheime Herrschaftsabsicht des Pythagoras nicht alsbald mehr oder weniger klar zu erkennen und zu fühlen und ihr durch die gewaltsame Zertrümmerung seines Bundes und seiner durch ihn beginnenden Herrschaft entgegenzutreten. Es ist unbegreiflich, dass bisher der letzte und höchste, der verborgenste Zweck der geistlichen Mysterieneinrichtungen des Alterthums, zumal Aegyp-
1) Die kleine Abhandlung von Oppel, Redner der Loge Sokrates zur Standhaftigkeit: Pythagoras und die Freimaurerei, Frankfurt a. M. 1861, ist zwar wohl gemeint, jedoch nicht nur ohne allen wissenschaflichen Werth, sondern voll grober geschichtlicher Irrthümer. Nach Oppel ist Pythagoras im Jahre 586 v. Chr. geboren und starb um das Jahr 504 v. Chr. Die letzten Spuren des pythagoreischen Bundes, welcher namentlich auch durch Apollonios von Tyana in Kappadocien hohes Ansehen erlangte, finden wir um das J. 300 n. Chr. Geburt, nachdem er mit Unterbrechungen 800 Jahre geblüht hatte. Erst Pythagoras brachte bei den Griechen Spaziergänge zur Pflege der Gesundheit auf. Pythagoras und seine Schüler erwarben sich hohe medicinische Kenntnisse, um sich jedoch mit den Ansichten seines Volkes nicht in schroffen Widerspruch zu setzen, musste er Beschwörungen und dergleichen vornehmen, wie auch noch heutigen Tages die Aerzte Manches thun, wovon sie selbst heinen andern Nutzen erwarten, als den, dass der Kranke befriedigt wird. Pythagoras hatte keine Gütergemeinschaft eingeführt, die Freundschaft seiner Jünger, welche bei den Alten sprichwörtlich geworden war, that das in rührendster Weise. Der pythagoreische Bund war ein politischer Orden und zu Kroton liefen täglich von allen Weltgegenden Nachrichten und Anfragen ein: Sollen wir dieses Bündnis abschliessen? Auf wessen Hülfe könnten wir bei ausbrechendem Kriege rechnen? Auf wessen Seite sollen wir uns wenden? Die Abhandlung schliesst nach Aristoxenes mit einer Fabel, welehe den lieben Frankfurter Brüdern und standhaften Sokratikern als ein wahres Beispiel der treuen pythagoreischen Freundschaft dargelegt und empfohlen wird.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |