Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.namentlich gilt dieses von der Zunftverfassung und dem Mysteriendienste, für welches Letztere ganz besonders das pythagoreische Pentagramm, der Drudenfuss zeugt. Die Architektur des Alterthums ist wesentlich der heilige Tempelbau und fällt durchaus mit der Religionsgeschichte zusammen, aus dem doppelten Grunde, weil der gläubige Mensch zuerst darauf bedacht ist, die Gottheit in einem ihrer würdigen Gebäude, in einem Prachtgebäude, in einem göttlichen Gebäude zu verherrlichen, und sodann weil die Priester zuerst bauen lernten und lehrten, daher die ältesten Gebäude überall priesterliche sind. Kunst und Wissen fesselten die Architekten, die Bauleute und Bauzünfte gleich stark an die Priesterschaft, an die Tempel und die Klöster oder Kirchen. Die schönsten, die grössten und die dauerhaftesten Gebäude, die göttlichen und himmlischen Gebäude bauete von den ägyptischen Pyramiden und Tempeln an bis herab zu den gothischen Kirchen, Domen und Thürmen der fromme Glaube, die Gottesbegeisterung. Die Römer suchten die Kelten, besonders in Britannien unter Agricola, sich dadurch zu unterwerfen und dieselben zu entwildern, dass sie bauen lehrten, dieselben gleichsam einbauten.1) Zur Zeit des Eumenius gegen das Ende des dritten Jahrhunderts nach Chr. war Britannien äusserst reich an den besten Künstlern.2) Krause, a. a. O., S. 212 ff., hat den Beweis zu führen versucht, dass die Freimaurerbrüderschaft seit den Römerzeiten auf den britischen Inseln als Collegia Fabrum und Caementariorum, dann unter dem Namen Masons und Free-Masons ununterbrochen fortbestanden habe. Dafür, dass die Kelten die Gewerbe und Handwerke durch die Römer haben kennen lernen, überhaupt erst durch sie cultivirt worden seien, darf wohl auch angeführt werden, dass das keltische Wort Carpentum, der Wagen, carrum pompaticum, womit ital. ecrpentiere, span. carpintero, port. carpenteiro, prov. carpentier, franz. charpentier, d. i. Wagner, Zimbermann und zuletzt jeder Holzarbeiter (omnis faber lignarius), römischen Ursprungs, - das 1) Tacitus, vit. Agricol., cap. 21. 2) Krause, S. 203, Anm.
namentlich gilt dieses von der Zunftverfassung und dem Mysteriendienste, für welches Letztere ganz besonders das pythagoreische Pentagramm, der Drudenfuss zeugt. Die Architektur des Alterthums ist wesentlich der heilige Tempelbau und fällt durchaus mit der Religionsgeschichte zusammen, aus dem doppelten Grunde, weil der gläubige Mensch zuerst darauf bedacht ist, die Gottheit in einem ihrer würdigen Gebäude, in einem Prachtgebäude, in einem göttlichen Gebäude zu verherrlichen, und sodann weil die Priester zuerst bauen lernten und lehrten, daher die ältesten Gebäude überall priesterliche sind. Kunst und Wissen fesselten die Architekten, die Bauleute und Bauzünfte gleich stark an die Priesterschaft, an die Tempel und die Klöster oder Kirchen. Die schönsten, die grössten und die dauerhaftesten Gebäude, die göttlichen und himmlischen Gebäude bauete von den ägyptischen Pyramiden und Tempeln an bis herab zu den gothischen Kirchen, Domen und Thürmen der fromme Glaube, die Gottesbegeisterung. Die Römer suchten die Kelten, besonders in Britannien unter Agricola, sich dadurch zu unterwerfen und dieselben zu entwildern, dass sie bauen lehrten, dieselben gleichsam einbauten.1) Zur Zeit des Eumenius gegen das Ende des dritten Jahrhunderts nach Chr. war Britannien äusserst reich an den besten Künstlern.2) Krause, a. a. O., S. 212 ff., hat den Beweis zu führen versucht, dass die Freimaurerbrüderschaft seit den Römerzeiten auf den britischen Inseln als Collegia Fabrum und Caementariorum, dann unter dem Namen Masons und Free-Masons ununterbrochen fortbestanden habe. Dafür, dass die Kelten die Gewerbe und Handwerke durch die Römer haben kennen lernen, überhaupt erst durch sie cultivirt worden seien, darf wohl auch angeführt werden, dass das keltische Wort Carpentum, der Wagen, carrum pompaticum, womit ital. ecrpentiere, span. carpintero, port. carpenteiro, prov. carpentier, franz. charpentier, d. i. Wagner, Zimbermann und zuletzt jeder Holzarbeiter (omnis faber lignarius), römischen Ursprungs, – das 1) Tacitus, vit. Agricol., cap. 21. 2) Krause, S. 203, Anm.
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namentlich gilt dieses von der Zunftverfassung und dem Mysteriendienste, für welches Letztere ganz besonders das pythagoreische Pentagramm, der Drudenfuss zeugt. Die Architektur des Alterthums ist wesentlich der heilige Tempelbau und fällt durchaus mit der Religionsgeschichte zusammen, aus dem doppelten Grunde, weil der gläubige Mensch zuerst darauf bedacht ist, die Gottheit in einem ihrer würdigen Gebäude, in einem Prachtgebäude, in einem göttlichen Gebäude zu verherrlichen, und sodann weil die Priester zuerst bauen lernten und lehrten, daher die ältesten Gebäude überall priesterliche sind. Kunst und Wissen fesselten die Architekten, die Bauleute und Bauzünfte gleich stark an die Priesterschaft, an die Tempel und die Klöster oder Kirchen. Die schönsten, die grössten und die dauerhaftesten Gebäude, die göttlichen und himmlischen Gebäude bauete von den ägyptischen Pyramiden und Tempeln an bis herab zu den gothischen Kirchen, Domen und Thürmen der fromme Glaube, die Gottesbegeisterung. Die Römer suchten die Kelten, besonders in Britannien unter Agricola, sich dadurch zu unterwerfen und dieselben zu entwildern, dass sie bauen lehrten, dieselben gleichsam einbauten. 1) Zur Zeit des Eumenius gegen das Ende des dritten Jahrhunderts nach Chr. war Britannien äusserst reich an den besten Künstlern. 2) Krause, a. a. O., S. 212 ff., hat den Beweis zu führen versucht, dass die Freimaurerbrüderschaft seit den Römerzeiten auf den britischen Inseln als Collegia Fabrum und Caementariorum, dann unter dem Namen Masons und Free-Masons ununterbrochen fortbestanden habe. Dafür, dass die Kelten die Gewerbe und Handwerke durch die Römer haben kennen lernen, überhaupt erst durch sie cultivirt worden seien, darf wohl auch angeführt werden, dass das keltische Wort Carpentum, der Wagen, carrum pompaticum, womit ital. ecrpentiere, span. carpintero, port. carpenteiro, prov. carpentier, franz. charpentier, d. i. Wagner, Zimbermann und zuletzt jeder Holzarbeiter (omnis faber lignarius), römischen Ursprungs, – das
1) Tacitus, vit. Agricol., cap. 21.
2) Krause, S. 203, Anm.
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