Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.geringerem Umfange erhielt. In dieser Beziehung stellt sich die Verbreitung der Mysterien des Alterthums in ihren Wirkungen durchaus gleich der Verbreitung der symbolischen und kosmopolitischen Freimaurerei seit dem Jahr 1717 über alle Völker und Länder der Erde, wie denn eigentlich in der Menschengeschichte sich nichts Neues begibt und Alles nur in neuer Gestalt und Form sich wiederholt. An die Mysterienstädte, an die allgemeine Büssungs- und Reinigungsorte, an die Wallfahrtsorte (die indischen tirtha, für welche oft die kostspieligsten Einrichtungen getroffen wurden1), an die heiligen Wanderungen und Versammlungen schliessen sich daher auch die allgemeine Welt- und Völkerkunde und noch mehr der allgemeine Welthandel,2) der Karawanenhandel, die Messen und Dulden (von den damit verbundenen Indulden oder Ablässen) besonders, innigst an. Mysterieneingeweihte namentlich waren in Griechenland die ersten Geographen und Völker- und Geschichtskundigen; in Asien die chinesischen und die arabischen frommen Pilger, welche noch jetzt unschätzbar sind. Schon vor Muhammed's Auftreten unter den Arabern war mit den jährlichen, vier Monate dauernden Versammlungen der arabischen Volksstämme zu Mekka, während welchen die Blutrache ruhte und bei denen die poetischen Wettkämpfe stattfanden und in der Kaaba die als Götterbilder dienenden Steine geweiht wurden, eine zwanzigtägige Messe bei Okaz verbunden.3) Alle diese Bildungswege pflegen freilich in der gewöhnlichen Geschichtschreibung wenig beachtet zu werden und noch weniger Berückaichtigung schenken denselben die jetzigen maurerischen kritischen Geschichtschreiber, welchen unter der strengen Kritik der Weltgeist und die Weltgeschichte selbst verloren gegangen ist; aber dessen ungeachtet bestehen sie und werden dereinstens mehr erforscht und erkannt werden. Die ägyptische und griechische Bildung, Wissen- 1) Vergl. z. B. Lassen, IV. S. 82. 2) Vergl. Kiesselbach, der Gang und die Entwickelung des europäischen Völkerlebens im Mittelalter, Stuttgart 1860, und die Anzeige dieses Werkes in der Beilage von Nro. 29 und 30 der allgemeinen Zeitung für 1861; Büttiger, Kunstmythol., I. S. 151. 3) Lassen, III. S. 614.
geringerem Umfange erhielt. In dieser Beziehung stellt sich die Verbreitung der Mysterien des Alterthums in ihren Wirkungen durchaus gleich der Verbreitung der symbolischen und kosmopolitischen Freimaurerei seit dem Jahr 1717 über alle Völker und Länder der Erde, wie denn eigentlich in der Menschengeschichte sich nichts Neues begibt und Alles nur in neuer Gestalt und Form sich wiederholt. An die Mysterienstädte, an die allgemeine Büssungs- und Reinigungsorte, an die Wallfahrtsorte (die indischen tirtha, für welche oft die kostspieligsten Einrichtungen getroffen wurden1), an die heiligen Wanderungen und Versammlungen schliessen sich daher auch die allgemeine Welt- und Völkerkunde und noch mehr der allgemeine Welthandel,2) der Karawanenhandel, die Messen und Dulden (von den damit verbundenen Indulden oder Ablässen) besonders, innigst an. Mysterieneingeweihte namentlich waren in Griechenland die ersten Geographen und Völker- und Geschichtskundigen; in Asien die chinesischen und die arabischen frommen Pilger, welche noch jetzt unschätzbar sind. Schon vor Muhammed’s Auftreten unter den Arabern war mit den jährlichen, vier Monate dauernden Versammlungen der arabischen Volksstämme zu Mekka, während welchen die Blutrache ruhte und bei denen die poetischen Wettkämpfe stattfanden und in der Kaaba die als Götterbilder dienenden Steine geweiht wurden, eine zwanzigtägige Messe bei Okaz verbunden.3) Alle diese Bildungswege pflegen freilich in der gewöhnlichen Geschichtschreibung wenig beachtet zu werden und noch weniger Berückaichtigung schenken denselben die jetzigen maurerischen kritischen Geschichtschreiber, welchen unter der strengen Kritik der Weltgeist und die Weltgeschichte selbst verloren gegangen ist; aber dessen ungeachtet bestehen sie und werden dereinstens mehr erforscht und erkannt werden. Die ägyptische und griechische Bildung, Wissen- 1) Vergl. z. B. Lassen, IV. S. 82. 2) Vergl. Kiesselbach, der Gang und die Entwickelung des europäischen Völkerlebens im Mittelalter, Stuttgart 1860, und die Anzeige dieses Werkes in der Beilage von Nro. 29 und 30 der allgemeinen Zeitung für 1861; Büttiger, Kunstmythol., I. S. 151. 3) Lassen, III. S. 614.
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geringerem Umfange erhielt. In dieser Beziehung stellt sich die Verbreitung der Mysterien des Alterthums in ihren Wirkungen durchaus gleich der Verbreitung der symbolischen und kosmopolitischen Freimaurerei seit dem Jahr 1717 über alle Völker und Länder der Erde, wie denn eigentlich in der Menschengeschichte sich nichts Neues begibt und Alles nur in neuer Gestalt und Form sich wiederholt. An die Mysterienstädte, an die allgemeine Büssungs- und Reinigungsorte, an die Wallfahrtsorte (die indischen tirtha, für welche oft die kostspieligsten Einrichtungen getroffen wurden 1), an die heiligen Wanderungen und Versammlungen schliessen sich daher auch die allgemeine Welt- und Völkerkunde und noch mehr der allgemeine Welthandel, 2) der Karawanenhandel, die Messen und Dulden (von den damit verbundenen Indulden oder Ablässen) besonders, innigst an. Mysterieneingeweihte namentlich waren in Griechenland die ersten Geographen und Völker- und Geschichtskundigen; in Asien die chinesischen und die arabischen frommen Pilger, welche noch jetzt unschätzbar sind. Schon vor Muhammed’s Auftreten unter den Arabern war mit den jährlichen, vier Monate dauernden Versammlungen der arabischen Volksstämme zu Mekka, während welchen die Blutrache ruhte und bei denen die poetischen Wettkämpfe stattfanden und in der Kaaba die als Götterbilder dienenden Steine geweiht wurden, eine zwanzigtägige Messe bei Okaz verbunden. 3) Alle diese Bildungswege pflegen freilich in der gewöhnlichen Geschichtschreibung wenig beachtet zu werden und noch weniger Berückaichtigung schenken denselben die jetzigen maurerischen kritischen Geschichtschreiber, welchen unter der strengen Kritik der Weltgeist und die Weltgeschichte selbst verloren gegangen ist; aber dessen ungeachtet bestehen sie und werden dereinstens mehr erforscht und erkannt werden. Die ägyptische und griechische Bildung, Wissen-
1) Vergl. z. B. Lassen, IV. S. 82.
2) Vergl. Kiesselbach, der Gang und die Entwickelung des europäischen Völkerlebens im Mittelalter, Stuttgart 1860, und die Anzeige dieses Werkes in der Beilage von Nro. 29 und 30 der allgemeinen Zeitung für 1861; Büttiger, Kunstmythol., I. S. 151.
3) Lassen, III. S. 614.
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