Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

gebäudes gestattete.1) Sonst mussten die neuen Logen zu London und anderwärts ihre Zusammenkünfte an den ihnen sich zufällig als geeignet darbietenden Orten, in Wirthshäusern, in Klöstern, in ihren eigenen Bauhütten und selbst im Freien bei gutem Weiter auf Hügeln halten.2) Die freien Maurer (Free-Masons) waren wohl ursprünglich die nicht eigentlich städtischen und zünftigen, die von der eigentlichen Stadt- und Staatsgewalt befreiten und aus den verschiedensten Ländern zur Ausführung einer grossen Baute versammelten Baukünstler und Bauleute. Ganz verfehlt und ungeschichtlich ist es, dass Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 264, welchem auch Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 94, beizustimmen scheint, wie es vor ihm Winzer gethan hatte, Freemason ableiten will von Free-stone-mason, d. i. Freistein- oder Quadermaurer, auch glatte Maurer oder Steinmetzen genannt, im Gegensatze von Rough-stone-mason, d. i. Bruchstein- oder rauher Maurer. Nicht von der Arbeitsweise, der Art der bearbeiteten Steine, sondern von den ihnen ertheilten Freiheiten, Privilegien, Freibriefen tragen die Maurer, die freien Masonen den Namen.3) Zufolge Heldmann, die drey ältesten geschichtlichen Denkmale der teutschen Freyinaurerbrüderschaft, S. 193, hat die Baugesellschaft des Strassburger Münsters sich in Deutschland zuerst den Namen freier Maurer beigelegt, da hingegen die früher unter der Leitung der Mönche gestandenen Baugesellschaften blos Brüderschaften dieses oder jenes Heiligen hiessen und selbst die Bauleute am Strassburger Münster vor dem Jahr 1440 den Namen der Johannisbrüder geführt hatten. An den Klöstern und an den Bischofssitzen wuchs aus der Hörigkeit und Unfreiheit die bürgerliche und städtische Freiheit empor und erstarkten namentlich die unfreien klösterlichen und kirchlichen Brüderschaften der Handwerker zu befreiten und freien Zünften der Stadtbürger, wie dieses die Verfassungsgeschichte von beinahe unzähligen Städten, von Strassburg, Bamberg, Cöln, Mainz, Magde-

1) Krause, II. 2, S. 350. Anm. a.
2) Krause, II. 2, S. 350.
3) Krause, II. 2. S. 251 und 354 Anm. a., S. 381 und 433.

gebäudes gestattete.1) Sonst mussten die neuen Logen zu London und anderwärts ihre Zusammenkünfte an den ihnen sich zufällig als geeignet darbietenden Orten, in Wirthshäusern, in Klöstern, in ihren eigenen Bauhütten und selbst im Freien bei gutem Weiter auf Hügeln halten.2) Die freien Maurer (Free-Masons) waren wohl ursprünglich die nicht eigentlich städtischen und zünftigen, die von der eigentlichen Stadt- und Staatsgewalt befreiten und aus den verschiedensten Ländern zur Ausführung einer grossen Baute versammelten Baukünstler und Bauleute. Ganz verfehlt und ungeschichtlich ist es, dass Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 264, welchem auch Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 94, beizustimmen scheint, wie es vor ihm Winzer gethan hatte, Freemason ableiten will von Free-stone-mason, d. i. Freistein- oder Quadermaurer, auch glatte Maurer oder Steinmetzen genannt, im Gegensatze von Rough-stone-mason, d. i. Bruchstein- oder rauher Maurer. Nicht von der Arbeitsweise, der Art der bearbeiteten Steine, sondern von den ihnen ertheilten Freiheiten, Privilegien, Freibriefen tragen die Maurer, die freien Masonen den Namen.3) Zufolge Heldmann, die drey ältesten geschichtlichen Denkmale der teutschen Freyinaurerbrüderschaft, S. 193, hat die Baugesellschaft des Strassburger Münsters sich in Deutschland zuerst den Namen freier Maurer beigelegt, da hingegen die früher unter der Leitung der Mönche gestandenen Baugesellschaften blos Brüderschaften dieses oder jenes Heiligen hiessen und selbst die Bauleute am Strassburger Münster vor dem Jahr 1440 den Namen der Johannisbrüder geführt hatten. An den Klöstern und an den Bischofssitzen wuchs aus der Hörigkeit und Unfreiheit die bürgerliche und städtische Freiheit empor und erstarkten namentlich die unfreien klösterlichen und kirchlichen Brüderschaften der Handwerker zu befreiten und freien Zünften der Stadtbürger, wie dieses die Verfassungsgeschichte von beinahe unzähligen Städten, von Strassburg, Bamberg, Cöln, Mainz, Magde-

1) Krause, II. 2, S. 350. Anm. a.
2) Krause, II. 2, S. 350.
3) Krause, II. 2. S. 251 und 354 Anm. a., S. 381 und 433.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0296" n="276"/>
gebäudes gestattete.<note place="foot" n="1)">Krause, II. 2, S. 350. Anm. a.<lb/></note> Sonst mussten die neuen Logen zu London und anderwärts ihre Zusammenkünfte an den ihnen sich zufällig als geeignet darbietenden Orten, in Wirthshäusern, in Klöstern, in ihren eigenen Bauhütten und selbst im Freien bei gutem Weiter auf Hügeln halten.<note place="foot" n="2)">Krause, II. 2, S. 350.<lb/></note> Die freien Maurer (Free-Masons) waren wohl ursprünglich die nicht eigentlich städtischen und zünftigen, die von der eigentlichen Stadt- und Staatsgewalt befreiten und aus den verschiedensten Ländern zur Ausführung einer grossen Baute versammelten Baukünstler und Bauleute. Ganz verfehlt und ungeschichtlich ist es, dass Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 264, welchem auch Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 94, beizustimmen scheint, wie es vor ihm Winzer gethan hatte, Freemason ableiten will von Free-stone-mason, d. i. Freistein- oder Quadermaurer, auch glatte Maurer oder Steinmetzen genannt, im Gegensatze von Rough-stone-mason, d. i. Bruchstein- oder rauher Maurer. Nicht von der Arbeitsweise, der Art der bearbeiteten Steine, sondern von den ihnen ertheilten Freiheiten, Privilegien, Freibriefen tragen die Maurer, die freien Masonen den Namen.<note place="foot" n="3)">Krause, II. 2. S. 251 und 354 Anm. a., S. 381 und 433.</note> Zufolge Heldmann, die drey ältesten geschichtlichen Denkmale der teutschen Freyinaurerbrüderschaft, S. 193, hat die Baugesellschaft des Strassburger Münsters sich in Deutschland zuerst den Namen freier Maurer beigelegt, da hingegen die früher unter der Leitung der Mönche gestandenen Baugesellschaften blos Brüderschaften dieses oder jenes Heiligen hiessen und selbst die Bauleute am Strassburger Münster vor dem Jahr 1440 den Namen der <hi rendition="#g">Johannisbrüder</hi> geführt hatten. An den Klöstern und an den Bischofssitzen wuchs aus der Hörigkeit und Unfreiheit die bürgerliche und städtische Freiheit empor und erstarkten namentlich die unfreien klösterlichen und kirchlichen Brüderschaften der Handwerker zu befreiten und freien Zünften der Stadtbürger, wie dieses die Verfassungsgeschichte von beinahe unzähligen Städten, von Strassburg, Bamberg, Cöln, Mainz, Magde-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0296] gebäudes gestattete. 1) Sonst mussten die neuen Logen zu London und anderwärts ihre Zusammenkünfte an den ihnen sich zufällig als geeignet darbietenden Orten, in Wirthshäusern, in Klöstern, in ihren eigenen Bauhütten und selbst im Freien bei gutem Weiter auf Hügeln halten. 2) Die freien Maurer (Free-Masons) waren wohl ursprünglich die nicht eigentlich städtischen und zünftigen, die von der eigentlichen Stadt- und Staatsgewalt befreiten und aus den verschiedensten Ländern zur Ausführung einer grossen Baute versammelten Baukünstler und Bauleute. Ganz verfehlt und ungeschichtlich ist es, dass Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 264, welchem auch Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 94, beizustimmen scheint, wie es vor ihm Winzer gethan hatte, Freemason ableiten will von Free-stone-mason, d. i. Freistein- oder Quadermaurer, auch glatte Maurer oder Steinmetzen genannt, im Gegensatze von Rough-stone-mason, d. i. Bruchstein- oder rauher Maurer. Nicht von der Arbeitsweise, der Art der bearbeiteten Steine, sondern von den ihnen ertheilten Freiheiten, Privilegien, Freibriefen tragen die Maurer, die freien Masonen den Namen. 3) Zufolge Heldmann, die drey ältesten geschichtlichen Denkmale der teutschen Freyinaurerbrüderschaft, S. 193, hat die Baugesellschaft des Strassburger Münsters sich in Deutschland zuerst den Namen freier Maurer beigelegt, da hingegen die früher unter der Leitung der Mönche gestandenen Baugesellschaften blos Brüderschaften dieses oder jenes Heiligen hiessen und selbst die Bauleute am Strassburger Münster vor dem Jahr 1440 den Namen der Johannisbrüder geführt hatten. An den Klöstern und an den Bischofssitzen wuchs aus der Hörigkeit und Unfreiheit die bürgerliche und städtische Freiheit empor und erstarkten namentlich die unfreien klösterlichen und kirchlichen Brüderschaften der Handwerker zu befreiten und freien Zünften der Stadtbürger, wie dieses die Verfassungsgeschichte von beinahe unzähligen Städten, von Strassburg, Bamberg, Cöln, Mainz, Magde- 1) Krause, II. 2, S. 350. Anm. a. 2) Krause, II. 2, S. 350. 3) Krause, II. 2. S. 251 und 354 Anm. a., S. 381 und 433.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/296
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/296>, abgerufen am 22.11.2024.