Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.dung der blos symbolischen Freimaurer als solche ist mit ihren Gebräuchen und Symbolen aus den Mysterienverbindungen der wirklichen Bauleute entstanden und die mittelalterlichen Bauzünfte sind die unmittelbare geschiehtliche Vorstufe, die Wiege der neu-englischen Freimaurerlogen; insoweit sind alle maurerischen Geschichtsforscher einverstanden. Aber ich füge noch weiter hinzu, dass die Mysterienverbindungen der wirklichen mittelalterlichen Bauleute, die Bauzünfte nicht aus sich selbst mit allen ihren Einrichtungen, Gebräuchen und Symbolen hervorgegangen seien, sondern, gleich der mitttelalterlichen, gothischen oder französisch-deutschen Baukunst selbst, nothwendig wieder eine geschichtliche Vorstufe und Wiege, die griechisch-römischen Baumysterien haben,1) wie diese zuletzt in den phönicisch-ägyptischen Baumysterien wurzeln und zugleich die Einwirkungen des zoroastrischen Lichtglaubens, sowie vielleicht und gewiss des Buddhismus erfahren haben.2) Wie die Gegenwart die Tochter und Erbin nicht blos des germanischen Mittelalters, sondern der gesammten Vorzeit und des gesammten Alterthums ist, so auch die Freimaurerei und die Bauzünfte mit der Baukunst; in Aegypten (und Phönicien) entstanden mit der Baukunst die Baumysterien mit den Bausymbolen und mit dem Glauben an Gott als den Einen und allmächtigen Baumeister, Regierer und Richter der Welt und der Menschen, und pflanzten sich durch die Griechen und Römer 1) Dieses ist z. B. auch die Ansicht von Heldmann, a. a. O., S. 45, worin er dem Br. Schneider folgte und die sich von Br. Schneider auch Krause angeeignet hatte und in seinen Kunsturkunden am gründlichsten und umfassendsten darlegte. 2) Ueber die möglichen buddhistischen Einflüsse auf die europäische Bildung vergl. besonders Ritter, die Vorhalle europäischer, Völkergeschichten, Berlin 1820, wenn gleich Ritter in seinen diesfälligen historischen Vermuthungen viel zu weit gegangen, wie schon an seiner auf S. 5 niedergelegten allgemeinen Ansicht zu erkennen ist. Dabei setzt Ritter, ähnlich wie z. B. Böttiger, ganz unrichtig S. 11 die Geburt des Zoroaster in das Jahr 625 v. Chr., was seine ganze Auffassung und Darstellung der betreffenden Völkerverhältnisse und Völkergeschichten verrückt. Die pontische Bildung, für welche Ritter schwärmt, ist allerdings insofern nachgewiesen, als sie eine buddhistische Wasserblase ist, welche der nordischen Weisheit der Pythagoräer nach Menzel gleichet.
dung der blos symbolischen Freimaurer als solche ist mit ihren Gebräuchen und Symbolen aus den Mysterienverbindungen der wirklichen Bauleute entstanden und die mittelalterlichen Bauzünfte sind die unmittelbare geschiehtliche Vorstufe, die Wiege der neu-englischen Freimaurerlogen; insoweit sind alle maurerischen Geschichtsforscher einverstanden. Aber ich füge noch weiter hinzu, dass die Mysterienverbindungen der wirklichen mittelalterlichen Bauleute, die Bauzünfte nicht aus sich selbst mit allen ihren Einrichtungen, Gebräuchen und Symbolen hervorgegangen seien, sondern, gleich der mitttelalterlichen, gothischen oder französisch-deutschen Baukunst selbst, nothwendig wieder eine geschichtliche Vorstufe und Wiege, die griechisch-römischen Baumysterien haben,1) wie diese zuletzt in den phönicisch-ägyptischen Baumysterien wurzeln und zugleich die Einwirkungen des zoroastrischen Lichtglaubens, sowie vielleicht und gewiss des Buddhismus erfahren haben.2) Wie die Gegenwart die Tochter und Erbin nicht blos des germanischen Mittelalters, sondern der gesammten Vorzeit und des gesammten Alterthums ist, so auch die Freimaurerei und die Bauzünfte mit der Baukunst; in Aegypten (und Phönicien) entstanden mit der Baukunst die Baumysterien mit den Bausymbolen und mit dem Glauben an Gott als den Einen und allmächtigen Baumeister, Regierer und Richter der Welt und der Menschen, und pflanzten sich durch die Griechen und Römer 1) Dieses ist z. B. auch die Ansicht von Heldmann, a. a. O., S. 45, worin er dem Br. Schneider folgte und die sich von Br. Schneider auch Krause angeeignet hatte und in seinen Kunsturkunden am gründlichsten und umfassendsten darlegte. 2) Ueber die möglichen buddhistischen Einflüsse auf die europäische Bildung vergl. besonders Ritter, die Vorhalle europäischer, Völkergeschichten, Berlin 1820, wenn gleich Ritter in seinen diesfälligen historischen Vermuthungen viel zu weit gegangen, wie schon an seiner auf S. 5 niedergelegten allgemeinen Ansicht zu erkennen ist. Dabei setzt Ritter, ähnlich wie z. B. Böttiger, ganz unrichtig S. 11 die Geburt des Zoroaster in das Jahr 625 v. Chr., was seine ganze Auffassung und Darstellung der betreffenden Völkerverhältnisse und Völkergeschichten verrückt. Die pontische Bildung, für welche Ritter schwärmt, ist allerdings insofern nachgewiesen, als sie eine buddhistische Wasserblase ist, welche der nordischen Weisheit der Pythagoräer nach Menzel gleichet.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0319" n="299"/> <p><hi rendition="#g">dung</hi> der blos symbolischen Freimaurer als solche ist mit ihren Gebräuchen und Symbolen aus den Mysterienverbindungen der wirklichen Bauleute entstanden und die mittelalterlichen Bauzünfte sind die unmittelbare geschiehtliche Vorstufe, die Wiege der neu-englischen Freimaurerlogen; insoweit sind alle maurerischen Geschichtsforscher einverstanden. Aber ich füge noch weiter hinzu, dass die Mysterienverbindungen der wirklichen mittelalterlichen Bauleute, die Bauzünfte nicht aus sich selbst mit allen ihren Einrichtungen, Gebräuchen und Symbolen hervorgegangen seien, sondern, <hi rendition="#g">gleich der mitttelalterlichen, gothischen oder französisch-deutschen Baukunst selbst</hi>, nothwendig wieder eine geschichtliche Vorstufe und Wiege, die griechisch-römischen Baumysterien haben,<note place="foot" n="1)">Dieses ist z. B. auch die Ansicht von Heldmann, a. a. O., S. 45, worin er dem Br. Schneider folgte und die sich von Br. Schneider auch Krause angeeignet hatte und in seinen Kunsturkunden am gründlichsten und umfassendsten darlegte.<lb/></note> wie diese zuletzt in den phönicisch-ägyptischen Baumysterien wurzeln und zugleich die Einwirkungen des zoroastrischen Lichtglaubens, sowie vielleicht und gewiss des Buddhismus erfahren haben.<note place="foot" n="2)">Ueber die möglichen buddhistischen Einflüsse auf die europäische Bildung vergl. besonders Ritter, die Vorhalle europäischer, Völkergeschichten, Berlin 1820, wenn gleich Ritter in seinen diesfälligen historischen Vermuthungen viel zu weit gegangen, wie schon an seiner auf S. 5 niedergelegten allgemeinen Ansicht zu erkennen ist. Dabei setzt Ritter, ähnlich wie z. B. Böttiger, ganz unrichtig S. 11 die Geburt des Zoroaster in das Jahr 625 v. Chr., was seine ganze Auffassung und Darstellung der betreffenden Völkerverhältnisse und Völkergeschichten verrückt. Die pontische Bildung, für welche Ritter schwärmt, ist allerdings insofern nachgewiesen, als sie eine buddhistische Wasserblase ist, welche der nordischen Weisheit der Pythagoräer nach Menzel gleichet.<lb/></note> Wie die Gegenwart die Tochter und Erbin nicht blos des germanischen Mittelalters, sondern der gesammten Vorzeit und des gesammten Alterthums ist, so auch die Freimaurerei und die Bauzünfte mit der Baukunst; in Aegypten (und Phönicien) entstanden mit der Baukunst die Baumysterien mit den Bausymbolen und mit dem Glauben an Gott als den Einen und allmächtigen Baumeister, Regierer und Richter der Welt und der Menschen, und pflanzten sich durch die Griechen und Römer </p> </div> </body> </text> </TEI> [299/0319]
dung der blos symbolischen Freimaurer als solche ist mit ihren Gebräuchen und Symbolen aus den Mysterienverbindungen der wirklichen Bauleute entstanden und die mittelalterlichen Bauzünfte sind die unmittelbare geschiehtliche Vorstufe, die Wiege der neu-englischen Freimaurerlogen; insoweit sind alle maurerischen Geschichtsforscher einverstanden. Aber ich füge noch weiter hinzu, dass die Mysterienverbindungen der wirklichen mittelalterlichen Bauleute, die Bauzünfte nicht aus sich selbst mit allen ihren Einrichtungen, Gebräuchen und Symbolen hervorgegangen seien, sondern, gleich der mitttelalterlichen, gothischen oder französisch-deutschen Baukunst selbst, nothwendig wieder eine geschichtliche Vorstufe und Wiege, die griechisch-römischen Baumysterien haben, 1) wie diese zuletzt in den phönicisch-ägyptischen Baumysterien wurzeln und zugleich die Einwirkungen des zoroastrischen Lichtglaubens, sowie vielleicht und gewiss des Buddhismus erfahren haben. 2) Wie die Gegenwart die Tochter und Erbin nicht blos des germanischen Mittelalters, sondern der gesammten Vorzeit und des gesammten Alterthums ist, so auch die Freimaurerei und die Bauzünfte mit der Baukunst; in Aegypten (und Phönicien) entstanden mit der Baukunst die Baumysterien mit den Bausymbolen und mit dem Glauben an Gott als den Einen und allmächtigen Baumeister, Regierer und Richter der Welt und der Menschen, und pflanzten sich durch die Griechen und Römer
1) Dieses ist z. B. auch die Ansicht von Heldmann, a. a. O., S. 45, worin er dem Br. Schneider folgte und die sich von Br. Schneider auch Krause angeeignet hatte und in seinen Kunsturkunden am gründlichsten und umfassendsten darlegte.
2) Ueber die möglichen buddhistischen Einflüsse auf die europäische Bildung vergl. besonders Ritter, die Vorhalle europäischer, Völkergeschichten, Berlin 1820, wenn gleich Ritter in seinen diesfälligen historischen Vermuthungen viel zu weit gegangen, wie schon an seiner auf S. 5 niedergelegten allgemeinen Ansicht zu erkennen ist. Dabei setzt Ritter, ähnlich wie z. B. Böttiger, ganz unrichtig S. 11 die Geburt des Zoroaster in das Jahr 625 v. Chr., was seine ganze Auffassung und Darstellung der betreffenden Völkerverhältnisse und Völkergeschichten verrückt. Die pontische Bildung, für welche Ritter schwärmt, ist allerdings insofern nachgewiesen, als sie eine buddhistische Wasserblase ist, welche der nordischen Weisheit der Pythagoräer nach Menzel gleichet.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/319 |
Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/319>, abgerufen am 26.06.2024. |