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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Aufschrift des Todtenschiffes: in silentio et spe fortitudo mea, und mit der Aufschrift der ganzen dunklen Meisterloge: memento mori, lassen eher römischen Ursprung vermuthen. Ist diese Vermuthung begründet, dann ist, wie der geschichtliche Entwickelungsgang es verlangt, das jetzige Ritual der Meisterweihe ein Gemisch und eine Zusammensetzung von ägyptisch-phönicischen, griechisch-römischen und jüdisch-christlichen Bestandtheilen, deren vollständigere Ausscheidung weiterer Forschung nicht unmöglich sein sollte. Das Denkmal der Meister in der Maurerei namentlich wäre nur ein Ausfluss des gesammten römischen Volkslebens, da bei den Römern, welche nach Plinius hist. nat. VII, 55 früher ihre Todten in die Erde begruben (terra condebantur) später auch das Verbrennen der Leichen eingeführt wurde.

Um zu beweisen, dass selbst der Buddhismuss nicht blos rein geistig oder durch seine in den Gnosticismus und in die Lehre der Manichäer übergegangenen philosophischen Ansichten und Systeme auf die Baugenossenschaften des römisch-griechischen Reiches und des Mittelalters eingewirkt habe, sondern sich selbst in dem eigentlichen Rituale erkennen lasse, sollen blos zwei Punkte hier berührt werden. Der Name und der Begriff der Loge als des Weltalls, wie derselbe lange vor dem Jahre 1717 in den englischen maurerischen Urkunden und namentlich in den [...] ältesten englischen Lehrlingslectionen enthalten ist, mit daran sich anschliessenden symbolischen Vierecke möchte demBuddhismus entsprungen und entlehnt worden sein; die jüngern (nicht die alten) birmanischen Buddhisten in Hinterindien nämlich nennen das Weltall "Logha" und dieses heisst in ihrer Sprache selbst schon so viel als: "Genetische Zerstörung und Wiederentwickelung", weil die Welt nach allen Sturm-, Wasser- und Feuerkämpfen sich immer von selbst wieder erneuert, worüber ihre Systeme sich weitläufig auslassen.1) Es würde sonach das Symbol der Loge sich innig und ergänzend mit demi Symbole des Hiram und selbst der beiden Säulen verbinden und sie würden das Vergehen und Wiederentstehen der Welt, der

1) Ritter, Vorhalle, S. 444.

Aufschrift des Todtenschiffes: in silentio et spe fortitudo mea, und mit der Aufschrift der ganzen dunklen Meisterloge: memento mori, lassen eher römischen Ursprung vermuthen. Ist diese Vermuthung begründet, dann ist, wie der geschichtliche Entwickelungsgang es verlangt, das jetzige Ritual der Meisterweihe ein Gemisch und eine Zusammensetzung von ägyptisch-phönicischen, griechisch-römischen und jüdisch-christlichen Bestandtheilen, deren vollständigere Ausscheidung weiterer Forschung nicht unmöglich sein sollte. Das Denkmal der Meister in der Maurerei namentlich wäre nur ein Ausfluss des gesammten römischen Volkslebens, da bei den Römern, welche nach Plinius hist. nat. VII, 55 früher ihre Todten in die Erde begruben (terra condebantur) später auch das Verbrennen der Leichen eingeführt wurde.

Um zu beweisen, dass selbst der Buddhismuss nicht blos rein geistig oder durch seine in den Gnosticismus und in die Lehre der Manichäer übergegangenen philosophischen Ansichten und Systeme auf die Baugenossenschaften des römisch-griechischen Reiches und des Mittelalters eingewirkt habe, sondern sich selbst in dem eigentlichen Rituale erkennen lasse, sollen blos zwei Punkte hier berührt werden. Der Name und der Begriff der Loge als des Weltalls, wie derselbe lange vor dem Jahre 1717 in den englischen maurerischen Urkunden und namentlich in den […] ältesten englischen Lehrlingslectionen enthalten ist, mit daran sich anschliessenden symbolischen Vierecke möchte demBuddhismus entsprungen und entlehnt worden sein; die jüngern (nicht die alten) birmanischen Buddhisten in Hinterindien nämlich nennen das Weltall „Logha“ und dieses heisst in ihrer Sprache selbst schon so viel als: „Genetische Zerstörung und Wiederentwickelung“, weil die Welt nach allen Sturm-, Wasser- und Feuerkämpfen sich immer von selbst wieder erneuert, worüber ihre Systeme sich weitläufig auslassen.1) Es würde sonach das Symbol der Loge sich innig und ergänzend mit demi Symbole des Hiram und selbst der beiden Säulen verbinden und sie würden das Vergehen und Wiederentstehen der Welt, der

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[311/0331] Aufschrift des Todtenschiffes: in silentio et spe fortitudo mea, und mit der Aufschrift der ganzen dunklen Meisterloge: memento mori, lassen eher römischen Ursprung vermuthen. Ist diese Vermuthung begründet, dann ist, wie der geschichtliche Entwickelungsgang es verlangt, das jetzige Ritual der Meisterweihe ein Gemisch und eine Zusammensetzung von ägyptisch-phönicischen, griechisch-römischen und jüdisch-christlichen Bestandtheilen, deren vollständigere Ausscheidung weiterer Forschung nicht unmöglich sein sollte. Das Denkmal der Meister in der Maurerei namentlich wäre nur ein Ausfluss des gesammten römischen Volkslebens, da bei den Römern, welche nach Plinius hist. nat. VII, 55 früher ihre Todten in die Erde begruben (terra condebantur) später auch das Verbrennen der Leichen eingeführt wurde. Um zu beweisen, dass selbst der Buddhismuss nicht blos rein geistig oder durch seine in den Gnosticismus und in die Lehre der Manichäer übergegangenen philosophischen Ansichten und Systeme auf die Baugenossenschaften des römisch-griechischen Reiches und des Mittelalters eingewirkt habe, sondern sich selbst in dem eigentlichen Rituale erkennen lasse, sollen blos zwei Punkte hier berührt werden. Der Name und der Begriff der Loge als des Weltalls, wie derselbe lange vor dem Jahre 1717 in den englischen maurerischen Urkunden und namentlich in den ältesten englischen Lehrlingslectionen enthalten ist, mit daran sich anschliessenden symbolischen Vierecke möchte demBuddhismus entsprungen und entlehnt worden sein; die jüngern (nicht die alten) birmanischen Buddhisten in Hinterindien nämlich nennen das Weltall „Logha“ und dieses heisst in ihrer Sprache selbst schon so viel als: „Genetische Zerstörung und Wiederentwickelung“, weil die Welt nach allen Sturm-, Wasser- und Feuerkämpfen sich immer von selbst wieder erneuert, worüber ihre Systeme sich weitläufig auslassen. 1) Es würde sonach das Symbol der Loge sich innig und ergänzend mit demi Symbole des Hiram und selbst der beiden Säulen verbinden und sie würden das Vergehen und Wiederentstehen der Welt, der 1) Ritter, Vorhalle, S. 444.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/331>, abgerufen am 22.11.2024.