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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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matik und ihre Anwendung auf die Baukunst, die Kenntnies besonders des rechten Winkels und des rechtwinkeligen Dreiecks, vorzüglich des im Verhältniss von 3, 4 und 5 construirten, bei den Aegyptern sehr ausgebildet, indem sie sonst ihre bis in das höchste Alterthum hinaufreichenden Riesenbauten nicht hätten aufführen können. Der sogenannte pythagoreische Lehrsatz, dass bei den rechtwinkeligen und mit seinen Seiten nach dem Verhäliniss von 3, 4 und 5 construirten Dreiecke das Quadrat der Hypotenuse gleich dem Quadrate der beiden Katheten sei, - der sogenannte magister matheseos ist eine alte ägyptische Lehre,1) wie Plutarch de Isid. et Osir. cap. 56 ausführlich berichtet.2) In diesem rechtwinkeligen Dreiecke, ähnlich wie in dem gleichseitigen Dreiecke, dachten sich die Aegypter die auf der Grundlinie senkrecht stehende Linie als den Mann, die Grundlinie als die Frau und die zwischen den Enden jener beiden Linien liegende als das von den beiden erzeugte (den Erzeugern gleiche, 42 + 32 = 52) Kind.

Dass die Pythagoräer das Pentagon Gesundheit, Hygiea, genannt haben, will Creuzer, Symbolik IV. S. 541, Anm. 407, in religiösem Sinne für Seelenheil verstehen, wie in diesem Sinne Gesundheit auch in der eleusinischen Lehre von Jasion und Aesculapius vorkomme. Das Seelenheil würde also wohl durch die Mysterienlehre, das Mysterienlicht gebracht werden und die pythagoreischen Eingeweihten wären Seelenärzte, Therapeuten gewesen. Der letzte Seelenarzt und Retter, [fremdsprachliches Material], der Erlöser, würde aber Gott, das in dem flammenden Sterne sich verkündende göttliche Licht sein. Die in der Unterwelt über die Seelen der Verstorbenen, d. h. über ihre Reinigung entscheidenden Gottheiten, wornach die Seele entweder in den Himmel zurückkehren durfte oder wiedergeboren werden musste, waren Demeter, Persephone und Dionysos und sie hiessen auch die erlösenden Gottheiten ([fremdsprachliches Material]) und namentlich Persephone,

1) Vergl. Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, II. S. 318 ff.
2) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 251 und S. 259 ff.

matik und ihre Anwendung auf die Baukunst, die Kenntnies besonders des rechten Winkels und des rechtwinkeligen Dreiecks, vorzüglich des im Verhältniss von 3, 4 und 5 construirten, bei den Aegyptern sehr ausgebildet, indem sie sonst ihre bis in das höchste Alterthum hinaufreichenden Riesenbauten nicht hätten aufführen können. Der sogenannte pythagoreische Lehrsatz, dass bei den rechtwinkeligen und mit seinen Seiten nach dem Verhäliniss von 3, 4 und 5 construirten Dreiecke das Quadrat der Hypotenuse gleich dem Quadrate der beiden Katheten sei, – der sogenannte magister matheseos ist eine alte ägyptische Lehre,1) wie Plutarch de Isid. et Osir. cap. 56 ausführlich berichtet.2) In diesem rechtwinkeligen Dreiecke, ähnlich wie in dem gleichseitigen Dreiecke, dachten sich die Aegypter die auf der Grundlinie senkrecht stehende Linie als den Mann, die Grundlinie als die Frau und die zwischen den Enden jener beiden Linien liegende als das von den beiden erzeugte (den Erzeugern gleiche, 4² + 3² = 5²) Kind.

Dass die Pythagoräer das Pentagon Gesundheit, Hygiea, genannt haben, will Creuzer, Symbolik IV. S. 541, Anm. 407, in religiösem Sinne für Seelenheil verstehen, wie in diesem Sinne Gesundheit auch in der eleusinischen Lehre von Jasion und Aesculapius vorkomme. Das Seelenheil würde also wohl durch die Mysterienlehre, das Mysterienlicht gebracht werden und die pythagoreischen Eingeweihten wären Seelenärzte, Therapeuten gewesen. Der letzte Seelenarzt und Retter, [fremdsprachliches Material], der Erlöser, würde aber Gott, das in dem flammenden Sterne sich verkündende göttliche Licht sein. Die in der Unterwelt über die Seelen der Verstorbenen, d. h. über ihre Reinigung entscheidenden Gottheiten, wornach die Seele entweder in den Himmel zurückkehren durfte oder wiedergeboren werden musste, waren Demeter, Persephone und Dionysos und sie hiessen auch die erlösenden Gottheiten ([fremdsprachliches Material]) und namentlich Persephone,

1) Vergl. Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, II. S. 318 ff.
2) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 251 und S. 259 ff.
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[350/0370] matik und ihre Anwendung auf die Baukunst, die Kenntnies besonders des rechten Winkels und des rechtwinkeligen Dreiecks, vorzüglich des im Verhältniss von 3, 4 und 5 construirten, bei den Aegyptern sehr ausgebildet, indem sie sonst ihre bis in das höchste Alterthum hinaufreichenden Riesenbauten nicht hätten aufführen können. Der sogenannte pythagoreische Lehrsatz, dass bei den rechtwinkeligen und mit seinen Seiten nach dem Verhäliniss von 3, 4 und 5 construirten Dreiecke das Quadrat der Hypotenuse gleich dem Quadrate der beiden Katheten sei, – der sogenannte magister matheseos ist eine alte ägyptische Lehre, 1) wie Plutarch de Isid. et Osir. cap. 56 ausführlich berichtet. 2) In diesem rechtwinkeligen Dreiecke, ähnlich wie in dem gleichseitigen Dreiecke, dachten sich die Aegypter die auf der Grundlinie senkrecht stehende Linie als den Mann, die Grundlinie als die Frau und die zwischen den Enden jener beiden Linien liegende als das von den beiden erzeugte (den Erzeugern gleiche, 4² + 3² = 5²) Kind. Dass die Pythagoräer das Pentagon Gesundheit, Hygiea, genannt haben, will Creuzer, Symbolik IV. S. 541, Anm. 407, in religiösem Sinne für Seelenheil verstehen, wie in diesem Sinne Gesundheit auch in der eleusinischen Lehre von Jasion und Aesculapius vorkomme. Das Seelenheil würde also wohl durch die Mysterienlehre, das Mysterienlicht gebracht werden und die pythagoreischen Eingeweihten wären Seelenärzte, Therapeuten gewesen. Der letzte Seelenarzt und Retter, _ , der Erlöser, würde aber Gott, das in dem flammenden Sterne sich verkündende göttliche Licht sein. Die in der Unterwelt über die Seelen der Verstorbenen, d. h. über ihre Reinigung entscheidenden Gottheiten, wornach die Seele entweder in den Himmel zurückkehren durfte oder wiedergeboren werden musste, waren Demeter, Persephone und Dionysos und sie hiessen auch die erlösenden Gottheiten (_ ) und namentlich Persephone, 1) Vergl. Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, II. S. 318 ff. 2) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 251 und S. 259 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/370>, abgerufen am 22.11.2024.