her von einem Fünfstromlande oder der Pentapotamie, dem Punjaub, Penjab, Pandschab, wie es z. B. in Ungarn ähnlich eine Stadt Fünfkirchen gibt. Der indische Gott Amor, Kamas genannt von kam, lieben, trägt einen Bogen von Zuckerrohr, dessen Sehne eine Reihe Bienen bildet zum Symbole des Stachels der Liebe, und einen Köcher angefüllt mit fünf Blumenpfeilen nach der Zahl der menschlichen Sinne. Die Zeitewigkeitsschlange Ananta, auch Seschen, Wasughi, Sangha genannt, wird auch mit fünf Häuptern, wie mit einem, mit vier und sieben Häuptern1) dargestellt. Die Fünfzahl deutet auf den Menschen mit seinen fünf Sinnen, die Siebenzahl auf Gott mit seinen sieben Himmeln. Die fünf Geschosse des Kama, des Gottes der Liebe, welcher auch Madana (Betäuber), Manasidscha (Herzinwohner) und Kandarpa (Seelenbrenner) heisst, sollen namentlich bezeichnen, dass die Liebe alle (5) Sinne des Menschen besiege und betäube. Ein fünffaches, d. h. alle fünf Sinne erfreuendes Mahl ist nach den indischen Dichtern ein königliches.2) Die indischen Hochzeiten dauern jetzt fünf Tage, was an die gleich zu erwähnenden fünf römischen Hochzeitsfackeln mahnt. Der Punsch, pank'a, in Indien seit alten Zeiten ein berauschendes Getränk und aus Indien nach Europa übergegangen, ist aus fünf Bestandtheilen zusammengesetzt und hat daher seinen Namen. - Ein verwandtes Getränk hatten die Griechen. Die 18 indischen heiligen Puranen (purana = alt) behandeln jedes fünf Gegenstände: 1) die Schöpfung; 2) die Zerstörung und Erneuerung der Welten; 3) die Genealogie der Götter und Heroen; 4) die Regierung des Manu und 5) diejenige seiner Nachkommen. Nach der Lehre des Ramanuga aus dem Anfange des 12. Jahrhunderts offenbart sich die höchste Gottheit (Vischnu) unter fünf Gestalten, in fünf Epiphanien, welchen die fünf Arten der ihr dargebrachten Verehrung entsprechen, von denen jede folgende eine höhere Stufe auf der Leiter der Vollkommenheit bezeichnet; nach diesen fünf Graden der Gottesverehrung sind auch die Belohnungen im künftigen Leben normirt. Am niedrigsten
1) Müller, S. 598 und Taf. III. Fig. 147.
2) Hirzel, Urwasi und der Held, S. 35.
her von einem Fünfstromlande oder der Pentapotamie, dem Punjaub, Penjab, Pandschab, wie es z. B. in Ungarn ähnlich eine Stadt Fünfkirchen gibt. Der indische Gott Amor, Kâmas genannt von kam, lieben, trägt einen Bogen von Zuckerrohr, dessen Sehne eine Reihe Bienen bildet zum Symbole des Stachels der Liebe, und einen Köcher angefüllt mit fünf Blumenpfeilen nach der Zahl der menschlichen Sinne. Die Zeitewigkeitsschlange Ananta, auch Seschen, Wasughi, Sangha genannt, wird auch mit fünf Häuptern, wie mit einem, mit vier und sieben Häuptern1) dargestellt. Die Fünfzahl deutet auf den Menschen mit seinen fünf Sinnen, die Siebenzahl auf Gott mit seinen sieben Himmeln. Die fünf Geschosse des Kama, des Gottes der Liebe, welcher auch Madana (Betäuber), Manasidscha (Herzinwohner) und Kandarpa (Seelenbrenner) heisst, sollen namentlich bezeichnen, dass die Liebe alle (5) Sinne des Menschen besiege und betäube. Ein fünffaches, d. h. alle fünf Sinne erfreuendes Mahl ist nach den indischen Dichtern ein königliches.2) Die indischen Hochzeiten dauern jetzt fünf Tage, was an die gleich zu erwähnenden fünf römischen Hochzeitsfackeln mahnt. Der Punsch, pank’a, in Indien seit alten Zeiten ein berauschendes Getränk und aus Indien nach Europa übergegangen, ist aus fünf Bestandtheilen zusammengesetzt und hat daher seinen Namen. – Ein verwandtes Getränk hatten die Griechen. Die 18 indischen heiligen Puranen (purana = alt) behandeln jedes fünf Gegenstände: 1) die Schöpfung; 2) die Zerstörung und Erneuerung der Welten; 3) die Genealogie der Götter und Heroen; 4) die Regierung des Manu und 5) diejenige seiner Nachkommen. Nach der Lehre des Râmânuga aus dem Anfange des 12. Jahrhunderts offenbart sich die höchste Gottheit (Vischnu) unter fünf Gestalten, in fünf Epiphanien, welchen die fünf Arten der ihr dargebrachten Verehrung entsprechen, von denen jede folgende eine höhere Stufe auf der Leiter der Vollkommenheit bezeichnet; nach diesen fünf Graden der Gottesverehrung sind auch die Belohnungen im künftigen Leben normirt. Am niedrigsten
1) Müller, S. 598 und Taf. III. Fig. 147.
2) Hirzel, Urwasi und der Held, S. 35.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0375"n="355"/>
her von einem Fünfstromlande oder der Pentapotamie, dem Punjaub, Penjab, Pandschab, wie es z. B. in Ungarn ähnlich eine Stadt Fünfkirchen gibt. Der indische Gott Amor, Kâmas genannt von kam, lieben, trägt einen Bogen von Zuckerrohr, dessen Sehne eine Reihe Bienen bildet zum Symbole des Stachels der Liebe, und einen Köcher angefüllt mit fünf Blumenpfeilen nach der Zahl der menschlichen Sinne. Die Zeitewigkeitsschlange Ananta, auch Seschen, Wasughi, Sangha genannt, wird auch mit fünf Häuptern, wie mit einem, mit vier und sieben Häuptern<noteplace="foot"n="1)">Müller, S. 598 und Taf. III. Fig. 147.<lb/></note> dargestellt. Die Fünfzahl deutet auf den Menschen mit seinen fünf Sinnen, die Siebenzahl auf Gott mit seinen sieben Himmeln. Die fünf Geschosse des Kama, des Gottes der Liebe, welcher auch Madana (Betäuber), Manasidscha (Herzinwohner) und Kandarpa (Seelenbrenner) heisst, sollen namentlich bezeichnen, dass die Liebe alle (5) Sinne des Menschen besiege und betäube. Ein fünffaches, d. h. alle fünf Sinne erfreuendes Mahl ist nach den indischen Dichtern ein königliches.<noteplace="foot"n="2)">Hirzel, Urwasi und der Held, S. 35.<lb/></note> Die indischen Hochzeiten dauern jetzt fünf Tage, was an die gleich zu erwähnenden fünf römischen Hochzeitsfackeln mahnt. Der Punsch, pank’a, in Indien seit alten Zeiten ein berauschendes Getränk und aus Indien nach Europa übergegangen, ist aus fünf Bestandtheilen zusammengesetzt und hat daher seinen Namen. – Ein verwandtes Getränk hatten die Griechen. Die 18 indischen heiligen Puranen (purana = alt) behandeln jedes fünf Gegenstände: 1) die Schöpfung; 2) die Zerstörung und Erneuerung der Welten; 3) die Genealogie der Götter und Heroen; 4) die Regierung des Manu und 5) diejenige seiner Nachkommen. Nach der Lehre des Râmânuga aus dem Anfange des 12. Jahrhunderts offenbart sich die höchste Gottheit (Vischnu) unter fünf Gestalten, in fünf Epiphanien, welchen die fünf Arten der ihr dargebrachten Verehrung entsprechen, von denen jede folgende eine höhere Stufe auf der Leiter der Vollkommenheit bezeichnet; nach diesen fünf Graden der Gottesverehrung sind auch die Belohnungen im künftigen Leben normirt. Am niedrigsten
</p></div></body></text></TEI>
[355/0375]
her von einem Fünfstromlande oder der Pentapotamie, dem Punjaub, Penjab, Pandschab, wie es z. B. in Ungarn ähnlich eine Stadt Fünfkirchen gibt. Der indische Gott Amor, Kâmas genannt von kam, lieben, trägt einen Bogen von Zuckerrohr, dessen Sehne eine Reihe Bienen bildet zum Symbole des Stachels der Liebe, und einen Köcher angefüllt mit fünf Blumenpfeilen nach der Zahl der menschlichen Sinne. Die Zeitewigkeitsschlange Ananta, auch Seschen, Wasughi, Sangha genannt, wird auch mit fünf Häuptern, wie mit einem, mit vier und sieben Häuptern 1) dargestellt. Die Fünfzahl deutet auf den Menschen mit seinen fünf Sinnen, die Siebenzahl auf Gott mit seinen sieben Himmeln. Die fünf Geschosse des Kama, des Gottes der Liebe, welcher auch Madana (Betäuber), Manasidscha (Herzinwohner) und Kandarpa (Seelenbrenner) heisst, sollen namentlich bezeichnen, dass die Liebe alle (5) Sinne des Menschen besiege und betäube. Ein fünffaches, d. h. alle fünf Sinne erfreuendes Mahl ist nach den indischen Dichtern ein königliches. 2) Die indischen Hochzeiten dauern jetzt fünf Tage, was an die gleich zu erwähnenden fünf römischen Hochzeitsfackeln mahnt. Der Punsch, pank’a, in Indien seit alten Zeiten ein berauschendes Getränk und aus Indien nach Europa übergegangen, ist aus fünf Bestandtheilen zusammengesetzt und hat daher seinen Namen. – Ein verwandtes Getränk hatten die Griechen. Die 18 indischen heiligen Puranen (purana = alt) behandeln jedes fünf Gegenstände: 1) die Schöpfung; 2) die Zerstörung und Erneuerung der Welten; 3) die Genealogie der Götter und Heroen; 4) die Regierung des Manu und 5) diejenige seiner Nachkommen. Nach der Lehre des Râmânuga aus dem Anfange des 12. Jahrhunderts offenbart sich die höchste Gottheit (Vischnu) unter fünf Gestalten, in fünf Epiphanien, welchen die fünf Arten der ihr dargebrachten Verehrung entsprechen, von denen jede folgende eine höhere Stufe auf der Leiter der Vollkommenheit bezeichnet; nach diesen fünf Graden der Gottesverehrung sind auch die Belohnungen im künftigen Leben normirt. Am niedrigsten
1) Müller, S. 598 und Taf. III. Fig. 147.
2) Hirzel, Urwasi und der Held, S. 35.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/375>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.