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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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die Gemahlin des dodonischen Zeus und die Mutter des jedes Jahr neugebornen und wieder erschlagenen oder zerrissenen Dionysos; nach Gerlach, Dodona, S. 20, trägt Dodona auch seinen Namen von der Dione, wie sie selbst wohl nur nach Dionysos benannt ist. - Zu Pellene in Achaja wurde der Demeter Mysia ein siebentägiges Fest gefeiert.1) - An den Anthesterien zu Athen bestand der feierlichste Act des ganzen Festes darin, dass die Gattin des Archon Basileus, die Königin, unter Hülfe von 14 vereideten Frauen, die Ehrwürdigen oder [fremdsprachliches Material] genannt, dem Dionysos angetrauet wurde.2) - Hesiod in den Tagwerken heisst die Trauben vor dem Keltern zehn Tage unter der Sonne und fünf im Schatten auslegen. Die Oschophorien zu Athen sollte Theseus zu Ehren der naxischen Ariadne und des Dionysos am 7ten Pyanepsion bei seiner Rückkehr aus Kreta gestiftet haben.3)

7. Rom, die ewige Stadt, ruhte auf sieben Hügeln und hatte eben so viele heilige Unterpfänder ihres Glückes und ihrer Fortdauer, nämlich den konischen Stein, den thönernen Jupiterwagen von Veji, die Asche des Orestes, das Scepter des Priamus, den Schleier der Helena, das vom Jupiter vom Himmel herabgeworfene Schild oder Ancile und das Palladium. Sieben Mal drei oder 21 Tribus hatte Rom,4) ebenso Septemviri epulonum. Mummius hatte drei Mal sieben Schilde nach Korinths Zerstörung zu Olympia geweiht. Sieben süsse Küsse (septem savia suavia) verspricht Venus Demjenigen, der ihr die entlaufene Psyche zurückbringen sollte. In dem alten Rom musste der Leichnam sieben Tage lang ausgestellt werden und wurde erst am neunten Tage beerdigt.5) Sieben Eier und sieben neptunische Delphine, Symbole der Zeugung, der zeugenden Natur- und Wasserkraft, waren im römischen Circus auf einem von zwei oder vier Säulen getragenen Gerüste oder hohen Baum aufgestellt und darnach wurden sieben Umläufe der Wettrennenden (septem metis

1) Welker, a. a. O., II. S. 506.
2) Welker, II. S. 647.
3) Welker, II. S. 650.
4) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 70.
5) Preller, römische Mythol., S. 480.

die Gemahlin des dodonischen Zeus und die Mutter des jedes Jahr neugebornen und wieder erschlagenen oder zerrissenen Dionysos; nach Gerlach, Dodona, S. 20, trägt Dodona auch seinen Namen von der Dione, wie sie selbst wohl nur nach Dionysos benannt ist. – Zu Pellene in Achaja wurde der Demeter Mysia ein siebentägiges Fest gefeiert.1) – An den Anthesterien zu Athen bestand der feierlichste Act des ganzen Festes darin, dass die Gattin des Archon Basileus, die Königin, unter Hülfe von 14 vereideten Frauen, die Ehrwürdigen oder [fremdsprachliches Material] genannt, dem Dionysos angetrauet wurde.2) – Hesiod in den Tagwerken heisst die Trauben vor dem Keltern zehn Tage unter der Sonne und fünf im Schatten auslegen. Die Oschophorien zu Athen sollte Theseus zu Ehren der naxischen Ariadne und des Dionysos am 7ten Pyanepsion bei seiner Rückkehr aus Kreta gestiftet haben.3)

7. Rom, die ewige Stadt, ruhte auf sieben Hügeln und hatte eben so viele heilige Unterpfänder ihres Glückes und ihrer Fortdauer, nämlich den konischen Stein, den thönernen Jupiterwagen von Veji, die Asche des Orestes, das Scepter des Priamus, den Schleier der Helena, das vom Jupiter vom Himmel herabgeworfene Schild oder Ancile und das Palladium. Sieben Mal drei oder 21 Tribus hatte Rom,4) ebenso Septemviri epulonum. Mummius hatte drei Mal sieben Schilde nach Korinths Zerstörung zu Olympia geweiht. Sieben süsse Küsse (septem savia suavia) verspricht Venus Demjenigen, der ihr die entlaufene Psyche zurückbringen sollte. In dem alten Rom musste der Leichnam sieben Tage lang ausgestellt werden und wurde erst am neunten Tage beerdigt.5) Sieben Eier und sieben neptunische Delphine, Symbole der Zeugung, der zeugenden Natur- und Wasserkraft, waren im römischen Circus auf einem von zwei oder vier Säulen getragenen Gerüste oder hohen Baum aufgestellt und darnach wurden sieben Umläufe der Wettrennenden (septem metis

1) Welker, a. a. O., II. S. 506.
2) Welker, II. S. 647.
3) Welker, II. S. 650.
4) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 70.
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[462/0482] die Gemahlin des dodonischen Zeus und die Mutter des jedes Jahr neugebornen und wieder erschlagenen oder zerrissenen Dionysos; nach Gerlach, Dodona, S. 20, trägt Dodona auch seinen Namen von der Dione, wie sie selbst wohl nur nach Dionysos benannt ist. – Zu Pellene in Achaja wurde der Demeter Mysia ein siebentägiges Fest gefeiert. 1) – An den Anthesterien zu Athen bestand der feierlichste Act des ganzen Festes darin, dass die Gattin des Archon Basileus, die Königin, unter Hülfe von 14 vereideten Frauen, die Ehrwürdigen oder _ genannt, dem Dionysos angetrauet wurde. 2) – Hesiod in den Tagwerken heisst die Trauben vor dem Keltern zehn Tage unter der Sonne und fünf im Schatten auslegen. Die Oschophorien zu Athen sollte Theseus zu Ehren der naxischen Ariadne und des Dionysos am 7ten Pyanepsion bei seiner Rückkehr aus Kreta gestiftet haben. 3) 7. Rom, die ewige Stadt, ruhte auf sieben Hügeln und hatte eben so viele heilige Unterpfänder ihres Glückes und ihrer Fortdauer, nämlich den konischen Stein, den thönernen Jupiterwagen von Veji, die Asche des Orestes, das Scepter des Priamus, den Schleier der Helena, das vom Jupiter vom Himmel herabgeworfene Schild oder Ancile und das Palladium. Sieben Mal drei oder 21 Tribus hatte Rom, 4) ebenso Septemviri epulonum. Mummius hatte drei Mal sieben Schilde nach Korinths Zerstörung zu Olympia geweiht. Sieben süsse Küsse (septem savia suavia) verspricht Venus Demjenigen, der ihr die entlaufene Psyche zurückbringen sollte. In dem alten Rom musste der Leichnam sieben Tage lang ausgestellt werden und wurde erst am neunten Tage beerdigt. 5) Sieben Eier und sieben neptunische Delphine, Symbole der Zeugung, der zeugenden Natur- und Wasserkraft, waren im römischen Circus auf einem von zwei oder vier Säulen getragenen Gerüste oder hohen Baum aufgestellt und darnach wurden sieben Umläufe der Wettrennenden (septem metis 1) Welker, a. a. O., II. S. 506. 2) Welker, II. S. 647. 3) Welker, II. S. 650. 4) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 70. 5) Preller, römische Mythol., S. 480.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/482>, abgerufen am 22.11.2024.