Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

der Todtenkranz aber darf namentlich ebenfalls als ein Siegeskranz, als das Zeichen des Sieges des Lebens über den Tod betrachtet werden; selbst ein Kitharöde oder Sänger ist der Sterbende, denn er singt sterbend seinen Schwanengesang und das Todtenkleid ist das Festgewand des Kitharöden. - Da die Maurerschürze und andere maurerische Dekorationen auch mit Rosen geschmückt sind, darf behauptet werden, dass nach der ursprünglichen Vorstellung der Maurer nur mit reinen Händen, reinen Kleidern und reinen oder reinigenden Blumen1) die Loge, den Tempel betreten solle, weshalb bei den Griechen auch der Missethäter von dem Rechte ausgeschlossen war, den Kranz beim Opfer tragen zu dürfen, d. h. an der religiösen Gemeinschaft nicht Antheil nehmen durfte. Mit dem Kranze war bei den Griechen gleichbedeutend die wollene Binde, die maurerische Schürze. Rein und geschmückt wie zum Gottesdienste und zum Opfer sollte nach der allgemeinen Vorstellung des Alterthums der Verstorbene auch in das Grab, in die Ewigkeit eingehen. Aus derselben Ansicht ist die Sitte des Alterthums entsprungen, die Todten am Fusse von Bäumen beizusetzen, wie nach der Genesis 35, 8, verglichen mit I. Könige 31, 13, Debora unter einer Eiche begraben wurde. Der das Grab zierende Baum ist der Todtenkranz, unter dem der Verstorbene dem ewigen Leben entgegenschläft, und ganz dasselbe Symbol sind die Bäume und Blumen auf den Gräbern, die Schmetterlinge und ähnliche Bilder auf den Grabsteinen. Ein blühender Garten, ein Rosengarten und Rosenhain sei die Stätte des Todes.2) Selbst die bei so vielen Völkern des Alterthums, namentlich auch bei den Juden vorkommenden Felsengräber, wie auch Christus von Joseph von Arimathia ineinem solchen Felsengrabe beigesetzt wurde,3) mögen die symbolische Bedeutung des ewigen Lebens, der

1) Vergl. Guhl und Koner, S. 311 und 315.
2) Vergl. auch über die sinnvolle Lage der Gräberstätte des alten Carthago Beule, Fouilles de Carthage, S. 124; sie war eine Oase in der Wüste des Lebens, welche nach Beule Millionen Gräber umschloss.
3) Beule a. a. O., S. 126 ff.

der Todtenkranz aber darf namentlich ebenfalls als ein Siegeskranz, als das Zeichen des Sieges des Lebens über den Tod betrachtet werden; selbst ein Kitharöde oder Sänger ist der Sterbende, denn er singt sterbend seinen Schwanengesang und das Todtenkleid ist das Festgewand des Kitharöden. – Da die Maurerschürze und andere maurerische Dekorationen auch mit Rosen geschmückt sind, darf behauptet werden, dass nach der ursprünglichen Vorstellung der Maurer nur mit reinen Händen, reinen Kleidern und reinen oder reinigenden Blumen1) die Loge, den Tempel betreten solle, weshalb bei den Griechen auch der Missethäter von dem Rechte ausgeschlossen war, den Kranz beim Opfer tragen zu dürfen, d. h. an der religiösen Gemeinschaft nicht Antheil nehmen durfte. Mit dem Kranze war bei den Griechen gleichbedeutend die wollene Binde, die maurerische Schürze. Rein und geschmückt wie zum Gottesdienste und zum Opfer sollte nach der allgemeinen Vorstellung des Alterthums der Verstorbene auch in das Grab, in die Ewigkeit eingehen. Aus derselben Ansicht ist die Sitte des Alterthums entsprungen, die Todten am Fusse von Bäumen beizusetzen, wie nach der Genesis 35, 8, verglichen mit I. Könige 31, 13, Debora unter einer Eiche begraben wurde. Der das Grab zierende Baum ist der Todtenkranz, unter dem der Verstorbene dem ewigen Leben entgegenschläft, und ganz dasselbe Symbol sind die Bäume und Blumen auf den Gräbern, die Schmetterlinge und ähnliche Bilder auf den Grabsteinen. Ein blühender Garten, ein Rosengarten und Rosenhain sei die Stätte des Todes.2) Selbst die bei so vielen Völkern des Alterthums, namentlich auch bei den Juden vorkommenden Felsengräber, wie auch Christus von Joseph von Arimathia ineinem solchen Felsengrabe beigesetzt wurde,3) mögen die symbolische Bedeutung des ewigen Lebens, der

1) Vergl. Guhl und Koner, S. 311 und 315.
2) Vergl. auch über die sinnvolle Lage der Gräberstätte des alten Carthago Beulé, Fouilles de Carthage, S. 124; sie war eine Oase in der Wüste des Lebens, welche nach Beulé Millionen Gräber umschloss.
3) Beulé a. a. O., S. 126 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0055" n="35"/>
der Todtenkranz aber darf namentlich ebenfalls als ein Siegeskranz, als das Zeichen des Sieges des Lebens über den Tod betrachtet werden; selbst ein Kitharöde oder Sänger ist der Sterbende, denn er singt sterbend seinen Schwanengesang und das Todtenkleid ist das Festgewand des Kitharöden. &#x2013; Da die Maurerschürze und andere maurerische Dekorationen auch mit Rosen geschmückt sind, darf behauptet werden, dass nach der ursprünglichen Vorstellung der Maurer nur mit reinen Händen, reinen Kleidern und reinen oder reinigenden Blumen<note place="foot" n="1)">Vergl. Guhl und Koner, S. 311 und 315.<lb/></note> die Loge, den Tempel betreten solle, weshalb bei den Griechen auch der Missethäter von dem Rechte ausgeschlossen war, den Kranz beim Opfer tragen zu dürfen, d. h. an der religiösen Gemeinschaft nicht Antheil nehmen durfte. Mit dem Kranze war bei den Griechen gleichbedeutend die wollene Binde, die maurerische Schürze. Rein und geschmückt wie zum Gottesdienste und zum Opfer sollte nach der allgemeinen Vorstellung des Alterthums der Verstorbene auch in das Grab, in die Ewigkeit eingehen. Aus derselben Ansicht ist die Sitte des Alterthums entsprungen, die Todten am Fusse von Bäumen beizusetzen, wie nach der Genesis 35, 8, verglichen mit I. Könige 31, 13, Debora unter einer Eiche begraben wurde. Der das Grab zierende Baum ist der Todtenkranz, unter dem der Verstorbene dem ewigen Leben entgegenschläft, und ganz dasselbe Symbol sind die Bäume und Blumen auf den Gräbern, die Schmetterlinge und ähnliche Bilder auf den Grabsteinen. Ein blühender Garten, ein Rosengarten und Rosenhain sei die Stätte des Todes.<note place="foot" n="2)">Vergl. auch über die sinnvolle Lage der Gräberstätte des alten Carthago Beulé, Fouilles de Carthage, S. 124; sie war eine Oase in der Wüste des Lebens, welche nach Beulé Millionen Gräber umschloss.<lb/></note> Selbst die bei so vielen Völkern des Alterthums, namentlich auch bei den Juden vorkommenden Felsengräber, wie auch Christus von Joseph von Arimathia ineinem solchen Felsengrabe beigesetzt wurde,<note place="foot" n="3)">Beulé a. a. O., S. 126 ff.<lb/></note> mögen die symbolische Bedeutung des ewigen Lebens, der
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0055] der Todtenkranz aber darf namentlich ebenfalls als ein Siegeskranz, als das Zeichen des Sieges des Lebens über den Tod betrachtet werden; selbst ein Kitharöde oder Sänger ist der Sterbende, denn er singt sterbend seinen Schwanengesang und das Todtenkleid ist das Festgewand des Kitharöden. – Da die Maurerschürze und andere maurerische Dekorationen auch mit Rosen geschmückt sind, darf behauptet werden, dass nach der ursprünglichen Vorstellung der Maurer nur mit reinen Händen, reinen Kleidern und reinen oder reinigenden Blumen 1) die Loge, den Tempel betreten solle, weshalb bei den Griechen auch der Missethäter von dem Rechte ausgeschlossen war, den Kranz beim Opfer tragen zu dürfen, d. h. an der religiösen Gemeinschaft nicht Antheil nehmen durfte. Mit dem Kranze war bei den Griechen gleichbedeutend die wollene Binde, die maurerische Schürze. Rein und geschmückt wie zum Gottesdienste und zum Opfer sollte nach der allgemeinen Vorstellung des Alterthums der Verstorbene auch in das Grab, in die Ewigkeit eingehen. Aus derselben Ansicht ist die Sitte des Alterthums entsprungen, die Todten am Fusse von Bäumen beizusetzen, wie nach der Genesis 35, 8, verglichen mit I. Könige 31, 13, Debora unter einer Eiche begraben wurde. Der das Grab zierende Baum ist der Todtenkranz, unter dem der Verstorbene dem ewigen Leben entgegenschläft, und ganz dasselbe Symbol sind die Bäume und Blumen auf den Gräbern, die Schmetterlinge und ähnliche Bilder auf den Grabsteinen. Ein blühender Garten, ein Rosengarten und Rosenhain sei die Stätte des Todes. 2) Selbst die bei so vielen Völkern des Alterthums, namentlich auch bei den Juden vorkommenden Felsengräber, wie auch Christus von Joseph von Arimathia ineinem solchen Felsengrabe beigesetzt wurde, 3) mögen die symbolische Bedeutung des ewigen Lebens, der 1) Vergl. Guhl und Koner, S. 311 und 315. 2) Vergl. auch über die sinnvolle Lage der Gräberstätte des alten Carthago Beulé, Fouilles de Carthage, S. 124; sie war eine Oase in der Wüste des Lebens, welche nach Beulé Millionen Gräber umschloss. 3) Beulé a. a. O., S. 126 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/55
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/55>, abgerufen am 21.11.2024.