1858. Wie Wetter selbst den Namen des Japetos für semitisch und den Griechen aus Asien oder Kleinasien überbracht betrachtet, sieht er auch den Namen des Atlas für phönicisch an und glaubt mit allem Rechte, dass der Berg Atlas, das atlandische Meer u. s. w. ihren Namen von den Phöniciern als den ältesten Seefahrern und Geographen und durchaus nicht von den spätern Griechen erhalten haben, da diese in der Beziehung nur die Schüler und Nachfolger der Phönicier sind, welche zugleich zahlreich sich unter ihnen niedergelassen hatten, wie nach Herodot I. 170 selbst der Philosoph Thales phönicischer Abkunft war. Die griechische Atlassage ist nur die griechische dichterische Gestaltung der phönicischen Nachrichten über den in die Wolken ragenden wirklichen Berg Atlas im äussersten Westen von Nordafrika, welcher gleich einer Säule den Himmel zu stützen und zu tragen schien. Das Bild und Symbol der Säule und der Säulen ist wesentlich ein phönicisches, ein asiatisches. Das Wort Atlas bedeutet im Semitischen nach Wetter, S. 33, altus, excelsus, eminens, ascendens, locus editus, specula (Warte, Sternwarte), speculatio, speculator, observatorium, horoscopus, siderum inspectio, intuitio, consideratio, scientia, cognitio, intellectus, perspectio arcanorum, ortus (siderum, solis, lunae) ete. 1) Nach den durch Humboldt mitgetheilten Vermuthungen von Ideler, Vater, wären der phönicische Atlas der Pic von Teneriffa auf den canarischen Inseln und diese canarischen Inseln selbst die Inseln der Glückseligen, die elysäischen Gefilde des Homer und Hesiod. Humboldt bemerkt diesen Vermuthungen entgegen, dass nach Plinius und Solin der Atlas aus der Sandwüste (e medio arenarum) hervorsteigt und Elephanten, die Teneriffa gewiss nie kannte, an seinem Abhange weiden. In der an die Mythe von den Japetiden sich anknüpfenden Mythe von Prometheus und von der Pandora erblickt Welker, I. S. 761, nur eine Umgestaltung der mosaischen Sage von dem Sündenfalle und von der Eva; übrigens soll die Prometheussage auch noch dermalen sich bei einigen iranischen Stämmen am Kaukasus finden, wie dieselbe nach Bunsen, Aegyptens
1) Vergl. auch Rinck, a. a. O., I. S. 134 und 138.
1858. Wie Wetter selbst den Namen des Japetos für semitisch und den Griechen aus Asien oder Kleinasien überbracht betrachtet, sieht er auch den Namen des Atlas für phönicisch an und glaubt mit allem Rechte, dass der Berg Atlas, das atlandische Meer u. s. w. ihren Namen von den Phöniciern als den ältesten Seefahrern und Geographen und durchaus nicht von den spätern Griechen erhalten haben, da diese in der Beziehung nur die Schüler und Nachfolger der Phönicier sind, welche zugleich zahlreich sich unter ihnen niedergelassen hatten, wie nach Herodot I. 170 selbst der Philosoph Thales phönicischer Abkunft war. Die griechische Atlassage ist nur die griechische dichterische Gestaltung der phönicischen Nachrichten über den in die Wolken ragenden wirklichen Berg Atlas im äussersten Westen von Nordafrika, welcher gleich einer Säule den Himmel zu stützen und zu tragen schien. Das Bild und Symbol der Säule und der Säulen ist wesentlich ein phönicisches, ein asiatisches. Das Wort Atlas bedeutet im Semitischen nach Wetter, S. 33, altus, excelsus, eminens, ascendens, locus editus, specula (Warte, Sternwarte), speculatio, speculator, observatorium, horoscopus, siderum inspectio, intuitio, consideratio, scientia, cognitio, intellectus, perspectio arcanorum, ortus (siderum, solis, lunae) ete. 1) Nach den durch Humboldt mitgetheilten Vermuthungen von Ideler, Vater, wären der phönicische Atlas der Pic von Teneriffa auf den canarischen Inseln und diese canarischen Inseln selbst die Inseln der Glückseligen, die elysäischen Gefilde des Homer und Hesiod. Humboldt bemerkt diesen Vermuthungen entgegen, dass nach Plinius und Solin der Atlas aus der Sandwüste (e medio arenarum) hervorsteigt und Elephanten, die Teneriffa gewiss nie kannte, an seinem Abhange weiden. In der an die Mythe von den Japetiden sich anknüpfenden Mythe von Prometheus und von der Pandora erblickt Welker, I. S. 761, nur eine Umgestaltung der mosaischen Sage von dem Sündenfalle und von der Eva; übrigens soll die Prometheussage auch noch dermalen sich bei einigen iranischen Stämmen am Kaukasus finden, wie dieselbe nach Bunsen, Aegyptens
1) Vergl. auch Rinck, a. a. O., I. S. 134 und 138.
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1858. Wie Wetter selbst den Namen des Japetos für semitisch und den Griechen aus Asien oder Kleinasien überbracht betrachtet, sieht er auch den Namen des Atlas für phönicisch an und glaubt mit allem Rechte, dass der Berg Atlas, das atlandische Meer u. s. w. ihren Namen von den Phöniciern als den ältesten Seefahrern und Geographen und durchaus nicht von den spätern Griechen erhalten haben, da diese in der Beziehung nur die Schüler und Nachfolger der Phönicier sind, welche zugleich zahlreich sich unter ihnen niedergelassen hatten, wie nach Herodot I. 170 selbst der Philosoph Thales phönicischer Abkunft war. Die griechische Atlassage ist nur die griechische dichterische Gestaltung der phönicischen Nachrichten über den in die Wolken ragenden wirklichen Berg Atlas im äussersten Westen von Nordafrika, welcher gleich einer Säule den Himmel zu stützen und zu tragen schien. Das Bild und Symbol der Säule und der Säulen ist wesentlich ein phönicisches, ein asiatisches. Das Wort Atlas bedeutet im Semitischen nach Wetter, S. 33, altus, excelsus, eminens, ascendens, locus editus, specula (Warte, Sternwarte), speculatio, speculator, observatorium, horoscopus, siderum inspectio, intuitio, consideratio, scientia, cognitio, intellectus, perspectio arcanorum, ortus (siderum, solis, lunae) ete. <noteplace="foot"n="1)">Vergl. auch Rinck, a. a. O., I. S. 134 und 138.<lb/></note> Nach den durch Humboldt mitgetheilten Vermuthungen von Ideler, Vater, wären der phönicische Atlas der Pic von Teneriffa auf den canarischen Inseln und diese canarischen Inseln selbst die Inseln der Glückseligen, die elysäischen Gefilde des Homer und Hesiod. Humboldt bemerkt diesen Vermuthungen entgegen, dass nach Plinius und Solin der Atlas aus der Sandwüste (e medio arenarum) hervorsteigt und Elephanten, die Teneriffa gewiss nie kannte, an seinem Abhange weiden. In der an die Mythe von den Japetiden sich anknüpfenden Mythe von Prometheus und von der Pandora erblickt Welker, I. S. 761, nur eine Umgestaltung der mosaischen Sage von dem Sündenfalle und von der Eva; übrigens soll die Prometheussage auch noch dermalen sich bei einigen iranischen Stämmen am Kaukasus finden, wie dieselbe nach Bunsen, Aegyptens
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1858. Wie Wetter selbst den Namen des Japetos für semitisch und den Griechen aus Asien oder Kleinasien überbracht betrachtet, sieht er auch den Namen des Atlas für phönicisch an und glaubt mit allem Rechte, dass der Berg Atlas, das atlandische Meer u. s. w. ihren Namen von den Phöniciern als den ältesten Seefahrern und Geographen und durchaus nicht von den spätern Griechen erhalten haben, da diese in der Beziehung nur die Schüler und Nachfolger der Phönicier sind, welche zugleich zahlreich sich unter ihnen niedergelassen hatten, wie nach Herodot I. 170 selbst der Philosoph Thales phönicischer Abkunft war. Die griechische Atlassage ist nur die griechische dichterische Gestaltung der phönicischen Nachrichten über den in die Wolken ragenden wirklichen Berg Atlas im äussersten Westen von Nordafrika, welcher gleich einer Säule den Himmel zu stützen und zu tragen schien. Das Bild und Symbol der Säule und der Säulen ist wesentlich ein phönicisches, ein asiatisches. Das Wort Atlas bedeutet im Semitischen nach Wetter, S. 33, altus, excelsus, eminens, ascendens, locus editus, specula (Warte, Sternwarte), speculatio, speculator, observatorium, horoscopus, siderum inspectio, intuitio, consideratio, scientia, cognitio, intellectus, perspectio arcanorum, ortus (siderum, solis, lunae) ete. 1) Nach den durch Humboldt mitgetheilten Vermuthungen von Ideler, Vater, wären der phönicische Atlas der Pic von Teneriffa auf den canarischen Inseln und diese canarischen Inseln selbst die Inseln der Glückseligen, die elysäischen Gefilde des Homer und Hesiod. Humboldt bemerkt diesen Vermuthungen entgegen, dass nach Plinius und Solin der Atlas aus der Sandwüste (e medio arenarum) hervorsteigt und Elephanten, die Teneriffa gewiss nie kannte, an seinem Abhange weiden. In der an die Mythe von den Japetiden sich anknüpfenden Mythe von Prometheus und von der Pandora erblickt Welker, I. S. 761, nur eine Umgestaltung der mosaischen Sage von dem Sündenfalle und von der Eva; übrigens soll die Prometheussage auch noch dermalen sich bei einigen iranischen Stämmen am Kaukasus finden, wie dieselbe nach Bunsen, Aegyptens
1) Vergl. auch Rinck, a. a. O., I. S. 134 und 138.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/559>, abgerufen am 26.06.2024.
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