Selig wer diese geschaut hat der Menschenkinder auf Erden: Wer ungeweiht und des Heil'gen untheilhaft, nimmer wird gleiches Loos der haben, nachdem er verschied, im schaurigen Dunkel.
Aeschylos betet in den Fröschen des Aristophanes:
Demeter, die du auferzogest meinen Geist, Gib, dass ich würdig deiner heiligen Weihen sei.
Sophokles sagte:
Wie dreimal selig die Der Menschen die, nachdem sie diese Weih'n geschaut, Zum Hades gehn; denn diesen allein ist verlieh'n Zu leben und den Andern nichts als Elend dort.
Im Philoktet sagt der zu Eleusis eingeweihte Herakles, die Frömmigkeit stirbt nicht mit den Menschen, d. h. begleitet sie in das jenseitige Leben, ihre Werke folgen den Frommen nach. - Auch mag hier beigefügt werden, dass sieben mächtige Platanen in einer weiten Ebene bei Bujukdere unweit Constantinopel, worunter Gottfried von Bouillon gerastet haben soll, in runder Zahl die "40 Bäume" oder auch die "sieben Brüder" genannt werden. Die Zahl der Cedern des Cedernwäldchens auf dem Libanon wird gewöhnlich zu 365 angegeben.1) Goethe, sämmtliche Werke (Stuttgart und Tübingen 1840), IV. S. 282, glaubt die symbolische Vierzigzahl bei den Juden dem Beschauen, Erwarten, vorzüglich aber der Absonderung gewidmet. Die Sintfluth, welche Noah und die Seinen von aller übrigen Welt absondern sollte, nimmt 40 Tage zu; nachdem die Gewässer genugsam gestanden, verlaufen sie während 40 Tagen und so lange noch hält Noah den Schalter der Arche verschlossen. Gleiche Zeit verweilt Moses zweimal auf dem Sinai, abgesondert vom Volke; die Kundschafter bleiben eben so lange in Canaan, und so so denn auch das ganze Volk durch so viel mühselige Jahre abgesondert von allen Völkern, gleichen Zeitraum bestätigt und geheiligt haben. Ja in das neue Testament geht die Bedeutung dieser Zahl in ihrem vollen Werth hinüber; Christus bleibt 40 Tage in der Wüste, um den Versucher
1) Ausland für 1861, S. 312 b.
Selig wer diese geschaut hat der Menschenkinder auf Erden: Wer ungeweiht und des Heil’gen untheilhaft, nimmer wird gleiches Loos der haben, nachdem er verschied, im schaurigen Dunkel.
Aeschylos betet in den Fröschen des Aristophanes:
Demeter, die du auferzogest meinen Geist, Gib, dass ich würdig deiner heiligen Weihen sei.
Sophokles sagte:
Wie dreimal selig die Der Menschen die, nachdem sie diese Weih’n geschaut, Zum Hades gehn; denn diesen allein ist verlieh’n Zu leben und den Andern nichts als Elend dort.
Im Philoktet sagt der zu Eleusis eingeweihte Herakles, die Frömmigkeit stirbt nicht mit den Menschen, d. h. begleitet sie in das jenseitige Leben, ihre Werke folgen den Frommen nach. – Auch mag hier beigefügt werden, dass sieben mächtige Platanen in einer weiten Ebene bei Bujukdere unweit Constantinopel, worunter Gottfried von Bouillon gerastet haben soll, in runder Zahl die „40 Bäume“ oder auch die „sieben Brüder“ genannt werden. Die Zahl der Cedern des Cedernwäldchens auf dem Libanon wird gewöhnlich zu 365 angegeben.1) Goethe, sämmtliche Werke (Stuttgart und Tübingen 1840), IV. S. 282, glaubt die symbolische Vierzigzahl bei den Juden dem Beschauen, Erwarten, vorzüglich aber der Absonderung gewidmet. Die Sintfluth, welche Noah und die Seinen von aller übrigen Welt absondern sollte, nimmt 40 Tage zu; nachdem die Gewässer genugsam gestanden, verlaufen sie während 40 Tagen und so lange noch hält Noah den Schalter der Arche verschlossen. Gleiche Zeit verweilt Moses zweimal auf dem Sinai, abgesondert vom Volke; die Kundschafter bleiben eben so lange in Canaan, und so so denn auch das ganze Volk durch so viel mühselige Jahre abgesondert von allen Völkern, gleichen Zeitraum bestätigt und geheiligt haben. Ja in das neue Testament geht die Bedeutung dieser Zahl in ihrem vollen Werth hinüber; Christus bleibt 40 Tage in der Wüste, um den Versucher
1) Ausland für 1861, S. 312 b.
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Selig wer diese geschaut hat der Menschenkinder auf Erden:
Wer ungeweiht und des Heil’gen untheilhaft, nimmer wird gleiches Loos
der haben, nachdem er verschied, im schaurigen Dunkel. Aeschylos betet in den Fröschen des Aristophanes:
Demeter, die du auferzogest meinen Geist,
Gib, dass ich würdig deiner heiligen Weihen sei. Sophokles sagte:
Wie dreimal selig die
Der Menschen die, nachdem sie diese Weih’n geschaut,
Zum Hades gehn; denn diesen allein ist verlieh’n
Zu leben und den Andern nichts als Elend dort. Im Philoktet sagt der zu Eleusis eingeweihte Herakles, die Frömmigkeit stirbt nicht mit den Menschen, d. h. begleitet sie in das jenseitige Leben, ihre Werke folgen den Frommen nach. – Auch mag hier beigefügt werden, dass sieben mächtige Platanen in einer weiten Ebene bei Bujukdere unweit Constantinopel, worunter Gottfried von Bouillon gerastet haben soll, in runder Zahl die „40 Bäume“ oder auch die „sieben Brüder“ genannt werden. Die Zahl der Cedern des Cedernwäldchens auf dem Libanon wird gewöhnlich zu 365 angegeben. 1) Goethe, sämmtliche Werke (Stuttgart und Tübingen 1840), IV. S. 282, glaubt die symbolische Vierzigzahl bei den Juden dem Beschauen, Erwarten, vorzüglich aber der Absonderung gewidmet. Die Sintfluth, welche Noah und die Seinen von aller übrigen Welt absondern sollte, nimmt 40 Tage zu; nachdem die Gewässer genugsam gestanden, verlaufen sie während 40 Tagen und so lange noch hält Noah den Schalter der Arche verschlossen. Gleiche Zeit verweilt Moses zweimal auf dem Sinai, abgesondert vom Volke; die Kundschafter bleiben eben so lange in Canaan, und so so denn auch das ganze Volk durch so viel mühselige Jahre abgesondert von allen Völkern, gleichen Zeitraum bestätigt und geheiligt haben. Ja in das neue Testament geht die Bedeutung dieser Zahl in ihrem vollen Werth hinüber; Christus bleibt 40 Tage in der Wüste, um den Versucher
1) Ausland für 1861, S. 312 b.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/564>, abgerufen am 26.06.2024.
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