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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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abzuwarten. Die Vierzigzahl ist jedenfalls nur die durch die Zehnzahl verstärkte Vierzahl (4 x 10), wie schon daran zu ersehen, dass der triumphirende Cäsar auf seinein vierspännigen Triumphwagen des Abends von 40 Elephanten mit grossen Armleuchtern den Zug nach dem Capitole rechts und links begleiten liess.1) Die vier Strassen, welche das alte England durchschnitten, Ermingestrete, Ikenildstrete, Watlingstrete und Fosse, sind als vier Kreuzwege zu denken, so wie es auch hierauf zu beziehen ist, wenn z. B. das Obernbreiter Weisthum von dem Vogte auf den vier Strassen spricht. Die vier Fallthore oder Feldthore, welche nach dem Lengfurter Weisthum geschlossen werden sollen, müssen nach den vier Himmelsgegenden oder im Kreuze liegen; von den quatuor anguli terrae der lex Salica und Bajuv. gilt dasselbe. In der Offnung der Probstei Wagenhausen im Thurgau (Zürcher Stadtbibl. Msc. L. Nr. 16, S. 105, wornach Grimm, Weisthümer, I. S. 290 zu berichtigen ist) heisst es: "Stirbt aber eine Frauw vnd hat ain vnberathen tachter, die die vier wend ansieht, so gibt sy kainen vahl." Die Offnung von Rorschach vom J. 1469 (Grimm, Weisthümer, I. S. 233) nimmt vier Capitalverbrechen an. Ebenso verhält es sich mit der Bestimmung des rügischen Rechtes, dass wer in Rügen eines Edelmanns Tochter Gewalt anthue, geviertheilt und an die vier Orte des Landes ein Theil auf einen Baum, 18' hoch über die Erde, aufgehängt werden solle. Die vier Bänke des Gerichtes, 4 Steine, 4 Eichen u. s. w. sind gleichmässig zu stellen. Die vier Himmelsgegenden berühren sich übrigens mit den vier Jahreszeiten und so kommen z. B. vier Gerichte, vierteljährliche Gerichte und andere Versammlungen vor. Das englische Schwurgericht versammelt sich regelmässig alle Vierteljahre und ebenso die ihm nachäffenden französischen und deutschen Schwurgerichte. Eben dahin gehören die Quartalversammlungen, das Quartal der deutschen Innungen und Handwerkszünfte.2) Die Strassburger Haupthütte hatte jährlich Hauptversammlungen an den vier Fron-

1) Böttiger, Kunstmythologie, II. S. 200.
2) Fallou, a. a. O., S. 19 und 45.

abzuwarten. Die Vierzigzahl ist jedenfalls nur die durch die Zehnzahl verstärkte Vierzahl (4 x 10), wie schon daran zu ersehen, dass der triumphirende Cäsar auf seinein vierspännigen Triumphwagen des Abends von 40 Elephanten mit grossen Armleuchtern den Zug nach dem Capitole rechts und links begleiten liess.1) Die vier Strassen, welche das alte England durchschnitten, Ermingestrete, Ikenildstrete, Watlingstrete und Fosse, sind als vier Kreuzwege zu denken, so wie es auch hierauf zu beziehen ist, wenn z. B. das Obernbreiter Weisthum von dem Vogte auf den vier Strassen spricht. Die vier Fallthore oder Feldthore, welche nach dem Lengfurter Weisthum geschlossen werden sollen, müssen nach den vier Himmelsgegenden oder im Kreuze liegen; von den quatuor anguli terrae der lex Salica und Bajuv. gilt dasselbe. In der Offnung der Probstei Wagenhausen im Thurgau (Zürcher Stadtbibl. Msc. L. Nr. 16, S. 105, wornach Grimm, Weisthümer, I. S. 290 zu berichtigen ist) heisst es: „Stirbt aber eine Frauw vnd hat ain vnberathen tachter, die die vier wend ansieht, so gibt sy kainen vahl.“ Die Offnung von Rorschach vom J. 1469 (Grimm, Weisthümer, I. S. 233) nimmt vier Capitalverbrechen an. Ebenso verhält es sich mit der Bestimmung des rügischen Rechtes, dass wer in Rügen eines Edelmanns Tochter Gewalt anthue, geviertheilt und an die vier Orte des Landes ein Theil auf einen Baum, 18’ hoch über die Erde, aufgehängt werden solle. Die vier Bänke des Gerichtes, 4 Steine, 4 Eichen u. s. w. sind gleichmässig zu stellen. Die vier Himmelsgegenden berühren sich übrigens mit den vier Jahreszeiten und so kommen z. B. vier Gerichte, vierteljährliche Gerichte und andere Versammlungen vor. Das englische Schwurgericht versammelt sich regelmässig alle Vierteljahre und ebenso die ihm nachäffenden französischen und deutschen Schwurgerichte. Eben dahin gehören die Quartalversammlungen, das Quartal der deutschen Innungen und Handwerkszünfte.2) Die Strassburger Haupthütte hatte jährlich Hauptversammlungen an den vier Fron-

1) Böttiger, Kunstmythologie, II. S. 200.
2) Fallou, a. a. O., S. 19 und 45.
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[545/0565] abzuwarten. Die Vierzigzahl ist jedenfalls nur die durch die Zehnzahl verstärkte Vierzahl (4 x 10), wie schon daran zu ersehen, dass der triumphirende Cäsar auf seinein vierspännigen Triumphwagen des Abends von 40 Elephanten mit grossen Armleuchtern den Zug nach dem Capitole rechts und links begleiten liess. 1) Die vier Strassen, welche das alte England durchschnitten, Ermingestrete, Ikenildstrete, Watlingstrete und Fosse, sind als vier Kreuzwege zu denken, so wie es auch hierauf zu beziehen ist, wenn z. B. das Obernbreiter Weisthum von dem Vogte auf den vier Strassen spricht. Die vier Fallthore oder Feldthore, welche nach dem Lengfurter Weisthum geschlossen werden sollen, müssen nach den vier Himmelsgegenden oder im Kreuze liegen; von den quatuor anguli terrae der lex Salica und Bajuv. gilt dasselbe. In der Offnung der Probstei Wagenhausen im Thurgau (Zürcher Stadtbibl. Msc. L. Nr. 16, S. 105, wornach Grimm, Weisthümer, I. S. 290 zu berichtigen ist) heisst es: „Stirbt aber eine Frauw vnd hat ain vnberathen tachter, die die vier wend ansieht, so gibt sy kainen vahl.“ Die Offnung von Rorschach vom J. 1469 (Grimm, Weisthümer, I. S. 233) nimmt vier Capitalverbrechen an. Ebenso verhält es sich mit der Bestimmung des rügischen Rechtes, dass wer in Rügen eines Edelmanns Tochter Gewalt anthue, geviertheilt und an die vier Orte des Landes ein Theil auf einen Baum, 18’ hoch über die Erde, aufgehängt werden solle. Die vier Bänke des Gerichtes, 4 Steine, 4 Eichen u. s. w. sind gleichmässig zu stellen. Die vier Himmelsgegenden berühren sich übrigens mit den vier Jahreszeiten und so kommen z. B. vier Gerichte, vierteljährliche Gerichte und andere Versammlungen vor. Das englische Schwurgericht versammelt sich regelmässig alle Vierteljahre und ebenso die ihm nachäffenden französischen und deutschen Schwurgerichte. Eben dahin gehören die Quartalversammlungen, das Quartal der deutschen Innungen und Handwerkszünfte. 2) Die Strassburger Haupthütte hatte jährlich Hauptversammlungen an den vier Fron- 1) Böttiger, Kunstmythologie, II. S. 200. 2) Fallou, a. a. O., S. 19 und 45.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/565>, abgerufen am 22.11.2024.