von Polykrates, dem Tyrannen von Samos, für ihn bei dem Könige Amasis von Aegypten ausgewirkten Empfehlung verdankte. Der Oberprophet Sonchis zu Theben wurde sein Lehrer. Pythagoras soll besonders auf den Rath des zur Zeit, als er mit Pythagoras in Berührung kam, schon 89jährigen Thales von Milet1) sich nach Aegypten begeben haben, um bei den ägyptischen Priestern, besonders zu Memphis und Diospolis, an der Quelle zu schöpfen, aus welcher auch Thales sein Wissen geschöpft hatte. So weit es, wie die Berichte sagen, sein hohes Alter und seine abnehmenden Körperkräfte zuliessen, hatte Thales dem Pythagoras sein Wissen mitgetheilt. Der Mittelpunkt von des Thales wissenschaftlicher Thätigkeit war die Beobachtung des Himmels, die Ausübung der Sternkunde und neben ihr die Anfänge der aus der schärferen Bestimmung der Himmelserscheinungen hervorgehenden und ihr dienenden mathematischen Forschungen, welche er wie sein ganzes Wissen ebenfalls von den Aegyptern sich angeeignet hatte. Thales war unter den Griechen der erste Pfleger der wissenschaftlichen Sternkunde und ihr verdankte er vorzüglich seinen Ruf.
Von den Aegyptern hatte Thales entlehnt und den Griechen gebracht z. B. die Bestimmung des Jahres zu 365 Tagen, das Sonnenjahr im Gegensatze zu dem bei den Griechen gebräuchlichen Mondsjahre, und die damit zusammenhängende genauere Bestimmung der Tag- und Nachtgleichen und der Sonnenwenden, die Fähigkeit, Sonnenfinsternisse vorauszusagen, u. s. w. Nach Diogenes Laertius und Proclus hatte Thales namentlich die Geometrie bei den Aegyptern erlernt. Thales, sagt Plutarch, lehrte zuerst, dass eine Sonnenfinsterniss eintrete, wenn der Mond in gerader Linie vor der Sonne vorübergehe, da er ein erdähnlicher, kugelförmiger Körper sei; dass ferner der Mond von der Sonne erleuchtet werde, also nicht sein eigenes Licht habe, und dass endlich auch die Sonne und die Sterne erdähnliche, aber feurige, leuchtende Körper seien. Der zweite dieser Sätze ergibt sich unmittelbar aus dem
1) Ueber Thales vergl. auch Hegel, Geschichte der Philosophie, I. S. 189 ff.
von Polykrates, dem Tyrannen von Samos, für ihn bei dem Könige Amasis von Aegypten ausgewirkten Empfehlung verdankte. Der Oberprophet Sonchis zu Theben wurde sein Lehrer. Pythagoras soll besonders auf den Rath des zur Zeit, als er mit Pythagoras in Berührung kam, schon 89jährigen Thales von Milet1) sich nach Aegypten begeben haben, um bei den ägyptischen Priestern, besonders zu Memphis und Diospolis, an der Quelle zu schöpfen, aus welcher auch Thales sein Wissen geschöpft hatte. So weit es, wie die Berichte sagen, sein hohes Alter und seine abnehmenden Körperkräfte zuliessen, hatte Thales dem Pythagoras sein Wissen mitgetheilt. Der Mittelpunkt von des Thales wissenschaftlicher Thätigkeit war die Beobachtung des Himmels, die Ausübung der Sternkunde und neben ihr die Anfänge der aus der schärferen Bestimmung der Himmelserscheinungen hervorgehenden und ihr dienenden mathematischen Forschungen, welche er wie sein ganzes Wissen ebenfalls von den Aegyptern sich angeeignet hatte. Thales war unter den Griechen der erste Pfleger der wissenschaftlichen Sternkunde und ihr verdankte er vorzüglich seinen Ruf.
Von den Aegyptern hatte Thales entlehnt und den Griechen gebracht z. B. die Bestimmung des Jahres zu 365 Tagen, das Sonnenjahr im Gegensatze zu dem bei den Griechen gebräuchlichen Mondsjahre, und die damit zusammenhängende genauere Bestimmung der Tag- und Nachtgleichen und der Sonnenwenden, die Fähigkeit, Sonnenfinsternisse vorauszusagen, u. s. w. Nach Diogenes Laertius und Proclus hatte Thales namentlich die Geometrie bei den Aegyptern erlernt. Thales, sagt Plutarch, lehrte zuerst, dass eine Sonnenfinsterniss eintrete, wenn der Mond in gerader Linie vor der Sonne vorübergehe, da er ein erdähnlicher, kugelförmiger Körper sei; dass ferner der Mond von der Sonne erleuchtet werde, also nicht sein eigenes Licht habe, und dass endlich auch die Sonne und die Sterne erdähnliche, aber feurige, leuchtende Körper seien. Der zweite dieser Sätze ergibt sich unmittelbar aus dem
1) Ueber Thales vergl. auch Hegel, Geschichte der Philosophie, I. S. 189 ff.
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von Polykrates, dem Tyrannen von Samos, für ihn bei dem Könige Amasis von Aegypten ausgewirkten Empfehlung verdankte. Der Oberprophet Sonchis zu Theben wurde sein Lehrer. Pythagoras soll besonders auf den Rath des zur Zeit, als er mit Pythagoras in Berührung kam, schon 89jährigen Thales von Milet<noteplace="foot"n="1)">Ueber Thales vergl. auch Hegel, Geschichte der Philosophie, I. S. 189 ff.<lb/></note> sich nach Aegypten begeben haben, um bei den ägyptischen Priestern, besonders zu Memphis und Diospolis, an der Quelle zu schöpfen, aus welcher auch Thales sein Wissen geschöpft hatte. So weit es, wie die Berichte sagen, sein hohes Alter und seine abnehmenden Körperkräfte zuliessen, hatte Thales dem Pythagoras sein Wissen mitgetheilt. Der Mittelpunkt von des Thales wissenschaftlicher Thätigkeit war die Beobachtung des Himmels, die Ausübung der Sternkunde und neben ihr die Anfänge der aus der schärferen Bestimmung der Himmelserscheinungen hervorgehenden und ihr dienenden mathematischen Forschungen, welche er wie sein ganzes Wissen ebenfalls von den Aegyptern sich angeeignet hatte. Thales war unter den Griechen der erste Pfleger der wissenschaftlichen Sternkunde und ihr verdankte er vorzüglich seinen Ruf.</p><p>
Von den Aegyptern hatte Thales entlehnt und den Griechen gebracht z. B. die Bestimmung des Jahres zu 365 Tagen, das Sonnenjahr im Gegensatze zu dem bei den Griechen gebräuchlichen Mondsjahre, und die damit zusammenhängende genauere Bestimmung der Tag- und Nachtgleichen und der Sonnenwenden, die Fähigkeit, Sonnenfinsternisse vorauszusagen, u. s. w. Nach Diogenes Laertius und Proclus hatte Thales namentlich die Geometrie bei den Aegyptern erlernt. Thales, sagt Plutarch, lehrte zuerst, dass eine Sonnenfinsterniss eintrete, wenn der Mond in gerader Linie vor der Sonne vorübergehe, da er ein erdähnlicher, kugelförmiger Körper sei; dass ferner der Mond von der Sonne erleuchtet werde, also nicht sein eigenes Licht habe, und dass endlich auch die Sonne und die Sterne erdähnliche, aber feurige, leuchtende Körper seien. Der zweite dieser Sätze ergibt sich unmittelbar aus dem
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von Polykrates, dem Tyrannen von Samos, für ihn bei dem Könige Amasis von Aegypten ausgewirkten Empfehlung verdankte. Der Oberprophet Sonchis zu Theben wurde sein Lehrer. Pythagoras soll besonders auf den Rath des zur Zeit, als er mit Pythagoras in Berührung kam, schon 89jährigen Thales von Milet 1) sich nach Aegypten begeben haben, um bei den ägyptischen Priestern, besonders zu Memphis und Diospolis, an der Quelle zu schöpfen, aus welcher auch Thales sein Wissen geschöpft hatte. So weit es, wie die Berichte sagen, sein hohes Alter und seine abnehmenden Körperkräfte zuliessen, hatte Thales dem Pythagoras sein Wissen mitgetheilt. Der Mittelpunkt von des Thales wissenschaftlicher Thätigkeit war die Beobachtung des Himmels, die Ausübung der Sternkunde und neben ihr die Anfänge der aus der schärferen Bestimmung der Himmelserscheinungen hervorgehenden und ihr dienenden mathematischen Forschungen, welche er wie sein ganzes Wissen ebenfalls von den Aegyptern sich angeeignet hatte. Thales war unter den Griechen der erste Pfleger der wissenschaftlichen Sternkunde und ihr verdankte er vorzüglich seinen Ruf.
Von den Aegyptern hatte Thales entlehnt und den Griechen gebracht z. B. die Bestimmung des Jahres zu 365 Tagen, das Sonnenjahr im Gegensatze zu dem bei den Griechen gebräuchlichen Mondsjahre, und die damit zusammenhängende genauere Bestimmung der Tag- und Nachtgleichen und der Sonnenwenden, die Fähigkeit, Sonnenfinsternisse vorauszusagen, u. s. w. Nach Diogenes Laertius und Proclus hatte Thales namentlich die Geometrie bei den Aegyptern erlernt. Thales, sagt Plutarch, lehrte zuerst, dass eine Sonnenfinsterniss eintrete, wenn der Mond in gerader Linie vor der Sonne vorübergehe, da er ein erdähnlicher, kugelförmiger Körper sei; dass ferner der Mond von der Sonne erleuchtet werde, also nicht sein eigenes Licht habe, und dass endlich auch die Sonne und die Sterne erdähnliche, aber feurige, leuchtende Körper seien. Der zweite dieser Sätze ergibt sich unmittelbar aus dem
1) Ueber Thales vergl. auch Hegel, Geschichte der Philosophie, I. S. 189 ff.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/587>, abgerufen am 26.06.2024.
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