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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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ersten, denn hätte der Mond sein eigenes Licht, so könnte die bei einer Sonnenfinsterniss vor die Sonne tretende Mondscheibe nicht dunkel sein. Auch die Unsterblichkeit der Seele und die Seelenwanderung hat Thales nach den Aegyptern gelehrt.1) Herodot II, 123 schreibt: Die Aegypter sind es, die auch zuerst gelehrt haben, dass die Seele des Menschen unsterblich sei, und während der Leib verwese, in ein anderes, gerade zur Welt kommendes Geschöpf hineingehe, bis sie alle Land- und Seethiere und Vögel durchwandert habe, und wieder in einen menschlichen Leib zurückkehre; welche Durchwanderung sie in 3000 Jahren vollendete. Diese Lehre haben auch einige der Hellenen angenommen, die Einen früher, die Andern später; deren Namen ich weiss, aber nicht aufschreiben will." - In der Annahme der ägyptischen Unsterblichkeitslehre der Seele folgten dem Thales auch Pherekydes und Pythagoras. Mit Thales hatte Pythagoras nach Röth zu Milet um das Jahr 549 v. Chr. auch dessen Schüler und Freund Anaximander kennen lernen und hatte sich von ihm in seinem Wissenskreise unterrichten lassen.

Anaximander war der Erste, welcher eine astronomische Sphäre zusammensetzte, d. h. eine Himmelskugel, auf welcher die zur Bestimmung der Himmelssphären ersonnenen Linien verzeichnet sind; auch soll er zu Sparta die erste Sonnenuhr aufgestellt haben, wie er überhaupt der Erste gewesen sein soll, welcher zur Messung der Sonnenhöhen Gnonome gebrauchte, um durch deren Schatten die Sonnenwenden, die Tag- und Nachtgleichen u. s. w. zu bestimmen. Endlich machte sich auch Anaximander um die wissensehaftliche Ausbildung der Erdkunde verdient, indem er die ersten Erdtafeln, auf Erzplatten eingegraben, anfertigte. Ebenso war Anaximander mit einer der Ersten, welche die wissenschaftliche Prosa ausbildeten, so dass ihn Röth, a. a. O., II. S. 137, als den ersten eigentlichen philo-

1) Vergl. auch Welker, a. a. O., II. S. 561 ff., welcher mit Cicero (Tusc. 1, 14) annimmt, Perekydes habe zuerst gesagt und Pythagoras, dessen Schüler, am meisten bestätigt, dass die Seelen immerdauernd seien, und zwar soll Pythagoras unter dem Einflusse eleusinischer Anregungen gelebt und gehandelt haben.

ersten, denn hätte der Mond sein eigenes Licht, so könnte die bei einer Sonnenfinsterniss vor die Sonne tretende Mondscheibe nicht dunkel sein. Auch die Unsterblichkeit der Seele und die Seelenwanderung hat Thales nach den Aegyptern gelehrt.1) Herodot II, 123 schreibt: Die Aegypter sind es, die auch zuerst gelehrt haben, dass die Seele des Menschen unsterblich sei, und während der Leib verwese, in ein anderes, gerade zur Welt kommendes Geschöpf hineingehe, bis sie alle Land- und Seethiere und Vögel durchwandert habe, und wieder in einen menschlichen Leib zurückkehre; welche Durchwanderung sie in 3000 Jahren vollendete. Diese Lehre haben auch einige der Hellenen angenommen, die Einen früher, die Andern später; deren Namen ich weiss, aber nicht aufschreiben will.“ - In der Annahme der ägyptischen Unsterblichkeitslehre der Seele folgten dem Thales auch Pherekydes und Pythagoras. Mit Thales hatte Pythagoras nach Röth zu Milet um das Jahr 549 v. Chr. auch dessen Schüler und Freund Anaximander kennen lernen und hatte sich von ihm in seinem Wissenskreise unterrichten lassen.

Anaximander war der Erste, welcher eine astronomische Sphäre zusammensetzte, d. h. eine Himmelskugel, auf welcher die zur Bestimmung der Himmelssphären ersonnenen Linien verzeichnet sind; auch soll er zu Sparta die erste Sonnenuhr aufgestellt haben, wie er überhaupt der Erste gewesen sein soll, welcher zur Messung der Sonnenhöhen Gnonome gebrauchte, um durch deren Schatten die Sonnenwenden, die Tag- und Nachtgleichen u. s. w. zu bestimmen. Endlich machte sich auch Anaximander um die wissensehaftliche Ausbildung der Erdkunde verdient, indem er die ersten Erdtafeln, auf Erzplatten eingegraben, anfertigte. Ebenso war Anaximander mit einer der Ersten, welche die wissenschaftliche Prosa ausbildeten, so dass ihn Röth, a. a. O., II. S. 137, als den ersten eigentlichen philo-

1) Vergl. auch Welker, a. a. O., II. S. 561 ff., welcher mit Cicero (Tusc. 1, 14) annimmt, Perekydes habe zuerst gesagt und Pythagoras, dessen Schüler, am meisten bestätigt, dass die Seelen immerdauernd seien, und zwar soll Pythagoras unter dem Einflusse eleusinischer Anregungen gelebt und gehandelt haben.
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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/588>, abgerufen am 26.06.2024.