tern von den Aegyptern abstammten oder mit ihnen in Verbindung standen. Die mit den Griechen verkehrenden Phöniker hatten die Beschneidung nach den Ansichten der Griechen entweder nicht angenommen oder aufgegeben. Zur Zeit der Geburt des Pythagoras war Samos neben Milet und Aegina die bedeutendste der damaligen griechischen Seestädte und alle drei Städte verkehrten besonders mit Aegypten, hatten zu Naukratis in Aegypten ihre eigenen Niederlassungen.
Nach Samos, welches seit 519 v. Chr. seine Selbstständigkeit verloren hatte und unter persische Herrschaft gefallen war, zurückgekehrt, reisete Pythagoras im Jahr 512 zunächst nach Kreta, wo er sich wahrscheinlich von dem jüngern, durch Plato erwähnten Epimenides in die Mysterien des kretischen Zeus einführen liess, und von da über Sparta nach Elis, um der Feier der olympischen Spiele beizuwohnen. Dann ging Pythagoras zu dem Apolloheiligthum nach Delphi, wo er viel mit den dortigen Priestern und besonders auch mit einer Priesterin Themistoklea verkehrte. Endlich begab sich Pythagoras nach den alttrakischen Libethri, dem Ursitze der jetzt über ganz Griechenland verbreiteten orgiastischen Dionysien, wo er sich durch einen Weihepriester Aglaophamos1) in die den Orphikern zu zugeschriebenen Mysterien des Dionysos aufnehmen liess. Von Libethri oder Libethra kehrte Pythagoras vielleicht über die Insel Samothrace, dessen Weihedienste er ebenfalls gekannt haben soll,2) nach Samos zurück. Den blühendsten und mächtigsten Theil Griechenlands bildeten jetzt nicht mehr die ionischen, sondern die unteritalischen und sicilischen Pflanzstädte, die sich über den ganzen untern Fuss Italiens und das dicht daran stossende Dreieck Siciliens in grosser Zahl ausbreiteten und das sogenannte Grossgriechenland, Grosshellas bildeten. Von Samos siedelte nach Röth Pythagoras im Jahr 510
nach Unteritalien über, wo damals die griechischen Pflanz-
1) Vergl. auch Lobeck, Aglaophanios, Königsberg 1829; Preller, griech. Mythol., I. S. 280.
2) In die samothracischen Geheimnisse war auch Herodot eingeweiht. Vergl. Röth, a. a. O., II. S. 609.
tern von den Aegyptern abstammten oder mit ihnen in Verbindung standen. Die mit den Griechen verkehrenden Phöniker hatten die Beschneidung nach den Ansichten der Griechen entweder nicht angenommen oder aufgegeben. Zur Zeit der Geburt des Pythagoras war Samos neben Milet und Aegina die bedeutendste der damaligen griechischen Seestädte und alle drei Städte verkehrten besonders mit Aegypten, hatten zu Naukratis in Aegypten ihre eigenen Niederlassungen.
Nach Samos, welches seit 519 v. Chr. seine Selbstständigkeit verloren hatte und unter persische Herrschaft gefallen war, zurückgekehrt, reisete Pythagoras im Jahr 512 zunächst nach Kreta, wo er sich wahrscheinlich von dem jüngern, durch Plato erwähnten Epimenides in die Mysterien des kretischen Zeus einführen liess, und von da über Sparta nach Elis, um der Feier der olympischen Spiele beizuwohnen. Dann ging Pythagoras zu dem Apolloheiligthum nach Delphi, wo er viel mit den dortigen Priestern und besonders auch mit einer Priesterin Themistoklea verkehrte. Endlich begab sich Pythagoras nach den alttrakischen Libethri, dem Ursitze der jetzt über ganz Griechenland verbreiteten orgiastischen Dionysien, wo er sich durch einen Weihepriester Aglaophamos1) in die den Orphikern zu zugeschriebenen Mysterien des Dionysos aufnehmen liess. Von Libethri oder Libethra kehrte Pythagoras vielleicht über die Insel Samothrace, dessen Weihedienste er ebenfalls gekannt haben soll,2) nach Samos zurück. Den blühendsten und mächtigsten Theil Griechenlands bildeten jetzt nicht mehr die ionischen, sondern die unteritalischen und sicilischen Pflanzstädte, die sich über den ganzen untern Fuss Italiens und das dicht daran stossende Dreieck Siciliens in grosser Zahl ausbreiteten und das sogenannte Grossgriechenland, Grosshellas bildeten. Von Samos siedelte nach Röth Pythagoras im Jahr 510
nach Unteritalien über, wo damals die griechischen Pflanz-
1) Vergl. auch Lobeck, Aglaophanios, Königsberg 1829; Preller, griech. Mythol., I. S. 280.
2) In die samothracischen Geheimnisse war auch Herodot eingeweiht. Vergl. Röth, a. a. O., II. S. 609.
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tern von den Aegyptern abstammten oder mit ihnen in Verbindung standen. Die mit den Griechen verkehrenden Phöniker hatten die Beschneidung nach den Ansichten der Griechen entweder nicht angenommen oder aufgegeben. Zur Zeit der Geburt des Pythagoras war Samos neben Milet und Aegina die bedeutendste der damaligen griechischen Seestädte und alle drei Städte verkehrten besonders mit Aegypten, hatten zu Naukratis in Aegypten ihre eigenen Niederlassungen.</p><p>
Nach Samos, welches seit 519 v. Chr. seine Selbstständigkeit verloren hatte und unter persische Herrschaft gefallen war, zurückgekehrt, reisete Pythagoras im Jahr 512 zunächst nach Kreta, wo er sich wahrscheinlich von dem jüngern, durch Plato erwähnten Epimenides in die Mysterien des kretischen Zeus einführen liess, und von da über Sparta nach Elis, um der Feier der olympischen Spiele beizuwohnen. Dann ging Pythagoras zu dem Apolloheiligthum nach Delphi, wo er viel mit den dortigen Priestern und besonders auch mit einer Priesterin Themistoklea verkehrte. Endlich begab sich Pythagoras nach den alttrakischen Libethri, dem Ursitze der jetzt über ganz Griechenland verbreiteten orgiastischen Dionysien, wo er sich durch einen Weihepriester Aglaophamos<noteplace="foot"n="1)">Vergl. auch Lobeck, Aglaophanios, Königsberg 1829; Preller, griech. Mythol., I. S. 280.<lb/></note> in die den Orphikern zu zugeschriebenen Mysterien des Dionysos aufnehmen liess. Von Libethri oder Libethra kehrte Pythagoras vielleicht über die Insel Samothrace, dessen Weihedienste er ebenfalls gekannt haben soll,<noteplace="foot"n="2)">In die samothracischen Geheimnisse war auch Herodot eingeweiht. Vergl. Röth, a. a. O., II. S. 609.<lb/></note> nach Samos zurück. Den blühendsten und mächtigsten Theil Griechenlands bildeten jetzt nicht mehr die ionischen, sondern die unteritalischen und sicilischen Pflanzstädte, die sich über den ganzen untern Fuss Italiens und das dicht daran stossende Dreieck Siciliens in grosser Zahl ausbreiteten und das sogenannte Grossgriechenland, Grosshellas bildeten. Von Samos siedelte nach Röth Pythagoras im Jahr 510
nach Unteritalien über, wo damals die griechischen Pflanz-
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tern von den Aegyptern abstammten oder mit ihnen in Verbindung standen. Die mit den Griechen verkehrenden Phöniker hatten die Beschneidung nach den Ansichten der Griechen entweder nicht angenommen oder aufgegeben. Zur Zeit der Geburt des Pythagoras war Samos neben Milet und Aegina die bedeutendste der damaligen griechischen Seestädte und alle drei Städte verkehrten besonders mit Aegypten, hatten zu Naukratis in Aegypten ihre eigenen Niederlassungen.
Nach Samos, welches seit 519 v. Chr. seine Selbstständigkeit verloren hatte und unter persische Herrschaft gefallen war, zurückgekehrt, reisete Pythagoras im Jahr 512 zunächst nach Kreta, wo er sich wahrscheinlich von dem jüngern, durch Plato erwähnten Epimenides in die Mysterien des kretischen Zeus einführen liess, und von da über Sparta nach Elis, um der Feier der olympischen Spiele beizuwohnen. Dann ging Pythagoras zu dem Apolloheiligthum nach Delphi, wo er viel mit den dortigen Priestern und besonders auch mit einer Priesterin Themistoklea verkehrte. Endlich begab sich Pythagoras nach den alttrakischen Libethri, dem Ursitze der jetzt über ganz Griechenland verbreiteten orgiastischen Dionysien, wo er sich durch einen Weihepriester Aglaophamos 1) in die den Orphikern zu zugeschriebenen Mysterien des Dionysos aufnehmen liess. Von Libethri oder Libethra kehrte Pythagoras vielleicht über die Insel Samothrace, dessen Weihedienste er ebenfalls gekannt haben soll, 2) nach Samos zurück. Den blühendsten und mächtigsten Theil Griechenlands bildeten jetzt nicht mehr die ionischen, sondern die unteritalischen und sicilischen Pflanzstädte, die sich über den ganzen untern Fuss Italiens und das dicht daran stossende Dreieck Siciliens in grosser Zahl ausbreiteten und das sogenannte Grossgriechenland, Grosshellas bildeten. Von Samos siedelte nach Röth Pythagoras im Jahr 510 nach Unteritalien über, wo damals die griechischen Pflanz-
1) Vergl. auch Lobeck, Aglaophanios, Königsberg 1829; Preller, griech. Mythol., I. S. 280.
2) In die samothracischen Geheimnisse war auch Herodot eingeweiht. Vergl. Röth, a. a. O., II. S. 609.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/591>, abgerufen am 26.06.2024.
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