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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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pythagoreische) setzt sogar die Stiftung des pythagoreischen Bundes um das Jahr 600 v. Chr. an. Pythagoras, dessen Bund auch Gädike, Freimaurerlexikon, S. 399, Gütergemeinschaft zuschreibt, wie Halem, Kreil und Andere die politischen Absichten und Einflüsse, war der Sohn eines sehr wohlhabenden Kaufmanns von Samos und auf einer Reise desselben zu Tyrus geboren; er genoss, gleich Göthe, eine sehr sorgfältige Erziehung, namentlich auch in der Musik. Mit dem 18. Jahre verliess er Samos, wohl weniger wegen der Tyrannei des Polykrates, wie z. B. Peter, Zeittafeln S. 36, behauptet, als um sich wissenschaftlich auszubilden. Nachdem er Jonien und Phönicien durchreist hatte, begab er sich nach Aegypten, woselbst er nach Röth im Jahr 547 v. Chr. ankam und 22 Jahre im Unterrichte der ägyptischen Priester zubrachte. Bei der Einnahme Aegyptens im Jahr 525 v. Chr. durch Kambyses soll Pythagoras mit andern ägyptischen Gefangenen nach Babylon geführt worden sein und dort zwölf Jahre in Gefangenschaft gelebt haben. In Babylon wurde Pythagoras mit den chaldäischen Magern bekannt und erlernte auch ihre Mathematik, Astronomie und Medicin. Pythagoras soll zu Babylon die drei letzten Jahre der Regierung des Kambyses, die kurze Zwischenherrschaft des falschen Smerdes und die neun ersten Jahre nach der Thronbesteigung des Darius verbracht haben, bis Gillos, ein verbannter Tarentiner ihm im Jahr 515 v. Chr. im 56. Jahre seines Alters die Freilassung von Darius verschaffte. Wie innig Pythagoras mit den ägptischen Priestern verbunden, ja dass er förmlich zu einem der Ihrigen geworden war, beweist am besten der Umstand, dass er mit vielen andern ägyptischen Priestern durch Kambyses nach der alten Politik der assyrischen und bäbylonischen Herrscher aus Aegypten nach Babylon versetzt wurde, welches seit seiner Eroberung durch die Perser zu deren Winterresidenz gemacht worden war oder neben Susa und Ekbatana eine der drei Hauptstädte des persischen Reiches bildete. Die Beschneidung, welcher sich Pythagoras bei den ägyptischen Priestern unterwerfen musste, war bei ihnen uralt und soll nach Herodot von ihnen zu den Hebräern, Syrern, Phönikern und Kolchern gekommen sein, so weit die letz-

pythagoreische) setzt sogar die Stiftung des pythagoreischen Bundes um das Jahr 600 v. Chr. an. Pythagoras, dessen Bund auch Gädike, Freimaurerlexikon, S. 399, Gütergemeinschaft zuschreibt, wie Halem, Kreil und Andere die politischen Absichten und Einflüsse, war der Sohn eines sehr wohlhabenden Kaufmanns von Samos und auf einer Reise desselben zu Tyrus geboren; er genoss, gleich Göthe, eine sehr sorgfältige Erziehung, namentlich auch in der Musik. Mit dem 18. Jahre verliess er Samos, wohl weniger wegen der Tyrannei des Polykrates, wie z. B. Peter, Zeittafeln S. 36, behauptet, als um sich wissenschaftlich auszubilden. Nachdem er Jonien und Phönicien durchreist hatte, begab er sich nach Aegypten, woselbst er nach Röth im Jahr 547 v. Chr. ankam und 22 Jahre im Unterrichte der ägyptischen Priester zubrachte. Bei der Einnahme Aegyptens im Jahr 525 v. Chr. durch Kambyses soll Pythagoras mit andern ägyptischen Gefangenen nach Babylon geführt worden sein und dort zwölf Jahre in Gefangenschaft gelebt haben. In Babylon wurde Pythagoras mit den chaldäischen Magern bekannt und erlernte auch ihre Mathematik, Astronomie und Medicin. Pythagoras soll zu Babylon die drei letzten Jahre der Regierung des Kambyses, die kurze Zwischenherrschaft des falschen Smerdes und die neun ersten Jahre nach der Thronbesteigung des Darius verbracht haben, bis Gillos, ein verbannter Tarentiner ihm im Jahr 515 v. Chr. im 56. Jahre seines Alters die Freilassung von Darius verschaffte. Wie innig Pythagoras mit den ägptischen Priestern verbunden, ja dass er förmlich zu einem der Ihrigen geworden war, beweist am besten der Umstand, dass er mit vielen andern ägyptischen Priestern durch Kambyses nach der alten Politik der assyrischen und bäbylonischen Herrscher aus Aegypten nach Babylon versetzt wurde, welches seit seiner Eroberung durch die Perser zu deren Winterresidenz gemacht worden war oder neben Susa und Ekbatana eine der drei Hauptstädte des persischen Reiches bildete. Die Beschneidung, welcher sich Pythagoras bei den ägyptischen Priestern unterwerfen musste, war bei ihnen uralt und soll nach Herodot von ihnen zu den Hebräern, Syrern, Phönikern und Kolchern gekommen sein, so weit die letz-

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pythagoreische) setzt sogar die Stiftung des pythagoreischen Bundes um das Jahr 600 v. Chr. an. Pythagoras, dessen Bund auch Gädike, Freimaurerlexikon, S. 399, Gütergemeinschaft zuschreibt, wie Halem, Kreil und Andere die politischen Absichten und Einflüsse, war der Sohn eines sehr wohlhabenden Kaufmanns von Samos und auf einer Reise desselben zu Tyrus geboren; er genoss, gleich Göthe, eine sehr sorgfältige Erziehung, namentlich auch in der Musik. Mit dem 18. Jahre verliess er Samos, wohl weniger wegen der Tyrannei des Polykrates, wie z. B. Peter, Zeittafeln S. 36, behauptet, als um sich wissenschaftlich auszubilden. Nachdem er Jonien und Phönicien durchreist hatte, begab er sich nach Aegypten, woselbst er nach Röth im Jahr 547 v. Chr. ankam und 22 Jahre im Unterrichte der ägyptischen Priester zubrachte. Bei der Einnahme Aegyptens im Jahr 525 v. Chr. durch Kambyses soll Pythagoras mit andern ägyptischen Gefangenen nach Babylon geführt worden sein und dort zwölf Jahre in Gefangenschaft gelebt haben. In Babylon wurde Pythagoras mit den chaldäischen Magern bekannt und erlernte auch ihre Mathematik, Astronomie und Medicin. Pythagoras soll zu Babylon die drei letzten Jahre der Regierung des Kambyses, die kurze Zwischenherrschaft des falschen Smerdes und die neun ersten Jahre nach der Thronbesteigung des Darius verbracht haben, bis Gillos, ein verbannter Tarentiner ihm im Jahr 515 v. Chr. im 56. Jahre seines Alters die Freilassung von Darius verschaffte. Wie innig Pythagoras mit den ägptischen Priestern verbunden, ja dass er förmlich zu einem der Ihrigen geworden war, beweist am besten der Umstand, dass er mit vielen andern ägyptischen Priestern durch Kambyses nach der alten Politik der assyrischen und bäbylonischen Herrscher aus Aegypten nach Babylon versetzt wurde, welches seit seiner Eroberung durch die Perser zu deren Winterresidenz gemacht worden war oder neben Susa und Ekbatana eine der drei Hauptstädte des persischen Reiches bildete. Die Beschneidung, welcher sich Pythagoras bei den ägyptischen Priestern unterwerfen musste, war bei ihnen uralt und soll nach Herodot von ihnen zu den Hebräern, Syrern, Phönikern und Kolchern gekommen sein, so weit die letz-
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[570/0590] pythagoreische) setzt sogar die Stiftung des pythagoreischen Bundes um das Jahr 600 v. Chr. an. Pythagoras, dessen Bund auch Gädike, Freimaurerlexikon, S. 399, Gütergemeinschaft zuschreibt, wie Halem, Kreil und Andere die politischen Absichten und Einflüsse, war der Sohn eines sehr wohlhabenden Kaufmanns von Samos und auf einer Reise desselben zu Tyrus geboren; er genoss, gleich Göthe, eine sehr sorgfältige Erziehung, namentlich auch in der Musik. Mit dem 18. Jahre verliess er Samos, wohl weniger wegen der Tyrannei des Polykrates, wie z. B. Peter, Zeittafeln S. 36, behauptet, als um sich wissenschaftlich auszubilden. Nachdem er Jonien und Phönicien durchreist hatte, begab er sich nach Aegypten, woselbst er nach Röth im Jahr 547 v. Chr. ankam und 22 Jahre im Unterrichte der ägyptischen Priester zubrachte. Bei der Einnahme Aegyptens im Jahr 525 v. Chr. durch Kambyses soll Pythagoras mit andern ägyptischen Gefangenen nach Babylon geführt worden sein und dort zwölf Jahre in Gefangenschaft gelebt haben. In Babylon wurde Pythagoras mit den chaldäischen Magern bekannt und erlernte auch ihre Mathematik, Astronomie und Medicin. Pythagoras soll zu Babylon die drei letzten Jahre der Regierung des Kambyses, die kurze Zwischenherrschaft des falschen Smerdes und die neun ersten Jahre nach der Thronbesteigung des Darius verbracht haben, bis Gillos, ein verbannter Tarentiner ihm im Jahr 515 v. Chr. im 56. Jahre seines Alters die Freilassung von Darius verschaffte. Wie innig Pythagoras mit den ägptischen Priestern verbunden, ja dass er förmlich zu einem der Ihrigen geworden war, beweist am besten der Umstand, dass er mit vielen andern ägyptischen Priestern durch Kambyses nach der alten Politik der assyrischen und bäbylonischen Herrscher aus Aegypten nach Babylon versetzt wurde, welches seit seiner Eroberung durch die Perser zu deren Winterresidenz gemacht worden war oder neben Susa und Ekbatana eine der drei Hauptstädte des persischen Reiches bildete. Die Beschneidung, welcher sich Pythagoras bei den ägyptischen Priestern unterwerfen musste, war bei ihnen uralt und soll nach Herodot von ihnen zu den Hebräern, Syrern, Phönikern und Kolchern gekommen sein, so weit die letz-

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/590>, abgerufen am 22.11.2024.