(wir würden sagen Palmzweige) in den Händen trug: - "Viel der Narthenträger und wenig geweihte Bakchen," wie es in dem orphischen Verse heisst, versammelten sich nun die Eingeweihten, und unter dem Jubelrufen: "Hyes Attes, Attes Hyes" "Es lebt der Vermisste (Dionysos nämlich), der Vermisste lebt," begaben sie sich in Festzügen zu den Tempeln, um Dankopfer darzubringen; wie ein solches ja auch von den "Heiligen" in Delphi an demselben Tag verrichtet wurde, wo die Thyiaden das Auferweckungsfest des Liknites, des Dionysoskindes begingen.
Mag auch gegen die Richtigkeit dieser Darstellung des leider der Wissenschaft durch frühzeitigen Tod entrissenen Röth in einzelnen Theilen gerechter Zweifel erhoben werden, im Ganzen und Wesentlichen darf dieselbe dennoch auf historische Wahrheit Anspruch machen.1) Die höchste Beachtung unter den Gebräuchen der orphischen Weihe verdient das Brechen des Brodes und das Trinken des Weines, welches uns als ein ähnlicher religiöser Gebrauch schon mehrmals, namentlich in den Mithramysterien und bei den heutigen Parsenpriestern begegnet ist. Das christliche Abendmahl in einer oder in zwei Gestalten gehört wohl in seinem letzten Ursprunge den alten Todtenculten, besonders dem Kulte des Osiris-Dionysos an und wäre nur das Symbol der einstigen Befriedigung unserer verlangenden Seele, der nach der himmlischen Speise gleichsam hungernden und dürstenden Seele durch das ewige Licht, durch das Reich Gottes nach überstandenem Tode und letztem Gerichte; es wäre die Speisung der Seele mit den Früchten von dem Baume des ewigen Lebens, wie dieselbe auf ägyptischen Mumienbildern, zumal auf dem Deckel eines Mumienkastens zu Wien erscheint. Höchst merkwürdig ist, dass auch die alten Peruaner an dem Feste, welches sie im Monat Juni dem Pachacamac, dem Vater des Feuers und des Lichtes und dem Schöpfer aller Dinge, als dessen Hauptfest feierten, ein heiliges Brod, das einzige, welches in Peru gegessen wurde, assen und das hier wohl, wie die Schaubrote in dem salomoni-
1) Vergl. auch noch Lenning's Encyklopädie unter Pythagoras; Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 35 ff.
(wir würden sagen Palmzweige) in den Händen trug: - „Viel der Narthenträger und wenig geweihte Bakchen,“ wie es in dem orphischen Verse heisst, versammelten sich nun die Eingeweihten, und unter dem Jubelrufen: „Hyes Attes, Attes Hyes“ „Es lebt der Vermisste (Dionysos nämlich), der Vermisste lebt,“ begaben sie sich in Festzügen zu den Tempeln, um Dankopfer darzubringen; wie ein solches ja auch von den „Heiligen“ in Delphi an demselben Tag verrichtet wurde, wo die Thyiaden das Auferweckungsfest des Liknites, des Dionysoskindes begingen.
Mag auch gegen die Richtigkeit dieser Darstellung des leider der Wissenschaft durch frühzeitigen Tod entrissenen Röth in einzelnen Theilen gerechter Zweifel erhoben werden, im Ganzen und Wesentlichen darf dieselbe dennoch auf historische Wahrheit Anspruch machen.1) Die höchste Beachtung unter den Gebräuchen der orphischen Weihe verdient das Brechen des Brodes und das Trinken des Weines, welches uns als ein ähnlicher religiöser Gebrauch schon mehrmals, namentlich in den Mithramysterien und bei den heutigen Parsenpriestern begegnet ist. Das christliche Abendmahl in einer oder in zwei Gestalten gehört wohl in seinem letzten Ursprunge den alten Todtenculten, besonders dem Kulte des Osiris-Dionysos an und wäre nur das Symbol der einstigen Befriedigung unserer verlangenden Seele, der nach der himmlischen Speise gleichsam hungernden und dürstenden Seele durch das ewige Licht, durch das Reich Gottes nach überstandenem Tode und letztem Gerichte; es wäre die Speisung der Seele mit den Früchten von dem Baume des ewigen Lebens, wie dieselbe auf ägyptischen Mumienbildern, zumal auf dem Deckel eines Mumienkastens zu Wien erscheint. Höchst merkwürdig ist, dass auch die alten Peruaner an dem Feste, welches sie im Monat Juni dem Pachacamac, dem Vater des Feuers und des Lichtes und dem Schöpfer aller Dinge, als dessen Hauptfest feierten, ein heiliges Brod, das einzige, welches in Peru gegessen wurde, assen und das hier wohl, wie die Schaubrote in dem salomoni-
1) Vergl. auch noch Lenning’s Encyklopädie unter Pythagoras; Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 35 ff.
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(wir würden sagen Palmzweige) in den Händen trug: - „Viel der Narthenträger und wenig geweihte Bakchen,“ wie es in dem orphischen Verse heisst, versammelten sich nun die Eingeweihten, und unter dem Jubelrufen: „Hyes Attes, Attes Hyes“„Es lebt der Vermisste (Dionysos nämlich), der Vermisste lebt,“ begaben sie sich in Festzügen zu den Tempeln, um Dankopfer darzubringen; wie ein solches ja auch von den „Heiligen“ in Delphi an demselben Tag verrichtet wurde, wo die Thyiaden das Auferweckungsfest des Liknites, des Dionysoskindes begingen.</p><p>
Mag auch gegen die Richtigkeit dieser Darstellung des leider der Wissenschaft durch frühzeitigen Tod entrissenen Röth in einzelnen Theilen gerechter Zweifel erhoben werden, im Ganzen und Wesentlichen darf dieselbe dennoch auf historische Wahrheit Anspruch machen.<noteplace="foot"n="1)">Vergl. auch noch Lenning’s Encyklopädie unter Pythagoras; Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 35 ff.<lb/></note> Die höchste Beachtung unter den Gebräuchen der orphischen Weihe verdient das Brechen des Brodes und das Trinken des Weines, welches uns als ein ähnlicher religiöser Gebrauch schon mehrmals, namentlich in den Mithramysterien und bei den heutigen Parsenpriestern begegnet ist. Das christliche Abendmahl in einer oder in zwei Gestalten gehört wohl in seinem letzten Ursprunge den alten Todtenculten, besonders dem Kulte des Osiris-Dionysos an und wäre nur das Symbol der einstigen Befriedigung unserer verlangenden Seele, der nach der himmlischen Speise gleichsam hungernden und dürstenden Seele durch das ewige Licht, durch das Reich Gottes nach überstandenem Tode und letztem Gerichte; es wäre die Speisung der Seele mit den Früchten von dem Baume des ewigen Lebens, wie dieselbe auf ägyptischen Mumienbildern, zumal auf dem Deckel eines Mumienkastens zu Wien erscheint. Höchst merkwürdig ist, dass auch die alten Peruaner an dem Feste, welches sie im Monat Juni dem Pachacamac, dem Vater des Feuers und des Lichtes und dem Schöpfer aller Dinge, als dessen Hauptfest feierten, ein heiliges Brod, das einzige, welches in Peru gegessen wurde, assen und das hier wohl, wie die Schaubrote in dem salomoni-
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(wir würden sagen Palmzweige) in den Händen trug: - „Viel der Narthenträger und wenig geweihte Bakchen,“ wie es in dem orphischen Verse heisst, versammelten sich nun die Eingeweihten, und unter dem Jubelrufen: „Hyes Attes, Attes Hyes“ „Es lebt der Vermisste (Dionysos nämlich), der Vermisste lebt,“ begaben sie sich in Festzügen zu den Tempeln, um Dankopfer darzubringen; wie ein solches ja auch von den „Heiligen“ in Delphi an demselben Tag verrichtet wurde, wo die Thyiaden das Auferweckungsfest des Liknites, des Dionysoskindes begingen.
Mag auch gegen die Richtigkeit dieser Darstellung des leider der Wissenschaft durch frühzeitigen Tod entrissenen Röth in einzelnen Theilen gerechter Zweifel erhoben werden, im Ganzen und Wesentlichen darf dieselbe dennoch auf historische Wahrheit Anspruch machen. 1) Die höchste Beachtung unter den Gebräuchen der orphischen Weihe verdient das Brechen des Brodes und das Trinken des Weines, welches uns als ein ähnlicher religiöser Gebrauch schon mehrmals, namentlich in den Mithramysterien und bei den heutigen Parsenpriestern begegnet ist. Das christliche Abendmahl in einer oder in zwei Gestalten gehört wohl in seinem letzten Ursprunge den alten Todtenculten, besonders dem Kulte des Osiris-Dionysos an und wäre nur das Symbol der einstigen Befriedigung unserer verlangenden Seele, der nach der himmlischen Speise gleichsam hungernden und dürstenden Seele durch das ewige Licht, durch das Reich Gottes nach überstandenem Tode und letztem Gerichte; es wäre die Speisung der Seele mit den Früchten von dem Baume des ewigen Lebens, wie dieselbe auf ägyptischen Mumienbildern, zumal auf dem Deckel eines Mumienkastens zu Wien erscheint. Höchst merkwürdig ist, dass auch die alten Peruaner an dem Feste, welches sie im Monat Juni dem Pachacamac, dem Vater des Feuers und des Lichtes und dem Schöpfer aller Dinge, als dessen Hauptfest feierten, ein heiliges Brod, das einzige, welches in Peru gegessen wurde, assen und das hier wohl, wie die Schaubrote in dem salomoni-
1) Vergl. auch noch Lenning’s Encyklopädie unter Pythagoras; Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 35 ff.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/614>, abgerufen am 26.06.2024.
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