Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.schen Tempel, die Bedeutung hatte, dass Gott der Spender und Verleiher alles Brodes und Lebens sei. Für die Ynkas oder für den König und die übrigen Mitglieder des königlichen Geschlechtes wurde das heilige Brod durch die Sonnenjungfrauen, die peruanischen Vestalinen zubereitet.1) Das in den Mysterien gegessene Brod und der getrunkene Wein sind, noch tiefer aufgefasst, das Symbol der Erlösung von dem Büssungszustande, von der Seelenwanderung durch den milden Spruch des Todtenrichters und der damit verbundenen Wiederaufnahme in das Reich der Seligen, in die alte Heimath. In diesem erlösenden Sinne wird auch in der christlichen Kirche das Brod gegessen und der Wein getrunken. Die Erlösungs- und Unsterblichkeitslehre, die Lehre von einer Vergeltung nach dem Tode ist durchaus ägyptisch und Osiris ist der erste Erlöser und Heiland. Alle erlösenden und unterweltlichen richtenden Gottheiten der Griechen sind nur Nach- und Umbildungen des Osiris; vorzüglich aber gilt dieses von Dionysos und aus ihm ist wohl auch unter der Hand der alexandrinischen Judenchristen oder jüdisch-christlichen Gelehrten die Mythe von dem Tode, der Wiederauferstehung und der Himmelfahrt Jesu hervorgegangen, da bekanntlich die älteren Schriften des alten Testamentes, besonders die mosaischen, die Lehre der Unsterblichkeit und von der Vergeltung nach demTode noch nicht kennen.2) Nicht genug kann der Einfluss beachtet werden, den die alexandrinischen Gelehrten schon vor Christus auf das Judenthum und die jüdischen Secten der Pharisäer, Saducäer und Essäer und unmittelbar nach Christus auf das Christenthum und besonders auf die Ausbildung der christlichen Mythengeschichte aus griechisch-ägyptischen Quellen und nach deren Vorbildern ausgeübt haben. Nach dem Berichte des Justin sagten die Griechen 1) Apostelgeschichte des Geistes, II. S. 29. 2) Stäudlin, Geschichte der Sittenlehre Jesu, I. S. 153 ff., S. 273, 277, 280, 402; Gladisch, das Mysterium, S. 19 Anm. unten. Gladisch vergleicht diese trostlose Ansicht der alten heiligen Urkunden der Israeliten vom Jenseits mit der Philosophie des Anaxagoras. Ferner ist noch nachzusehen Polak, Geschichte der Urreligion, S. 187 ff.; Böttiger, Kunstmythol., II. S. 476 ff.
schen Tempel, die Bedeutung hatte, dass Gott der Spender und Verleiher alles Brodes und Lebens sei. Für die Ynkas oder für den König und die übrigen Mitglieder des königlichen Geschlechtes wurde das heilige Brod durch die Sonnenjungfrauen, die peruanischen Vestalinen zubereitet.1) Das in den Mysterien gegessene Brod und der getrunkene Wein sind, noch tiefer aufgefasst, das Symbol der Erlösung von dem Büssungszustande, von der Seelenwanderung durch den milden Spruch des Todtenrichters und der damit verbundenen Wiederaufnahme in das Reich der Seligen, in die alte Heimath. In diesem erlösenden Sinne wird auch in der christlichen Kirche das Brod gegessen und der Wein getrunken. Die Erlösungs- und Unsterblichkeitslehre, die Lehre von einer Vergeltung nach dem Tode ist durchaus ägyptisch und Osiris ist der erste Erlöser und Heiland. Alle erlösenden und unterweltlichen richtenden Gottheiten der Griechen sind nur Nach- und Umbildungen des Osiris; vorzüglich aber gilt dieses von Dionysos und aus ihm ist wohl auch unter der Hand der alexandrinischen Judenchristen oder jüdisch-christlichen Gelehrten die Mythe von dem Tode, der Wiederauferstehung und der Himmelfahrt Jesu hervorgegangen, da bekanntlich die älteren Schriften des alten Testamentes, besonders die mosaischen, die Lehre der Unsterblichkeit und von der Vergeltung nach demTode noch nicht kennen.2) Nicht genug kann der Einfluss beachtet werden, den die alexandrinischen Gelehrten schon vor Christus auf das Judenthum und die jüdischen Secten der Pharisäer, Saducäer und Essäer und unmittelbar nach Christus auf das Christenthum und besonders auf die Ausbildung der christlichen Mythengeschichte aus griechisch-ägyptischen Quellen und nach deren Vorbildern ausgeübt haben. Nach dem Berichte des Justin sagten die Griechen 1) Apostelgeschichte des Geistes, II. S. 29. 2) Stäudlin, Geschichte der Sittenlehre Jesu, I. S. 153 ff., S. 273, 277, 280, 402; Gladisch, das Mysterium, S. 19 Anm. unten. Gladisch vergleicht diese trostlose Ansicht der alten heiligen Urkunden der Israeliten vom Jenseits mit der Philosophie des Anaxagoras. Ferner ist noch nachzusehen Polak, Geschichte der Urreligion, S. 187 ff.; Böttiger, Kunstmythol., II. S. 476 ff.
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schen Tempel, die Bedeutung hatte, dass Gott der Spender und Verleiher alles Brodes und Lebens sei. Für die Ynkas oder für den König und die übrigen Mitglieder des königlichen Geschlechtes wurde das heilige Brod durch die Sonnenjungfrauen, die peruanischen Vestalinen zubereitet. 1) Das in den Mysterien gegessene Brod und der getrunkene Wein sind, noch tiefer aufgefasst, das Symbol der Erlösung von dem Büssungszustande, von der Seelenwanderung durch den milden Spruch des Todtenrichters und der damit verbundenen Wiederaufnahme in das Reich der Seligen, in die alte Heimath. In diesem erlösenden Sinne wird auch in der christlichen Kirche das Brod gegessen und der Wein getrunken. Die Erlösungs- und Unsterblichkeitslehre, die Lehre von einer Vergeltung nach dem Tode ist durchaus ägyptisch und Osiris ist der erste Erlöser und Heiland. Alle erlösenden und unterweltlichen richtenden Gottheiten der Griechen sind nur Nach- und Umbildungen des Osiris; vorzüglich aber gilt dieses von Dionysos und aus ihm ist wohl auch unter der Hand der alexandrinischen Judenchristen oder jüdisch-christlichen Gelehrten die Mythe von dem Tode, der Wiederauferstehung und der Himmelfahrt Jesu hervorgegangen, da bekanntlich die älteren Schriften des alten Testamentes, besonders die mosaischen, die Lehre der Unsterblichkeit und von der Vergeltung nach demTode noch nicht kennen. 2) Nicht genug kann der Einfluss beachtet werden, den die alexandrinischen Gelehrten schon vor Christus auf das Judenthum und die jüdischen Secten der Pharisäer, Saducäer und Essäer und unmittelbar nach Christus auf das Christenthum und besonders auf die Ausbildung der christlichen Mythengeschichte aus griechisch-ägyptischen Quellen und nach deren Vorbildern ausgeübt haben. Nach dem Berichte des Justin sagten die Griechen
1) Apostelgeschichte des Geistes, II. S. 29.
2) Stäudlin, Geschichte der Sittenlehre Jesu, I. S. 153 ff., S. 273, 277, 280, 402; Gladisch, das Mysterium, S. 19 Anm. unten. Gladisch vergleicht diese trostlose Ansicht der alten heiligen Urkunden der Israeliten vom Jenseits mit der Philosophie des Anaxagoras. Ferner ist noch nachzusehen Polak, Geschichte der Urreligion, S. 187 ff.; Böttiger, Kunstmythol., II. S. 476 ff.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/615>, abgerufen am 17.06.2024. |