Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.den Rücken hinabwallen. Tief bedeutungsvoll ist dabei auch die Schicksalserle, welche zur Wiege eines Kindes umgehauen werden muss, damit die Jungfrau erlöset werde. Der Spiegel kommt auch vor in der Sage vom Sennenzwerge zu Muri,1) indem der Sennendienste verrichtende Zwerg nicht mehr Senn sein will, nachdem er in einem ihm hingelegten neuen Sennenkleide sich in einem dazu gestellten Spiegelein betrachtet hat. Der Stolz und die Eitelkeit entfremdet ihn der gewohnten Arbeit, ist der Sinn dieses Zuges der Sage. - In dem alten Petinesea arn Bieler See im Kanton Bern fand man auch einen 4'' 6''' langen eisernen Schlüssel mit sechskantigem bronzenen Griffe, der sich in einen Löwenkopf beiden salomonischen Säulen mahnen, sowie an die beiden Dioskuren vor den Thüren oder auch bei der Mündung des Hafens in Griechenland (Welker, griech. Götterl., II. S. 430). Das ganze Bild in der letztern Rücksicht betrachtet Müller, S. 600, als das Symbol der Trimurti in elementarischer Offenbarung. Endlich trägt auch Wischnu auf Trimurtibildern in einer seiner vier Händen einen Spiegel, z. B. bei Müller, Taf. IV. Fig. 41. Die Spiegel, welche z. B. auch in den griechischen Felsgräbern gefunden werden, sind von Bronce oder waren blankpolirte Metallspiegel (vergl. z. B. Guhl und Kohner, a. a. O., S. 91 oben und S. 199). Ebenso erscheint der Spiegel auf der Darstellung einer Amphora (Guhl und Koner, S. 155). Dionysos hatte sein Bild in einem Spiegel gesehen, es verfolgt und sich so in dem Weltall zerstreut; des Schöpfers Bild ist somit in unendlicher Strahlenbrechung in der Schöpfung abgespiegelt. Dieses ist der Weltspiegel (Rinck, Religion der Hellenen, Zürich 1855, II. S. 373, vergl. mit I. S. 237) und die Welt wurde wie ein Bild des sich spiegelnden Gottes aufgefasst, wie auch die einzelne Seele sich in ihrem Körper als in ihrer Welt spiegelte. Die schöne Mythe von Eros und Psyche scheint nur eine andere Gestalt der in der Sinnenwelt sich spiegelnden Seele zu sein (vergl. Rinck, I. S. 245). - Auch die Badaga's (Nordleute) auf dem Hochlande der Nilagiris oder blauen Berge, im südwestlichen Vorderindien, welche Verehrer giwa's sind, verehren unter Anderm einen Spiegel heilig, - wie Graul, Reise in Ostindien, I. S. 290, meint, sogar als Götzen oder Fetisch. Nach Müller, Mithras (Wiesbaden 1833), S. 35, sollen auf dem reinindishen Thierkreise die Dekane des Monats September durch den von dem Affenkönig Hanuman gehaltenen grossen Weltspiegel, die der See entsteigende Lotus und durch die nächtliche Spinnerin des Schicksalfadens (Ilithyia, Proserpina, Maja) bezeichnet werden. 1) Rochholz, Nro. 201.
den Rücken hinabwallen. Tief bedeutungsvoll ist dabei auch die Schicksalserle, welche zur Wiege eines Kindes umgehauen werden muss, damit die Jungfrau erlöset werde. Der Spiegel kommt auch vor in der Sage vom Sennenzwerge zu Muri,1) indem der Sennendienste verrichtende Zwerg nicht mehr Senn sein will, nachdem er in einem ihm hingelegten neuen Sennenkleide sich in einem dazu gestellten Spiegelein betrachtet hat. Der Stolz und die Eitelkeit entfremdet ihn der gewohnten Arbeit, ist der Sinn dieses Zuges der Sage. - In dem alten Petinesea arn Bieler See im Kanton Bern fand man auch einen 4’’ 6’’’ langen eisernen Schlüssel mit sechskantigem bronzenen Griffe, der sich in einen Löwenkopf beiden salomonischen Säulen mahnen, sowie an die beiden Dioskuren vor den Thüren oder auch bei der Mündung des Hafens in Griechenland (Welker, griech. Götterl., II. S. 430). Das ganze Bild in der letztern Rücksicht betrachtet Müller, S. 600, als das Symbol der Trimurti in elementarischer Offenbarung. Endlich trägt auch Wischnu auf Trimurtibildern in einer seiner vier Händen einen Spiegel, z. B. bei Müller, Taf. IV. Fig. 41. Die Spiegel, welche z. B. auch in den griechischen Felsgräbern gefunden werden, sind von Bronce oder waren blankpolirte Metallspiegel (vergl. z. B. Guhl und Kohner, a. a. O., S. 91 oben und S. 199). Ebenso erscheint der Spiegel auf der Darstellung einer Amphora (Guhl und Koner, S. 155). Dionysos hatte sein Bild in einem Spiegel gesehen, es verfolgt und sich so in dem Weltall zerstreut; des Schöpfers Bild ist somit in unendlicher Strahlenbrechung in der Schöpfung abgespiegelt. Dieses ist der Weltspiegel (Rinck, Religion der Hellenen, Zürich 1855, II. S. 373, vergl. mit I. S. 237) und die Welt wurde wie ein Bild des sich spiegelnden Gottes aufgefasst, wie auch die einzelne Seele sich in ihrem Körper als in ihrer Welt spiegelte. Die schöne Mythe von Eros und Psyche scheint nur eine andere Gestalt der in der Sinnenwelt sich spiegelnden Seele zu sein (vergl. Rinck, I. S. 245). - Auch die Badaga’s (Nordleute) auf dem Hochlande der Nilagiris oder blauen Berge, im südwestlichen Vorderindien, welche Verehrer giwa’s sind, verehren unter Anderm einen Spiegel heilig, - wie Graul, Reise in Ostindien, I. S. 290, meint, sogar als Götzen oder Fetisch. Nach Müller, Mithras (Wiesbaden 1833), S. 35, sollen auf dem reinindishen Thierkreise die Dekane des Monats September durch den von dem Affenkönig Hanuman gehaltenen grossen Weltspiegel, die der See entsteigende Lotus und durch die nächtliche Spinnerin des Schicksalfadens (Ilithyia, Proserpina, Maja) bezeichnet werden. 1) Rochholz, Nro. 201.
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den Rücken hinabwallen. Tief bedeutungsvoll ist dabei auch die Schicksalserle, welche zur Wiege eines Kindes umgehauen werden muss, damit die Jungfrau erlöset werde. Der Spiegel kommt auch vor in der Sage vom Sennenzwerge zu Muri, 1) indem der Sennendienste verrichtende Zwerg nicht mehr Senn sein will, nachdem er in einem ihm hingelegten neuen Sennenkleide sich in einem dazu gestellten Spiegelein betrachtet hat. Der Stolz und die Eitelkeit entfremdet ihn der gewohnten Arbeit, ist der Sinn dieses Zuges der Sage. - In dem alten Petinesea arn Bieler See im Kanton Bern fand man auch einen 4’’ 6’’’ langen eisernen Schlüssel mit sechskantigem bronzenen Griffe, der sich in einen Löwenkopf beiden salomonischen Säulen mahnen, sowie an die beiden Dioskuren vor den Thüren oder auch bei der Mündung des Hafens in Griechenland (Welker, griech. Götterl., II. S. 430). Das ganze Bild in der letztern Rücksicht betrachtet Müller, S. 600, als das Symbol der Trimurti in elementarischer Offenbarung. Endlich trägt auch Wischnu auf Trimurtibildern in einer seiner vier Händen einen Spiegel, z. B. bei Müller, Taf. IV. Fig. 41. Die Spiegel, welche z. B. auch in den griechischen Felsgräbern gefunden werden, sind von Bronce oder waren blankpolirte Metallspiegel (vergl. z. B. Guhl und Kohner, a. a. O., S. 91 oben und S. 199). Ebenso erscheint der Spiegel auf der Darstellung einer Amphora (Guhl und Koner, S. 155). Dionysos hatte sein Bild in einem Spiegel gesehen, es verfolgt und sich so in dem Weltall zerstreut; des Schöpfers Bild ist somit in unendlicher Strahlenbrechung in der Schöpfung abgespiegelt. Dieses ist der Weltspiegel (Rinck, Religion der Hellenen, Zürich 1855, II. S. 373, vergl. mit I. S. 237) und die Welt wurde wie ein Bild des sich spiegelnden Gottes aufgefasst, wie auch die einzelne Seele sich in ihrem Körper als in ihrer Welt spiegelte. Die schöne Mythe von Eros und Psyche scheint nur eine andere Gestalt der in der Sinnenwelt sich spiegelnden Seele zu sein (vergl. Rinck, I. S. 245). - Auch die Badaga’s (Nordleute) auf dem Hochlande der Nilagiris oder blauen Berge, im südwestlichen Vorderindien, welche Verehrer giwa’s sind, verehren unter Anderm einen Spiegel heilig, - wie Graul, Reise in Ostindien, I. S. 290, meint, sogar als Götzen oder Fetisch. Nach Müller, Mithras (Wiesbaden 1833), S. 35, sollen auf dem reinindishen Thierkreise die Dekane des Monats September durch den von dem Affenkönig Hanuman gehaltenen grossen Weltspiegel, die der See entsteigende Lotus und durch die nächtliche Spinnerin des Schicksalfadens (Ilithyia, Proserpina, Maja) bezeichnet werden.
1) Rochholz, Nro. 201.
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