Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

häufig Löwen den Brunnenstock krönen oder als Träger des Brunnens und Brunnenbeckens angebracht sind, - aus Löwenrachen das Wasser strömt,1) - Löwenköpfe als Schmuck beigefügt sind u. s. w. Indessen ist auch hier der Löwe nur der starke Spender und Wächter des himmlischen und irdischen Wassers, der Oeffner und Beschliesser der Wasserquellen, wie ganz in dem gleichen Sinne der Löwe auch auf Thoren und Thüren der Städte, Burgen, Schlösser und Pitvatwohnungen, Gärten u. s. w. vorkommt. Dass selbst den Aegyptern der Löwe wesentlich nur das Symbol des Muthes und der Stärke, des starken Muthes und der muthigen Stärke, der Menschheit gewesen sei, beweiset die ägyptische Bilderschrift oder Hieroglyphik, womit zugleich die Bilderschriften der übrigen Völker zusammentreffen,2) indem nach Horapollo oder Horus Apollo die ältesten Aegypter durch das Bild eines Löwen den Zorn und den Muth, die Stärke durch eine Löwenbrust und die Wachsamkeit durch einen Löwenkopf ausgedrückt haben sollen.3) Das Gegentheil dieser Löwen- und Tapferkeitssymbolik war bei den Aegyptern schon der Hase, da er die besiegten Feinde, die feige Flucht u. s. w. bezeichnete.4) Die ganze Thiersymbolik gehört in ihrem letzten Ursprunge den Hirtenvölkern mit dem beginnenden Landbaue an und je natürlicher und einfacher, je volksgemässer alle Thiersymbole verstanden und ausgelegt worden, um so näher wird man der geschichtlichen Wahrheit stehen. Philosophische Sätze und Speculationen sind in dieser Thiersymbolik und auch noch in der natürlich späteren Thierfabel ausgeschlossen. Wie in der Abhandlung von dem Symbole des Schwertes versucht wurde, die Götter in drei Klassen einzureihen, könnte dieses auch hinsichtlich der göttlichen Symbole geschehen, indem die Thiersymbole den friedlichen Hirten und Acker-

1) Vergl. auch Furtwängler, a. a. O., Taf. V.
2) Vergl. Meiners, Geschichte der hieroglyphischen Schrift, in Meiners und Spittler, göttingisches historisches Magazin, Bd III. S. 456 ff.
3) Meiners und Spittler, a, a. O., S. 476.
4) Uhlemann, Agypt. Alterthumskunde, I. S. 35 oben.

häufig Löwen den Brunnenstock krönen oder als Träger des Brunnens und Brunnenbeckens angebracht sind, - aus Löwenrachen das Wasser strömt,1) - Löwenköpfe als Schmuck beigefügt sind u. s. w. Indessen ist auch hier der Löwe nur der starke Spender und Wächter des himmlischen und irdischen Wassers, der Oeffner und Beschliesser der Wasserquellen, wie ganz in dem gleichen Sinne der Löwe auch auf Thoren und Thüren der Städte, Burgen, Schlösser und Pitvatwohnungen, Gärten u. s. w. vorkommt. Dass selbst den Aegyptern der Löwe wesentlich nur das Symbol des Muthes und der Stärke, des starken Muthes und der muthigen Stärke, der Menschheit gewesen sei, beweiset die ägyptische Bilderschrift oder Hieroglyphik, womit zugleich die Bilderschriften der übrigen Völker zusammentreffen,2) indem nach Horapollo oder Horus Apollo die ältesten Aegypter durch das Bild eines Löwen den Zorn und den Muth, die Stärke durch eine Löwenbrust und die Wachsamkeit durch einen Löwenkopf ausgedrückt haben sollen.3) Das Gegentheil dieser Löwen- und Tapferkeitssymbolik war bei den Aegyptern schon der Hase, da er die besiegten Feinde, die feige Flucht u. s. w. bezeichnete.4) Die ganze Thiersymbolik gehört in ihrem letzten Ursprunge den Hirtenvölkern mit dem beginnenden Landbaue an und je natürlicher und einfacher, je volksgemässer alle Thiersymbole verstanden und ausgelegt worden, um so näher wird man der geschichtlichen Wahrheit stehen. Philosophische Sätze und Speculationen sind in dieser Thiersymbolik und auch noch in der natürlich späteren Thierfabel ausgeschlossen. Wie in der Abhandlung von dem Symbole des Schwertes versucht wurde, die Götter in drei Klassen einzureihen, könnte dieses auch hinsichtlich der göttlichen Symbole geschehen, indem die Thiersymbole den friedlichen Hirten und Acker-

1) Vergl. auch Furtwängler, a. a. O., Taf. V.
2) Vergl. Meiners, Geschichte der hieroglyphischen Schrift, in Meiners und Spittler, göttingisches historisches Magazin, Bd III. S. 456 ff.
3) Meiners und Spittler, a, a. O., S. 476.
4) Uhlemann, Agypt. Alterthumskunde, I. S. 35 oben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0659" n="639"/>
häufig Löwen den Brunnenstock krönen oder als Träger des Brunnens und Brunnenbeckens angebracht sind, - aus Löwenrachen das Wasser strömt,<note place="foot" n="1)">Vergl. auch Furtwängler, a. a. O., Taf. V.<lb/></note> - Löwenköpfe als Schmuck beigefügt sind u. s. w. Indessen ist auch hier der Löwe nur der starke Spender und Wächter des himmlischen und irdischen Wassers, der Oeffner und Beschliesser der Wasserquellen, wie ganz in dem gleichen Sinne der Löwe auch auf Thoren und Thüren der Städte, Burgen, Schlösser und Pitvatwohnungen, Gärten u. s. w. vorkommt. Dass selbst den Aegyptern der Löwe wesentlich nur das Symbol des Muthes und der Stärke, des starken Muthes und der muthigen Stärke, der Menschheit gewesen sei, beweiset die ägyptische Bilderschrift oder Hieroglyphik, womit zugleich die Bilderschriften der übrigen Völker zusammentreffen,<note place="foot" n="2)">Vergl. Meiners, Geschichte der hieroglyphischen Schrift, in Meiners und Spittler, göttingisches historisches Magazin, Bd III. S. 456 ff.<lb/></note> indem nach Horapollo oder Horus Apollo die ältesten Aegypter durch das Bild eines Löwen den Zorn und den Muth, die Stärke durch eine Löwenbrust und die Wachsamkeit durch einen Löwenkopf ausgedrückt haben sollen.<note place="foot" n="3)">Meiners und Spittler, a, a. O., S. 476.<lb/></note> Das Gegentheil dieser Löwen- und Tapferkeitssymbolik war bei den Aegyptern schon der Hase, da er die besiegten Feinde, die feige Flucht u. s. w. bezeichnete.<note place="foot" n="4)">Uhlemann, Agypt. Alterthumskunde, I. S. 35 oben.<lb/></note> Die ganze Thiersymbolik gehört in ihrem letzten Ursprunge den <hi rendition="#g">Hirtenvölkern</hi> mit dem beginnenden Landbaue an und je natürlicher und einfacher, je volksgemässer alle Thiersymbole verstanden und ausgelegt worden, um so näher wird man der geschichtlichen Wahrheit stehen. Philosophische Sätze und Speculationen sind in dieser Thiersymbolik und auch noch in der natürlich späteren Thierfabel ausgeschlossen. Wie in der Abhandlung von dem Symbole des Schwertes versucht wurde, die Götter in drei Klassen einzureihen, könnte dieses auch hinsichtlich der göttlichen Symbole geschehen, indem die Thiersymbole den friedlichen Hirten und Acker-</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[639/0659] häufig Löwen den Brunnenstock krönen oder als Träger des Brunnens und Brunnenbeckens angebracht sind, - aus Löwenrachen das Wasser strömt, 1) - Löwenköpfe als Schmuck beigefügt sind u. s. w. Indessen ist auch hier der Löwe nur der starke Spender und Wächter des himmlischen und irdischen Wassers, der Oeffner und Beschliesser der Wasserquellen, wie ganz in dem gleichen Sinne der Löwe auch auf Thoren und Thüren der Städte, Burgen, Schlösser und Pitvatwohnungen, Gärten u. s. w. vorkommt. Dass selbst den Aegyptern der Löwe wesentlich nur das Symbol des Muthes und der Stärke, des starken Muthes und der muthigen Stärke, der Menschheit gewesen sei, beweiset die ägyptische Bilderschrift oder Hieroglyphik, womit zugleich die Bilderschriften der übrigen Völker zusammentreffen, 2) indem nach Horapollo oder Horus Apollo die ältesten Aegypter durch das Bild eines Löwen den Zorn und den Muth, die Stärke durch eine Löwenbrust und die Wachsamkeit durch einen Löwenkopf ausgedrückt haben sollen. 3) Das Gegentheil dieser Löwen- und Tapferkeitssymbolik war bei den Aegyptern schon der Hase, da er die besiegten Feinde, die feige Flucht u. s. w. bezeichnete. 4) Die ganze Thiersymbolik gehört in ihrem letzten Ursprunge den Hirtenvölkern mit dem beginnenden Landbaue an und je natürlicher und einfacher, je volksgemässer alle Thiersymbole verstanden und ausgelegt worden, um so näher wird man der geschichtlichen Wahrheit stehen. Philosophische Sätze und Speculationen sind in dieser Thiersymbolik und auch noch in der natürlich späteren Thierfabel ausgeschlossen. Wie in der Abhandlung von dem Symbole des Schwertes versucht wurde, die Götter in drei Klassen einzureihen, könnte dieses auch hinsichtlich der göttlichen Symbole geschehen, indem die Thiersymbole den friedlichen Hirten und Acker- 1) Vergl. auch Furtwängler, a. a. O., Taf. V. 2) Vergl. Meiners, Geschichte der hieroglyphischen Schrift, in Meiners und Spittler, göttingisches historisches Magazin, Bd III. S. 456 ff. 3) Meiners und Spittler, a, a. O., S. 476. 4) Uhlemann, Agypt. Alterthumskunde, I. S. 35 oben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/659
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/659>, abgerufen am 22.11.2024.