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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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hat sich als Einheit von 12 Stücken bis auf den heutigen Tag das ursprüngliche germanische Duodeeimalsystem forterhalten.1) Fünf Dutzend machen also ein Schock oder halbes Hundert im spätern Sinne. Gewicht und Mass werden noch heute nach dem Duodecimalsysteine bestimmt, z. B. 120 Pfund sind ein Centner. Das grosse Tausend betrug 1440 oder 10 Mal 144. Weil 12 die Zahleneinheit bildet, beginnen wir nach der 12 mit einer neuen Wortform (dreizehn u. s. w.) zu zählen, gerade wie wegen desselben Systems die französische Sprache nur bis 60 oder bis zur Hälfte des grossen Hunderts mit regelmässigen Zahlwörtern zählt. 12 Jucharten Landes sollen, wenigstens nach bernerischen Urkunden des 15ten Jahrhunderts,2) eine Schuppose (scoposa) bilden und vier Schupposen, also 48 Jucharten gehören zu einer Hube, zu einem Gute (huba, mansus). Mit Schuppose gleichbedeutend ist der Ausdruck lunagia, lunaris. Auch bei den Römern deuten die 12 Tafeln, die 12 Lictoren, die 12 Ancilien, die Eintheilung des Asses in 12 Unciae, das grosse Hundert von 1203) auf den frühern Gebrauch des Duodecimalsystems; ebenso die Sitte, dass bei Mahlzeiten niemals mehr als 12 Personen an einer Tafel bei einander sitzen durften, und man hatte selbst das Sprichwort: septem convivium, novem convitium.4) Das Duodecimalsystem5) ist nichts anderes als die Anwendung der Zahl

1) Grimm, deutsches Wörterbuch, unter Dutzend.
2) Vergl. Anzeiger für schweizerische Gesch. für 1859, S. 22 ff.
3) Böttiger, kleine Schriften, III. S. 305.
4) Böttiger, kleine Schriften, III. S., 208.
5) Ueber das dekadische oder Decimal-Zahlensystem nach den zwei Mal fünf Fingern (zwei Mal V = X) vergl. KIenze, historischpolitischer Versuch, die Lehre von dem Organismus des Staatsbaues zu begründen, I. (Hamburg 1837) S. 473 ff. Das dekadische System findet man z.B. in China, bei den Mongolen, bei den Israeliten, den Griechen und Römern. Nach Klenze ist die Zehn oder die Decanie als die unterste Ordnung, als die Grundform und der Typus der Socialformen überhaupt anzusehen. Die deutschen Einheitszahlen Eilf und Zwölf, welche sich auch noch bei den Engländern, Dänen und Schweden finden, erklärt Klenze für reine Additionalzahlen, welche die sociale Dechnalordnung vielmehr unabweislich darthun.

hat sich als Einheit von 12 Stücken bis auf den heutigen Tag das ursprüngliche germanische Duodeeimalsystem forterhalten.1) Fünf Dutzend machen also ein Schock oder halbes Hundert im spätern Sinne. Gewicht und Mass werden noch heute nach dem Duodecimalsysteine bestimmt, z. B. 120 Pfund sind ein Centner. Das grosse Tausend betrug 1440 oder 10 Mal 144. Weil 12 die Zahleneinheit bildet, beginnen wir nach der 12 mit einer neuen Wortform (dreizehn u. s. w.) zu zählen, gerade wie wegen desselben Systems die französische Sprache nur bis 60 oder bis zur Hälfte des grossen Hunderts mit regelmässigen Zahlwörtern zählt. 12 Jucharten Landes sollen, wenigstens nach bernerischen Urkunden des 15ten Jahrhunderts,2) eine Schuppose (scoposa) bilden und vier Schupposen, also 48 Jucharten gehören zu einer Hube, zu einem Gute (huba, mansus). Mit Schuppose gleichbedeutend ist der Ausdruck lunagia, lunaris. Auch bei den Römern deuten die 12 Tafeln, die 12 Lictoren, die 12 Ancilien, die Eintheilung des Asses in 12 Unciae, das grosse Hundert von 1203) auf den frühern Gebrauch des Duodecimalsystems; ebenso die Sitte, dass bei Mahlzeiten niemals mehr als 12 Personen an einer Tafel bei einander sitzen durften, und man hatte selbst das Sprichwort: septem convivium, novem convitium.4) Das Duodecimalsystem5) ist nichts anderes als die Anwendung der Zahl

1) Grimm, deutsches Wörterbuch, unter Dutzend.
2) Vergl. Anzeiger für schweizerische Gesch. für 1859, S. 22 ff.
3) Böttiger, kleine Schriften, III. S. 305.
4) Böttiger, kleine Schriften, III. S., 208.
5) Ueber das dekadische oder Decimal-Zahlensystem nach den zwei Mal fünf Fingern (zwei Mal V = X) vergl. KIenze, historischpolitischer Versuch, die Lehre von dem Organismus des Staatsbaues zu begründen, I. (Hamburg 1837) S. 473 ff. Das dekadische System findet man z.B. in China, bei den Mongolen, bei den Israeliten, den Griechen und Römern. Nach Klenze ist die Zehn oder die Decanie als die unterste Ordnung, als die Grundform und der Typus der Socialformen überhaupt anzusehen. Die deutschen Einheitszahlen Eilf und Zwölf, welche sich auch noch bei den Engländern, Dänen und Schweden finden, erklärt Klenze für reine Additionalzahlen, welche die sociale Dechnalordnung vielmehr unabweislich darthun.
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[673/0693] hat sich als Einheit von 12 Stücken bis auf den heutigen Tag das ursprüngliche germanische Duodeeimalsystem forterhalten. 1) Fünf Dutzend machen also ein Schock oder halbes Hundert im spätern Sinne. Gewicht und Mass werden noch heute nach dem Duodecimalsysteine bestimmt, z. B. 120 Pfund sind ein Centner. Das grosse Tausend betrug 1440 oder 10 Mal 144. Weil 12 die Zahleneinheit bildet, beginnen wir nach der 12 mit einer neuen Wortform (dreizehn u. s. w.) zu zählen, gerade wie wegen desselben Systems die französische Sprache nur bis 60 oder bis zur Hälfte des grossen Hunderts mit regelmässigen Zahlwörtern zählt. 12 Jucharten Landes sollen, wenigstens nach bernerischen Urkunden des 15ten Jahrhunderts, 2) eine Schuppose (scoposa) bilden und vier Schupposen, also 48 Jucharten gehören zu einer Hube, zu einem Gute (huba, mansus). Mit Schuppose gleichbedeutend ist der Ausdruck lunagia, lunaris. Auch bei den Römern deuten die 12 Tafeln, die 12 Lictoren, die 12 Ancilien, die Eintheilung des Asses in 12 Unciae, das grosse Hundert von 120 3) auf den frühern Gebrauch des Duodecimalsystems; ebenso die Sitte, dass bei Mahlzeiten niemals mehr als 12 Personen an einer Tafel bei einander sitzen durften, und man hatte selbst das Sprichwort: septem convivium, novem convitium. 4) Das Duodecimalsystem 5) ist nichts anderes als die Anwendung der Zahl 1) Grimm, deutsches Wörterbuch, unter Dutzend. 2) Vergl. Anzeiger für schweizerische Gesch. für 1859, S. 22 ff. 3) Böttiger, kleine Schriften, III. S. 305. 4) Böttiger, kleine Schriften, III. S., 208. 5) Ueber das dekadische oder Decimal-Zahlensystem nach den zwei Mal fünf Fingern (zwei Mal V = X) vergl. KIenze, historischpolitischer Versuch, die Lehre von dem Organismus des Staatsbaues zu begründen, I. (Hamburg 1837) S. 473 ff. Das dekadische System findet man z.B. in China, bei den Mongolen, bei den Israeliten, den Griechen und Römern. Nach Klenze ist die Zehn oder die Decanie als die unterste Ordnung, als die Grundform und der Typus der Socialformen überhaupt anzusehen. Die deutschen Einheitszahlen Eilf und Zwölf, welche sich auch noch bei den Engländern, Dänen und Schweden finden, erklärt Klenze für reine Additionalzahlen, welche die sociale Dechnalordnung vielmehr unabweislich darthun.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/693>, abgerufen am 22.11.2024.