Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.Von dem alten Duodecimalsysteme finden sich in den maurerischen Symbolen und Traditionen aber auch noch anderweitige unverkennbare Spuren. Dahin gehört insbesondere das aus sechzig Fäden, also aus einem Schock oder halben grossen Hundert von Fäden bestehende Gebund Stricke, welches entweder der Meister vom Stuhl oder der gewesene Meister vom Stuhl zum Symbole der später gewöhnlichen und ohne dringende Gründe nicht zu überschreitenden Zahl der sechzig Mitglieder einer Loge am Halse trug,1) Wie in dem gesammten Rechtsleben der alten Germanen das germanische Duodecimalsystem mit dem römischen Decimalsysteme in beständigem Kampfe lag, bis zuletzt das römische System überwog, erscheint auch hier dieser Kampf in dem maurerisehen Grundsatze, dass eine Loge aus 50 oder 5 Mal 10 Mitgliedern nach dem Decimalsysteme oder aus 60, d. h. 6 Mal 10, 5 Mal 12 nach dem Duodecimalsysteme bestehen solle. Die Zahl 60 könnte übrigens auch aus 6 Mal 10 bestehen, zumal die Zehnheiten, die Decurien der römischen Corporationen oder Collegien,2) die oben erwähnten pythagoreischen [fremdsprachliches Material] (Speisegesellschaften von je Zehn) nach dem Decimalsysteme auch in der alten maurerischen Zunftverfassung nicht unbekannt waren und Krause II. 2, S. 355 (oben) berichtet, dass früher in England über je neun Arbeiter der zehnte regierte oder die Aufsicht hatte. Die Zahl 60 war übrigens in der alten Maurerei eine praktische; denn so soll z. B. die berühmte Capelle des königl. Collegiums zu Cambridge der Mason Wafel mit 60 Gesellen erbaut haben. Auf jeder Seite derselben streben 12 aus vielen Säulen bestehende Pfeiler empor, die, ohne durch ein gemeinsames Kapitäl verbunden zu sein, in 12 Ribben, deren mittlere allemal die stärkste ist, ausstrahlen, und sich in vier Absätzen, in parobolischer Krümmung, etwa unter einem Winkel von 30 Graden, in die Decke ergiessen, wo sie mit der mittlern Ribbe zusammenstossen; von beiden Seiten treffen sie in geraden Linien 1) Krause, Kunsturkunden, I, 1. S. 264 Anm. * und II. 1. S. 108, Nr. 4. 2) Krause, Kunsturkunden, II. 2. S. 164.
Von dem alten Duodecimalsysteme finden sich in den maurerischen Symbolen und Traditionen aber auch noch anderweitige unverkennbare Spuren. Dahin gehört insbesondere das aus sechzig Fäden, also aus einem Schock oder halben grossen Hundert von Fäden bestehende Gebund Stricke, welches entweder der Meister vom Stuhl oder der gewesene Meister vom Stuhl zum Symbole der später gewöhnlichen und ohne dringende Gründe nicht zu überschreitenden Zahl der sechzig Mitglieder einer Loge am Halse trug,1) Wie in dem gesammten Rechtsleben der alten Germanen das germanische Duodecimalsystem mit dem römischen Decimalsysteme in beständigem Kampfe lag, bis zuletzt das römische System überwog, erscheint auch hier dieser Kampf in dem maurerisehen Grundsatze, dass eine Loge aus 50 oder 5 Mal 10 Mitgliedern nach dem Decimalsysteme oder aus 60, d. h. 6 Mal 10, 5 Mal 12 nach dem Duodecimalsysteme bestehen solle. Die Zahl 60 könnte übrigens auch aus 6 Mal 10 bestehen, zumal die Zehnheiten, die Decurien der römischen Corporationen oder Collegien,2) die oben erwähnten pythagoreischen [fremdsprachliches Material] (Speisegesellschaften von je Zehn) nach dem Decimalsysteme auch in der alten maurerischen Zunftverfassung nicht unbekannt waren und Krause II. 2, S. 355 (oben) berichtet, dass früher in England über je neun Arbeiter der zehnte regierte oder die Aufsicht hatte. Die Zahl 60 war übrigens in der alten Maurerei eine praktische; denn so soll z. B. die berühmte Capelle des königl. Collegiums zu Cambridge der Mason Wafel mit 60 Gesellen erbaut haben. Auf jeder Seite derselben streben 12 aus vielen Säulen bestehende Pfeiler empor, die, ohne durch ein gemeinsames Kapitäl verbunden zu sein, in 12 Ribben, deren mittlere allemal die stärkste ist, ausstrahlen, und sich in vier Absätzen, in parobolischer Krümmung, etwa unter einem Winkel von 30 Graden, in die Decke ergiessen, wo sie mit der mittlern Ribbe zusammenstossen; von beiden Seiten treffen sie in geraden Linien 1) Krause, Kunsturkunden, I, 1. S. 264 Anm. * und II. 1. S. 108, Nr. 4. 2) Krause, Kunsturkunden, II. 2. S. 164.
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Von dem alten Duodecimalsysteme finden sich in den maurerischen Symbolen und Traditionen aber auch noch anderweitige unverkennbare Spuren. Dahin gehört insbesondere das aus sechzig Fäden, also aus einem Schock oder halben grossen Hundert von Fäden bestehende Gebund Stricke, welches entweder der Meister vom Stuhl oder der gewesene Meister vom Stuhl zum Symbole der später gewöhnlichen und ohne dringende Gründe nicht zu überschreitenden Zahl der sechzig Mitglieder einer Loge am Halse trug, 1) Wie in dem gesammten Rechtsleben der alten Germanen das germanische Duodecimalsystem mit dem römischen Decimalsysteme in beständigem Kampfe lag, bis zuletzt das römische System überwog, erscheint auch hier dieser Kampf in dem maurerisehen Grundsatze, dass eine Loge aus 50 oder 5 Mal 10 Mitgliedern nach dem Decimalsysteme oder aus 60, d. h. 6 Mal 10, 5 Mal 12 nach dem Duodecimalsysteme bestehen solle. Die Zahl 60 könnte übrigens auch aus 6 Mal 10 bestehen, zumal die Zehnheiten, die Decurien der römischen Corporationen oder Collegien, 2) die oben erwähnten pythagoreischen _ (Speisegesellschaften von je Zehn) nach dem Decimalsysteme auch in der alten maurerischen Zunftverfassung nicht unbekannt waren und Krause II. 2, S. 355 (oben) berichtet, dass früher in England über je neun Arbeiter der zehnte regierte oder die Aufsicht hatte. Die Zahl 60 war übrigens in der alten Maurerei eine praktische; denn so soll z. B. die berühmte Capelle des königl. Collegiums zu Cambridge der Mason Wafel mit 60 Gesellen erbaut haben. Auf jeder Seite derselben streben 12 aus vielen Säulen bestehende Pfeiler empor, die, ohne durch ein gemeinsames Kapitäl verbunden zu sein, in 12 Ribben, deren mittlere allemal die stärkste ist, ausstrahlen, und sich in vier Absätzen, in parobolischer Krümmung, etwa unter einem Winkel von 30 Graden, in die Decke ergiessen, wo sie mit der mittlern Ribbe zusammenstossen; von beiden Seiten treffen sie in geraden Linien
1) Krause, Kunsturkunden, I, 1. S. 264 Anm. * und II. 1. S. 108, Nr. 4.
2) Krause, Kunsturkunden, II. 2. S. 164.
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