Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.Osiris-Hiram wies auch hin der ihm geheiligte schwarze Stier Mnevis, welcher ein besonderes Tempelgemach zu Heliopolis hatte.1) Osiris selbst als in der Unterwelt befindlich, als Gott der Unterwelt wurde bei den Aegyptern mit schwarzen Farben angemalt2) und dem schwarzen Osiris soll der schwarz gekleidete Geselle gleichen, er soll ein vollkommenes Bild des Todes und seine Wohnung das dunkle und stumme Grab sein. Auch die deutsche Hel, die schwarze Greet, erscheint in schwarzem Kleide auf weissem Ross.3) Ebenso werden Ciwa, seine Gattin Kali und Jama schwarz dargestellt als Todesmächte. Ehe die Sonne bei der Herbsttag- und Nachtgleiclie ankommt und diese überschreitet, legt sie drei Mal drei Schritte durch die drei ersten Quadranten des Thierkreises zurück und deshalb wandert auch deren Symbol, der neu aufzunehmende Meister in drei Mal drei Schritten über den Sarg, über den Aequator in das letzte Viertheil der Sonnenbahn.4) Diese drei Schritte erinnern zugleich an die oben berührten drei Freudensprünge der Sonne am Ostermorgen oder am Auffahrtstage,5) oder nach dem Volksglauben in Westphalen an der Pfingsten.6) In Niedersachsen hat sich jetzt der diesfällige Volksglauben dahin umgestaltet, dass, wenn man am ersten Ostertage durch ein schwarzes seidenes Tuch gegen die Sonne sehe, man in ihr das Osterlamm tanzend erblicke.7) Die neun letzten Aehren, welche nach beendigtem Kornschnitt auf dem Acker stehen bleiben, heissen im Kanton Aargau das Glückskorn;8) auch die neun Schritte des Meisters sind seine letzten und sollen insofern seine glücklichen sein, als sie ihn durch seine eigenen Saaten und Früchte in das ewige Licht und Leben führen. Neun Tage lang sendet zufolge Homer II. 1. 53 Apollo auf die Bitte seines 1) Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 169. 2) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 8; oben I. S. 526, Anm. 5. 3) Wolf, Beitr. I. S. 203. 4) Berchtold, S. 36 und Clavel. 5) Oben I. S. 481. 6) Wolf, Zeitschr. I. S. 392, Anm. *. 7) Wolf, a. a. O., I. S. 80. 8) Wolf, I. S. 139 Anm.
Osiris-Hiram wies auch hin der ihm geheiligte schwarze Stier Mnevis, welcher ein besonderes Tempelgemach zu Heliopolis hatte.1) Osiris selbst als in der Unterwelt befindlich, als Gott der Unterwelt wurde bei den Aegyptern mit schwarzen Farben angemalt2) und dem schwarzen Osiris soll der schwarz gekleidete Geselle gleichen, er soll ein vollkommenes Bild des Todes und seine Wohnung das dunkle und stumme Grab sein. Auch die deutsche Hel, die schwarze Greet, erscheint in schwarzem Kleide auf weissem Ross.3) Ebenso werden Çiwa, seine Gattin Kali und Jama schwarz dargestellt als Todesmächte. Ehe die Sonne bei der Herbsttag- und Nachtgleiclie ankommt und diese überschreitet, legt sie drei Mal drei Schritte durch die drei ersten Quadranten des Thierkreises zurück und deshalb wandert auch deren Symbol, der neu aufzunehmende Meister in drei Mal drei Schritten über den Sarg, über den Aequator in das letzte Viertheil der Sonnenbahn.4) Diese drei Schritte erinnern zugleich an die oben berührten drei Freudensprünge der Sonne am Ostermorgen oder am Auffahrtstage,5) oder nach dem Volksglauben in Westphalen an der Pfingsten.6) In Niedersachsen hat sich jetzt der diesfällige Volksglauben dahin umgestaltet, dass, wenn man am ersten Ostertage durch ein schwarzes seidenes Tuch gegen die Sonne sehe, man in ihr das Osterlamm tanzend erblicke.7) Die neun letzten Aehren, welche nach beendigtem Kornschnitt auf dem Acker stehen bleiben, heissen im Kanton Aargau das Glückskorn;8) auch die neun Schritte des Meisters sind seine letzten und sollen insofern seine glücklichen sein, als sie ihn durch seine eigenen Saaten und Früchte in das ewige Licht und Leben führen. Neun Tage lang sendet zufolge Homer II. 1. 53 Apollo auf die Bitte seines 1) Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 169. 2) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 8; oben I. S. 526, Anm. 5. 3) Wolf, Beitr. I. S. 203. 4) Berchtold, S. 36 und Clavel. 5) Oben I. S. 481. 6) Wolf, Zeitschr. I. S. 392, Anm. *. 7) Wolf, a. a. O., I. S. 80. 8) Wolf, I. S. 139 Anm.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0776" n="756"/> Osiris-Hiram wies auch hin der ihm geheiligte <hi rendition="#g">schwarze </hi>Stier Mnevis, welcher ein besonderes Tempelgemach zu Heliopolis hatte.<note place="foot" n="1)">Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 169.<lb/></note> Osiris selbst als in der Unterwelt befindlich, als Gott der Unterwelt wurde bei den Aegyptern mit <hi rendition="#g">schwarzen</hi> Farben angemalt<note place="foot" n="2)">Bachofen, Gräbersymbolik, S. 8; oben I. S. 526, Anm. 5.<lb/></note> und dem schwarzen Osiris soll der schwarz gekleidete Geselle gleichen, er soll ein vollkommenes Bild des Todes und seine Wohnung das dunkle und stumme Grab sein. Auch die deutsche Hel, die schwarze Greet, erscheint in schwarzem Kleide auf weissem Ross.<note place="foot" n="3)">Wolf, Beitr. I. S. 203.<lb/></note> Ebenso werden Çiwa, seine Gattin Kali und Jama schwarz dargestellt als Todesmächte. Ehe die Sonne bei der Herbsttag- und Nachtgleiclie ankommt und diese <hi rendition="#g">überschreitet</hi>, legt sie drei Mal drei Schritte durch die drei ersten Quadranten des Thierkreises zurück und deshalb wandert auch deren Symbol, der neu aufzunehmende Meister in drei Mal drei Schritten über den Sarg, über den Aequator in das letzte Viertheil der Sonnenbahn.<note place="foot" n="4)">Berchtold, S. 36 und Clavel.<lb/></note> Diese drei Schritte erinnern zugleich an die oben berührten drei Freudensprünge der Sonne am Ostermorgen oder am Auffahrtstage,<note place="foot" n="5)">Oben I. S. 481.<lb/></note> oder nach dem Volksglauben in Westphalen an der Pfingsten.<note place="foot" n="6)">Wolf, Zeitschr. I. S. 392, Anm. *.<lb/></note> In Niedersachsen hat sich jetzt der diesfällige Volksglauben dahin umgestaltet, dass, wenn man am ersten Ostertage durch ein schwarzes seidenes Tuch gegen die Sonne sehe, man in ihr das Osterlamm tanzend erblicke.<note place="foot" n="7)">Wolf, a. a. O., I. S. 80.<lb/></note> Die neun letzten Aehren, welche nach beendigtem Kornschnitt auf dem Acker stehen bleiben, heissen im Kanton Aargau das <hi rendition="#g">Glückskorn</hi>;<note place="foot" n="8)">Wolf, I. S. 139 Anm.<lb/></note> auch die neun Schritte des Meisters sind seine letzten und sollen insofern seine glücklichen sein, als sie ihn durch seine eigenen Saaten und Früchte in das ewige Licht und Leben führen. Neun Tage lang sendet zufolge Homer II. 1. 53 Apollo auf die Bitte seines </p> </div> </body> </text> </TEI> [756/0776]
Osiris-Hiram wies auch hin der ihm geheiligte schwarze Stier Mnevis, welcher ein besonderes Tempelgemach zu Heliopolis hatte. 1) Osiris selbst als in der Unterwelt befindlich, als Gott der Unterwelt wurde bei den Aegyptern mit schwarzen Farben angemalt 2) und dem schwarzen Osiris soll der schwarz gekleidete Geselle gleichen, er soll ein vollkommenes Bild des Todes und seine Wohnung das dunkle und stumme Grab sein. Auch die deutsche Hel, die schwarze Greet, erscheint in schwarzem Kleide auf weissem Ross. 3) Ebenso werden Çiwa, seine Gattin Kali und Jama schwarz dargestellt als Todesmächte. Ehe die Sonne bei der Herbsttag- und Nachtgleiclie ankommt und diese überschreitet, legt sie drei Mal drei Schritte durch die drei ersten Quadranten des Thierkreises zurück und deshalb wandert auch deren Symbol, der neu aufzunehmende Meister in drei Mal drei Schritten über den Sarg, über den Aequator in das letzte Viertheil der Sonnenbahn. 4) Diese drei Schritte erinnern zugleich an die oben berührten drei Freudensprünge der Sonne am Ostermorgen oder am Auffahrtstage, 5) oder nach dem Volksglauben in Westphalen an der Pfingsten. 6) In Niedersachsen hat sich jetzt der diesfällige Volksglauben dahin umgestaltet, dass, wenn man am ersten Ostertage durch ein schwarzes seidenes Tuch gegen die Sonne sehe, man in ihr das Osterlamm tanzend erblicke. 7) Die neun letzten Aehren, welche nach beendigtem Kornschnitt auf dem Acker stehen bleiben, heissen im Kanton Aargau das Glückskorn; 8) auch die neun Schritte des Meisters sind seine letzten und sollen insofern seine glücklichen sein, als sie ihn durch seine eigenen Saaten und Früchte in das ewige Licht und Leben führen. Neun Tage lang sendet zufolge Homer II. 1. 53 Apollo auf die Bitte seines
1) Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 169.
2) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 8; oben I. S. 526, Anm. 5.
3) Wolf, Beitr. I. S. 203.
4) Berchtold, S. 36 und Clavel.
5) Oben I. S. 481.
6) Wolf, Zeitschr. I. S. 392, Anm. *.
7) Wolf, a. a. O., I. S. 80.
8) Wolf, I. S. 139 Anm.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |