Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.Schwures am Altare niederknieen soll.1) Ueber die eigentliche Mysterienbedeutung des Buchstabens Y und der durch ihn bezeichneten Hugiea geben die antiken Schlangenbilder Aufschluss und die Schlange wie das Ei sind das gleicher Symbol der Gesundheit, der Verjüngung, der ewigen Jugend und des ewigen Lebens. Nach Krause verband Pythagoras mit dem Buchstaben Y die sittenlehrliche Bedeutung: "Er zeige das Leben eines Menschen an, der im Anfange in der unschuldigen Kindheit einen ebenen und geraden Weg vor sich habe; wenn er aber das verständige Alter erreicht, den Scheideweg der Tugend und des Lasters vor sich sehe, wo er alle Ursache habe, zu bedenken, welchen der beiden er einschlagen wolle, weil sie zu einem gar ungleichen Ausgange führen." Darnach wäre der in dem pythagoreischen Buchstaben, im Y stehende Aufzunehmende, der den nach zwei Seiten geöffneten Winkel bildende Mensch Herakles am Scheidewege der Tugend und des Lasters, der zwischen den zwei parsischen Schicksalswegen oder zwischen den ägyptischen Wegen der doppelten Gerechtigkeit Wählende: allein so ansprechend diese Deutung des Symbols an sich ist, bleibt dagegen doch zu erwägen, dass das Symbol ein Unsterblichkeitssymbol, ein eigentliches Mysteriensymbol, - ein Symbol nicht des Lebenden, sondern des Sterbenden ist und deshalb die Hugiea gerade auf Grabmonumenten erscheint, wie noch jetzt bei den Maurern wenigstens des rectificirten schottischen Systems im Meistergrade, welcher die Wiederauferstehung und Unsterblichkeit zum Gegenstande hat. Mossdorf in der Encyklopädie, III. S. 636 und I. S. 109, schliesst sich zwar auch hier unbedingt an Krause an und bezieht den pythagoreischen Buchstaben Y, den sog. Triangel, auf das menschliche Leben: aber er muss auf das menschliche Sterben bezogen werden, womit auch Creuzer, Symbolik, IV. S. 541, Anm. 407 übereinstimmt, indem er die Gesundheit in dem religiösen Sinn von Seelenheil versteht. Der Tod, das Sterben war den Pythagoräern im Geiste der ägyptischen Priester das eigentliche Gesundwerden, die Wiedergeburt, die wahre Geburt ([fremdsprachliches Material]) 1) Krause, I. 1. S. 313.
Schwures am Altare niederknieen soll.1) Ueber die eigentliche Mysterienbedeutung des Buchstabens Y und der durch ihn bezeichneten Hugiea geben die antiken Schlangenbilder Aufschluss und die Schlange wie das Ei sind das gleicher Symbol der Gesundheit, der Verjüngung, der ewigen Jugend und des ewigen Lebens. Nach Krause verband Pythagoras mit dem Buchstaben Y die sittenlehrliche Bedeutung: „Er zeige das Leben eines Menschen an, der im Anfange in der unschuldigen Kindheit einen ebenen und geraden Weg vor sich habe; wenn er aber das verständige Alter erreicht, den Scheideweg der Tugend und des Lasters vor sich sehe, wo er alle Ursache habe, zu bedenken, welchen der beiden er einschlagen wolle, weil sie zu einem gar ungleichen Ausgange führen.“ Darnach wäre der in dem pythagoreischen Buchstaben, im Y stehende Aufzunehmende, der den nach zwei Seiten geöffneten Winkel bildende Mensch Herakles am Scheidewege der Tugend und des Lasters, der zwischen den zwei parsischen Schicksalswegen oder zwischen den ägyptischen Wegen der doppelten Gerechtigkeit Wählende: allein so ansprechend diese Deutung des Symbols an sich ist, bleibt dagegen doch zu erwägen, dass das Symbol ein Unsterblichkeitssymbol, ein eigentliches Mysteriensymbol, – ein Symbol nicht des Lebenden, sondern des Sterbenden ist und deshalb die Hugiea gerade auf Grabmonumenten erscheint, wie noch jetzt bei den Maurern wenigstens des rectificirten schottischen Systems im Meistergrade, welcher die Wiederauferstehung und Unsterblichkeit zum Gegenstande hat. Mossdorf in der Encyklopädie, III. S. 636 und I. S. 109, schliesst sich zwar auch hier unbedingt an Krause an und bezieht den pythagoreischen Buchstaben Y, den sog. Triangel, auf das menschliche Leben: aber er muss auf das menschliche Sterben bezogen werden, womit auch Creuzer, Symbolik, IV. S. 541, Anm. 407 übereinstimmt, indem er die Gesundheit in dem religiösen Sinn von Seelenheil versteht. Der Tod, das Sterben war den Pythagoräern im Geiste der ägyptischen Priester das eigentliche Gesundwerden, die Wiedergeburt, die wahre Geburt ([fremdsprachliches Material]) 1) Krause, I. 1. S. 313.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0098" n="78"/> Schwures am Altare niederknieen soll.<note place="foot" n="1)">Krause, I. 1. S. 313.<lb/></note> Ueber die eigentliche Mysterienbedeutung des Buchstabens Y und der durch ihn bezeichneten Hugiea geben die antiken Schlangenbilder Aufschluss und die Schlange wie das Ei sind das gleicher Symbol der Gesundheit, der Verjüngung, der ewigen Jugend und des ewigen Lebens. Nach Krause verband Pythagoras mit dem Buchstaben Y die sittenlehrliche Bedeutung: „Er zeige das Leben eines Menschen an, der im Anfange in der unschuldigen Kindheit einen ebenen und geraden Weg vor sich habe; wenn er aber das verständige Alter erreicht, den Scheideweg der Tugend und des Lasters vor sich sehe, wo er alle Ursache habe, zu bedenken, welchen der beiden er einschlagen wolle, weil sie zu einem gar ungleichen Ausgange führen.“ Darnach wäre der in dem pythagoreischen Buchstaben, im Y stehende Aufzunehmende, der den nach zwei Seiten geöffneten Winkel bildende Mensch Herakles am Scheidewege der Tugend und des Lasters, der zwischen den zwei parsischen Schicksalswegen oder zwischen den ägyptischen Wegen der doppelten Gerechtigkeit Wählende: allein so ansprechend diese Deutung des Symbols an sich ist, bleibt dagegen doch zu erwägen, dass das Symbol ein Unsterblichkeitssymbol, ein eigentliches Mysteriensymbol, – ein Symbol nicht des Lebenden, sondern des Sterbenden ist und deshalb die Hugiea gerade auf Grabmonumenten erscheint, wie noch jetzt bei den Maurern wenigstens des rectificirten schottischen Systems im Meistergrade, welcher die Wiederauferstehung und Unsterblichkeit zum Gegenstande hat. Mossdorf in der Encyklopädie, III. S. 636 und I. S. 109, schliesst sich zwar auch hier unbedingt an Krause an und bezieht den pythagoreischen Buchstaben Y, den sog. Triangel, auf das menschliche <hi rendition="#g">Leben</hi>: aber er muss auf das menschliche <hi rendition="#g">Sterben</hi> bezogen werden, womit auch Creuzer, Symbolik, IV. S. 541, Anm. 407 übereinstimmt, indem er die Gesundheit in dem religiösen Sinn von Seelenheil versteht. Der Tod, das Sterben war den Pythagoräern im Geiste der ägyptischen Priester das eigentliche Gesundwerden, die Wiedergeburt, die wahre Geburt (<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>) </p> </div> </body> </text> </TEI> [78/0098]
Schwures am Altare niederknieen soll. 1) Ueber die eigentliche Mysterienbedeutung des Buchstabens Y und der durch ihn bezeichneten Hugiea geben die antiken Schlangenbilder Aufschluss und die Schlange wie das Ei sind das gleicher Symbol der Gesundheit, der Verjüngung, der ewigen Jugend und des ewigen Lebens. Nach Krause verband Pythagoras mit dem Buchstaben Y die sittenlehrliche Bedeutung: „Er zeige das Leben eines Menschen an, der im Anfange in der unschuldigen Kindheit einen ebenen und geraden Weg vor sich habe; wenn er aber das verständige Alter erreicht, den Scheideweg der Tugend und des Lasters vor sich sehe, wo er alle Ursache habe, zu bedenken, welchen der beiden er einschlagen wolle, weil sie zu einem gar ungleichen Ausgange führen.“ Darnach wäre der in dem pythagoreischen Buchstaben, im Y stehende Aufzunehmende, der den nach zwei Seiten geöffneten Winkel bildende Mensch Herakles am Scheidewege der Tugend und des Lasters, der zwischen den zwei parsischen Schicksalswegen oder zwischen den ägyptischen Wegen der doppelten Gerechtigkeit Wählende: allein so ansprechend diese Deutung des Symbols an sich ist, bleibt dagegen doch zu erwägen, dass das Symbol ein Unsterblichkeitssymbol, ein eigentliches Mysteriensymbol, – ein Symbol nicht des Lebenden, sondern des Sterbenden ist und deshalb die Hugiea gerade auf Grabmonumenten erscheint, wie noch jetzt bei den Maurern wenigstens des rectificirten schottischen Systems im Meistergrade, welcher die Wiederauferstehung und Unsterblichkeit zum Gegenstande hat. Mossdorf in der Encyklopädie, III. S. 636 und I. S. 109, schliesst sich zwar auch hier unbedingt an Krause an und bezieht den pythagoreischen Buchstaben Y, den sog. Triangel, auf das menschliche Leben: aber er muss auf das menschliche Sterben bezogen werden, womit auch Creuzer, Symbolik, IV. S. 541, Anm. 407 übereinstimmt, indem er die Gesundheit in dem religiösen Sinn von Seelenheil versteht. Der Tod, das Sterben war den Pythagoräern im Geiste der ägyptischen Priester das eigentliche Gesundwerden, die Wiedergeburt, die wahre Geburt (_ )
1) Krause, I. 1. S. 313.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |