Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

des Menschen. während sie die erste Geburt ([fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material]) als eine Geburt im Trüben und Finstern und befleckt mit allen irdischen Mackeln ansahen.1) Die Genesis ist nur die Geburt auf Erden, dagegen die Genesia die Geburt im Himmel und im reinen Lichte, die Wiedergeburt der Todten. In diesem Sinne steht der pythagoreische Buchstaben Y unter der aufgehenden Sonne auf dem Titelkupfer von Jachin und Boaz, bezeichnet den Wiederauferstehungsmorgen, den Eingang in den ewigen Osten, indem sich der Ring der Ewigkeit um den Todten schliesst. Der Ring der Ewigkeit in seinem letzten und höchsten Sinne bezeichnet also den Himmel, das ewige Leben, in welches der sterbende Mensch durch den Tod hinüberzugehen hofft; der Sterbende ist gleichsam selbst die Schlange, die sich zum Ringe der Ewigkeit schliesst, indem sie das irdische Ende, den Tod, zum himmlischen Anfange erfasst, - indem sie ad nova salutis curricula wiedergeboren wird. So trägt auf einer Münze der ältern Faustina bei Spanheim, de usu et praestant. numism. I. p. 415, die Schlange neben einander Aehre und Mohn, die Symbole der leben- und der todbringenden Gewalt, wie denn auch zwei Schlangen der Demeter beigegeben sind und zwei Säulen vor dem salomonischen Tempel stehen. Im ewigen Wechsel zwischen Leben und Tod, Geburt und Grab, Tag und Nacht kreiset die unsterbliche Macht der Gottheit und der Menschheit, der Geist; nur der Staub vergeht, deponitur, der Geist aber besteht, ascendit. Die aufsteigenden Schlangen halten das Ei, das Leben, in welches der aus dem Erdensfaub aufsteigende Mensch eingeht, und in diesem Sinne ist das Schlangenei nicht von dem Schlangenkreise verschieden, - das Schlangenei ist auch ein Schlangenkreis. Die Schlange im Hause, und im Tempel, die Schlangen in der Wiege des Kindes und auf seinem Grabe bedeuten alle blos das ewige Heil und Leben, nach welchem hier der Mensch ringt und strebt und das ihm dort erst wirklich wird. Der christliche heilige Georg auf dem weissen Pferde, welcher den feindlichen Drachen erlegt, ist im höhern Sinne der

1) Creuzer, a. a. O., I. S. 407, Anm.

des Menschen. während sie die erste Geburt ([fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material]) als eine Geburt im Trüben und Finstern und befleckt mit allen irdischen Mackeln ansahen.1) Die Genesis ist nur die Geburt auf Erden, dagegen die Genesia die Geburt im Himmel und im reinen Lichte, die Wiedergeburt der Todten. In diesem Sinne steht der pythagoreische Buchstaben Y unter der aufgehenden Sonne auf dem Titelkupfer von Jachin und Boaz, bezeichnet den Wiederauferstehungsmorgen, den Eingang in den ewigen Osten, indem sich der Ring der Ewigkeit um den Todten schliesst. Der Ring der Ewigkeit in seinem letzten und höchsten Sinne bezeichnet also den Himmel, das ewige Leben, in welches der sterbende Mensch durch den Tod hinüberzugehen hofft; der Sterbende ist gleichsam selbst die Schlange, die sich zum Ringe der Ewigkeit schliesst, indem sie das irdische Ende, den Tod, zum himmlischen Anfange erfasst, – indem sie ad nova salutis curricula wiedergeboren wird. So trägt auf einer Münze der ältern Faustina bei Spanheim, de usu et praestant. numism. I. p. 415, die Schlange neben einander Aehre und Mohn, die Symbole der leben- und der todbringenden Gewalt, wie denn auch zwei Schlangen der Demeter beigegeben sind und zwei Säulen vor dem salomonischen Tempel stehen. Im ewigen Wechsel zwischen Leben und Tod, Geburt und Grab, Tag und Nacht kreiset die unsterbliche Macht der Gottheit und der Menschheit, der Geist; nur der Staub vergeht, deponitur, der Geist aber besteht, ascendit. Die aufsteigenden Schlangen halten das Ei, das Leben, in welches der aus dem Erdensfaub aufsteigende Mensch eingeht, und in diesem Sinne ist das Schlangenei nicht von dem Schlangenkreise verschieden, – das Schlangenei ist auch ein Schlangenkreis. Die Schlange im Hause, und im Tempel, die Schlangen in der Wiege des Kindes und auf seinem Grabe bedeuten alle blos das ewige Heil und Leben, nach welchem hier der Mensch ringt und strebt und das ihm dort erst wirklich wird. Der christliche heilige Georg auf dem weissen Pferde, welcher den feindlichen Drachen erlegt, ist im höhern Sinne der

1) Creuzer, a. a. O., I. S. 407, Anm.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0099" n="79"/>
des Menschen. während sie die erste Geburt (<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>) als eine Geburt im Trüben und Finstern und befleckt mit allen irdischen Mackeln ansahen.<note place="foot" n="1)">Creuzer, a. a. O., I. S. 407, Anm.<lb/></note> Die Genesis ist nur die Geburt auf Erden, dagegen die Genesia die Geburt im Himmel und im reinen Lichte, die Wiedergeburt der Todten. In diesem Sinne steht der pythagoreische Buchstaben Y unter der aufgehenden Sonne auf dem Titelkupfer von Jachin und Boaz, bezeichnet den Wiederauferstehungsmorgen, den Eingang in den ewigen Osten, indem sich der Ring der Ewigkeit um den Todten schliesst. Der Ring der Ewigkeit in seinem letzten und höchsten Sinne bezeichnet also den Himmel, das ewige Leben, in welches der sterbende Mensch durch den Tod hinüberzugehen hofft; der Sterbende ist gleichsam selbst die Schlange, die sich zum Ringe der Ewigkeit schliesst, indem sie das irdische Ende, den Tod, zum himmlischen Anfange erfasst, &#x2013; indem sie ad nova salutis curricula wiedergeboren wird. So trägt auf einer Münze der ältern Faustina bei Spanheim, de usu et praestant. numism. I. p. 415, die Schlange neben einander Aehre und Mohn, die Symbole der leben- und der todbringenden Gewalt, wie denn auch zwei Schlangen der Demeter beigegeben sind und zwei Säulen vor dem salomonischen Tempel stehen. Im ewigen Wechsel zwischen Leben und Tod, Geburt und Grab, Tag und Nacht kreiset die unsterbliche Macht der Gottheit und der Menschheit, der Geist; nur der Staub vergeht, deponitur, der Geist aber besteht, ascendit. <hi rendition="#g">Die aufsteigenden Schlangen </hi>halten das Ei, das Leben, in welches der aus dem Erdensfaub aufsteigende Mensch eingeht, und in diesem Sinne ist das Schlangenei nicht von dem Schlangenkreise verschieden, &#x2013; das Schlangenei ist auch ein Schlangenkreis. Die Schlange im Hause, und im Tempel, die Schlangen in der Wiege des Kindes und auf seinem Grabe bedeuten alle blos das ewige Heil und Leben, nach welchem hier der Mensch ringt und strebt und das ihm dort erst wirklich wird. Der christliche heilige Georg auf dem <hi rendition="#g">weissen</hi> Pferde, welcher den feindlichen Drachen erlegt, ist im höhern Sinne der
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0099] des Menschen. während sie die erste Geburt (_ _ ) als eine Geburt im Trüben und Finstern und befleckt mit allen irdischen Mackeln ansahen. 1) Die Genesis ist nur die Geburt auf Erden, dagegen die Genesia die Geburt im Himmel und im reinen Lichte, die Wiedergeburt der Todten. In diesem Sinne steht der pythagoreische Buchstaben Y unter der aufgehenden Sonne auf dem Titelkupfer von Jachin und Boaz, bezeichnet den Wiederauferstehungsmorgen, den Eingang in den ewigen Osten, indem sich der Ring der Ewigkeit um den Todten schliesst. Der Ring der Ewigkeit in seinem letzten und höchsten Sinne bezeichnet also den Himmel, das ewige Leben, in welches der sterbende Mensch durch den Tod hinüberzugehen hofft; der Sterbende ist gleichsam selbst die Schlange, die sich zum Ringe der Ewigkeit schliesst, indem sie das irdische Ende, den Tod, zum himmlischen Anfange erfasst, – indem sie ad nova salutis curricula wiedergeboren wird. So trägt auf einer Münze der ältern Faustina bei Spanheim, de usu et praestant. numism. I. p. 415, die Schlange neben einander Aehre und Mohn, die Symbole der leben- und der todbringenden Gewalt, wie denn auch zwei Schlangen der Demeter beigegeben sind und zwei Säulen vor dem salomonischen Tempel stehen. Im ewigen Wechsel zwischen Leben und Tod, Geburt und Grab, Tag und Nacht kreiset die unsterbliche Macht der Gottheit und der Menschheit, der Geist; nur der Staub vergeht, deponitur, der Geist aber besteht, ascendit. Die aufsteigenden Schlangen halten das Ei, das Leben, in welches der aus dem Erdensfaub aufsteigende Mensch eingeht, und in diesem Sinne ist das Schlangenei nicht von dem Schlangenkreise verschieden, – das Schlangenei ist auch ein Schlangenkreis. Die Schlange im Hause, und im Tempel, die Schlangen in der Wiege des Kindes und auf seinem Grabe bedeuten alle blos das ewige Heil und Leben, nach welchem hier der Mensch ringt und strebt und das ihm dort erst wirklich wird. Der christliche heilige Georg auf dem weissen Pferde, welcher den feindlichen Drachen erlegt, ist im höhern Sinne der 1) Creuzer, a. a. O., I. S. 407, Anm.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/99
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/99>, abgerufen am 21.11.2024.